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Verheek kam wie gewöhnlich zu spät. In der dreiundzwanzigjährigen Geschichte ihrer Freundschaft war er noch nie pünktlich gewesen, und nie hatte es sich um eine Verspätung von nur einigen Minuten gehandelt. Er hatte keinerlei Zeitgefühl, aber das störte ihn nicht im geringsten. Er trug eine Uhr, schaute aber nie darauf. Wenn Verheek sich verspätete, dann um mindestens eine Stunde, manchmal sogar zwei, zumal wenn die Person, die er warten ließ, ein Freund war, der damit rechnete, dass er sich verspätete, und es ihm verzeihen würde.
Also saß Callahan eine Stunde in der Bar, wogegen er nichts einzuwenden hatte. Nach acht Stunden wissenschaftlichen Debattierens hatte er die Nase voll von der Verfassung und von denjenigen, die sie lehrten. Er brauchte Chivas in den Adern, und nach zwei Doppelten on the rocks fühlte er sich besser. Er betrachtete sich selbst im Spiegel hinter den Flaschenreihen; dazwischen hielt er über die Schulter hinweg immer wieder Ausschau nach Gavin Verheek. Kein Wunder, dass sein Freund in einer privaten Kanzlei, in der das Leben von der Uhr abhing, nicht zu Rande gekommen war.
Als der dritte Doppelte vor ihm stand, eine Stunde und elf Minuten nach sieben Uhr, erschien Verheek in der Bar und bestellte ein Moosehead.
«Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe«, sagte er, als sie sich die Hand gaben.»Aber ich wusste, dass es dir nichts ausmachen würde, einige Zeit allein mit deinem Chivas zu verbringen.«
«Du siehst müde aus«, sagte Callahan, nachdem er ihn gemustert hatte. Alt und müde. Verheek alterte unschön und hatte Fett angesetzt. Seine Stirn war seit ihrem letzten Treffen zwei Zentimeter höher geworden, und bei seiner blassen Haut fielen die dunklen Ringe unter seinen Augen besonders auf.»Wieviel wiegst du?«
«Das geht dich nichts an«, sagte er und schüttete sein Bier hinunter.»Wo ist unser Tisch?«
«Ich habe ihn für halb neun reservieren lassen, weil ich damit rechnete, dass du mindestens anderthalb Stunden zu spät kommst.«
«Dann bin ich ja früh dran.«
«So ist es. Kommst du direkt aus dem Büro?«
«Ich lebe jetzt im Büro. Der Direktor verlangt nicht weniger als hundert Stunden pro Woche, bis sich irgend etwas ergeben hat. Ich habe meiner Frau gesagt, ich käme zu Weihnachten nach Hause.«
«Wie geht es ihr?«
«Gut. Eine sehr geduldige Dame. Wir kommen erheblich besser miteinander aus, wenn ich im Büro lebe. «Sie war Ehefrau Nummer drei in siebzehn Jahren.
«Ich würde sie gern kennenlernen.«
«Nein, würdest du nicht. Ich habe die ersten beiden wegen dem Sex geheiratet, und das hat ihnen so viel Spaß gemacht, dass sie auch andere daran teilhaben ließen. Die Jetzige habe ich des Geldes wegen geheiratet, und sie macht nicht viel her. Sie würde keinen Eindruck auf dich machen. «Er leerte die Flasche.»Ich bin nicht sicher, ob ich durchhalte, bis sie stirbt.«
«Wie alt ist sie?«
«Frag das nicht. Weißt du, ich liebe sie wirklich. Ehrlich. Aber nach zwei Jahren ist mir klargeworden, dass wir nichts gemeinsam haben außer einem brennenden Interesse für die Börsenkurse. «Er sah den Barkeeper an.»Noch ein Bier, bitte.«
Callahan kicherte und trank einen Schluck.»Wieviel Geld hat sie?«
