172632.fb2 Die bosen Geschichten der schwarzen Witwer - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 5

Die bosen Geschichten der schwarzen Witwer - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 5

Der evidente Faktor

Thomas Trumbull sah sich in der Tafelrunde um und sagte mit einer gewissen Befriedigung: »Nun, Sie werden wenigstens nicht durch eine Federzeichnung verewigt werden, Voss. Unser ansässiger Künstler ist nicht hier ... Henry!«

Henry stand neben Trumbull, noch ehe das Echo des Rufs verhallt war, sein faltenloses Gesicht mit den intelligenten Augen zeigte keinerlei Verwirrung. Trumbull nahm den Whisky mit Soda, den ihm der Kellner auf dem Tablett reichte, und sagte: »Hat Mario angerufen, Henry?«

»Nein, Sir«, sagte Henry ruhig.

Avalon hatte sein Glas wie üblich halb leergetrunken und schwenkte es geistesabwesend. »Es könnte sein, daß er nach der Erzählung von der Ermordung seiner Schwester im vorigen Monat nicht... «

Er ließ den Satz unvollendet und stellte das Glas vorsichtig auf den Tisch. Das monatliche Abendessen der Schwarzen Witwer würde gleich beginnen.

Trumbull, der Gastgeber des Abends, nahm im Armstuhl am Kopfende des Tisches Platz und sagte:

»Kennen Sie alle Herren, Voss? Links von mir, das ist James Drake. Er ist Chemiker und versteht mehr von Schundromanen als von Chemie. Dann Geoffrey Avalon, ein Rechtsanwalt, der nie in einen Gerichtssaal kommt. Emmanuel Rubin, der in den Pausen zwischen seinen Reden schreibt, das heißt praktisch nie; und Roger Halsted: angeblich Poet, aber nicht einmal ein Mathematiker, was er zu sein vorgibt.«

»Tatsächlich haben wir bei unseren letzten Zusammenkünften eine Reihe von Rätseln gelöst«, sagte Halsted. »Es war gute Arbeit.«

»Lausig«, sagte Trumbull. »Es war Henry, der Erfolge erzielte.«

»Wenn ich >wir< sage, so rechne ich Henry dazu«, sagte Halsted, dessen hellhäutiges Gesicht errötete.

»Henry?« fragte Eldridge.

»Unser geschätzter Kellner«, sagte Trumbull, »und Ehrenmitglied der Schwarzen Witwer.«

Henry, der die Wassergläser füllte, sagte: »Sie ehren mich, Sir.«

»Ehren, Unsinn! Ich würde zu keiner Zusammenkunft kommen, wenn Sie nicht den Tisch betreuten.«

»Sehr freundlich von Ihnen, Sir, daß Sie das sagen.«

Danach blieb Eldridge nachdenklich still und verfolgte die wie gewöhnlich immer lebhafter werdende Unterhaltung. Drake sprach von gewissen dunklen Unterschieden zwischen Geheimagent X und Kontaktmann 5, und Rubin bestritt sie aus Gründen, die nur ihm selbst bekannt waren.

Drake, der seine etwas heisere Stimme nie erhob, sagte: »Kontaktmann 5 könnte Verkleidungen verwendet haben, das will ich nicht leugnen. Aber Geheimagent X war >der Mann mit den tausend Gesichtern<. Als Beweis kann ich dir eine Fotokopie einer Magazinseite aus meiner Bibliothek schik-ken.« Er machte eine Notiz in seinem Kalender.

Rubin spürte, daß er auf der Verliererstraße war und wechselte sofort das Terrain. »So etwas wie Verkleidung gibt es ja gar nicht. Da sind tausend Dinge, die sich nicht verschleiern lassen, eine charakteristische Sprechweise, Gang, Stimme, tausend Angewohnheiten, die man nicht ändern kann, weil man gar nicht weiß, daß man sie hat. Eine Verkleidung gelingt nur, weil niemand wirklich hinsieht.«

»Mit anderen Worten, die Menschen betrügen sich selbst«, warf Eldridge ein.

»Natürlich«, sagte Rubin. »Die Menschen wollen betrogen sein.«

Das Eiscreme-Parfait wurde hereingebracht, und bald darauf klopfte Trumbull mit dem Löffel an sein Wasserglas.

»Inquisitionszeit«, sagte er. »Als Großinquisitor passe ich, da ich der Gastgeber bin. Manny, willst du bitte die Honneurs machen?«

Rubin sagte sofort: »Dr. Eldridge, wie rechtfertigen Sie die Tatsache Ihrer Existenz?«

»Durch die Tatsache meiner Bemühung, Wahrheit und Unsinn auseinanderzuhalten.«

»Sind Sie der Ansicht, daß Ihnen das gelingt?«

»Vielleicht weniger oft, als ich wünschte. Und doch so oft wie den meisten. Es ist ein allgemeiner Wunsch, Wahrheit und Unsinn auseinanderzuhalten. Wir alle versuchen es. Sie haben den allgemeinen Begriff der Verkleidung als Unsinn bezeichnet und korrigiert. Wenn ich auf Unsinn stoße, versuche ich ihn möglichst zu korrigieren. Das ist nicht immer leicht.«

»Was ist Ihre Form der Unsinnskorrektur, Eldridge? Wie würden Sie Ihren Beruf beschreiben?«

»Ich bin außerordentlicher Professor für Psychologie«, sagte Eldridge.

