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»Meinst du, wir sollen wirklich hin?«, fragte Harry Susan.
»Jemand muss hingehn«, lautete die knappe
Antwort.
»Warum nicht BoomBoom? Sie benutzt den Schrottplatz. Sie muss sich Blechabfälle besorgen.«
Susan überlegte. »Vielleicht sollten wir alle drei zu Sean gehen.«
»Ich will nicht.« Harry stemmte die Fersen trotzig in den Boden.
»Mutter hasst alles, was gefühlsduselig werden könnte.« Mrs. Murphy seufzte. »Ichweiß nicht warum. Die Menschen haben hoch entwickelte Gefühle, die sie am Leben erhalten.«
»Alssie in Höhlen lebten.« Pewter schüttelte sich, dann setzte sich hin, um sich gründlich zu putzen.
»Wovon redest du?« Mrs. Murphy schob sich in Richtung Tür. Wenn die Menschen zu den O'Bannons gingen, wollte sie mit.
»Das Adrenalin hatte seinen Zweck, als sie in Höhlen lebten, aber ich sehe nicht, wie es ihnen heute auch nur ein klitzekleines bisschen nützt. Bringt sie bloß in Schwulitäten.«
»Ich spreche nicht von Gewalt, ich spreche von der gesamten Skala der Gefühle.«
»Papperlapapp.« Die Katze rümpfte die Nase.
»Ich glaube nicht, dass meine Gefühle weniger entwickelt sind als die von einem Menschen«, sagte Tucker beherzt.
»Hab ich das behauptet?« Murphy ärgerte sich, weil ihre zwei Gefährtinnen ihren Standpunkt nicht kapierten und sie meinte, sie wären absichtlich begriffsstutzig.»Ich sage bloß, dass ihre Gefühle sie am Leben erhalten. Ich sage nicht, dass diese Gefühle zu dieser Zeit ihrer Entwicklung im Dienste der Realität stehen.«
»Sie haben sich nicht entwickelt. Das ist das Problem«, erklärte Pewter mit Nachdruck.»Sie laufen in Kleidern rum, aber sie sind noch dieselben Tiere, die in Höhlen gelebt haben, sich vor der Dunkelheit fürchteten und sich wegen Bohnen gegenseitig eins über den Schädel knallten. Glaubt mir.«
»Du hast kein Vertrauen.« Der Hund hielt die Menschen für besser, einige jedenfalls.
»Vertrauen, warum soll ich Vertrauen zu Menschen haben? Wir haben einen Erhängten, einen Erschossenen, und wir glauben, dass Roger vergiftet wurde. Das zeugt nicht von Entwicklung.« Pewter legte ihren Standpunkt präzise dar.
»Ich kann mir vorstellen, dass Lottie Pearson Roger vergiftet hat. Gift ist eine Frauenwaffe. Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass sie Wesley Partlow über einen Baum gewuchtet hat. Sie hat nicht die Kraft dazu. Ich bezweifle, dass Lottie einen Heuballen hochhieven könnte. Aber Mom, die könnte das.« Tucker fügte schnell hinzu: »Würde sie natürlich nie tun. Harry würde niemanden töten außer in Notwehr.«
»Hey, sei mal still. Das will ich nicht verpassen.« Mrs. Murphy schoss nach draußen, als Harry die Eingangstür des Postamts öffnete.
»Mädels, nehmt euch nur Zeit.« Miranda winkte Harry und Susan zu.
»Sie könnten hingehen.« Harry versuchte noch einmal, sich dieser Aufgabe zu entziehen.
»Ich halte hier die Stellung. Und Susan hat Sie gebeten. Außerdem sind Sie fast im gleichen Alter.« Miranda bangte nicht vor Gefühlsausbrüchen. Sie glaubte ehrlich, dass Harry die geeignetere Abgesandte war.
Besiegt, öffnete Harry die Tür von Susans Audi Kombi. Die drei Tiere sprangen nach hinten, wo der Sitz runtergeklappt war, so dass sie es bequem hatten. Susan hatte Boom-Boom angerufen, und als sie auf das Firmengelände kamen, war sie bereits da.
