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Aleph
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Beth
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Lamed
130
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Lamed
130
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Aleph
1
Gesamt
666
Meine Freunde, ist dies nicht der Beweis, auf den wir gewartet haben?
Nun bedenkt diese Worte aus der Offenbarung:
»Und er hat sie versammelt an einen Ort, der da heißt auf hebräisch Harmagedon.«
Armageddon ist der Ort, an dem Satan sein letztes Gefecht gegen Gottes auserwählten König Jesus führt. Das Wort Armageddon leitet sich von den hebräischen Worten »Har Megiddo« her, das bedeutet »Berg von Megiddo«. Doch dieser »Berg« wurde im Heiligen Land nie gefunden, und das Wort »Megiddo« ist im Grunde nur eine alte Form der hebräischen Bezeichnung für rötliche Erde. Ihr seht also: Das Wort »Armageddon« in der Offenbarung bezeichnet eigentlich einen Ort mit Namen »Roter Berg«. Meine Freunde, das Isabella-Projekt liegt auf der sogenannten Red Mesa in Arizona. Die Navajo-Indianer nennen diesen Tafelberg Dzilth Chíí, was wörtlich übersetzt »Roter Berg« bedeutet – Armageddon.
Das sind die Beweise, meine Freunde. Und nun seid ihr am Zuge. Was werdet ihr mit dieser Information anfangen? Der ultimative Augenblick in eurem Leben als Christen ist eingetreten, GENAU JETZT, während ihr diese E-Mail lest.
WAS WERDET IHR TUN?
Werdet ihr zu Hause bleiben? Werdet ihr zögern und euch fragen, ob ich nur einer von vielen Verrückten auf der Welt bin? Werdet ihr vor eurem Computer sitzen bleiben, weil ihr nicht wisst, wo die Red Mesa ist oder wie ihr mitten in der Nacht dorthin kommen sollt? Werdet ihr es lieber bis morgen aufschieben? Werdet ihr auf weitere Beweise warten, auf ein Zeichen?
Oder werdet ihr diesen Ruf jetzt sofort befolgen und Soldat in der Armee Gottes werden? Werdet ihr jetzt sofort alles stehen-und liegenlassen, werdet ihr jetzt sofort von eurem Tisch aufstehen, euer Haus verlassen und zur Red Mesa kommen, um euch mir anzuschließen in den Streit auf jenen Tag Gottes, des Allmächtigen? Werdet ihr jetzt sofort an meiner Seite kämpfen, Schulter an Schulter, Brüder in Jesus Christus, in jener letzten Schlacht gegen Satan und seinen Antichrist?
DIE ENTSCHEIDUNG LIEGT ALLEIN BEI EUCH.
In Jesus Christus
Pastor Russ Eddy
Gathered in Thy Name Mission
Blue Gap, Arizona
Diese E-Mail wurde versandt am 14. September, 21.37 Uhr MDT.
LEITET DIESE E-MAIL AN ALLE EURE CHRISTLICHEN FREUNDE WEITER – UND DANN KOMMT ZUR RED MESA, WO ICH EUCH ERWARTE!
Als Eddy fertig war, ließ er sich verschwitzt und mit zitternden Händen zurücksinken. Er las seine Botschaft nicht noch einmal durch. Gott hatte seine Hand geführt, und das bedeutete, dass alles perfekt war.
Er klickte in die Betreffzeile und tippte:
Red Mesa = Armageddon
Er überprüfte die Liste von E-Mail-Adressen, die er mühsam angelegt hatte in der Hoffnung, Geld für die Mission sammeln zu können. Einige hatte er von Kirchenwebsites und christlichen Mailing-Listen; andere waren Kontakte aus christlichen Foren, Newsgroups, Chatrooms und Portalen im Internet.
Zweitausendeinhundertsechzehn Namen. Natürlich würden die meisten nicht reagieren. Schließlich sagte die Bibel genau das vorher: Denn viele sind berufen, doch wenige sind auserwählt. Aber zweitausend war immerhin ein Anfang. Von diesen zweitausend würden vielleicht ein paar Dutzend die E-Mail weiterleiten und sich auf den Weg zur Red Mesa machen. Auf diese nächste Runde reagierten vielleicht ein paar hundert, und ein paar tausend auf die dritte. Der Brief würde auf Hunderten christlichen Websites auftauchen. Christliche Blogger würden ihn aufgreifen, und so würde die Botschaft wachsen. Eddy hatte genug Zeit im Internet verbracht, um zu wissen, dass die Mathematik zu seinen Gunsten sprach.
Er kopierte sein gesamtes Adressbuch in die Empfängerzeile und bewegte den Cursor zu der kleinen Schaltfläche mit dem Papierflieger darauf. Er holte tief Luft und klickte auf den Papierflieger. Mit einem unhörbaren, eingebildeten Wwwusch! zischte die E-Mail mit Lichtgeschwindigkeit hinaus in den elektronischen Äther.
Es ist vollbracht.
Zitternd lehnte er sich zurück. Alles war still. Doch die Welt hatte sich verändert.
Er blieb noch fünf Minuten lang sitzen. Dann, sobald er wieder ruhig atmen konnte, stand er auf und sammelte sich. Nach einigem Zögern holte er seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche, schloss den Aktenschrank neben seinem Schreibtisch auf und holte den 44er Ruger Magnum Blackhawk heraus – sein Vater hatte ihm den Revolver zum achtzehnten Geburtstag geschenkt. Die Waffe war eine limitierte Auflage, eine Replik eines echten Wildwest-Revolvers, aber technisch auf dem neuesten Stand und sehr zuverlässig. Mit dieser Waffe hatte er vor vielen Jahren ein paar Tage auf dem Schießstand verbracht, und er hielt sie stets gut geölt und einsatzbereit.
Eddy gab sich keinen Illusionen hin. Ein Krieg stand bevor – ein echter Krieg.
Er lud den Revolver mit 240-Grain-Remington-Mantel-geschossen. Dann packte er die Waffe und zwei volle Schachteln Munition in einen Rucksack, dazu eine Flasche Wasser, eine Taschenlampe samt Ersatzbatterien, ein Fernglas, seine Bibel, Notizbuch und Stift. Er kramte den kleinen Benzinkanister hervor, den er stets mit Petroleum gefüllt bereithielt, falls der Strom ausfiel. Der Kanister kam auch noch in den Rucksack.
Er warf sich den Rucksack über die Schulter, trat hinaus in die Nachtluft und blickte zur Red Mesa auf, deren gewaltige Silhouette sich vor dem nächtlichen Himmel abhob. Ein einziges, kaum erkennbares Licht markierte den Zugang zum Isabella-Projekt, ganz am Rand der dunklen Insel aus Fels.
Er warf den Rucksack auf den Beifahrersitz seines Pick-up und stieg ein. Er hatte kaum noch genug Benzin, um es bis auf die Mesa zu schaffen. Doch was spielte das schon für eine Rolle? Gott, der ihn bis hierher geführt hatte, würde ihn auch wieder nach Hause bringen und mit seinen Kindern vereinen, und wenn nicht auf Erden, dann im nächsten Leben.
47
Alle zurück an ihre Plätze«, befahl Hazelius, dessen Stimme allmählich wieder kräftiger klang. Er wandte sich dem Visualizer zu und sprach den Bildschirm an. »Also schön, fangen wir noch mal von vorn an. Wer zum Teufel bist du – wirklich?«