»Wo sind Sie ...?« begann Rubin.

Avalon unterbrach ihn mit tief dröhnender Stimme: »Entschuldige, Manny, aber das sieht mir nach einer ausweichenden Antwort aus. Du hast nach Dr. Eldridges Beruf gefragt, und er gab dir einen Titel an ... Womit verbringen Sie hauptsächlich Ihre Zeit, Dr. Eldridge?«

»Ich untersuche parapsychologische Phänomene«, sagte Eldridge.

»O Gott«, murmelte Drake und drückte seine Zigarette aus.

»Erregt das Ihr Mißfallen, Sir?« fragte Eldridge, dessen Gesicht keine Spur von Ärger zeigte. Er wandte sich an Henry und sagte ruhig: »Nein, danke, Henry, ich möchte keinen Kaffee mehr.«

Henry ging weiter zu Rubin, der seine leere Tasse hochhielt.

»Es handelt sich nicht um Gefallen oder Mißfallen«, sagte Drake. »Ich finde, Sie vergeuden Ihre Zeit.«

»Wieso?«

»Sie untersuchen Telepathie, Vorahnungen und dergleichen?«

»Ja. Geister und übersinnliche Phänomene auch.«

»Nun gut. Ist Ihnen schon etwas untergekommen, das Sie nicht erklären konnten?«

»In welcher Weise erklären? Ich könnte einen Geist erklären, indem ich sage >Ja, das ist ein Geist.< Ich nehme nicht an, daß Sie das meinen.«

Rubin mischte sich ein. »Ich muß nun leider Drakes Partei ergreifen. Er meint mit seiner Frage, wie Sie wohl wissen, ob Sie auf ein Phänomen gestoßen sind, das Sie nach den allgemein anerkannten wissenschaftlichen Regeln nicht erklären konnten?«

»Ich bin auf viele solche Phänomene gestoßen.«

»Die Sie nicht erklären konnten?« fragte Halsted.

»Die ich nicht erklären konnte. Es vergeht kein Monat, an dem nicht etwas auf meinen Schreibtisch kommt, das ich nicht erklären kann«, sagte Eldridge mit sanftem Kopfnicken.

Es gab eine kurze Stille fühlbaren Mißfallens, dann sagte Avalon: »Heißt das, daß Sie an diese psychischen Phänomene glauben?«

»Wenn Sie meinen: ob ich glaube, daß es Ereignisse gibt, welche die physikalischen Gesetze verletzen? Nein! Ob ich aber glaube, daß ich alles weiß, was es über die physikalischen Gesetze zu wissen gibt? Auch nein. Ob ich glaube, daß irgend jemand alles weiß, was es über die physikalischen Gesetze zu wissen gibt? Ein drittesmal nein.«

»Das sind Ausflüchte«, sagte Drake. »Haben Sie irgendwelche Beweise dafür, daß es zum Beispiel Telepathie gibt und daß die derzeit allgemein gültigen physikalischen Gesetze dementsprechend geändert werden müßten?«

»Ich bin nicht bereit, mich so weit festzulegen. Ich weiß sehr wohl, daß es sogar in den detailliertesten Geschichten ehrliche Irrtümer, Übertreibungen, Mißdeutungen, ja sogar glatte Fälschungen gibt. Dennoch sind mir Vorfälle untergekommen, über die ich, sogar unter Berücksichtigung dessen, einfach nicht hinweggehen kann.«

Eldridge schüttelte den Kopf und fuhr fort:

»Der Beruf, den ich ausübe, ist nicht leicht. Es gibt Vorfälle, für die keine durchschnittlich vorstellbare Erklärung möglich scheint; wobei der Beweis für etwas, das von den bekannten Regeln, nach denen die Welt zu funktionieren scheint, abweicht, sich anscheinend nicht bestreiten läßt. Es scheint so, als müßte ich es hinnehmen — und dennoch zögere ich. Kann ich mit einer so geschickt manipulierten Fälschung oder einem so schlau verborgenen Fehler zu kämpfen haben, daß ich etwas für goldene Tatsache nehme, das nur blecherner Unsinn ist? Ich kann getäuscht werden, wie Rubin bemerkte.«

»Manny würde sagen, daß Sie getäuscht werden wollen«, warf Trumbull ein.