Drei kleine Blechstücke lagen auf der Ladefläche von Booms nagelneuem Chevrolet-Silverado-Transporter. Im Gegensatz zu ihrer äußeren Erscheinung war Boom ein Motornarr. Sie war fast so fasziniert von Maschinen wie Harry. Am Steuer ihres BMW zu sitzen war ihr eine wahre Wonne. Dasselbe empfand sie bei ihrem HalbtonnerTransporter, auch wenn das Straßengefühl ein anderes war. Sie saß gern hoch oben, sie liebte den starken V-8- Vortec-Motor, sie liebte die Stereo-Anlage.
»Weiß er, dass wir kommen?«, fragte BoomBoom.
»Ich hab vorher angerufen. Er ist bei der Arbeit. Ich hab zuerst Ida angerufen« - Susan sprach von Seans Mutter -, »sie sagte, er ist auf dem Gelände. Arbeit hilft ihm.«
»So viele Erinnerungen an Roger.« Harry dachte, es müsse schmerzlich sein; sie kannte das Gefühl von damals, als ihre Eltern gestorben waren und sie die Farm übernommen hatte. Davor hatte sie in einem kleinen Apartment in der Stadt gewohnt.
»Wollen wir?« Susan hob die Augenbrauen.
Die drei gingen gemeinsam zum Hauptgebäude.
»Ichgeh Papst Ratte erwürgen.« Tucker machte sich auf zur Werkstatt.
»Sie ist nicht ganz dicht.« Pewter zeigte auf den Hund. »Warum sich mit 'ner Ratte einlassen? Ich geh mit den Menschen nach drinnen.«
»Ich setz mich hier hin und denke nach.« Mrs. Murphy tappte zur Marmorabteilung.
Als die drei Frauen die Tür öffneten, sah Sean hoch. »Hi.«
»Hi«, sagten sie.
»Kann ich was für euch tun?«
BoomBoom sprach zuerst. »Wir wollen nicht stören, aber wir wollen dir sagen, wenn du den Abbruchball woandershin verlegen willst, wir haben einen Platz dafür gefunden. Beim Recyclinghof in Louisa County sind sie dazu bereit, und wir übernehmen die Arbeit, verschicken die Benachrichtigungen.«
Er lächelte. »Danke. Das ist nett von euch und von Jonathan.« Er sprach von dem Eigentümer des Recyclinghofs in Louisa County. »Aber ich möchte den Ball hier haben. Roger hat dieses Fest geliebt. Ich dachte, ich veranstalte es zu seinen Ehren und nehme Spenden entgegen, um an der technischen Hochschule von Virginia ein Stipendium einzurichten, das seinen Namen trägt.«
»Eine großartige Idee.« Susan meinte es ernst.
»Brauchst du noch Hilfskräfte?«, fragte Harry.
»Nein danke. Meine Leute schaffen das schon. Wir haben zehn Tage. Das kriegen wir hin.«
Als die drei Frauen das Gebäude verließen, sah Harry Tucker aus der Werkstatt zu dem Waggon auf dem Rangiergleis flitzen. Die Corgihündin raste um den Waggon herum, weil die erste Stufe so hoch war, dass sie nicht hinaufklettern konnte.
»Papst Ratte«, klärte Murphy Harry auf.
»Geschmeiß!«, schrie Tucker.
»Schisser!«, höhnte die Ratte aus dem Inneren des Waggons.
»Susan, ich muss sie holen. Freiwillig wird sie nicht kommen.« Harry lief hin, um ihren Hund zu packen, bevor Sean und die Kunden sich durch das Bellen gestört fühlten. »Tucker, komm her.«
Die sanften braunen Hundeaugen flehten: »Ichkann ihn kriegen. «
»Komm jetzt.« Harry, deren Neugierde geweckt war, kletterte auf die Plattform. Die Tür war abgeschlossen, die Rouleaus waren heruntergezogen. »Könnte ein nettes Restaurant werden oder sogar ein Platz zum Wohnen.«
Papst Ratte hielt ein Auge an die Öffnung, die er in die Tür genagt hatte.»Noch 'n Schisser.«
Harry hob Tucker hoch und ging zu dem Kombi zurück, wo Susan und BoomBoom sich unterhielten. »Wäre es nicht toll, so einen Waggon zu haben? Da ist sogar ein Holzofen drin, und ich weiß nicht, ich hätte echt gern einen. Warum er ihn abschließt?«
»Er möchte ihn ausräumen, streichen und als Cafe einrichten. Das war zumindest geplant, bevor Roger - also, ich denke, er hat ihn abgeschlossen, damit die Leute nicht durchtrampeln und was kaputtmachen.« BoomBoom fand, es wäre ein guter Treffpunkt. »Und aus Verantwortung. Ich bin überzeugt, er will alles perfekt haben. Was, wenn jemand von der Treppe fiele, bevor sie fertig ist? Wegen so was.«
»Ja, ich muss damit rechnen, dass jemand das Postamt verklagt, wenn er sich beim Öffnen der Post am Papier schneidet.« Harry verzog das Gesicht. »Hey, da kommt Coop.«
Als der Streifenwagen neben dem Audi hielt, wand Tucker sich aus Harrys Armen und sauste zurück zu dem Waggon.
