172166.fb2 Credo - Das letzte Geheimnis - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 73

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»Das ist eine absurde Überreaktion!«

Wardlaw wandte sich zu Dolby um. »Ken, wir müssen so-fort die Kommunikationskanäle wiederherstellen und diesen Irrsinn abblasen.«

»Das kann ich nicht, ohne Isabella abzuschalten. Wie ihr sehr wohl wisst, ist Isabella nach außen hin komplett abgeschottet. Die Programmierung lässt einfach nicht zu, dass wir die Kommunikationssysteme einschalten, solange Isabella läuft.«

»Starten Sie den Hauptcomputer neu, und verlagern Sie die Kontrolle auf die anderen Server.«

»Es würde mindestens eine Stunde dauern, den Mainframe hochzufahren und neu zu konfigurieren.«

Wardlaw fluchte. »Also schön, dann gehe ich nach oben und erkläre denen persönlich die Situation.« Er wandte sich zur Tür.

»Sie werden nichts dergleichen tun«, sagte Hazelius.

Wardlaw starrte ihn an. »Sir, ich verstehe nicht …«

Hazelius zeigte stumm von Wardlaws Arbeitsbereich hinüber zum größten Bildschirm im Raum. Eine neue Botschaft war dort erschienen.

Wir haben sehr wenig Zeit. Was ich euch zu sagen habe, ist von äußerster Wichtigkeit.

Wardlaw sah Hazelius beinahe panisch an. Sein Blick huschte zu den Sicherheitsmonitoren und zurück. »Wir können sie nicht einfach aussperren, Sir. Ich muss die Sicherheitstür öffnen.«

»Tony«, sagte Hazelius mit leiser, drängender Stimme. »Denken Sie mal einen Moment daran, was hier drinnen vor sich geht. Wenn Sie diese Tür öffnen, ist unser Gespräch mit … Gott, oder was immer das ist, unweigerlich zu Ende.«

Wardlaws Adamsapfel hüpfte, als er schluckte. »Gott?«

»So ist es, Tony. Gott. Es ist durchaus möglich, dass wir Kontakt zu Gott hergestellt haben. Nur ist das ein Gott, der sehr viel größer und unbegreiflicher ist als alles, was die Menschheit sich je ausgedacht hat.«

Niemand sprach ein Wort.

Hazelius fuhr fort, leise und eindringlich. »Tony, wir können uns ein wenig Zeit erkaufen, und sie wird uns nicht allzu viel kosten. Wir erzählen ihnen, die Tür sei kaputt, die Kommunikationssysteme vorübergehend zusammengebrochen, der Computer abgestürzt. Wir müssen es nur geschickt anstellen. Wir können die Türen geschlossen halten und dennoch ohne allzu schwerwiegende Anklage davonkommen.«

»Sie haben sicher Sprengstoff dabei. Sie werden die Tür sprengen«, sagte Wardlaw mit gepresster, hoher Stimme.

»Sollen sie doch«, erwiderte Hazelius. Sanft legte er eine Hand auf Wardlaws Schulter und schüttelte sie freundschaftlich, als wolle er den Mann aufwecken. »Tony, Tony. Wir sprechen vielleicht gerade mit Gott. Verstehen Sie denn nicht?«

Wardlaw sagte leise: »Ich verstehe.«

»Sie werden eine Weile brauchen, um durch die Titantür zu gelangen.« Hazelius blickte sich um. »Sind wir uns in dieser Sache einig?« Sein Blick schweifte durch den Raum und blieb an Ford hängen. Er musste die Skepsis in Fords Augen bemerkt haben. »Wyman?«

Ford sagte: »Ich bin nur erstaunt, dass Sie es für möglich halten – dass wir tatsächlich mit Gott sprechen könnten.«

»Wenn das nicht Gott ist, wer ist es dann?«, fragte Hazelius.

Ford warf den anderen einen Blick zu. Er fragte sich, wer außer ihm noch erkannte, dass Hazelius allmählich den Verstand verlor. »Genau das, was Sie die ganze Zeit über vermutet haben. Ein Betrug. Sabotage.«

Plötzlich meldete sich Melissa Corcoran zu Wort. »Wenn du das immer noch glaubst, Wyman, dann tust du mir leid.«

Ford wandte sich erstaunt zu ihr um. Ihr Gesicht trug einen Ausdruck, den er bei ihr noch nie gesehen hatte und der ihn sofort innehalten ließ. Verschwunden war die unsichere junge Frau, die ständig nach Zuwendung und Bestätigung suchte. Sie strahlte vor gelassener Schönheit, Selbstsicherheit blitzte aus ihren Augen.

»Du glaubst, das sei Gott?«, fragte Ford fassungslos.

