172806.fb2 Ein Totenhemd f?r einen Erzbischof - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 13

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XI

ALS DER KLARE RÖMISCHE SOMMER-

morgen seine Sonnenstrahlen in Fidelmas cubicu-lum schickte, fühlte sie sich vollkommen ausgeruht und erfrischt. Sie rekelte sich ausgiebig und genoß die Wärme und die Helligkeit. Dann warf sie die Decken zurück und schwang sich aus ihrem Bett. Sie wußte, daß es schon spät war, machte sich darüber aber keine Gedanken, denn sie hatte den Schlaf gebraucht. Sie wusch sich, kleidete sich in aller Ruhe an und verließ dann ihr Zimmer. Zweifellos hatten Diakonin Epiphania und ihr Mann Ar-senius das jentaculum, die erste Mahlzeit des Tages, längst aufgetragen, und sie würde woanders frühstücken müssen. Vielleicht konnte sie ja an einem der vielen Stände an der Via Merulana auf ihrem Weg zum Lateranpalast ein wenig Obst erstehen. Das würde ihr völlig genügen. Es war doch immer wieder erstaunlich, wie verändert die Welt nach ein wenig Schlaf und Erholung aussah.

Als sie hinunter in den Innenhof der Herberge trat, kam Diakonin Epiphania mit einem breiten Lächeln auf sie zu. Kaum zu glauben, daß dies die gleiche Herbergsmutter war, die sie noch vor zwei Tagen mit ausdrucksloser, gleichgültiger Miene zum Frühstück begrüßt hatte.

«Habt Ihr gut geschlafen, Schwester?» fragte sie freundlich.

«Sehr gut», antwortete Fidelma. «Ich war gestern abend völlig erschöpft.»

Epiphania nickte. «Allerdings. Ihr habt kaum bemerkt, wie ich Euch ins Bett geholfen habe. Wir dachten, es sei am besten, Euch einfach ausschlafen zu lassen. Aber in unserem kleinen Refektorium steht das Frühstück für Euch bereit, Schwester.»

Tatsächlich konnte sich Fidelma nur noch undeutlich an den vorigen Abend erinnern. Und es erstaunte sie noch immer, daß man sie auf einmal so verwöhnte.

«Aber es ist schon spät. Ich möchte Euren Tagesablauf nicht durcheinanderbringen.»

«Es macht nicht die geringsten Umstände, Schwester», sagte Epiphania fast schmeichlerisch und schob ihren Gast in das kleine, um diese Zeit von allen anderen Gästen längst verlassene Refektorium. Ein einzelner Platz war noch gedeckt, und Epiphania ließ es sich nicht nehmen, Fidelma höchstpersönlich zu bedienen. Das Mahl war ausgezeichnet: Weizenbrot und eine Schüssel mit Honig und frischen Früchten, hauptsächlich Feigen und Trauben. Während ihres kurzen Aufenthalts in der Stadt hatte Fidelma inzwischen genug über die römischen Sitten gelernt, um zu wissen, daß man hier zum jentaculum leicht aß und das prandium in der Mitte des Tages die Hauptmahlzeit des Tages war. Zum Sonnenuntergang wurde dann noch einmal eine leichte Mahlzeit, das cena, serviert. Es dauerte eine Weile, sich daran zu gewöhnen, da in den Klöstern Irlands und Northumbriens das Abendessen die wichtigste Mahlzeit des Tages darstellte.

Erst als Fidelma mit dem Essen fertig war, dachte sie daran zu fragen, ob jemand eine Nachricht für sie hinterlassen habe. Furius Licinius hatte versprochen, sie zum Lateranpalast zu begleiten.

«Der tesserarius von den custodes war heute morgen da, um sich nach Euch zu erkundigen», antwortete Epiphania. «Ich soll Euch sagen, daß Ihr Euch ruhig Zeit nehmen sollt, denn er und ein Bruder ...» Epiphania konnte sich offenbar nicht mehr an den Namen erinnern.

«Bruder Eadulf?» erkundigte sich Fidelma.