»Verdammt noch mal, Tucker.« Harry rannte ihr nach und schnappte sie sich wieder, als der Hund die Ratte herausforderte.
»Du sollst Kühe zusammentreiben, keine Ratten.« Murphy lachte trocken.
»Er hat Schisser zu mir gesagt. Zu Mom auch«, keuchte Tucker entrüstet.
»Erist wie der Blauhäher. Der geborene Plagegeist.« Pewter hegte einen Plan, um ihrem Peiniger den Garaus zu machen. Sie erzählte es niemandem.
»Und?« Alle sahen die große, schlanke Polizistin erwartungsvoll an.
»Kann ich euch nicht sagen. Erst wenn ich mit Sean gesprochen habe.« Sie nahm ihren Hut vom Beifahrersitz, beschloss dann aber, ihn nicht aufzusetzen.
Harry hielt ihr die Fahrertür auf. »Ich hab nachgedacht.«
»Das ist beängstigend.« Cooper lachte.
»Wer weiß, dass wir Dons Tresor geöffnet haben?«
»Seine Mutter und sein Vater. Der Sheriff. Du. BoomBoom. Ich weiß, dass seine Eltern nicht darüber sprechen werden. Vorerst zumindest. Es ist zu erschütternd. Wem habt ihr's erzählt?«
»Niemandem«, erwiderte BoomBoom wahrheitsgemäß.
»Harry hat's Miranda und Tracy erzählt, aber ich war dabei. Also hab ich's ihnen gewissermaßen auch erzählt, denke ich.«
»Susan. Ich hab's Susan gesagt«, erklärte Harry.
»Sonst niemandem?« Cynthia Cooper streckte die Arme über den Kopf. »Bin ganz steif.«
»Je älter man wird, desto mehr wird das Aufstehen am Morgen zu einem sportlichen Ereignis.« Susan staunte kopfschüttelnd darüber, wie rasch die Schmerzen und Wehwehchen sich häuften, dabei war sie erst Ende dreißig, genau wie die anderen.
»Worüber hast du nachgedacht, Harry?«, fragte die Polizistin.
»Lass mich dir zuerst ein paar Fragen stellen. Wer hatte die Kombination für das Schloss? Zu so einem Schloss kann es keinen Schlüssel geben, stimmt's?«
»Stimmt. Als ich den Tresor zum ersten Mal sah, dachte ich, es gäbe vielleicht einen Schlüssel, verstehst du, die großen Griffe wären nur zum Schein da, aber es ist tatsächlich ein Kombinationsschloss.«
»Ein kniffliges«, ergänzte BoomBoom.
»Woher wissen wir, dass niemand anders die Kombination kannte? Die Presse weiß nichts von dem Geld. Rick hat die Information zurückgehalten. Ist es wirklich möglich, dass das ganze Geld Don gehört hat? Und selbst wenn, wer immer mit ihm im Geschäft war, musste wissen, dass er einen solchen Betrag nicht auf die Bank gebracht hat. Das wäre, wie wenn man eine Fahne vor einem Stier schwenkte. Sein Partner oder seine Partner mussten also wissen, dass Dons Anteil in dem Tresor war. Genau deswegen hat Rick den Presseleuten nichts gesagt, obwohl sie ihn wegen Fortschritten in Sachen Mord löchern. Er hofft die Partner aus der Reserve zu locken«, sagte Harry.
»Schon möglich«, meinte Cooper gedehnt. BoomBoom und Susan sahen Harry erstaunt an.