»Möglich. Wir alle wollen, daß dramatische Dinge wahr wären. Wir möchten imstande sein, unseren Wunschtraum zu verwirklichen, über außergewöhnliche Kräfte zu verfügen, für Frauen unwiderstehlich zu sein — und würden insgeheim dazu neigen, solche Dinge zu glauben, ungeachtet dessen, wie großen Wert wir auf völligen Rationalismus legen.«

»Ich nicht«, sagte Rubin entschieden, »ich habe mir noch nie im Leben etwas vorgemacht.«

»Nein?« Eldridge sah ihn nachdenklich an. »Ich nehme also an, daß Sie sich unter allen Umständen weigern, an die wirkliche Existenz parapsychologischer Phänomene zu glauben?«

»Das würde ich nicht sagen«, erwiderte Rubin, »aber ich würde verdammt klare Beweise brauchen — bessere, als mir jemals angeboten wurden.«

»Und wie steht es mit den übrigen Herren?«

»Wir sind alle Rationalisten«, sagte Drake. »Von Mario Gonzalo weiß ich das allerdings nicht, aber der ist heute nicht anwesend.«

»Sind auch Sie Rationalist, Tom?«

Trumbulls faltiges Gesicht verzog sich zu einem grimmigen Lächeln. »Sie haben mich mit Ihren Geschichten bisher noch nicht überzeugt, Voss. Ich glaube auch nicht, daß Sie mich jetzt überzeugen können.«

»Ich habe Ihnen noch nie Geschichten erzählt, Tom, von denen ich überzeugt war ... aber jetzt habe ich eine; etwas, das ich Ihnen noch nicht erzählt habe, und wovon niemand außerhalb meiner Abteilung etwas weiß. Ich kann Ihnen diese Geschichte erzählen, und wenn Sie mir eine Erklärung liefern können, die keine Änderung der grundlegenden wissenschaftlichen Weltanschauung erfordert, wäre ich beträchtlich erleichtert.«

»Eine Geistergeschichte?« sagte Halsted.

»Nein, keine Geistergeschichte«, sagte Eldridge. »Es ist nur eine Geschichte, die das Prinzip von Ursache und Wirkung, den eigentlichen Grundstein, auf dem die ganze Wissenschaft aufgebaut ist, in Frage stellt. Mit anderen Worten, sie stellt den Begriff des nicht umkehrbaren Fortschreitens der Zeit in Frage.«

»Es ist durchaus möglich«, sagte Rubin sofort, »auf sub-atomischer Ebene das Fortschreiten der Zeit entweder... «

»Sei still, Manny«, sagte Trumbull, »und laß Voss reden.«

Henry hatte in aller Stille jedem der Tischgäste ein Glas Cognac serviert. Eldridge hob das Gläschen zerstreut und schnupperte daran, dann nickte er Henry zu, der mit einem leisen, höflichen Lächeln erwiderte.

»Es ist merkwürdig«, sagte Eldridge, »aber es gibt viele, die behaupten oder behauptet haben, über außergewöhnliche Kräfte zu verfügen, junge Frauen ohne besondere Ausbildung, ohne besondere Einbildungskraft, ohne besondere Intelligenz. Es scheint, als hätte das Vorhandensein einer besonderen Begabung das aufgezehrt, was sonst auf die üblicheren Aspekte einer Persönlichkeit verteilt ist. Vielleicht ist es bei Frauen bloß auffallender.

Ich spreche jedenfalls von einer Frau, die ich hier Mary nennen werde. Sie werden verstehen, daß ich ihren wirklichen Namen nicht nennen will. Die Frau steht noch unter Beobachtung, und es wäre von meinem Standpunkt aus katastrophal, wenn sich irgendwelche Publicityjäger auf ihre Spur machten. Verstehen Sie?«

Trumbull runzelte ernst die Stirn. »Hören Sie, Voss, ich habe Ihnen doch gesagt, daß nichts, was hier gesprochen wird, außerhalb dieser Wände je wiederholt wird. Sie brauchen sich keinen Zwang auferlegen.«

»Unfälle kommen vor«, bemerkte Eldridge. »Nun also zurück zu Mary. Sie hat die Schule nicht abgeschlossen und das wenige Geld, das sie bezahlt bekommt, verdient sie sich als Verkäuferin in einem Einheitspreisladen. Sie ist nicht reizvoll, und keiner wird sie hinter dem Ladentisch hervorholen, was vielleicht gut ist, denn dort ist sie nützlich und arbeitet ordentlich. Sie glauben es vielleicht nicht, aber sie kann nicht richtig addieren und leidet unter Kopfschmerzen, die sie arbeitsunfähig machen; dann sitzt sie im Hinterzimmer und erschreckt die anderen Angestellten dadurch, daß sie unheimlich dummes Zeug vor sich hinbrummt. Dennoch würde der Laden nicht daran denken, sie zu entlassen.«

»Warum nicht?« fragte Rubin, zu Skepsis gegen alles sichtlich entschlossen.

»Weil sie Ladendiebe ausfindig macht, die, wie Sie wissen, durch tausend kleine Verluste heutzutage ein Geschäft ruinieren können. Nicht, daß Mary irgendwie schlau oder scharfäugig oder als Verfolgerin unnachgiebig wäre. Nur, sie erkennt einen Ladendieb, sobald er das Kaufhaus betritt, auch wenn sie ihn noch nie gesehen hat und gar nicht hereinkommen sieht.

