172585.fb2 Der Zorn der G?tter - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 22

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Kelly war noch immer aufgewühlt, als sie in ihr Hotelzimmer zurückkehrte. Sie war sich nur zu deutlich bewusst, dass sie um Haaresbreite dem Tod entgangen war. Das hat mir gerade noch gefehlt, dass ich wegen eines blonden Dummchens ermordet werde.

Kelly ließ sich auf die Couch sinken, um sich zu beruhigen, und schloss die Augen. Sie versuchte, zu meditieren und sich auf ein Mantra zu konzentrieren, aber es nützte nichts. Sie war zu mitgenommen. Und mit einem Mal empfand sie nur noch eine große innere Leere, fühlte sich einsam und allein gelassen. Mark, ich vermisse dich so sehr. Die Leute sagen, mit der Zeit vergeht das. Aber es stimmt nicht, mein Liebling. Es wird jeden Tag schlimmer.

Dann hörte sie, wie der Wagen des Zimmerkellners den Flur entlanggeschoben wurde, und mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie den ganzen Tag noch nichts gegessen hatte. Sie war nicht hungrig, aber sie musste zusehen, dass sie bei Kräften blieb.

Sie rief den Zimmerservice an. »Ich hätte gern einen Krabbensalat und eine Kanne Tee.«

»Vielen Dank, Mrs. Harris. Ihre Bestellung dürfte in etwa fünfundzwanzig bis dreißig Minuten bei Ihnen sein.«

»Bestens.« Kelly legte den Hörer auf. Dann saß sie da, ging in Gedanken noch einmal das Gespräch mit Tanner Kingsley durch, und mit einem Mal erschauderte sie und kam sich vor, als befände sie sich in einem schrecklichen Albtraum. Was ging hier vor?

Wieso hat Mark niemals etwas von einer Olga gesagt? War es eine geschäftliche Beziehung? Eine Affäre? Mark, mein Liebster, wenn du eine Affäre hattest, möchte ich, dass du weißt, dass ich dir verzeihe, weil ich dich liebe. Ich werde dich immer lieben. Du hast mich lieben gelehrt. In mir war nichts als Kälte, und du hast mich gewärmt. Durch dich habe ich meinen Stolz wieder gefunden und gelernt, mich wie eine richtige Frau zu fühlen.

Sie dachte an Diane. Diese aufdringliche Frau hat mich in Gefahr gebracht. Von der muss man sich fern halten. Das sollte nicht weiter schwer sein. Morgen bin ich wieder in Paris, bei Angel.

Sie wurde durch ein lautes Klopfen an der Tür aus ihren Gedanken gerissen. »Zimmerservice.«

»Ich komme.« Kelly wollte bereits zur Tür gehen, blieb dann aber wie versteinert stehen. Sie hatte erst vor ein paar Minuten bestellt. Das ist zu früh. »Einen Moment«, rief sie.

»Ja, Ma’am.«

Kelly griff zum Telefon und rief den Zimmerservice an.

»Meine Bestellung ist noch nicht da.«

»Wir sind gerade dabei, Mrs. Harris. Es dauert noch fünfzehn bis zwanzig Minuten.«

Kelly hatte Herzklopfen, als sie den Hörer auflegte. Dann rief sie in der Telefonzentrale an.

»Hier ist jemand - ein Mann, der in mein Zimmer will.«

»Ich schicke sofort jemanden von unserem Sicherheitsdienst zu Ihnen, Mrs. Harris.«

Zwei Minuten später klopfte es wieder. Kelly ging argwöhnisch zur Tür.

»Wer ist da?«

»Sicherheitsdienst.«

Kelly warf einen Blick auf ihre Uhr. Zu schnell. »Komme gleich.« Sie rannte zum Telefon und rief wieder in der Zentrale an. »Ich habe gerade angerufen. Ist schon .«

»Er ist bereits auf dem Weg, Mrs. Harris. Er müsste in ein, zwei Minuten bei Ihnen sein.«

»Wie heißt er?« Ihre Kehle war vor Angst wie zugeschnürt.

»Thomas.«

Kelly hörte Geflüster auf dem Flur - zwei tiefe Stimmen. Sie drückte das Ohr an die Tür und lauschte, bis draußen wieder Stille einkehrte. Außer sich vor Angst stand sie da und wartete.