»Ich glaube, ich weiß, was jetzt kommt.« BoomBoom, nicht dumm, legte die Hände aneinander.
»Wir bauen das Schloss wieder ein. Tun Falschgeld in den Tresor. Vielleicht locken wir sie so schneller aus der Reserve.«
Harry strahlte.
»Sein Partner wird zurückkommen, um sich Dons Anteil zu holen«, dachte Susan laut. »Tja, aber woher willst du wissen, wann er kommt oder ob er kommt?«
»Können wir in der Werkstatt eine kleine Überwachungskamera installieren, so eine, wie sie sie in der Bank haben? Die kann nicht allzu teuer sein. Ich weiß, Rick muss den Etat zusammenhalten.« Harry erwärmte sich für die Idee. »Niemand muss sich dort aufhalten. Ihr werdet sehn, wer es ist und ihn euch später schnappen.«
»In der besten aller möglichen Welten schon, aber wenn er maskiert kommt? Oder sie? Es ist nicht gesagt, dass es ein Mann ist.« BoomBoom rieb ihre Hände. Seit von Schmerzen und Wehwehchen die Rede war, schmerzten ihre Gelenke.
»Ja, aber jedes Bild ist besser als gar keins, und wer immer es ist, weiß, dass in Dons Haus niemand ist. Er würde nicht mal so tun müssen, als sei er ein Dieb«, erklärte Harry.
Coop hob die Hand. »Ich muss das dem Chef vortragen. BoomBoom, können Sie das Schloss wieder anschweißen?«
»Wenn mir alle helfen, dann schon. Es ist so schwer, dass jemand es festhalten muss. Es wird ein paar Stunden dauern, um es ordentlich zu machen. Man soll ja die Naht nicht sehen, das würde alles verraten.«
»Wie wär's mit Freitagabend? Da hab ich frei. Chinesisch.«
Coop meinte, sie würden chinesisches Essen mitbringen.
»Ich besorg das Essen.« Susan fand die Sache aufregend.
»Wir sollten nicht dort parken.«
»Ich muss rückwärts ranfahren und den Sauerstoff abladen. Auch dazu brauche ich Hilfe. Harry, du bist die Stärkste.«
»Ja, okay.«
»Wir können bei der Highschool parken und zu Fuß hingehen. Dort ist so viel los, dass unsere Autos nicht auffallen«, bemerkte Susan.
»Sieben Uhr«, sagte Cooper, dann nickte sie zu dem Gebäude hinüber. »Ich muss da rein.«
»Erzählst du's uns später?« Harry konnte es nicht ausstehen, etwas nicht zu wissen.
»Ja.«
»Junge, Junge, das muss was Unangenehmes sein.« Die empfindsame BoomBoom spürte Coopers Widerstreben. Die anderen spürten es auch.
»Ah, ja.«
Später kam Cooper im Postamt vorbei, um ihre Post zu holen. Sie erzählte Harry und Miranda, dass sie Papiere vorbeigebracht hatte mit dem Antrag, Rogers Leiche zu exhumieren. Sean war an die Decke gegangen. Er hatte seinen Anwalt angerufen und gedroht, diesen Fall so lange wie möglich hinauszuziehen.
Anschließend hatte Cooper Ida O'Bannon besucht und abermals geduldig die neue Vermutung dargelegt, dass Roger keines natürlichen Todes gestorben sei. Sie wusste, dass das bestürzend sein würde und dass Sean einen Anwalt einschalten wollte, aber sie hoffte, Ida könnte ihn zur Vernunft bringen. Es ging jetzt nicht darum, Rogers Leichnam zu entweihen, es ging darum, sofern er ermordet wurde, seinen Mörder vor Gericht zu bringen. Danach konnte er in Frieden ruhen.
Ida, erschüttert und in Tränen aufgelöst, sagte, sie werde ihrem älteren Sohn gut zureden. Von Rechts wegen lag die Entscheidung bei ihr, und sie war dafür.
»Coop, was ...?«
Sie beugte sich zu Harry hinüber, auch Miranda rückte ganz nahe heran. »Ich habe Fotos von Wesley und Donny zu Roy and Nadine's geschickt.«
Harry klärte Mrs. Hogendobber über das Streichholzbriefchen auf.
