172327.fb2 Das gefrorene Licht - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 19

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15. KAPITEL

Die Kirche stand auf einer Wiese unweit vom Strand. Sie thronte auf einem flachen Hügel: Klein, tiefschwarz und aus Holz, erinnerte sie Dóra an die Kirchen, die sie in der Grundschule gemalt hatte — ein kleines Haus mit einem kleinen Turm und einem Kreuz obendrauf. Ihre Gotteshäuser waren zwar wesentlich bunter gewesen, aber die schwarze Farbe stand dem Bauwerk sehr gut zu Gesicht. Den Punkt auf dem i bildeten die weißgestrichenen Fenster und die Tür. Alles in allem war erkennbar, dass die Kirche so prächtig geworden war, wie es die Finanzen eben erlaubten. Dóra konnte sich nicht erinnern, jemals eine solche schwarze Kirche gesehen zu haben, und sie überlegte, ob man versucht hatte, das ursprüngliche Aussehen des Gotteshauses zu rekonstruieren. Die Wände schienen geteert zu sein, was vermutlich früher anstelle eines Anstrichs gemacht worden war. Sie beschloss im Stillen, dass dies die Erklärung sein musste, und teilte Matthias ihre Erkenntnis mit, als handele es sich um eine unwiderrufliche Tatsache. Er fiel darauf herein.

Um die Kirche war ein breiter, mit Gras und Moos überwucherter Garten angelegt, aus dem nur hier und dort ein paar Steinplatten herausragten. Gegenüber der Kirchentür führte ein hohes quietschendes Eisentor zunächst in den Garten.

»Sieh mal«, sagte Dóra. »Ein Friedhof.« Am Ende des Gartens waren ein paar Gräber zu sehen.

»Hier sind offenbar weniger Leute gestorben als erwartet«, sagte Matthias und betrachtete die leere Fläche zwischen der Kirche und den Grabsteinen.

»Ja«, pflichtete Dóra ihm bei. »Seltsam.« Matthias wandte sich dem Schloss an der Kirchentür zu. »Was sollte ich machen? Drücken oder ziehen?«

»Drücken, glaube ich. Oder ziehen. Eins von beidem«, antwortete Dóra gedankenversunken. Sie achtete nicht auf Matthias’ Bemühungen, sondern ließ ihren Blick über den Friedhof und die Gräber schweifen. »Meinst du, wir finden das Grab von dieser Kristín?«, sagte sie zu Matthias, der wild an der Tür rüttelte. »Birna muss danach gesucht haben, als sie hier war.«

»Ich weiß es nicht«, antwortete er gereizt. »Was ist bloß mit dieser Tür?« Er warf sich mit der Schulter fest dagegen und drehte gleichzeitig den Schlüssel im Schloss. Ein leises Klicken ertönte. »Na endlich!«, rief er triumphierend auf Deutsch und stieß die Tür auf. »Nach Ihnen, Mylady.«

In den Vorraum passten höchstens vier Personen. Dahinter befand sich das eigentliche Kirchenschiff mit Altar, Bänken und einer Kanzel, alles aus Holz. Innen war die Kirche in gedämpften Farbtönen gestrichen und entlang der Decke und an den Seiten der Bänke durch ein Blumenmuster aufgefrischt. Das Ergebnis war hübsch und einladend, wenn man von der Altartafel mit dem leidenden Christus auf dem Berg Golgatha einmal absah.

»Warum sind die Bänke so niedrig?«, fragte Matthias und setzte sich. Er hatte Schwierigkeiten, seine Beine zwischen den Bankreihen unterzubringen.