»Ich verstehe nicht, warum dich das so überrascht«, sagte sie. »Glaubst du denn nicht an Gott?«

»Schon, aber nicht an diesen Gott!«

»Woher willst du wissen, dass er das nicht ist?«

Ford wusste nicht weiter. »Kommt schon, Leute! Gott würde nie auf diesem verrückten Weg Kontakt zu uns aufnehmen.«

»Du glaubst, es wäre weniger verrückt von ihm, eine Jungfrau zu schwängern, die dann einen Sohn gebärt, der die Botschaft auf die Erde bringen soll?«

Ford wollte seinen Ohren nicht trauen. »Ich sage euch, das ist nicht Gott.«

Corcoran schüttelte den Kopf. »Wyman, ist dir denn nicht klar, was hier passiert ist? Kapierst du das nicht? Wir haben die größte wissenschaftliche Entdeckung aller Zeiten gemacht: Wir haben Gott entdeckt.«

Ford sah die anderen der Reihe nach an. Sein Blick traf schließlich Kates; sie stand neben ihm. Sie sahen einander tief in die Augen. Er konnte kaum glauben, was er da sah: Ihre Augen waren feucht vor Rührung. Sie drückte seine Hand, ließ sie dann los und lächelte. »Es tut mir leid, Wyman. Du weißt, dass Melissa und ich nicht die besten Freundinnen sind. Aber jetzt … na ja.« Sie streckte den Arm aus und ergriff Corcorans Hand. »Ich stimme ihr zu.«

Ford starrte die beiden Gegnerinnen an, die plötzlich Verbündete waren. »Wie kann ein rationaler Mensch auch nur einen Moment lang glauben, dass dieses … Ding« – er deutete auf den Bildschirm – »Gott sei?«

»Was mich überrascht«, sagte Kate gefasst, »ist, dass du es nicht erkennst. Sieh dir die Beweise an. Das Raum-Zeit-Loch. Es ist wirklich. Ich habe alles durchgerechnet. Das ist ein Wurmloch oder eine Flux-Tube in ein Paralleluniversum – ein Universum, das direkt neben unserem existiert, unglaublich nahe, so dass sich die beiden beinahe, aber nicht ganz berühren. Diese beiden Universen sind wie zwei Blatt Papier, die zusammengeknüllt wurden. Wir haben nichts weiter getan, als ein Loch in unser Blatt Papier zu stechen, und dadurch ein winziges Stück des anderen Blattes freigelegt. Und in diesem Paralleluniversum … wohnt Gott.«

»Kate, das kann nicht dein Ernst sein.«

»Wyman, vergiss alles andere, und achte nur auf die Worte. Nur die Worte. Ich erlebe es heute zum ersten Mal, dass die einfache Wahrheit tatsächlich ausgesprochen wird. Es ist wie Glockenläuten nach jahrelanger Stille. Was dieses … was Gott da sagt, ist einfach so unglaublich wahr

Ford blickte sich in dem kreisrunden Raum um und blieb bei Edelstein hängen. Edelstein, der ultimative Skeptiker. Die dunklen Augen des Mannes erwiderten den Blick triumphierend.

»Alan, bitte hilf mir.«

»Ich habe wirklich nie nach Gott gesucht«, sagte Edelstein. »Ich war mein ganzes Leben lang überzeugter Atheist. Ich brauche Gott nicht – ich habe ihn noch nie gebraucht und werde ihn auch nie brauchen.«

»Wenigstens einer, der auf meiner Seite steht«, bemerkte Ford erleichtert.

Edelstein lächelte. »Was meiner Bekehrung umso mehr Gewicht verleiht.«

»Deiner Bekehrung?«

»Ganz recht.«

»Du … glaubst daran?«

»Natürlich. Ich bin Mathematiker. Ich lebe und sterbe für die Logik. Und die Logik sagt mir, dass dieses Ding, das mit uns spricht, irgendeine höhere Macht sein muss. Nenn es Gott, nenn es das Primum mobile oder den Großen Geist, das ist völlig egal.«

»Ich nenne das einen Betrug.«

»Wo sind deine Beweise für eine Täuschung? Kein Programmierer hat je einen Code geschrieben, der den Turing-Test bestehen könnte. Auch wurde nie ein Computer gebaut – Isabellas Super-Computergehirn eingeschlossen –, der zu wahrer künstlicher Intelligenz fähig wäre. Du kannst nicht erklären, woher es Kates Zahlen oder Gregorys Namen kannte. Vor allem aber erkenne ich, genau wie Kate, die tiefer gehende Wahrheit, die es verkündet. Wenn es nicht Gott ist, dann ist es ein höchst intelligentes Wesen aus diesem oder einem anderen Universum, und daher übernatürlich. Ich begreife es so, wie ich es sehe. Die einfachste Erklärung ist zu bevorzugen. Ockhams Rasiermesser.«

»Außerdem«, fügte Chen hinzu, »kam dieser Output direkt aus K-Null. Wie erklärst du das?«