Eine Minute später klopfte es an der Tür.

»Wer ist da?«

»Sicherheitsdienst.«

»Bill?«, fragte Kelly. Sie hielt den Atem an.

»Nein, Mrs. Harris. Hier ist Thomas.«

Kelly öffnete rasch die Tür und ließ ihn ein.

Er betrachtete sie einen Moment lang und sagte: »Was ist los?«

»Ein . ein paar Männer wollten hier eindringen.«

»Haben Sie sie gesehen?«

»Nein. Ich ... ich habe sie nur gehört. Könnten Sie mich zu einem Taxi bringen?«

»Selbstverständlich, Mrs. Harris.«

Kelly zwang sich dazu, Ruhe zu bewahren, doch vergebens. Zu viel war in so kurzer Zeit vorgefallen.

Thomas blieb dicht neben Kelly, als sie in den Aufzug stiegen.

Als sie im Foyer ankamen, blickte sich Kelly um, aber sie sah nichts Verdächtiges. Kelly und der Wachmann gingen hinaus. »Vielen Dank«, sagte Kelly, als sie beim Taxistand waren. »Ich bin Ihnen sehr verbunden.«

»Ich sorge dafür, dass alles in Ordnung ist, wenn Sie zurückkommen. Die Leute, die in Ihr Zimmer einbrechen wollten, dürften mittlerweile weg sein.«

Kelly stieg in ein Taxi. Als sie durch die Heckscheibe blickte, sah sie zwei Männer, die zu einer geparkten Limousine rannten.

»Wohin?«, fragte der Taxifahrer.

Die Limousine hatte sich hinter dem Taxi eingereiht. An der Kreuzung vor ihnen sah sie einen Verkehrspolizisten am Straßenrand stehen.

»Fahren Sie einfach geradeaus«, trug ihm Kelly auf.

»Okay.«

Als sie sich der grünen Ampel näherten, sagte Kelly in drängendem Tonfall: »Fahren Sie langsamer, und warten Sie, bis die Ampel gelb wird, dann biegen Sie rasch links ab.«

Der Fahrer warf ihr im Rückspiegel einen kurzen Blick zu.

»Was

»Fahren Sie nicht bei Grün durch. Warten Sie, bis die Ampel gelb wird.« Sie sah, wie der Fahrer das Gesicht verzog.

Kelly rang sich ein Lächeln ab. »Ich versuche, eine Wette zu gewinnen.«

»Aha.« Wieder so ein verrückter Fahrgast.

Als die Ampel auf Gelb umsprang, sagte Kelly: »Jetzt!«

Das Taxi bog links ab, bevor die Ampel rot wurde. Hinter ihnen trat der Polizist auf die Kreuzung und hielt den Verkehr an. Die Ampel wurde ausgeschaltet und der Polizist begann den Verkehr zu regeln. Wutentbrannt schauten sich die beiden Männer in der Limousine an.

Als das Taxi die nächste Querstraße passierte, sagte Kelly: »Oh, ich habe etwas vergessen. Ich muss hier aussteigen.«

Der Fahrer hielt an, worauf Kelly aus dem Taxi stieg und ihm ein paar Geldscheine reichte. »Hier.«

Er blickte Kelly hinterher, die sich eiligen Schrittes in ein Ärztehaus begab. Hoffentlich sucht sie einen Psychiater auf.

Sobald der Polizist an der Kreuzung den Verkehr freigab, bog die Limousine links ab und raste hinter dem Taxi her, das mittlerweile zwei Häuserblocks Vorsprung hatte.

Fünf Minuten später hielt Kelly ein anderes Taxi an.

»Mrs. Stevens«, sagte Detective Greenburg, der mittlerweile in Dianes Apartment eingetroffen war, »konnten Sie die Person erkennen, die auf Sie geschossen hat?«

Diane schüttelte den Kopf. »Nein, es ging so schnell .«

»Wer immer das getan hat, der hat es ernst gemeint. Unsere Ballistikexperten haben zwei Kugeln aus der Wand geholt. Beide Kaliber fünfundvierzig. Die durchschlagen sogar eine kugelsichere Weste. Sie haben Glück gehabt.« Er zögerte einen Moment. »Unserer Meinung nach wurde der Täter von Tony Altieri auf Sie angesetzt.«

Diane schluckte. Ich werde einfach eine Zeit lang ausspannen. Vielleicht begleiche ich auch ein paar alte Rechnungen.