«Längst nicht so viel, wie ich dachte. Ich weiß es nicht so genau Irgendwo um die fünf Millionen, glaube ich. Sie hat Ehemänner Nummer eins und zwei ausgenommen bis aufs Hemd, und ich glaube, sie fühlte sich zu mir hingezogen, weil es für sie eine Art Herausforderung war, einen ganz gewöhnlichen Typ zu heiraten. Das und der Sex ist großartig, hat sie gesagt. Aber das sagen sie schließlich alle.«
«Du hast immer Nieten gezogen, Gavin, schon während des Studiums. Du hast eine Schwäche für neurotische und depressive Frauen.«
«Und sie haben eine Schwäche für mich. «Er kippte die Flasche und leerte sie zur Hälfte.»Warum essen wir immer hier?«
«Ich weiß es nicht. Eine Art Tradition. Weckt schöne Erinnerungen an unsere Studentenzeit.«
«Wir haben das Jurastudium gehasst, Thomas. Jeder hasst das Jurastudium. Jeder hasst Anwälte.«
«Du bist ja in einer prächtigen Stimmung.«
«Entschuldige. Seit die Leichen gefunden wurden, habe ich sechs Stunden geschlafen. Der Direktor schreit mich jeden Tag mindestens fünfmal an. Ich schreie alle meine Untergebenen an. Der ganze Laden ist ein einziges Geschrei.«
«Trink aus, Junge. Unser Tisch steht bereit. Lass uns trinken und essen und reden und versuchen, die paar Stunden zu genießen, die wir zusammen haben.«
«Ich liebe dich mehr als meine Frau, Thomas. Hast du das gewusst?«
«Das besagt nicht viel.«
«Da hast du recht.«
Sie folgten dem Empfangschef zu einem kleinen Tisch in der Ecke, dem gleichen Tisch, den sie immer verlangten. Callahan bestellte eine weitere Runde und sagte, mit dem Essen hätten sie es nicht eilig.
«Hast du dieses verdammte Ding in der Post gesehen?«fragte Verheek.
«Ja. Wer hat es durchsickern lassen?«
«Wer weiß. Der Direktor hat die Kandidatenliste am Samstagmorgen bekommen, vom Präsidenten höchstpersönlich, mit der strengen Anweisung, sie geheim zu halten. Über das Wochenende hat er sie niemandem gezeigt, und dann kam die Post heute morgen mit den Namen Pryce und MacLawrence heraus. Voyles ist aus der Haut gefahren, als er das sah, und ein paar Minuten später rief der Präsident an. Er stürmte ins Weiße Haus, und sie haben sich eine Menge Grobheiten an den Kopf geworfen. Voyles hat versucht, über Fletcher Coal herzufallen, und K. O. Lewis musste ihn zurückhalten. Sehr unerfreulich.«
Callahan ließ sich kein Wort entgehen.»Eine tolle Geschichte.«
«Ja. Ich erzähle sie dir, weil du später, nach ein paar weiteren Drinks, von mir erwarten wirst, dass ich dir sage, wer sonst noch auf der Liste steht. Und das werde ich nicht tun. Ich versuche, dein Freund zu sein, Thomas.«
«Mach weiter.«
«Bei uns hat die undichte Stelle jedenfalls nicht gelegen. Unmöglich. Es muss aus dem Weißen Haus gekommen sein. Dort wimmelt es von Leuten, die Coal hassen, und es sickert wie aus rostigen Rohren.«
«Wahrscheinlich hat Coal es selbst durchsickern lassen.«
«Kann sein. Er ist ein durchtriebener Hund, und einer Theorie zufolge hat er die Namen von Pryce und MacLawrence durchsickern lassen, um jedermann Angst einzujagen und später dann zwei Kandidaten zu benennen, die scheinbar liberaler sind. So etwas wäre ihm durchaus zuzutrauen.«
«Ich habe noch nie etwas von Pryce und MacLawrence gehört.«
«Das geht dir nicht allein so. Sie sind beide ziemlich jung, Anfang Vierzig, mit herzlich wenig Erfahrung vor Gericht. Wir haben sie noch nicht überprüft, aber allem Anschein nach sind sie radikale Konservative.«
«Und die anderen auf der Liste?«
«Das ging schnell. Ich habe gerade zwei Bier gehabt, und schon fragst du.«
Die Drinks kamen.»Ich möchte ein paar von diesen mit Krebsfleisch gefüllten Pilzen«, teilte Verheek dem Kellner mit.»Als Ohnmachtshappen. Ich bin am Verhungern.«
