172585.fb2 Der Zorn der G?tter - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 35

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34

An der Lexington Avenue hielt Diane ein Taxi an.

»Wohin fahren wir?«

»La Guardia.«

Kelly schaute Diane überrascht an. »Ist Ihnen denn nicht klar, dass die alle Flughäfen überwachen?«

»Das will ich doch hoffen.«

»Was wollen Sie ...?« Kelly stöhnte auf. »Sie haben einen Plan, stimmt’s?«

Diane tätschelte Kellys Hand und lächelte. »Genau.«

Am La Guardia folgte Kelly Diane ins Flughafengebäude und zum Schalter von US Airways.

»Guten Morgen«, sagte der Angestellte der Fluggesellschaft, der hinter dem Schalter stand. »Kann ich Ihnen behilflich sein?«

Diane lächelte. »Ja, wir hätten gern zwei Tickets nach Los Angeles.«

»Wann möchten Sie abfliegen?«

»Wenn möglich mit der nächsten Maschine. Auf die Namen Diane Stevens und Kelly Harris.«

Kelly zuckte zusammen.

Der Schalterangestellte zog einen Flugplan zu Rate. »Die nächste Maschine wird um Viertel nach zwei abgefertigt.« »Bestens.« Diane warf Kelly einen kurzen Blick zu.

Kelly rang sich ein mattes Lächeln ab. »Bestens.«

»Wollen Sie bar oder per Kreditkarte bezahlen?«

»Bar.« Diane reichte ihm das Geld.

»Wieso stellen wir nicht einfach eine Neonreklame auf und teilen Kingsley mit, wo wir sind?«, sagte Kelly.

»Sie machen sich zu viele Sorgen«, erwiderte Diane.

Als sie am Schalter von American Airlines vorbeikamen, blieb Diane kurz stehen und wandte sich dann an den Angestellten. »Wir hätten gern zwei Tickets für den nächsten Flug nach Miami.«

»Aber gern.« Der Angestellte warf einen Blick auf den Flugplan. »Die Maschine wird in drei Stunden abgefertigt.«

»Gut. Unsere Namen lauten Diane Stevens und Kelly Harris.«

Kelly schloss für einen Moment die Augen.

»Kreditkarte oder bar?«

»Bar.«

Diane gab dem Angestellten das Geld und nahm die Tickets entgegen.

»Wollen wir diese Genies etwa auf diese Weise überlisten?«, sagte Kelly, als sie weggingen. »Damit täuschen wir nicht mal einen Zehnjährigen.«

Diane ging in Richtung Ausgang.

Kelly lief raschen Schrittes hinter ihr her. »Wohin wollen Sie?«

»Wir fahren zum .«

»Ist schon gut. Ich glaube, ich will es gar nicht wissen.«

Vor dem Flughafengebäude stand eine Reihe Taxis. Als die beiden Frauen aus dem Terminal kamen, scherte einer der Wagen aus der Schlange aus und hielt vor dem Eingang. Kelly und Diane stiegen in das Taxi.

»Wohin darf ich Sie bringen?«

»Zum Kennedy Airport.«

»Ich weiß nicht, ob die sich dadurch verwirren lassen, aber ich blicke nicht mehr durch. Ich wünschte nach wie vor, wir hätten irgendeine Waffe.«

»Ich weiß nicht, wie wir an eine Haubitze kommen sollen.«

Das Taxi fuhr an. Diane beugte sich vor und musterte den Ausweis des Fahrers, der am Armaturenbrett hing: MARIO SILVA.

»Mr. Silva, meinen Sie, Sie können uns zum Flughafen bringen, ohne dass man uns folgt?«

Im Rückspiegel sahen sie sein Grinsen. »Da sind Sie genau beim Richtigen.«

Er trat das Gaspedal durch und wendete. An der ersten Ecke bog er rechts ab und raste dann auf halber Höhe des Häuserblocks in eine Seitengasse.

Mario Silvas Grinsen wurde noch eine Spur breiter.