»Vermutlich, damit man nicht einschläft«, antwortete Dóra. »Oder um Platz zu sparen. Das ist wohl wahrscheinlicher.«

»Entweder das, oder die Isländer waren alle Zwerge«, meinte Matthias und stand wieder auf. Er ging zu Dóra, die an der Treppe zur Empore stand. »Sollen wir mal nach oben gehen?«, fragte er. »Ich könnte schwören, dass wir nicht mehr als fünfzehn Sekunden brauchen, um hier unten alles abzuchecken.«

Sie stiegen die schmale Treppe hinauf. Oben war alles in denselben Farben gestrichen. Vom Geländer aus hatte man einen guten Blick in das Kirchenschiff, und erst jetzt bemerkte Dóra den mächtigen Messingkronleuchter an der Decke. Sie spähten umher, aber es gab nicht viel zu sehen; eine tadellose Orgel mit einem geöffneten Notenheft und eine Holztruhe, in der Dóra Gesangbücher und andere Chorutensilien entdeckte. Mehr gab es auf der Empore nicht. »Das ist ja sehr spartanisch hier«, sagte Dóra enttäuscht. »Ich hatte etwas Spektakuläreres erwartet.«

»Was denn?«, fragte Matthias. »Hier gibt’s wohl kaum etwas, das mit dem Mord zusammenhängt. Birna hat sich nur als Architektin für die Kirche interessiert.«

Dóra machte ein skeptisches Gesicht. »Es muss doch eine Abstellkammer oder so was geben. Die Pfarrer können doch nicht immer alles mitschleppen, wenn sie zur Messe kommen.«

Matthias zuckte die Achseln. »Unten beim Altar lag eine Bibel. Die reicht ihnen vielleicht. Und Kerzenständer.«

»Und die Kirchenbücher? Ist nicht jede Kirche verpflichtet, ein Kirchenbuch zu führen?« Dóra trat wieder ans Geländer und musterte die Kirche genauer. Vielleicht war irgendwo ein praktischer Einbauschrank oder eine Kiste. Aber sie sah nichts dergleichen. »Es muss doch verzeichnet werden, was hier vor sich geht.«

Matthias schaute Dóra verständnislos an. »Was meinst du?«

»Hochzeiten, Taufen, Firmungen. Das wird alles in Kirchenbücher eingetragen.« Dóra ging zu der Wand im hinteren Teil der Empore nahe der Treppe in der Hoffnung, eine Tür zu finden. »Ich wusste es!«, rief sie aufgeregt, als ihr Blick auf eine viereckige Luke in der Decke fiel, direkt über der Wandmitte. »Da ist was!«

Matthias trat zu ihr und schaute nach oben. Die Decke war so niedrig, dass er die Tür problemlos öffnen konnte. Sie schauten beide in die schwarze Öffnung. »Sieht aus wie Stufen«, sagte er. »Man muss hier doch Licht machen können.«

Dóra drückte auf einen altmodischen Schalter beim Aufstieg. Daraufhin gingen einige Lampen an. »Besser so?«

»Jein«, antwortete Matthias. »Besser, weil ich jetzt was sehen kann, und schlechter, weil ich sehe, dass da nichts ist.«

»Nichts? Keine Bücher?«, fragte Dóra enttäuscht und versuchte, sich auf die Zehenspitzen zu stellen und hineinzuschauen.

»Nein«, antwortete Matthias. »Scheint nur ein Aufgang zum Kirchturm zu sein. Ich bezweifle, dass da Bücher aufbewahrt werden.« Er griff mit beiden Händen in die Seiten der Öffnung und stemmte sich hoch. »Nein. Eindeutig. Hier ist nichts.« Er ließ sich wieder auf den Boden fallen und schlug sich den Staub von den Händen. »Vielleicht weiß Vigdís, wo die Kirchenbücher aufbewahrt werden. Immerhin hat sie den Schlüssel, und vielleicht hat ja schon mal jemand danach gefragt.«