Callahan reichte ihm sein leeres Glas.»Bringen Sie mir auch eine Portion.«
«Frag mich das nicht wieder, Thomas. Es kann sein, dass du mich in drei Stunden hinaustragen musst, aber ich werde es dir nicht verraten. Das weißt du. Ich kann dir nur so viel sagen, dass Pryce und MacLawrence offenbar typisch sind für die gesamte Liste.«
«Alle unbekannt?«
«Im Grunde ja.«
Callahan trank langsam seinen Scotch und schüttelte den Kopf. Verheek zog das Jackett aus und lockerte seine Krawatte.»Reden wir über Frauen.«
«Nein.«
«Wie alt ist sie?«
«Vierundzwanzig, aber sehr reif.«
«Du könntest ihr Vater sein.«
«Vielleicht bin ich es. Wer weiß.«
«Wo kommt sie her?«
«Aus Denver. Das habe ich dir schon erzählt.«»Ich liebe Mädchen aus dem Westen. Sie sind so selbstsicher und natürlich, und meistens tragen sie Levis und haben lange Beine. Vielleicht werde ich einmal eins heiraten. Hat sie Geld?«
«Nein. Ihr Vater ist vor vier Jahren bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, und ihre Mutter erhielt eine hübsche Abfindung.«
«Dann hat sie also doch Geld.«
«Sie hat alles, was sie braucht.«
«Kann ich mir gut vorstellen. Hast du ein Foto?«
«Nein. Sie ist weder mein Enkelkind noch ein Pudel.«
«Warum hast du kein Foto mitgebracht?«
«Ich werde sie bitten, dir eins zu schicken. Warum macht dir das so viel Spaß?«
«Es ist zum Totlachen. Den großen Thomas Callahan, den Mann mit den vielen flüchtigen Affären, hat es schwer erwischt.«
«Hat es nicht.«
«Das muss ein Rekord sein. Wie lange geht das jetzt — acht, neun Monate? Du hast tatsächlich seit fast einem Jahr eine feste Beziehung, stimmt’s?«
«Acht Monate und drei Wochen, aber erzähl es nicht weiter, Gavin. Es ist nicht so einfach für mich.«
«Dein Geheimnis ist sicher. Aber ich möchte alles ganz genau wissen. Wie groß ist sie?«
«Einssiebzig, sechsundfünfzig Kilo, lange Beine, enge Levis, selbstsicher, natürlich, dein typisches Mädchen aus dem Westen.«
«So eins muss ich mir auch suchen. Willst du sie heiraten?«
«Natürlich nicht. Trink aus.«
«Bist du jetzt monogam?«
«Du etwa?«»Wie kommst du auf die Idee? Bin es nie gewesen. Aber wir reden nicht über mich, Thomas, wir reden über Peter Pan, den unerschütterlichen Callahan, den Mann mit der monatlichen Ausgabe der tollsten Frau der Welt. Sag mir, Thomas, und lüge deinen besten Freund nicht an, schau mir nur in die Augen und sag mir, ob du in den Zustand der Monogamie verfallen bist.«
Verheek lehnte sich halb über den Tisch, musterte Callahan und grinste.
«Nicht so laut«, sagte Callahan und schaute sich um.
«Antworte mir.«
«Gib mir die anderen Namen auf der Liste, dann sage ich es dir.«
Verheek wich zurück.»Hübscher Versuch. Ich bin sicher, die Antwort ist ja. Ich glaube, du liebst diese Frau und bist nur zu feige, es zuzugeben. Ich glaube, sie hat dich am Haken, mein Freund.«
«Ich gebe es zu. Fühlst du dich jetzt besser?«
«Ja, viel besser. Wann lerne ich sie kennen?«
«Wann lerne ich deine Frau kennen?«
«Du bringst etwas durcheinander, Thomas. Da besteht ein grundlegender Unterschied. Du willst meine Frau nicht kennenlernen, aber ich möchte Darby kennenlernen. Ich versichere dir, die beiden haben nichts miteinander gemeinsam.«
Callahan lächelte und trank. Verheek entspannte sich, streckte die Beine aus und schlug sie übereinander. Dann hob er die grüne Flasche an die Lippen.