»Okay?«

»Okay«, sagte Kelly.

In der nächsten halben Stunde bog Mario Silva mehrmals unverhofft ab, fuhr durch schmale Seitenstraßen und überzeugte sich immer wieder davon, dass ihnen niemand folgte. Schließlich hielt er vor dem Haupteingang des John F. Kennedy Airport.

»Da wären wir«, gab Mario Silva mit triumphierendem Unterton bekannt.

Diane nahm ein paar Scheine aus ihrer Handtasche. »Bitte sehr. Der Rest ist für Sie.«

Der Fahrer nahm das Geld und lächelte. »Besten Dank.«

Er blieb in seinem Wagen sitzen und blickte seinen beiden Fahrgästen hinterher, als sie in das Flughafengebäude gingen. Sobald sie außer Sicht waren, griff er zu seinem Handy.

»Tanner Kingsley.«

Der Schalterangestellte von Delta Airlines warf einen Blick auf die Anschlagtafel. »Ja, in der Maschine, mit der Sie fliegen möchten, sind noch zwei Plätze frei. Sie startet um siebzehn Uhr fünfundfünfzig. Sie haben eine Stunde Aufenthalt in Madrid und treffen morgen früh um neun Uhr zwanzig in Barcelona ein.«

»Ausgezeichnet«, sagte Diane.

»Wollen Sie bar oder mit Kreditkarte bezahlen?«

»Bar.«

Diane reichte dem Schalterangestellten das Geld und wandte sich an Kelly.

»Wir warten in der Abflughalle.«

Eine halbe Stunde später sprach Harry Flint per Handy mit Tanner.

»Ich habe die Auskunft erhalten, um die Sie gebeten haben. Sie fliegen mit Delta nach Barcelona. Die Maschine startet um fünf vor sechs und legt einen einstündigen Zwischenstopp in Madrid ein. Morgen früh um zwanzig nach neun landet sie in Barcelona.«

»Gut. Sie fliegen mit einem Firmenjet nach Barcelona und fangen sie ab, wenn sie dort eintreffen. Ich verlasse mich darauf, dass Sie ihnen einen herzlichen Empfang bereiten.«

Tanner hatte kaum aufgelegt, als Andrew hereinkam. Er hatte einen kleinen Blumenstrauß am Revers. »Hier sind die Pläne für das ...«

»Was zum Teufel ist das?«

Andrew war sichtlich verwirrt. »Du hast mich doch darum gebeten, dass ich dir die .«

»Das meine ich nicht. Ich meine diese dämlichen Blumen.«

Andrew strahlte ihn an. »Die trage ich bei deiner Hochzeit. Ich bin doch dein Trauzeuge.«

Kingsley runzelte die Stirn. »Was zum Teufel willst du ...?«

Dann wurde ihm mit einem Mal alles klar. »Das ist sieben Jahre her, du Trottel, und die Hochzeit fand nicht statt. Und jetzt hau ab!«

Andrew stand wie vom Donner gerührt da und versuchte zu begreifen, was los war.

»Raus!«

Kingsley blickte seinem Bruder hinterher, als er das Büro verließ. Ich hätte ihn in eine geschlossene Anstalt bringen sollen, dachte Kingsley. Aber das kommt noch.

Die Maschine nach Barcelona startete pünktlich und ohne jeden Zwischenfall.

Kelly blickte aus dem Fenster, als die Lichter von New York in der Ferne verblassten. »Glauben Sie, dass wir ihnen entkommen sind?«

Diane schüttelte den Kopf. »Nein. Früher oder später werden sie uns wieder aufspüren. Aber dann sind wir wenigstens drüben.« Sie holte den Computerausdruck aus ihrer Handtasche und las ihn. »Sonja Verbrügge in Berlin. Sie ist tot, und ihr Mann wird vermisst . Gary Reynolds in Denver . « Sie zögerte einen Moment. »Mark und Richard .«

Kelly warf einen Blick auf den Ausdruck. »Dann reisen wir also nach Paris, Berlin, Denver und wieder nach New York zurück.«

»Genau. Bei San Sebastian überqueren wir die Grenze nach Frankreich.«

Kelly freute sich darauf, nach Paris zurückzukehren. Sie wollte mit Sam Meadows reden. Sie hatte das Gefühl, dass er ihr weiterhelfen könnte. Und außerdem wartete Angel auf sie.