»Wir überprüfen das gerade.«

Diane nickte.

Greenburg musterte sie einen Moment lang. »Haben Sie eine Ahnung, was in dem abhanden gekommenen Aktenkoffer gewesen sein könnte?«

»Ich bin mir nicht sicher. Richard hat ihn jeden Morgen ins Labor mitgenommen und abends wieder mit nach Hause gebracht. Ich habe einmal ein paar Papiere drin gesehen, technische Unterlagen.«

Greenburg nahm den Ehering, der auf dem Tisch lag.

»Und Sie sagen, Ihr Mann hat seinen Ehering niemals abgenommen?«

»Das . Ganz recht.«

»Hat sich Ihr Mann kurz vor seinem Tod anders verhalten als sonst, so als ob er unter Druck stünde oder sich wegen irgendetwas Sorgen machte? Können Sie sich an irgendetwas erinnern, das er am Abend vor seinem Tod gesagt oder getan hat?«

Es war frühmorgens. Sie lagen nackt im Bett. »Ich muss heute Abend länger arbeiten«, sagte Richard, während er zärtlich ihre Schenkel streichelte. »Aber hebe dir ein, zwei Stunden für mich auf, wenn ich heimkomme, mein Schatz.«

»Angeber«, sagte sie und berührte ihn dort, wo er es am liebsten hatte.

»Mrs. Stevens ...«

Diane Stevens schreckte aus ihren Gedanken auf. »Nein. Da war nichts Ungewöhnliches.«

»Ich werde dafür sorgen, dass Sie unter Personenschutz gestellt werden«, sagte Greenburg. »Und wenn .«

Es klingelte an der Tür.

»Erwarten Sie jemanden?«

»Nein.«

Greenburg nickte. »Ich sehe nach.«

Er ging zur Tür und öffnete. Kelly Harris drängte sich an ihm vorbei und stürmte in das Apartment.

Sie baute sich vor Diane auf. »Wir müssen miteinander reden.«

Diane blickte sie erstaunt an. »Ich dachte, Sie wären bereits nach Paris unterwegs.«

»Ich habe einen Umweg gemacht.«

Greenburg war zu ihnen getreten. »Das ist Detective Greenburg. Kelly Harris.«

Kelly wandte sich an Greenburg. »Jemand hat gerade versucht, in mein Hotelzimmer einzudringen, Detective.«

»Haben Sie es dem Sicherheitsdienst gemeldet?« »Ja. Die Männer waren weg. Ein Wachmann hat mich nach draußen begleitet.«

»Haben Sie eine Ahnung, wer es gewesen sein könnte?«

»Nein.«

»Wenn Sie sagen, die Männer wollten einbrechen, meinen Sie damit, dass sie sich gewaltsam Zutritt verschaffen wollten?«

»Nein, sie ... sie standen nur draußen auf dem Flur. Sie haben sich als Zimmerservice ausgegeben.«

»Haben Sie beim Zimmerservice etwas bestellt?«

»Ja.«

»Vermutlich bilden Sie sich das nur ein«, sagte Diane.

»Nach dem, was heute Morgen geschehen ist .«

»Hören Sie mal zu«, blaffte Kelly sie an. »Ich habe Ihnen gesagt, ich will nichts mit Ihnen oder dieser Sache zu tun haben. Ich packe meinen Koffer und fliege heute Nachmittag nach Paris zurück. Sagen Sie Ihren Mafiafreunden, sie sollen mich in Ruhe lassen.«

Kelly drehte sich um und ging.

»Was sollte das Ganze?«, fragte Greenburg.