Zuerst folgte sie ihnen in kurzem Abstand, dann wurde sie hysterisch und fing zu murmeln an. Schließlich brachte der Geschäftsführer beides in einen Zusammenhang — Marys seltsames Benehmen und die Ladendiebstähle. Er begann auf einen zu achten, dann auf einen anderen, und es dauerte nicht lange, bis er herausfand, daß Mary sich nie irrte.

Bald verringerten sich die Verluste praktisch auf Null in diesem Laden, trotz des Umstandes, daß er in einem besonders üblen Viertel liegt. Natürlich erntete der Geschäftsführer die Anerkennung dafür. Wahrscheinlich verheimlichte er die Wahrheit absichtlich, damit ihm Mary keiner wegengagierte.

Aber dann bekam er es mit der Angst, denke ich. Mary befaßte sich mit einem Ladendieb, der gar keiner war, sondern später in eine Schießerei verwickelt wurde. Der Geschäftsführer hatte über die Arbeit meiner Abteilung gelesen und suchte uns auf. Schließlich brachte er Mary zu uns.

Wir brachten sie dazu, regelmäßig in unser College zu kommen. Natürlich bezahlten wir sie dafür. Nicht viel, denn sie verlangte nicht viel. Sie war ein etwa zwanzigjähriges, häßliches, dummes Mädchen, das ungern sprach oder erzählte, was in ihrem Geist vorging. Ich nehme an, daß ihr ihre seltsamen Vorstellungen in der Kindheit mit Schlägen ausgetrieben wurden, und sie hatte gelernt, vorsichtig zu sein, Sie verstehen.«

»Sie meinen also«, sagte Drake, »sie hat eine Begabung für Vorahnungen?«

»Wie denn soll ich es nennen, daß sie Dinge sieht, ehe sie sich ereignen?« sagte Eldridge. »Sie sieht nur unangenehme Dinge, solche, die sie beunruhigen oder ängstigen, die ihr, stelle ich mir vor, das Leben zur Hölle machen. Es ist jene Beunruhigung oder Ängstigung, die die Zeitschranke zerbricht.«

»Wir wollen Grenzbedingungen aufstellen«, sagte Halsted. »Was fühlt sie? Wie lang im voraus sieht sie Dinge? Wie weit räumlich entfernt?«

»Wir brachten sie nie so weit, uns viel zu helfen«, sagte Eldridge. »Ihre Begabung ließ sich nicht nach Wunsch zugänglich machen, und bei uns war sie nie entspannt. Nach Aussagen des Geschäftsführers und aus dem, was wir erfahren haben, konnte sie anscheinend immer nur einige Minuten im voraus etwas entdecken. Das Höchste war eine halbe bis eine ganze Stunde.«

Rubin schnaubte.

»Einige Minuten«, sagte Eldridge sanft, »sind so gut wie ein Jahrhundert. Es kommt auf das Prinzip an. Ursache und Wirkung sind gestört, und das Fortschreiten der Zeit ist umgekehrt.

Und was den Raum anlangt, schien es keine Grenzen zu geben. Ihrer Beschreibung nach — wenn ich sie veranlassen konnte, überhaupt etwas zu sagen — und soweit ich ihre ziemlich ungeschickten und unzusammenhängenden Worte deuten konnte, sind im Untergrund ihres Bewußtseins dauernd beängstigende Formen in flackernder Bewegung. Manchmal wird es wie von einem plötzlichen Blitz erleuchtet, und sie sieht oder wird sich bewußt. Am deutlichsten sieht sie, was nahe ist oder was sie am meisten beschäftigt — zum Beispiel der Ladendiebstahl. Gelegentlich sieht sie aber auch weiter entfernte Vorfälle. Je größer die Katastrophe, auf desto größere Entfernung kann sie die Dinge spüren. Ich halte es für möglich, daß sie eine Atombombe entdecken könnte, die irgendwo in der Welt zur Explosion gebracht werden soll.«

Rubin sagte: »Ich nehme an, sie spricht unzusammenhängend, und Sie ergänzen das Übrige. Die Geschichte ist voll schwärmerischer Propheten, deren Gemurmel als Weisheit gedeutet wurde.«

»Das gebe ich zu«, sagte Eldridge, »und ich achte nicht — oder zumindest nicht sehr — auf das, was nicht klar ist. Nicht einmal ihren Erfolgen mit Ladendieben schreibe ich große Bedeutung zu. Vielleicht ist sie so sensibel, daß sie irgendeine charakteristische Art, wie Ladendiebe aussehen und dastehen, entdeckt, irgendeinen Geruch — etwas in der Art, wovon Sie sprachen, Rubin, jene Dinge, die keiner verbergen kann. Aber dann...«

»Dann?« fragte Halsted neugierig.

»Einen Augenblick«, sagte Eldridge. »Ach — Henry, könnten Sie mir doch noch eine Tasse Kaffee eingießen?«

»Gewiß«, sagte Henry.

Eldridge sah zu, wie der Kaffeespiegel höher stieg. »Welche Einstellung haben Sie zu psychischen Phänomenen, Henry?« fragte er.