«Ja, genau. Er und Bruder Eadulf hätten vor, eine weitere Durchsuchung nach irgendwelchen fehlenden Gegenständen zu veranlassen . » Epiphania verzog das Gesicht. Ganz offensichtlich hatte sie etwas gegen geheimnisvolle Botschaften, die ihre Neugier nicht befriedigen konnten. «Ergibt das irgendeinen Sinn?»

Fidelma nickte. Es hätte sie überrascht, wenn die fehlenden Wertgegenstände noch irgendwo im Lateranpalast aufgetaucht wären. Sicher waren sie längst fortgeschafft worden.

Epiphania schlug sich an die Stirn. «Fast hätte ich es vergessen, Schwester. Für Euch ist auch ein Brief gekommen.»

«Für mich?» Fidelma war erstaunt. «Vom Lateranpalast?»

«Nein, ein kleiner Junge hat ihn schon bei Tagesanbruch vorbeigebracht.»

Epiphania holte ein zusammengefaltetes Stück Papyrus und reichte es ihr.

Erstaunt las Fidelma ihren in großen, lateinischen Buchstaben geschriebenen Namen auf der Außenseite. Sie entfaltete den Brief und stellte zu ihrer Überraschung fest, daß er in Ogham, der alten, aus kurzen Strichen über einer festen Grundlinie bestehenden irischen Schrift geschrieben war. Mit der Verbreitung des lateinischen Alphabets im Zuge der christlichen Missionierung war die alte Schrift zunehmend in Vergessenheit geraten. Der Sage nach war sie den Iren in grauer Vorzeit von Ogma, dem alten heidnischen Gott der Literatur und der Beredsamkeit, gegeben worden. Weil manche ältere Geistliche, die Fidelma unterrichtet hatten, es noch für ihre Schriften benutzten, hatte Fidelma das irische Alphabet auf ganz natürliche Weise erlernt. Deshalb konnte sie auch ohne Mühe sehr, sehr frühe Texte lesen, wie zum Beispiel die uralten Dichterruten - ganze Sagas, die man auf Stäbe aus Eiben- und Haselholz geritzt hatte.

Neugierig überflog Fidelma den Brief. Ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen.

Schwester Fidelma,

ich habe Wighard nicht getötet. Ich glaube, Ihr wißt, daß dies die Wahrheit ist. Kommt zur Mittagsstunde in die Katakombe der Aurelia Restutus unter dem christlichen Friedhof vor dem Metronia-Tor. Und kommt allein. Ich werde Euch meine Geschichte erzählen, aber nur, wenn niemand bei Euch ist.

Ronan Ragallach, Euer Bruder im Herrn

Fidelma pfiff leise durch die Zähne.

«Schlechte Nachrichten?» fragte die übereifrige Epiphania und schaute ihr über die Schulter.

«Nein», antwortete Fidelma hastig und schob den Zettel in die Falten ihres Gewands. «Wie spät ist es?»

«Eine Stunde bis zum Mittag. Ihr habt lange und gut geschlafen.»

Fidelma stand auf. «Aber jetzt muß ich aufbrechen.»

Epiphania brachte sie bis zum Tor der Herberge. Mit raschen Schritten ging Schwester Fidelma die Via Merulana hinunter und nahm eine Abkürzung über den Campus Martialis zum Metronia-Tor. Zufrieden stellte sie fest, daß sie sich in der Stadt von Tag zu Tag besser zurechtfand. Sie vermutete, daß sich die Grabstätte der Aurelia Restutus in den Katakomben befand, die Eadulf ihr am Vortag gezeigt hatte, denn diese lagen unter dem einzigen christlichen Friedhof jenseits des Metronia-Tors.

Der Friedhof war um diese Zeit schon sehr bevölkert. Zahlreiche Menschen besichtigten die Grabstätten. Als Fidelma ein vertrautes Gesicht erkannte, blieb sie erschrocken stehen. Abt Puttoc sah sich um, als suche er jemanden in der Menge. Kaum einen Meter hinter ihm ging Bruder Eanred, ganz der ergebene Diener, der seinem Herrn nicht von der Seite wich.