«Du bist überdreht, mein Freund.«
«Entschuldige. Ich trinke, so schnell ich kann.«
Die Pilze wurden in brodelnden Kasserollen serviert. Verheek stopfte zwei in den Mund und kaute wütend. Callahan beobachtete ihn. Der Chivas hatte den Hunger betäubt, und er konnte ein paar Minuten warten. Alkohol hatte bei ihm immer
Vorrang vor Essen.
Am Nebentisch ließen sich vier Araber nieder und schnatterten laut in ihrer Sprache. Alle vier bestellten Jack Daniel’s.
«Wer hat sie umgebracht, Gavin?«
Verheek kaute eine Minute, dann schluckte er kräftig.»Wenn ich es wüsste, würde ich es dir nicht sagen. Aber ich schwöre dir, ich weiß es nicht. Wir stehen vor einem Rätsel. Die Killer sind spurlos verschwunden. Die Morde waren bis ins letzte Detail geplant und wurden perfekt ausgeführt. Nicht der geringste Anhaltspunkt.«
«Weshalb die Kombination?«
Er stopfte sich einen weiteren Pilz in den Mund.»Ganz einfach. Es ist so simpel, dass man es leicht übersieht. Sie boten sich als Opfer geradezu an. Rosenberg hatte keine Alarmanlage in seinem Haus. Jeder halbwegs tüchtige Einbrecher konnte kommen und gehen. Und der arme Jensen trieb sich um Mitternacht in diesen Schuppen herum. Sie waren Freiwild. In dem Augenblick, in dem sie starben, hatten die anderen sieben Richter FBI-Agenten im Haus. Deshalb wurden sie ausgewählt. Sie waren dämlich.«
«Und wer hat sie ausgewählt?«
«Jemand, der eine Menge Geld hat. Die Killer waren Profis, und wahrscheinlich waren sie schon wenige Stunden danach außer Landes. Wir gehen davon aus, dass sie zu dritt, vielleicht auch zu viert waren. Die Morde im Haus von Rosenberg könnten vielleicht auf das Konto eines Mannes gehen, aber wir vermuten, dass es bei Jensen mindestens zwei gewesen sein müssen. Einer oder mehrere, die aufpassten, während der Mann mit dem Seil seine Arbeit tat. Es war zwar ein schmutziger kleiner Laden, aber er war allen zugänglich und ziemlich riskant. Aber sie waren gut, sehr gut.«
«Ich habe eine Theorie gelesen, nach der es nur ein einziger
Killer gewesen ist.«
«Vergiss es. Es ist unmöglich, dass ein Mann beide umgebracht hat. Unmöglich.«
«Wieviel würden diese Killer verlangen?«
«Millionen. Und es hat auch eine Stange Geld gekostet, das alles zu planen.«
«Und du hast keine Ahnung?«
«Gib’s auf, Thomas. Ich habe mit der Untersuchung nichts zu tun, du musst dich schon bei diesen Leuten direkt erkundigen. Ich bin sicher, sie wissen eine Menge mehr als ich. Schließlich bin ich nur ein bescheidener Regierungsanwalt.«
«Klar, und so ganz zufällig einer, der mit dem Gerichtspräsidenten auf du und du ist.«
«Er ruft gelegentlich an. Aber das ist doch langweilig. Reden wir lieber wieder über Frauen. Ich hasse Anwaltsgerede.«
«Hast du kürzlich mit ihm gesprochen?«
«Warum versuchst du ständig, mich auszuholen? Ja, wir haben uns heute morgen kurz unterhalten. Er hat alle Richter und ihre Mitarbeiter angewiesen, sämtliche bei den hohen und niederen Bundesgerichten anhängigen Fälle durchzugehen und nach Hinweisen zu suchen. Es ist sinnlos, und das habe ich ihm auch gesagt. Bei jedem Fall, der vor das Oberste Bundesgericht kommt, gibt es mindestens zwei Parteien, und jede Partei würde davon profitieren, wenn ein oder zwei oder drei Richter verschwinden und durch einen oder zwei oder drei andere Richter ersetzt werden würden, die ihrer Sache wohlwollender gegenüberstehen. Es gibt Tausende von Berufungen, bei denen es so sein könnte, dass sie schließlich hier landen, und man kann nicht einfach eine herausgreifen und sagen >Das ist es! Das ist die Sache, um derentwillen sie umgebracht wurden.< Das ist Blödsinn.«
«Was hat er gesagt?«
«Natürlich hat er meiner brillanten Analyse beigepflichtet. Ich glaube, er hat angerufen, nachdem er die Story in der Post gelesen hatte, um zu sehen, ob er aus mir etwas herausquetschen könnte. Wie kann ein Mensch nur so unverfroren sein!«
Der Kellner stand neben ihnen und schien es sehr eilig zu haben.