»Sind Sie schon mal in Spanien gewesen?«

»Mark hat mich mal mitgenommen. Es war sehr . « Kelly verstummte und schwieg eine ganze Weile. »Wissen Sie, was für mich das Schlimmste ist, Diane? Es gibt auf der ganzen Welt keinen Mann, der so ist wie Mark. Wissen Sie, wenn man jung ist, liest man Geschichten, in denen sich Menschen ineinander verlieben, und mit einem Mal ist die Welt wie verzaubert. So ähnlich war es in unserer Ehe.« Sie blickte Diane an. »Ihnen ging es mit Richard vermutlich genauso.«

»Ja«, sagte Diane leise.

»Wie war Mark?«, fragte Diane.

Kelly lächelte. »Er hatte etwas wunderbar Jungenhaftes an sich. Ich hatte immer das Gefühl, dass er das Gemüt eines Kindes und den Verstand eines Genies hatte.« Sie kicherte leise.

»Was ist?«

»Wie er sich gekleidet hat. Als wir zum ersten Mal ausgingen, trug er einen schlecht sitzenden grauen Anzug, dazu braune Schuhe, ein grünes Hemd und eine knallrote Krawatte. Nachdem wir verheiratet waren, habe ich darauf geachtet, dass er sich anständig kleidete.« Sie verstummte. Als sie wieder das Wort ergriff, war ihre Stimme belegt. »Wissen Sie was? Ich würde alles dafür geben, wenn ich Mark Wiedersehen könnte, in diesem grauen Anzug, den braunen Schuhen, dem grünen Hemd und dem knallroten Schlips.«

Sie hatte feuchte Augen. »Mark hat es genossen, wenn er mich mit Geschenken überraschen konnte. Aber das größte Geschenk hat er mir gemacht, als er mir zeigte, was Liebe ist.« Sie trocknete sich mit einem Taschentuch die Augen.

»Erzählen Sie mir etwas von Richard.«

Diane lächelte. »Er war ein Romantiker. Wenn wir abends zu Bett gegangen sind, sagte er immer: >Drück auf meine Geheimtastec, und ich habe gelacht und gesagt: >ich bin froh, dass das niemand aufnimmt<«. Sie blickte Kelly an und sagte: »Seine Geheimtaste war der Knopf, mit dem man das Telefon abstellen kann. Richard hat mir erklärt, dass wir in einer Burg wären, und diese Taste wäre der Wassergraben, der uns von der Außenwelt trennt.« Sie dachte einen Moment lang nach und lachte dann. »Er war ein hervorragender Wissenschaftler und hat auch gern im Haus herumgewerkelt. Er hat undichte Wasserhähne repariert und Kurzschlüsse behoben, und ich musste hinterher immer Fachleute holen, die die Sachen in Ordnung brachten, die Richard repariert hatte. Ich habe es ihm nie gesagt.«

Sie unterhielten sich bis kurz vor Mitternacht.

Diane fiel auf, dass sie zum ersten Mal über ihre Männer gesprochen hatten. Es war, als wäre eine unsichtbare Barriere zwischen ihnen gefallen.

Kelly gähnte. »Wir sollten lieber ein bisschen schlafen. Ich habe das Gefühl, dass uns morgen ein aufregender Tag bevorsteht.«

Sie hatte keine Ahnung, wie aufregend er werden sollte.

Harry Flint setzte die Ellbogen ein, als er sich durch das Getümmel am Aeropuerto Transoceanico de Barcelona drängte und zu dem großen Fenster ging, durch das man freien Blick auf die Landebahn hatte. Er drehte sich um und musterte die Anschlagtafel, auf der die An- und Abflüge aufgeführt waren. Die Maschine aus New York war pünktlich und sollte in dreißig Minuten landen. Alles lief nach Plan. Flint setzte sich hin und wartete.