»Ihr Mann wurde ., er wurde ebenfalls ermordet. Er hat für die gleiche Firma gearbeitet wie Richard, die Kingsley International Group.«

Als Kelly in ihr Hotel zurückkehrte, ging sie schnurstracks zur Rezeption. »Ich reise ab«, sagte sie. »Würden Sie bitte einen Flug mit der nächsten Maschine nach Paris für mich reservieren?«

»Selbstverständlich, Mrs. Harris. Wünschen Sie eine bestimmte Fluggesellschaft?«

»Ich will nur von hier weg.«

Kelly ging durchs Foyer, stieg in den Aufzug und drückte den Knopf zum dritten Stock. Als die Tür zuging, wurde sie von zwei Männern wieder aufgestoßen, die sich ebenfalls in die Kabine drängten. Kelly musterte sie einen Moment und trat rasch wieder ins Foyer hinaus. Sie wartete, bis sich die Fahrstuhltür geschlossen hatte, ging dann zur Treppe und stieg hinauf. Nur kein Risiko eingehen, dachte sie.

Als sie im dritten Stock ankam, versperrte ihr ein breitschultriger Mann den Weg.

»Entschuldigen Sie«, sagte Kelly und wollte an ihm vorbeigehen.

»Scht!« Er richtete eine Pistole mit einem Schalldämpfer auf sie.

Kelly wurde blass. »Was wollen Sie?«

»Halt’s Maul. Du bist bestimmt gut gebaut, Süße. Sei still, wenn du willst, dass es dabei bleibt. Und zwar ganz still. Wir zwei beide gehen jetzt runter.«

Der Mann lächelte, aber als Kelly genauer hinschaute, bemerkte sie, dass er eine Narbe an der Oberlippe hatte, durch die sein Mund zu einem steten Grinsen verzogen war. Und er hatte die kältesten Augen, die Kelly je gesehen hatte.

»Los jetzt.«

Nein. Ich will nicht wegen dieser Frau sterben. »Einen Moment. Sie haben die Falsche .«

Er rammte ihr die Waffe so heftig in die Rippen, dass sie beinahe laut aufgeschrien hätte.

»Ich hab gesagt, du sollst das Maul halten! Wir gehen jetzt runter.«

Er packte sie am Arm, drückte zu wie mit einem Schraubstock und verbarg die Pistole hinter ihrem Rücken.

Kelly konnte sich kaum noch beherrschen. »Bitte«, sagte sie leise. »Ich bin nicht die ...« Sie keuchte vor Schmerz auf, als er ihr die Mündung der Pistole in den Rücken stieß und ihrem Arm quetschte, dass sie regelrecht spürte, wie die Adern abgeschnürt wurden.

Sie stiegen die Treppe hinab und gingen durch das Foyer. Hier herrschte reges Treiben, und Kelly überlegte kurz, ob sie um Hilfe rufen sollte. Doch der Mann sagte: »Mach bloß keine Zicken.«

Dann waren sie draußen. Ein protziger Geländewagen stand am Straßenrand. Zwei Autos weiter vorn verteilte ein Polizist Strafzettel. Kellys Entführer schob sie zur Hintertür des Geländewagens. »Steig ein«, herrschte er sie an.

Kelly warf einen kurzen Blick zu dem Polizisten. »Na schön«, versetzte sie lauthals und in aufgebrachtem Tonfall.

»Ich steig ein, aber eins sag ich dir. Das, was du von mir willst, kostet dich hundert Dollar extra. Das ist ja ekelhaft.«

Der Polizist drehte sich um.

Der stämmige Mann starrte Kelly an. »Was zum Teufel willst du ...?«:

»Wenn du nicht zahlst, kannst du’s vergessen, du geiziger Mistkerl.«

Kelly ging raschen Schrittes auf den Polizisten zu. Der Mann blickte ihr grinsend hinterher, aber aus seinen Augen sprach der blanke Hass.

Kelly deutete auf ihn. »Der Perverse dort hat mich angemacht.«

Sie warf einen kurzen Blick nach hinten und sah, wie der Polizist auf den Gangster zuging. Dann stieg sie in ein bereitstehendes Taxi.

Als der stämmige Mann in den Geländewagen steigen wollte, sagte der Polizist: »Einen Moment, Mister. Die Anbahnung von Prostitutionsgeschäften auf der Straße ist in diesem Staat verboten.«

»Ich wollte doch gar nicht .«

»Können Sie sich ausweisen? Wie heißen Sie?«

»Harry Flint.«

Flint blickte dem Taxi hinterher, mit dem Kelly davonfuhr. Diese Nutte! Ich bring sie um. Und zwar langsam.