Henry sagte: »Ich habe keine generelle Einstellung, Sir. Ich lasse all das gelten, was ich offenbar gelten lassen muß.«

»Gut!« sagte Eldridge. »Ich vertraue auf Sie und nicht auf diese Rationalisten hier, mit ihren Vorurteilen und ihrer vorgefaßten Meinung.«

»Dann fahren Sie fort«, sagte Drake. »Sie haben im dramatischen Augenblick eine Pause gemacht, um uns abzulenken.«

»Keineswegs«, sagte Eldrigde. »Ich wollte sagen, daß ich Mary nicht ernst genommen habe, bis zu dem Tag, als sie plötzlich anfing, sich zu winden und zu stöhnen und in sich hinein zu murmeln. Das tut sie mitunter, doch damals murmelte sie >Eldridge, Eldridge. < Und das Wort wurde immer schriller.

Ich nahm an, daß sie mich rief, aber das stimmte nicht. Als ich antwortete, ignorierte sie mich. Immer wieder rief sie >Eldrigde! Eldridge< Dann begann sie zu schreien >Feuer! O Gott! Es brennt! Hilfe! Eldridge! Eldridge !< Immer wieder, auf alle möglichen Arten. Das machte sie eine halbe Stunde lang.

Wir versuchten den Sinn herauszufinden. Natürlich sprachen wir leise, da wir sie nicht mehr stören wollten als unbedingt nötig, aber wir wiederholten dauernd: >Wo? Wo?< Sie sagte uns, sehr unzusammenhängend und in Bruchstücken, aber doch genug um zu erraten, daß es San Francisco war; ich brauche nicht zu betonen, daß es fünftausend Kilometer weit entfernt liegt. Schließlich gibt es nur eine Golden Gate Brücke, und in einem ihrer Anfälle keuchte sie immer wieder >Golden Gate<. Nachher stellte sich heraus, daß sie nie von der Golden Gate Brücke gehört hatte und kaum etwas von San Francisco wußte.

Als wir alles zusammenfaßten, kamen wir zu dem Schluß, daß ein altes Mehrfamilienhaus irgendwo in San Francisco, wahrscheinlich in Sichtweite von der Brücke, in Flammen aufgegangen war. Insgesamt waren bei Ausbruch des Feuers dreiundzwanzig Menschen darin, fünf davon verbrannten. Eines der Opfer war ein Kind.«

Halsted sagte: »Und dann untersuchten Sie die Sache und stellten fest, daß es in San Francisco ein Feuer gab, bei dem fünf Menschen, darunter ein Kind, ums Leben gekommen waren.«

»Genau«, sagte Eldridge, »aber was mich umwirft, ist folgendes: Einer der fünf Toten war eine Frau. Sophronia Latimer. Sie hatte sich ins Freie gerettet und dann entdeckt, daß ihr achtjähriger Junge nicht mit ihr hinaus gekommen war. Sie rannte wie verrückt ins Haus zurück und schrie nach dem Jungen; sie kam nie wieder heraus. Der Knabe hieß Eldridge Sie verstehen also, was sie in den Minuten vor ihrem Tode rief.

Eldridge ist ein sehr ungewöhnlicher Vorname, das brauche ich Ihnen nicht zu sagen, und ich habe den Eindruck, daß Mary dieses Ereignis, obwohl es so weit entfernt war, nur deshalb aufnahm, weil sie auf dem Umweg über mich auf den Namen sensibilisiert worden war, und weil er in Zusammenhang mit solcher Qual stand.«

»Sie suchen eine Erklärung dafür, nicht wahr?« fragte Rubin.

»Natürlich«, sagte Eldridge. »Wie konnte dieses ungebildete Mädchen auf fünftausend Kilometer Entfernung — und glauben Sie mir, wir haben alle Details gründlich geprüft — ein Feuer in all seinen Einzelheiten sehen und alle Tatsachen richtig mitbekommen?«

»Warum sollten die fünftausend Kilometer so eindrucksvoll sein?« sagte Rubin. »Das bedeutet heutzutage gar nichts; es ist eine Sechzigstel Sekunde mit Lichtgeschwindigkeit. Ich nehme an, daß sie die Geschichte von dem Feuer im Rundfunk hörte oder Fernsehen sah — das letztere ist wahrscheinlicher — und Ihnen weitererzählte. Sie wählte die Geschichte wegen des Namens Eldridge. Sie dachte, das würde möglichst großen Eindruck bei Ihnen erwecken.«

»Warum?« fragte Eldridge. »Weshalb sollte sie eine solche Täuschung begehen?«

»Weshalb?« Rubin verschlug es für einen Augenblick vor Staunen die Stimme, dann rief er aus: »Guter Gott, Sie arbeiten seit Jahren mit diesen Menschen und sind sich nicht darüber im klaren, wie sehr sie es wünschen, Sie reinzulegen? Glauben Sie denn nicht, daß man ein Machtgefühl bekommt, wenn einem eine Täuschung gelingt? Und vergessen Sie das nicht, auch Geld!«

Eldridge dachte darüber nach, dann schüttelte er den Kopf. »Sie hat nicht genug Verstand, um so etwas erfolgreich durchzuführen. Es bedarf einiger Intelligenz, ein Schwindler zu sein — ein guter, zumindest.«

»Nun, Voss«, warf Trumbull ein, »es besteht kein Grund zu der Annahme, daß sie das auf eigene Faust macht. Es wäre möglich, daß sie einen Helfershelfer hat. Sie steuert die hysterischen Anfälle bei, er den Verstand.«

»Wer sollte der Helfershelfer sein?« fragte Eldridge leise.