»Ich sehe mir den Altar näher an«, sagte Dóra, »die müssen hier irgendwo sein.« Sie ging vor Matthias her zu dem leidenden Jesus. Auf den ersten Blick schien es lediglich eine Bibel, zwei große, prächtige Kerzenständer und eine hübsch bestickte purpurfarbene Decke zu geben, die auf der Anrichte an der Wand unter der Altartafel lag. Dóra hob die Decke an und sah, dass die Anrichte Fächer hatte. »Guck mal, Matthias!« Sie beugte sich hinunter, packte mit jeder Hand einen eingefassten Griff, und die Türen öffneten sich mit einem leisen Knarren. Dóra drehte sich triumphierend um. Sie nahm drei große, in Leder gebundene Bücher heraus. Das oberste sah recht neu aus, und als Dóra es öffnete, konnte sie am Datum erkennen, dass es unnötig war, Zeit daran zu verschwenden. Die älteste Jahreszahl auf der letzten Seite war 1996. Dóra öffnete das nächste Buch und blätterte bis zu einem Datum im Jahr 1940. »Ich könnte mir vorstellen, dass Kristín während des Krieges gelebt hat«, sagte sie zu Matthias. »Die Fotos von den Filmstars, die ich auf dem Dachboden gefunden habe, waren aus dieser Zeit.« Sie blätterte alle Seiten aus der fraglichen Zeit durch, fand aber nichts. Geburten, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen, aber nirgendwo eine Kristín. Eine merkwürdige Lücke gab es 1941: Die Seite endete mit dem Namen einer Braut, und auf der gegenüberliegenden Seite war ein Eintrag über eine Beerdigung. Dóra runzelte die Stirn. »Das ist merkwürdig«, sagte sie und öffnete das Buch in der Mitte so weit wie möglich. Sie reichte es Matthias. »Sieh mal, hier ist eine Seite rausgerissen worden. Vielleicht auch zwei.«

Matthias betrachtete das Buch und nickte. »Eindeutig. Wer sollte so was machen? Jemand, der seine eigene Hochzeit vertuschen will?«

»Oder jemand, der eine Kindstaufe unkenntlich machen wollte«, sagte Dóra. »Wenn man damals ein Kind aus dem Kirchenbuch gelöscht hat, dann hat man es mehr oder weniger aus der Geschichte getilgt. Ich weiß nicht, ob es damals schon ein Volksverzeichnis gab oder wie solche Register auf dem Land gehandhabt wurden. Es war bestimmt nicht schwierig, sich oder andere nicht registrieren zu lassen.«

Sie legten die Bücher zurück, nachdem Dóra sich davon überzeugt hatte, dass ein Begräbnis der geheimnisvollen Kristín nirgends verzeichnet war.

Matthias und Dóra gingen hinaus auf den Friedhof. Sie hatten erst wenige Gräber passiert, als sie feststellten, wie sehr sich die Zeiten geändert hatten. Die auffälligsten Inschriften auf den Kreuzen lauteten: Knabe — tot geboren, Mädchen — ungetauft. Häufig lagen mehrere Kinder aus derselben Familie Seite an Seite, oder die Namen verstorbener Geschwister standen auf ein und demselben Grabstein. Dóra las pflichtbewusst jede Inschrift, in der Hoffnung, auf bekannte Namen zu stoßen. Sie fand zwei Gräber, in denen eine Kristín bestattet war. Beide waren im hohen Alter verstorben. Unwahrscheinlich, dass diese Frauen mit dem eingeritzten Namen auf dem Dachboden zu tun hatten.

Am Ende gingen sie zu zwei zusammengehörigen Gräbern, die jedoch durch eine kleine Einzäunung voneinander abgegrenzt waren. Beide waren mit ungewöhnlich großen, prächtigen Grabsteinen geschmückt. Die Steine ähnelten einander, waren aus hellem Stein und etwa anderthalb Meter hoch. Orangefarbenes Moos und Gestrüpp überwucherte beide Grabsteine. In den einen waren eine sich nach oben windende Schlange und eine Öllampe gemeißelt. Dóra kannte die beiden Zeichen nicht, meinte aber, die Lampe auf dem Neuen Testament des Gideonbundes gesehen zu haben. Matthias kannte die Symbole ebenso wenig. Auf dem Stein standen die Namen der Bewohner von Kirkjustétt, das nun Teil von Jónas’ Hotelgebäude war. Ganz oben war der Name des Hausherrn: Bjarni þórólfsson, Bauer auf Kirkjustétt, geb. 1896 — gest. 1944. Darunter stand: Seine Ehefrau Aðalheiður Jónsdóttir, geb. 1900 — gest. 1928. Darunter waren noch zwei Namen: Bjarni, geb. 1923 — gest. 1923 und Guðný, geb. 1924 — gest. 1945.