Verheek warf einen Blick auf die Speisekarte, klappte sie zu und gab sie ihm zurück.»Gegrillter Schwertfisch, Schimmelkäse, kein Gemüse.«
«Ich esse nur die Pilze«, sagte Callahan. Der Kellner verschwand.
Callahan griff in die Jackentasche und zog einen dicken Umschlag heraus. Er legte ihn auf den Tisch neben die leere Bierflasche.»Wirf einen Blick darauf, wenn du Zeit dazu findest.«
«Was ist das?«
«Eine Art Akte.«
«Ich hasse Akten, Thomas. Ich hasse die ganze Juristerei und die Anwälte und, von dir einmal abgesehen, die Juraprofessoren.«
«Darby hat es geschrieben.«
«Ich lese es noch heute abend. Um was geht es?«
«Ich glaube, das habe ich schon gesagt. Sie ist überaus gescheit und intelligent und eine sehr interessierte Studentin. Sie schreibt besser als die meisten ihrer Kollegen. Ihre Vorliebe gilt, von mir natürlich abgesehen, dem Verfassungsrecht.«
«Armes Ding.«
«Sie hat sich vorige Woche vier Tage freigenommen und mich und die Welt ignoriert und danach ihre eigene Theorie aufgestellt, von der sie inzwischen nichts mehr hält. Aber lies es trotzdem. Es ist faszinierend.«
«Wen verdächtigt sie?«
Die Araber brachen in brüllendes Gelächter aus, klopften sich auf die Schultern und verschütteten Whisky. Sie beobachteten sie eine Minute, bis sie sich wieder beruhigt hatten.
«Ist so ein Haufen Betrunkener nicht widerlich?«sagte Verheek.
«Verdammt widerlich.«
Verheek steckte den Umschlag in die Tasche seines Jacketts, das über der Stuhllehne hing.»Wie sieht ihre Theorie aus?«
«Sie ist ein bisschen ausgefallen. Aber lies die Akte. Schaden kann es auf keinen Fall. Schließlich könnt ihr ein wenig Hilfe brauchen.«
«Ich lese sie nur, weil sie sie geschrieben hat. Wie ist sie im Bett?«
«Wie ist deine Frau im Bett?«
«Reich. Unter der Dusche, in der Küche, beim Einkaufen. Sie ist reich bei allem, was sie tut.«
«Das kann auf die Dauer nicht gut gehen.«
«Sie wird die Scheidung einreichen, bevor das Jahr um ist. Vielleicht bekomme ich das Haus in der Stadt und ein bisschen Kleingeld.«
«Kein Ehevertrag?«
«Doch, es gibt einen, aber vergiss nicht, dass ich Anwalt bin. Er hat mehr Schlupflöcher als ein Steuerreformgesetz. Ein Freund von mir hat ihn aufgesetzt. Ist die Juristerei nicht eine tolle Sache?«
«Reden wir von etwas anderem.«
«Von Frauen?«
«Ich habe eine Idee. Du möchtest sie kennenlernen, stimmt’s?«
«Wir reden von Darby?«
«Ja. Von Darby.«
«Ich möchte sie unbedingt kennenlernen.«
«Wir wollen über Thanksgiving nach St. Thomas. Wie wär’s, wenn du dort zu uns stoßen würdest?«
«Muss ich meine Frau mitbringen?«
«Nein. Sie ist nicht eingeladen.«
«Wird sie in einem von diesen winzigen Bikinis am Strand herumlaufen? Sozusagen eine Show für uns abziehen?«
«Vermutlich.«
«Wow. Ich kann es einfach nicht glauben.«
«Du kannst dir ein Apartment neben unserem mieten, und wir veranstalten eine Party.«
«Wundervoll. Einfach wundervoll.«