Trumbull zog die Schultern hoch. »Das weiß ich nicht.«

Avalon räusperte sich und sagte: »Ich bin da mit Tom einer Meinung und vermute, daß der Geschäftsführer des Einheitspreisladens der Helfershelfer ist. Er hatte ihre Fähigkeit bemerkt, Ladendiebe zu wittern, und dachte, er könnte das für etwas Sensationelleres verwenden. Ich könnte wetten, daß es so ist. Er hat im Fernsehen von dem Brand gehört, den Namen Eldridge verstanden und sie präpariert.«

»Wie lang würde es dauern, sie zu präparieren?« fragte Eldridge. »Ich sage Ihnen doch dauernd, daß sie nicht sehr intelligent ist.«

»Das Präparieren würde nicht schwierig sein«, sagte Rubin rasch. »Sie sagen, sie redete unzusammenhängend. Er würde ihr nur einige Schlüsselworte sagen: Eldridge, Feuer, Golden Gate und dergleichen. Die wiederholt sie dann in wahlloser Folge, und ihr intelligenten Psychologen ergänzt den Rest.«

Eldridge nickte, dann sagte er: »Das ist interessant, nur gab es gar keine Zeit, um das Mädchen zu präparieren. Darum geht es ja eben bei der Vorahnung. Wir wissen genau, um wieviel Uhr das Feuer in San Francisco ausbrach. Nun brach es aber eben in der Minute aus, in der Marys Anfall endete. Es war, als ob Mary den Kontakt verloren hätte, sobald es tatsächlich brannte und es keine Sache der Vorahnung mehr war. Sie sehen also, es konnte kein Präparieren gegeben haben. Die Meldung erreichte die Nachrichtenprogramme des Fernsehens erst am selben Abend. Da erfuhren auch wir davon und begannen unsere gründlichen Nachforschungen.«

»Warten Sie«, sagte Halsted, »wie steht es mit der Zeitdifferenz? Zwischen New York und San Francisco besteht ein Zeitunterschied von drei Stunden, und ein Helfershelfer in San Francisco ...«

»Ein Helfershelfer in San Francisco?« sagte Eldridge und riß die Augen weit auf. »Ja, glauben Sie etwa an eine kontinentale Verschwörung? Außerdem, glauben Sie mir, auch ich weiß von dem Zeitunterschied. Wenn ich sage, daß das Feuer ausbrach, als Marys Anfall zu Ende ging, meine ich das unter Berücksichtigung des Zeitunterschieds. Marys Anfall begann um etwa ein Viertel nach ein Uhr mittags nach östlicher Normalzeit, und das Feuer brach in San Francisco um etwa zehn Uhr fünfundvierzig Pazifik-Normalzeit aus.«

»Ich habe eine Vermutung«, sagte Drake.

»Bitte sehr«, sagte Eldridge.

»Dieses ungebildete und unintelligente Mädchen — das wiederholen Sie immer wieder — hat einen Anfall, soviel ich weiß, einen epileptischen Anfall.«

»Nein«, sagte Eldridge entschieden.

»Also gut, einen prophetischen Anfall, wenn Sie es so wollen. Sie brummt und murmelt und schreit und tut alles Mögliche, nur deutlich spricht sie nicht. Sie gibt Laute von sich, die Sie interpretieren und dann zusammenfügen. Wenn Sie zufällig etwas wie >Atombombe< zu hören geglaubt hätten, so wäre aus dem Wort, das Sie als >Eldridge< interpretierten, beispielsweise >Oak Ridge< geworden.«

»Und Golden Gate?«

»Das hätten Sie als >couldn't get< hören und irgendwie einordnen können.«

»Nicht übel«, sagte Eldridge, »nur wissen wir, wie schwierig es ist, manche von diesen Ekstatikern zu verstehen, und wir sind so schlau, uns der modernen Technik zu bedienen. Wir nehmen routinemäßig unsere Sitzungen auf Tonband auf, so auch diese. Wir haben sie uns immer wieder angehört, und es steht außer Frage, daß sie nicht >Oak Ridge«, sondern >Eldridge<, nicht »couldn't get<, sondern »Golden Gate< sagte. Wir ließen verschiedene Leute das Band anhören, und über keinen dieser Punkte gab es irgendwelche Meinungsverschiedenheiten. Außerdem stellten wir aus dem, was wir hörten, alle Einzelheiten des Brandes fest, bevor wir die Tatsachen erfuhren. Wir brauchten nachher nichts zu ändern. Alles paßte genau.«

An dem Tisch herrschte ein längeres Schweigen.

