172166.fb2 Credo - Das letzte Geheimnis - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 57

Credo - Das letzte Geheimnis - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 57

»… auf die Heiden und Befürworter der Abtreibung, auf die Feministen und Homosexuellen, die sogenannte Bürgerrechtsbewegung und alle anderen, die Amerika zu säkularisieren versuchen – ich zeige mit dem Finger auf sie und sage: ›Wenn der nächste Terrorangriff kommt, tragt ihr die Schuld daran …‹«

Vielleicht sollte er sein Honorar sogar verdreifachen. Das wäre mal etwas, wovon er seinen Freunden im Potomac Club erzählen konnte.

»… Und jetzt haben sie einen Turm von Babel gebaut, diese Isabella, um Gott selbst auf Seinem Thron anzugreifen. Doch Gott ist kein Weichling: Er wird zurückschlagen …«

Crawley ließ sich tiefer in seinen köstlichen Tagtraum sinken, als ein Wort ihn plötzlich aus seinen Gedanken riss. Das Wort war »Mord«.

Er beugte sich vor. Wovon sprach Spates gerade?

»So ist es«, sagte Spates. »Aus zuverlässiger Quelle habe ich erfahren, dass einer der Top-Wissenschaftler des Isabella-Projekts, ein Russe namens Wolkonski, vor vier Nächten angeblich Selbstmord begangen haben soll. Im Vertrauen erfuhr ich jedoch, dass einige der ermittelnden Beamten nicht so sicher sind, dass es tatsächlich Selbstmord war. Es sieht immer mehr nach einem Mord aus – und der Täter kann nur aus dem engsten Umfeld des Opfers kommen. Ein Wissenschaftler, ermordet von seinen eigenen Kollegen. Warum? Um ihn zum Schweigen zu bringen?«

Crawley saß nun auf der Sesselkante, hellwach und begierig. Welch ein Geniestreich, sich diese Neuigkeit bis zum Schluss aufzuheben.

»Vielleicht kann ich Ihnen sagen, warum. Ich habe von dieser verlässlichen Quelle weitere, wahrhaft schockierende Informationen erhalten. Ich kann es selbst kaum glauben.«

Mit einer manikürten Hand und theatralisch langsamen Bewegungen nahm Spates ein einzelnes Blatt Papier vom Tisch und hielt es hoch. Crawley kannte diesen Trick – Joseph Mc-Carthy hatte ihn in den Fünfzigern praktisch erfunden –, durch den eine Information nur deshalb, weil sie schwarz auf weiß auf einem Blatt Papier stand, die Glaubwürdigkeit eines Beweises erlangte.

Spates ließ das Blatt ein wenig zittern. »Da steht es.«

Eine weitere dramatische Pause. Crawley rutschte auf seinem Sessel herum, der Drink war vergessen. Worauf wollte Spates jetzt hinaus?

»Isabella hätte schon vor Monaten in Betrieb gehen und Ergebnisse liefern sollen. Offensichtlich gibt es da ein Problem. Niemand weiß, warum sie anscheinend nicht richtig funktioniert – bis auf meine Quelle und mich. Und jetzt sollen Sie es erfahren.«

Ein weiteres Mal wackelte das Papier unheilverkündend.

»Das Gehirn dieser Maschine Isabella, wenn man so will, ist der schnellste Supercomputer, der je gebaut wurde. Und Isabella behauptet von sich selbst, sie sei …« Er machte eine effekthaschende Pause. »Gott.«

Er legte das Blatt weg und blickte direkt in die Kamera. Sogar sein Gast wirkte geschockt.

Die Stille dehnte sich aus, während Spates finster in die Kamera funkelte – der Mann wusste um die Macht der Stille, besonders im Fernsehen.

Crawley hockte auf der Sesselkante und versuchte, diese Bombe einzuordnen. Sein feines inneres Radar für politische Schwierigkeiten sah da etwas Großes, das sehr schnell aus dem Nichts angeflogen kam. Das war der reinste Irrsinn.

Vielleicht war es doch nicht so klug von ihm gewesen, Spates diesen Ball zuzuspielen und ihn einfach damit laufen zu lassen. Vielleicht hätte er Yazzie gleich heute Morgen einen neuen Vertrag zufaxen sollen, damit er ihn möglichst rasch unterschrieb.

Endlich sprach Spates weiter.