Fidelma wollte dem eitlen Abt und seinem Diener auf keinen Fall begegnen. Daher senkte sie den Kopf und versteckte sich in einer kleinen, griechischen Pilgergruppe. Zuerst nahm sie an, Puttoc sei gekommen, um Wighards Grab zu besuchen und für ihn zu beten. Allerdings hatte Puttoc für Wig-hard im Tod sicherlich ebenso wenig Achtung wie zu dessen Lebzeiten. Offenbar waren Puttoc und Eanred zu einem anderen Teil des Friedhofs unterwegs, so daß Fidelma sich nach einer Weile unerkannt aus der Pilgergruppe lösen und in der Richtung weitergehen konnte, in die Bruder Eadulf sie am Vortag geführt hatte.

Am Eingang zu den Katakomben saß Antonio, der kleine Junge mit dem ernsten Gesicht, wieder hinter seinem Korb mit Kerzen. Lächelnd beugte sie sich zu ihm hinunter. Der Junge erkannte sie, verzog aber keine Miene.

«Hallo, Antonio», grüßte ihn Fidelma. «Ich brauche Kerzen und eine Wegbeschreibung.»

Schweigend wartete der Junge auf weitere Einzelheiten.

«Ich suche das Grabmal der Aurelia Restutus.»

Antonio räusperte sich und antwortete mit dem seltsam kehligen Tonfall eines Jungen, der sich im Stimmbruch befindet. «Seid Ihr allein, Schwester?»

Fidelma nickte.

«Im Augenblick sind nur wenige Leute in den Katakomben, und mein Großvater Salvatore ist auch nicht da, um Euch zu führen. Es ist gefährlich, wenn Ihr den Weg nicht kennt.»

Fidelma wußte die Besorgnis des Jungen zu schätzen, vor allem, wenn sie an ihr Abenteuer vom Vortag dachte.

«Ich muß alleine gehen. Kannst du mir sagen, wie ich das Grabmal finde?»

Der Junge sah sie zögernd an, dann zuckte er die Achseln. «Also, gut. Versucht, Euch meine Anweisungen ganz genau einzuprägen. Am Fuß der Treppe nehmt Ihr den Gang, der nach links führt, und folgt ihm etwa hundert Meter. Dann wendet Ihr Euch nach rechts und steigt die Stufen zum nächsttieferen Stockwerk hinab. Anschließend geht Ihr geradeaus an einem großen Grabmal mit einem Bildnis unseres Herrn vorbei. Zweihundert Meter von dort biegt Ihr links ab, bis Ihr zu einer weiteren Treppe kommt. Auf dieser gelangt Ihr zum Grabmal der Aurelia Restutus.»

Mit geschlossenen Augen wiederholte Fidelma Antonios Anweisungen. Der Junge nickte ernst.

«Diesmal nehme ich aber zwei Kerzen mit», sagte Fidelma grinsend.

Der Junge schüttelte den Kopf, holte eine kleine, mit Öl gefüllte Tonlampe und zündete sie an. «Nehmt die und zwei Kerzen, Schwester, dann seid Ihr doppelt abgesichert. Habt Ihr Zunder und Feuerstein dabei, falls Euch die Flamme ausgeht?»

Nach den Erlebnissen des Vortags hatte sich Fidelma für den Notfall mit einer Zunderbüchse ausgestattet. Sie klopfte auf ihr marsupium und nickte. Dann kramte sie einige Münzen heraus und warf sie lächelnd in seinen Korb. «In meiner Sprache, Antonio, sagen wir cabhair o Dhia agat. Gottes Fürsorge sei mit Dir!»

Sie war schon auf der Treppe zu den dunklen Gewölben, als der Junge ihr nachrief: «Benigne, di-cis, Schwester.»

Fidelma blieb stehen und winkte noch einmal zurück, ehe sie in der Dunkelheit verschwand.

Schon jetzt war sie froh über die Lampe in ihrer Hand und die zusätzlichen Kerzen in ihrem mar-supium.

Während sie immer tiefer ins Innere der weitläufigen Katakomben vordrang, wiederholte sie in Gedanken immer wieder Antonios Anweisungen. Ab und zu hörte sie wie aus weiter Ferne die Stimmen anderer Besucher oder an diesem Ort unschickliches Gelächter, ohne jedoch auf ihrem Weg irgend jemandem zu begegnen. Ganz allein ging sie vorsichtig weiter, stieg in das nächsttiefere Stockwerk hinab und wandte sich nach rechts und links, wie der Junge es ihr beschrieben hatte.