Endlich sagte Eldridge: »So ist das also. Mary sah das Feuer voraus, das in fünftausend Kilometer Entfernung eine halbe Stunde später ausbrechen sollte, und alle Einzelheiten stimmten.«

»Akzeptieren Sie das?« fragte Drake beklommen. »Glauben Sie, daß es eine Vorahnung war?«

»Ich versuche, es nicht zu glauben«, sagte Eldridge. »Aber aus welchem Grund darf ich es nicht? Ich will mich nicht selbst dazu verleiten, es zu glauben, aber was bleibt mir sonst übrig? In welchem Punkt täusche ich mich? Wenn es keine Vorahnung war, was war es dann? Ich hatte gehofft, einer der Herren hier könnte mir das vielleicht sagen.«

Wieder herrschte Stille.

Eldridge fuhr fort: »Ich bin in einer Lage, in der ich mich auf Sherlock Holmes' wichtige Regel  berufen muß: >Wenn das Unmögliche ausgeschieden wurde, dann ist das, was zurückbleibt, so unwahrscheinlich es auch sein mag, die Wahrheit. < In diesem Fall, wenn jede Art von Täuschung unmöglich ist, muß die Vorahnung die Wahrheit sein. Sind Sie nicht alle dieser Ansicht?«

Die Stille wurde noch kompakter als vorher, bis Trumbull ausrief: »Verdammt, Henry lächelt. Ihn hat noch keiner aufgefordert, sich zu erklären. Nun, Henry?«

Henry hüstelte. »Ich hätte nicht lächeln sollen, meine Herren, aber ich konnte nicht umhin, als Professor Eldridge das Zitat erwähnte. Es scheint der endgültige Beweis dafür zu sein, daß Sie, meine Herren, es glauben wollen.«

»Zum Teufel, das wollen wir nicht.« sagte Rubin stirnrunzelnd.

»Dann wäre mir gewiß ein Zitat von Präsident Thomas Jefferson eingefallen.«

»Welches Zitat?« fragte Halsted.

»Ich glaube, Mr. Rubin kennt es«, sagte Henry.

»Wahrscheinlich, Henry, aber im Augenblick fällt mir kein passendes ein. Ist es aus der Unabhängigkeitserklärung?«

»Nein, Sir«, begann Henry, aber Trumbull unterbrach ihn zornig.

»Laß doch die Fragespiele, Manny. Vorwärts, Henry, worauf wollen Sie hinaus?«

»Nun, Sir, wenn man sagt, daß nach Ausschaltung des Unmöglichen das, was übrig bleibt—wie unwahrscheinlich es auch sein mag — die Wahrheit sei, so setzt man damit, meistens zu unrecht auch, voraus, daß alles, was in Betracht zu ziehen ist, tatsächlich in Betracht gezogen wurde. Lassen Sie uns annehmen, daß wir zehn Faktoren erwogen haben. Neun sind deutlich unmöglich. Ist deshalb der zehnte, so unwahrscheinlich er auch sein mag, wahr? Und wenn es einen elften Faktor gibt, einen zwölften, dreizehnten ... «

»Sie meinen«, sagte Avalon ernst, »daß es einen Faktor gibt, den wir nicht in Betracht gezogen haben?«

»Leider ja, Sir«, Henry nickte.

Avalon schüttelte den Kopf. »Ich kann mir nicht vorstellen, was das sein sollte.«

»Und dennoch ist es ein evidenter Faktor. Der evidenteste.«

»Was also ist es?« fragte Halsted sichtlich ärgerlich. »Kommen wir zur Sache!«

»Zunächst ist es klar«, sagte Henry, »daß sich die Fähigkeit der jungen Dame, die Einzelheiten eines Brandes in fünftausend Kilometer Entfernung vorauszusagen, unmöglich anders erklären läßt als durch Vorahnung. Nehmen wir aber an, daß auch eine Vorahnung nicht für möglich gehalten werden kann. In diesem Fall...«

Rubin erhob sich, sein unregelmäßiger Bart war gesträubt, die durch dicke Brillengläser vergrößerten Augen starrten. »Natürlich! Das Feuer wurde gelegt. Die Frau konnte wochenlang präpariert werden. Der Helfershelfer fährt nach San Francisco, und sie stimmen das Ganze zeitlich ab. Sie sagt etwas voraus, von dem sie weiß, daß es geschehen wird. Er verursacht etwas, von dem er weiß, daß sie es voraussagen wird.«

»Wollen Sie damit sagen, Sir«, fragte Henry, »daß ein Mitschuldiger absichtlich planen würde, fünf Opfer, darunter ein achtjähriges Kind, zu töten?«

»Fangen Sie nur nicht an, auf die Tugend der Menschheit zu bauen, Henry«, sagte Rubin. »Sie sind der Mann, der für Verbrechen empfindlich ist.«