»Meine Freunde, ich würde so etwas nicht behaupten, wenn ich nicht absolut sicher wäre, die Tatsachen zu kennen. Meine Quelle, ein frommer Christ, Pastor einer Gemeinde, wie ich selbst, ist vor Ort – und er hat diese Informationen direkt von den Wissenschaftlern selbst erhalten. Sie haben richtig gehört: Diese gigantische Maschine namens Isabella behauptet, Gott zu sein. So ist es: Sie behauptet, Gott zu sein. Wenn meine Informationen falsch sein sollten, so fordere ich die Wissenschaftler hiermit öffentlich auf, meine Aussage zu widerlegen

Spates erhob sich von seinem Stuhl, eine Geste, die durch die großartige Kameraführung noch dramatischer wirkte. Er ragte nun über den Zuschauern auf, eine Säule beherrschten Zorns. »Ich bitte darum – ich verlange –, dass Gregory North Hazelius, der Anführer dieses Projekts, vor das amerikanische Volk tritt und diese Ungeheuerlichkeit erklärt. Ich verlange es. Wir, das amerikanische Volk, haben vierzig Milliarden Dollar für den Bau dieser Höllenmaschine in der Wüste ausgegeben, eine Maschine, die zu dem Zweck konstruiert wurde, Gott als Lügner hinzustellen. Und jetzt behauptet sie von sich, Gott zu sein! Oh, meine Freunde! Was ist das für eine Blasphemie? Was ist das für eine Blasphemie?«

41

Ford traf um acht Uhr in der Brücke ein. Als er den Raum betrat, warf er als Erstes einen Blick auf Kate, die an ihrem Arbeitsplatz saß. Ihre Blicke trafen sich. Sie wechselten kein Wort, doch der Blick war vielsagend.

Die übrigen Wissenschaftler waren über ihre diversen Tastaturen und Kontrollpulte gebeugt, während Hazelius das Geschehen von seinem Drehstuhl in der Mitte aus dirigierte. Die Maschine summte, aber noch war der Visualizer schwarz.

Die anderen nahmen Fords Ankunft mit einem beiläufigen Nicken oder einem knappen Gruß zur Kenntnis. Wardlaw starrte ihn lange an, ehe er sich wieder seinem Überwachungspult zuwandte.

Hazelius winkte ihn zu sich herüber. »Wie steht’s da oben?«, fragte er.

»Ich glaube nicht, dass es Probleme geben wird.«

»Gut. Sie kommen gerade rechtzeitig, wir werden gleich den Kontakt bei K-Null herstellen. Ken, wie sieht’s aus?«

»Alles stabil bei neunzig Prozent«, sagte Dolby.

»Der Magnet?«

»Immer noch kein Problem.«

»Dann wollen wir mal«, sagte Hazelius. »Rae? Sie nehmen Ihren Platz am Detektoren-Kontrollpult ein. Sobald die Logikbombe ausgelöst wird, hängen Sie sich dran. Julie, Sie unterstützen Rae dabei.«

Er wandte sich um. »Alan?«

Edelstein hob langsam den Blick von seiner Tastatur.

»Überwachen Sie gleichzeitig die Back-up-Server und den Hauptcomputer. Beim ersten Anzeichen von Instabilität verlagern Sie die Kontrolle über Isabella an die drei p-fünf-fünfneunfünfer. Warten Sie nicht erst bis zum Absturz.«

Edelstein nickte und gab etwas über die Tastatur ein.

»Melissa, ich will, dass Sie dieses Loch in der Raumzeit beobachten. Falls Sie etwas sehen, irgendetwas, das auf ein Problem hinweisen könnte, eine unerwartete Resonanz, unbekannte superschwere oder stabile Teilchen – vor allem stabile Singularitäten –, geben Sie Alarm.«

Corcoran reckte den Daumen in die Luft.

»Harlan? Wir werden die hundert Prozent Leistung halten, solange es geht. Es ist Ihre Aufgabe, dafür zu sorgen, dass der Saft schön kräftig und sauber fließt – und das Netz im weiteren Umkreis daraufhin zu überwachen, ob Dritte etwa Schwierigkeiten bekommen.«

»Geht klar.«

»Tony, auch wenn wir die drei Server als Back-up rüberschalten, bleiben die Sicherheitssysteme online. Vergessen Sie nicht, dass wir ein paar Demonstranten da draußen haben, und die könnten etwas Dummes anstellen, zum Beispiel über den Zaun klettern.«

»Ja, Sir.«

Hazelius blickte sich um. »George?«

»Ja?«, fragte Innes.

»Normalerweise haben Sie während so eines Durchlaufs nicht viel zu tun. Aber dieser ist etwas Besonderes. Ich möchte, dass Sie sich in der Nähe des Visualizers aufhalten, damit Sie den Output dieser Logikbombe lesen und psychologisch analysieren können. Ein Mensch hat dieses Programm geschrieben, und vielleicht enthält es Hinweise auf seinen Schöpfer. Suchen Sie nach Erkenntnissen, Überzeugungen, psychologischen Besonderheiten – alles, das uns helfen könnte, den Eindringling zu identifizieren oder seine Logikbombe festzunageln.«

»Hervorragende Idee, Gregory. Natürlich mache ich das.«

»Kate? Ich möchte, dass du die Tastatur übernimmst und die Fragen eingibst.«

»Ich …« Kate zögerte.

Hazelius zog eine Augenbraue hoch. »Ja?«

»Das möchte ich lieber nicht machen, Gregory.«