»Und haben sie Don erkannt?« Miranda konnte es einfach nicht glauben.
»Nein. Die Geschäftsführerin des Restaurants kannte ihn nicht, aber sie hat Roger erkannt. Sie sagte, er kam ungefähr einmal im Monat mit einem Geschäftsmann namens Bill Boojum.«
Harry stellte die logische nächste Frage: »Wer ist Bill Boojum?«
»Er war leicht zu finden. Er ist einer der größten Autohändler von Kentucky. Er hat sich auf das Verleasen von Luxuskarossen spezialisiert und macht gute Geschäfte mit Ausbildern von Vollblutpferden, Jockeys und anderen Leuten, die unregelmäßig verdienen. Die schwimmen mal in Geld, mal nicht. Für sie ist es einfacher, Autos zu leasen statt zu kaufen.«
»Was hat er gesagt?«
»Er wirkte durchaus hilfsbereit. Er sagte, er kannte Roger vom College. Sie haben beide die Technische Hochschule von Virginia besucht. Ich habe das bei der Ehemaligenorganisation überprüft. Er hat die Wahrheit gesagt. Er sagte, Roger war drauf aus, ins Renngeschäft einzusteigen, und er hat ihn mit den Leuten von NASCAR bekannt gemacht. Außerdem hätte Roger sich schon in ein Syndikat eingekauft, mit einer Beteiligung von vierzigtausend Dollar.«
»Vierzigtausend Dollar - Roger?« Harry hätte es fast umgehauen.
»Ich hab auch das Syndikat überprüft. Sitzt in Lexington, Kentucky. Roger war tatsächlich Mitglied. Sie wussten nicht, dass er tot war. Sein Anteil geht an seine Mutter. Die Dame am Telefon, Mrs. Higgins, hat es im Computer aufgerufen und mir vorgelesen. Ich habe Boojum gefragt, warum Roger so oft kam, und er sagte, Lexington habe ihm einfach gut gefallen. Ich kann das glauben. Wem würde es nicht gefallen? Und er meinte, er war von Rennen besessen.«
»Er hat Autos geliebt.« Harry rieb sich das Kinn.
»Das war wahrlich seine Leidenschaft.« Miranda fand das alles verstörend, besonders die vierzigtausend Dollar.
»Eine kostspielige Leidenschaft, nehme ich an.« Harry sprach ein bisschen zu laut, was die Tiere zusammenzucken ließ. »Was hat Sean gewusst?«
»Er sagt, er hat nichts von alledem gewusst. Ich hatte die Geistesgegenwart, ihn nach dem Syndikat zu fragen, bevor ich die Exhumierung beantragt habe. Er sagte, Roger ist etwa ein Mal im Monat nach Lexington gefahren und zwei, drei Tage geblieben. Rogers Grund sei gewesen, dass er bei den Mädchen von Virginia kein Glück hatte und es deshalb bei den Mädchen von Kentucky versuchen wollte.«
»Kennt Sean Bill Boojum?«, fragte Harry.
»Ja, aber nicht gut. Er sagt, er hat ihn ein-, zweimal getroffen, als Roger auf dem College war. Sean, der Ältere, ist mit einem anderen Freundeskreis rumgezogen, außerdem hat er die Virginia-Uni besucht.«
»War ein wunder Punkt zwischen ihnen.« Miranda trommelte mit den Fingern auf den Schalter. »Roger in einem Autorennen-Syndikat.«
»Wir sollten das Schloss bald wieder einbauen. Dieses ganze Gerede über Geld bringt mich auf Don Clatterbuck zurück«, sagte Harry, dann erzählte sie Miranda, was sie Freitagabend vorhatten. »Ach Mist, ich sollte doch mit Fair ins Kino gehen. Coop, kann ich ihn bitten uns zu helfen? Er ist stärker als wir beide zusammen, und er wird es nicht rumerzählen.«
»Okay.« Coop klapperte mit den Handschellen, die sie am Gürtel hängen hatte.
»Wann graben sie Roger aus?«
»Montag.«
»Ichwünschte, ich könnte dabei sein.« Tucker wedelte mit ihrem nicht vorhandenen Schwanz.
»Tucker, das ist so widerwärtig.« Pewter rümpfte die Nase, die grau war wie alles an ihr.