»Für geringfügige Verbrechen, Sir, von der Art, welche die meisten Menschen übersehen. Nur fällt es schwer zu glauben, daß irgend jemand absichtlich einen entsetzlichen mehrfachen Mord arrangieren würde, um einen eingebildeten Fall von Vorahnung zu beweisen. Außerdem würde es an sich schon einige Vorausahnung erfordern, einen Brand so zu arrangieren, daß achtzehn von dreiundzwanzig Menschen ihn überleben und fünf bestimmte Menschen sterben.«

Rubin blieb hartnäckig. »Ich kann mir Möglichkeiten vorstellen, fünf Menschen festzuhalten; wie beim Aufdecken einer Karte in einem Zauberkunststück... «

»Meine Herren!« sagte Eldridge energisch, und alle wandten sich ihm zu. »Ich habe Ihnen die Ursache des Feuers noch nicht gesagt.«

Nachdem er sich durch einen Blick rund um den Tisch überzeugt hatte, daß ihn alle aufmerksam ansahen, fuhr er fort: »Es war ein Blitzschlag. Ich wüßte nicht, wie ein Blitzschlag zu einer bestimmten Zeit arrangiert werden könnte.« Er machte eine hilflose Gebärde. »Ich sage Ihnen, ich habe wochenlang damit gerungen. Ich will die Vorausahnung nicht akzeptieren, aber... Ich nehme an, das macht Ihre Theorie zuschanden, Henry?«

»Im Gegenteil, Professor Eldridge, es bestätigt sie und macht sie gewiß. Seit Sie uns diese Geschichte von Mary und dem Brand zu erzählen begannen, hat jedes Ihrer Worte mit immer größerer Sicherheit bewiesen, daß eine Täuschung unmöglich ist und daß es eine Vorahnung gegeben hat. Wenn aber Vorahnung unmöglich ist, dann folgt daraus notwendigerweise, Professor, daß Sie gelogen haben.«

Darauf stieß jeder der Schwarzen Witwer einen Protestruf aus, am lautesten erscholl Avalons: »Henry!«

Eldridge lehnte sich jedoch in seinem Stuhl zurück und sagte lachend: »Natürlich habe ich gelogen. Von Anfang bis zu Ende. Ich wollte sehen, ob ihr sogenannten Rationalisten die parapsychologischen Phänomene so begierig aufnehmt, daß ihr eher das Evidente übersehen, als euch die Spannung verderben wollt. Wann sind Sie mir auf den Schlich gekommen, Henry?«

»Es war von Anfang an eine Möglichkeit, Sir, die immer stärker hervortrat, wenn Sie eine Lösung ausschalteten, indem Sie eine weitere Information erfanden. Als Sie von dem Blitz sprachen, war ich sicher. Das war so dramatisch, daß Sie es zu Beginn hätten erwähnen müssen. Da Sie es erst ganz am Schluß sagten, war klar, daß Sie es in dem Augenblick erfunden haben, um die letzte Hoffnung auszuschalten.«

»Warum war es aber von Anfang an eine Möglichkeit, Henry?« fragte Eldridge. »Sehe ich aus wie ein Lügner? Können Sie Lügner so wittern wie Mary die Ladendiebe?«

»Weil es immer eine Möglichkeit ist, weil man daran denken und darauf achten muß. Dazu paßt die Bemerkung von Präsident Jefferson.«

»Wie lautet die?«

»Im Jahre 1807 berichtete Professor Benjamin Silliman aus Yale, er habe den Fall eines Meteoriten beobachtet; es war zu einer Zeit, da die Existenz von Meteoriten von den Wissenschaftlern nicht anerkannt wurde. Thomas Jefferson, ein Rationalist von hervorragender Begabung und Intelligenz, sagte, als er von dem Bericht hörte: >Ich würde eher glauben, daß ein Yankeeprofessor lügt, als daß ein Stein vom Himmel fällt.<«

»Ja«, sagte Avalon sofort, »aber Jefferson hatte unrecht. Silliman log nicht, und es fallen Steine vom Himmel.«

»Ganz richtig«, sagte Henry unbeirrt. »Deshalb erinnert man sich an das Zitat. Aber angesichts der vielen Berichte über Unmöglichkeiten und der wenigen Male, da sie sich doch als möglich erwiesen, bin ich der Ansicht, daß die Wahrscheinlichkeit auf meiner Seite ist.«

Anmerkung

Diese Geschichte erschien zum erstenmal in der Maiausgabe 1973 des EQMM unter dem von mir gegebenen Titel.

Hoffentlich findet der Leser die Lösung in dieser Geschichte nicht >unfair<. Im wirklichen Leben sind sehr viele Berichte über unkonventionelle Phänomene die Ergebnisse von absichtlichen oder unbewußten Abweichungen von der Wahrheit. Ich habe die Nase voll von Rätseln, die mit einem Hinweis darauf enden, daß schließlich doch vielleicht etwas Übernatürliches geschehen sei.

Wenn alles Unmögliche ausgeschaltet wurde und das, was übrig bleibt, Übernatürlich ist, dann finde ich, hat jemand gelogen. Sollte das Verrat sein, so machen Sie das Beste daraus.