»Das sind die Leute auf den Fotos, von denen ich dir erzählt habe, die Leute, die Magnús Baldvinsson kannte. Laut Magnús starben der Bauer und seine Tochter an Tuberkulose und seine Frau sehr jung an Blutvergiftung.« Sie zeigte auf die Jahreszahlen unter Aðalheiðurs Namen. »Ein Mädchen, das bei Jónas arbeitet, hat behauptet, es hätte auf dem Hof einen Inzestfall gegeben. Dabei muss es um Bjarni und seine Tochter Guðný gehen.«

»Falls sie recht hat«, meinte Matthias. »Wie kann ein Mädchen heute etwas über einen Inzestfall von vor siebzig Jahren wissen?«

»Sie wusste es von ihrer Großmutter«, antwortete Dóra. »Großmütter lügen normalerweise nicht.«

»Großmütter können mit allen Wassern gewaschen sein«, entgegnete Matthias grinsend. »Ich wäre jedenfalls vorsichtig bei solchen Geschichten, auch wenn sie von einer alten Großmutter stammen.«

»Klar«, sagte Dóra. »Ich hoffe jedenfalls für Guðný, dass an der Sache nichts dran ist.« Sie zeigte auf die Inschrift mit dem Namen des Sohnes, der das erste Jahr nicht überlebt hatte. »Ich habe auf den Fotos gesehen, dass Aðalheiður schwanger war, aber keine Bilder von einem Kind entdeckt. Wahrscheinlich hat er nur ein paar Tage gelebt.«

»Er und die meisten anderen Kinder hier in der Gegend«, meinte Matthias und zeigte auf die umliegenden Gräber. »Mehr als die Hälfte der Verstorbenen sind Kinder, die nie groß geworden sind.«

»Scheint was Wahres dran zu sein, dass es schwer war, hier Kinder großzuziehen«, sagte Dóra und ließ ihren Blick über den Friedhof schweifen. »Es sei denn, früher Kindstod war im ganzen Land so verbreitet.« Sie schüttelte sich. »Das ist zum Glück Vergangenheit«, sagte sie und wandte sich dem zweiten, schlichteren Grabstein zu. »Merkwürdig.« Sie zeigte auf den nahezu leeren Stein. »Nur zwei Inschriften: Seine Ehefrau Kristrún Valgeirsdóttir, geb. 1894 — gest. 1940, und darunter Edda Grímsdóttir, geb. 1921 — gest. 1924.« Dóra sah Matthias an. »Der Mann fehlt.«

»Kann das nicht der Vater sein, der Kristín umgebracht hat?«, fragte Matthias. »Anscheinend lebt er noch. Zumindest ist er nicht hier begraben.«

Dóra schüttelte den Kopf. »Nein, das kann nicht sein. Magnús hat gesagt, dass Grímur ein paar Jahre, nachdem er in die Stadt gezogen war, gestorben ist —«

»Aber wo ist er dann?«, fragte Matthias. »Hier ist alles für ihn vorbereitet. Ein freier Platz für seinen Namen. Schon seltsam, dass der leer ist.«

Dóra blickte sich um. »Hier ist er bestimmt nicht begraben, wenn er schon nicht auf diesem Grabstein verzeichnet ist.« Sie gingen weiter und untersuchten den Rest des Friedhofs, fanden aber weder Grímurs noch Kristíns Grab. »Vielleicht ist diese Kristín am Ende doch nur eine Katze«, sagte Dóra ernüchtert, als sie den Friedhof durch das quietschende Tor verließen.

»Und was ist mit der fehlenden Seite im Kirchenbuch? Ich glaube, es wäre am vernünftigsten, sich mal mit den Geschwistern, die Jónas das Land verkauft haben, zu treffen«, schlug Matthias vor. »Du kannst ja diesen Gespensterunfug als Vorwand benutzen und ihnen etwas über die Geschichte des Orts aus der Nase ziehen, über Grímur und Kristín und so weiter.«

Dóra nickte nachdenklich. Keine schlechte Idee.