Eine halbe Stunde später stiegen die ersten Passagiere aus der Maschine aus New York. Alle wirkten gespannt und aufgeregt -die typische Mischung aus unbekümmerten Touristen, Geschäftsleuten auf Dienstreise, Kindern und Pärchen in den Flitterwochen. Flint achtete darauf, dass er von der Fluggastbrücke aus nicht gesehen wurde, während er den Strom der Reisenden beobachtete, der sich zur Ankunftshalle schob und schließlich versiegte. Er runzelte die Stirn. Diane und Kelly waren nirgendwo in Sicht. Flint wartete noch fünf Minuten, dann wollte er zum Flugsteig gehen.

»Sie können hier nicht durch.«

»Flugaufsicht«, versetzte Flint. »Wir haben einen Hinweis bekommen, dass auf der Toilette der Maschine ein verdächtiges Paket versteckt ist. Man hat mich beauftragt, der Sache unverzüglich nachzugehen.«

Flint ging bereits über die Fluggastbrücke. Als er zu der Maschine kam, wollte die Besatzung gerade aussteigen.

»Kann ich Ihnen behilflich sein?«, fragte eine Flugbegleiterin.

»Flugaufsicht. Ich muss die Maschine untersuchen«, sagte Flint.

Er begab sich in die Maschine. Nirgendwo waren Passagiere zu sehen.

»Liegt ein Problem vor?«, fragte die Flugbegleiterin.

»Ja. Möglicherweise ist eine Bombe an Bord.«

Sie blickte Flint hinterher, als er durch die Kabine ging und die Toilettentüren öffnete. Dort war keiner.

Die Frauen waren verschwunden.

»Sie waren nicht in der Maschine, Mr. Kingsley.«

Tanners Stimme war gefährlich leise. »Mr. Flint, haben Sie gesehen, wie sie in die Maschine gestiegen sind?«

»Ja, Sir.«

»Und sie waren auch an Bord, als die Maschine startete?«

»Ja, Sir.«

»Dann können wir meiner Meinung nach getrost davon ausgehen, dass sie entweder ohne Fallschirm mitten über dem Atlantik abgesprungen oder in Madrid ausgestiegen sind. Pflichten Sie mir bei?«

»Selbstverständlich, Mr. Kingsley. Aber ...«

»Danke. Das heißt also, dass sie vorhaben, von Madrid aus über San Sebastian nach Frankreich einzureisen.« Er schwieg einen Moment. »Sie haben vier Möglichkeiten - sie können mit einer anderen Maschine nach Barcelona fliegen oder sich per Eisenbahn, Bus oder mit dem Auto dorthin begeben.« Tanner dachte kurz nach. »Vermutlich sind sie der Meinung, dass sie im Bus, im Flugzeug oder im Zug zu sehr in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt sind. Die Vernunft sagt mir, dass sie mit dem Auto nach San Sebastian und von dort aus nach Frankreich fahren.«

»Wenn ...«

»Unterbrechen Sie mich nicht, Mr. Flint. Die Fahrt von Madrid nach San Sebastian dürfte etwa fünf Stunden dauern. Sie gehen folgendermaßen vor: Fliegen Sie nach Madrid, und erkundigen Sie sich bei sämtlichen Autovermietern am dortigen Flughafen. Stellen Sie fest, welchen Wagen sie gemietet haben -die Farbe, die Marke, alles.«

»Ja, Sir.«

»Anschließend fliegen Sie nach Barcelona zurück und mieten sich einen Wagen - einen großen. Legen Sie sich auf der Autobahn nach San Sebastian auf die Lauer. Sie dürfen nicht bis zur Grenze kommen. Und noch etwas, Mr. Flint .«

»Ja, Sir.«

»Bedenken Sie eines: Es soll aussehen wie ein Unfall.«