Elín þórðardóttir legte auf, ohne die Hand vom Hörer zu nehmen. Sie atmete scharf aus und hob den Hörer erneut ans Ohr. Mit flinken Fingern wählte sie eine Nummer und wartete ungeduldig, dass abgenommen wurde. »Börkur«, sagte sie hastig. »Wie sieht’s aus?«

»Ich weiß nicht, Elin. Schlecht.« Börkur war wie üblich mürrisch, wenn seine Schwester anrief. »Bei uns zu Hause gibt’s ein kleines Problem.«

»Was denn?«, fragte Elin neugierig. Es musste mit Svava, Börkurs Frau, zu tun haben, die eine wandelnde Krise war und sich ständig über irgendetwas aufregte, das eigentlich nicht der Rede wert war.

»Nichts, was ich mit dir besprechen möchte«, antwortete Börkur noch mürrischer als zuvor. »Was willst du?«

Elin ließ sich von seinem abweisenden Tonfall nicht abschrecken; sie war einiges gewöhnt. Im Grunde freute sie sich darauf, im Leben ihres Bruders ein wenig Unruhe zu stiften. Sie war immer dagegen gewesen, das Grundstück zu verkaufen, musste aber am Ende nachgeben. Leider hatte sich ihre Mutter der Sache nicht entgegengestellt; sie war die alleinige Besitzerin, auch wenn das Geld letztendlich an die Geschwister ging. Börkur war es gelungen, sie zu überreden. Aber jetzt konnte Elin sich an ihrem dreisten Bruder rächen. »Dóra, die Rechtsanwältin von diesem Jónas, der Kirkjustétt und Kreppa gekauft hat, hat gerade angerufen.« Sie genoss es, einen Moment zu schweigen und sich von ihm bitten zu lassen, fortzufahren.

»Und?«, fragte Börkur irritiert, aber hellhörig. »Was wollte sie?«

»Das Boot ist leckgeschlagen, mein Lieber«, sagte Elin und grinste in sich hinein. »Sie will uns treffen, wegen eines verdeckten Mangels, den Jónas gefunden hat.«

»Sind die denn völlig bekloppt? Was zum Teufel soll daran mangelhaft sein, Bodenverschmutzung oder was?«

Elin ließ ihn eine Weile toben und griff dann ein: »Wir haben nicht über Details gesprochen. Sie will uns treffen. In Snæfellsnes, wenn möglich.«

»In Snæfellsnes? Als ob man nichts Besseres zu tun hätte, als nach Snæfellsnes zu kutschieren!« Börkur schrie fast. »Ich bin im Stress! Total im Stress!«

»Ach, wie schade«, sagte Elin mit geheucheltem Mitleid. »Soll ich allein fahren?«

Börkur schwieg einen Moment und antwortete dann: »Nein. Ich komme mit. Wann will sie uns treffen?«

»Morgen«, antwortete Elin. »Wär’s dann nicht am einfachsten, wenn wir heute Abend hochfahren? Dann haben wir morgen nicht mehr die Fahrerei vor uns.«

»Ich schaue mal, was sich machen lässt. Ruf mich später nochmal an. Vielleicht klappt es, wenn ich eine bestimmte Sache vor heute Abend in Ordnung bringen kann.«

»Börkur«, sagte Elin. »Noch was. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dieser sogenannte verdeckte Mangel etwas Ungewöhnliches ist. Die Anwältin war total komisch am Telefon.«

»Wie denn?«, fragte Börkur.

»Einfach komisch«, antwortete Elin. »Da ist was im Busch, das spüre ich.«

»Glaubst du, es hat mit der Leiche zu tun, die aus den Nachrichten?«, fragte Börkur auf einmal mit dünner Stimme.

»Nein, daran habe ich jetzt nicht gedacht«, sagte Elin verwundert. Der veränderte Ton in der Stimme ihres Bruders sah ihm überhaupt nicht ähnlich.

Wenn sie nicht alles täuschte, war die Frauenleiche kurz vorm Wochenende gefunden worden. Elin runzelte die Stirn. Genau zu dem Zeitpunkt, als Börkur ganz plötzlich wegen irgendeines Blödsinns nach Snæfellsnes gefahren war. Merkwürdig.