Schließlich kam sie zu einer großen, in den Stein gehauenen, etwa drei Meter hohen und zwei Meter breiten Höhle, deren gewölbte Decke nicht aus Mauerwerk, sondern aus vulkanischem Gestein bestand. Auf beiden Seiten hatte man mehrere lo-culi oder Nischen für die Toten in den Tuff geschlagen. Sie waren unterschiedlich groß und zum Teil mit Marmorplatten mit gemalten oder eingravierten Inschriften und christlichen Emblemen verschlossen.

Mit erhobener Lampe studierte Fidelma die verschiedenen Platten, bis ihr Blick auf ein Grabmal fiel, das größer und prachtvoller verziert war als alle anderen. Die schlichte Inschrift war in lateinischen Buchstaben eingraviert:

DOMUS AETERNALIS

AURELIA RESTUTUS

DEUS CUM SPIRITUM

TUUM BASIN DEO

Das ewige Haus von

Aurelia Restutus

Gott sei mit deinem Geist

Mögest du leben in Gott

Fidelma seufzte erleichtert auf. Zumindest hatte sie das richtige Grabmal gefunden. Sie fragte sich, wer wohl Aurelia Restutus gewesen war und womit diese Frau sich ein so prächtiges Grabmal verdient hatte. In den Marmor waren Friedenstauben eingemeißelt, darüber befand sich das Chi-Ro-Symbol mit den griechischen Initialen Christi.

Sie stellte ihre Lampe ab und sah sich in der Grabkammer um. Von Ronan Ragallach war nichts zu hören oder zu sehen. Es mußte jetzt kurz nach Mittag sein, denn beim Hinabsteigen hatte sie in der Ferne das Läuten zum Mittagsangelus gehört. Doch sie ging davon aus, daß Ronan, selbst wenn sie sich verspätet hatte, eine ganze Weile auf sie warten würde.

Fidelma preßte die Lippen zusammen und unterdrückte ein ungeduldiges Seufzen. Auch wenn man in ihrer Ausbildung viel Wert auf Kontemplation gelegt hatte, konnte Fidelma untätiges Warten nur schwer ertragen. In dieser Hinsicht hatte sie sich nicht als vorbildliche Novizin erwiesen.

Es verstrichen einige Minuten, die Fidelma vorkamen wie eine Ewigkeit.

Zuerst war sie sich nicht ganz sicher, ob sie das Geräusch tatsächlich gehört hatte. Es war ein leises Poltern, das aus einer der hinter ihr liegenden Grabkammern zu ihr drang. Dann hörte sie etwas Schweres fallen.

Fidelma lauschte angestrengt. «Bruder Ronan?» rief sie leise. «Wo seid Ihr?»

Nachdem das Echo ihrer Stimme in dem dunklen Gewölbe verklungen war, herrschte unheimliches Schweigen.

Fidelma nahm ihre Lampe und drang vorsichtig in die nächste Kammer vor, die der vorigen in Form und Größe glich. Dahinter lag noch ein drittes Grabgewölbe, das sie mit erhobener Lampe betrat.

Schon auf den ersten Blick sah sie die zusammengesackte Gestalt am Boden liegen, das Gesicht nach unten, die Arme ausgestreckt, eine erloschene Kerze neben der linken Hand. Das grobe, braune Wollgewand war bis zu den Kniekehlen hochgerutscht und gab den Blick auf die mit Ledersandalen bekleideten Füße frei. Der Mann wirkte rundlich und schwer. Doch erst an der Tonsur Colum-bans erkannte Fidelma, daß es sich eindeutig um Bruder Ronan Ragallach handelte.

Rasch stellte sie die Lampe ab, bückte sich und drehte ihn um. Als ihr klar wurde, daß für ihn jede irdische Hilfe zu spät kam, mußte sie einen Schrek-kensschrei unterdrücken. Die gebrochenen Augen, das schwärzliche Gesicht und die herausgestreckte Zunge sagten alles. Die um seinen Hals geschlungene Gebetsschnur hatte sich tief ins Fleisch eingegraben.

Enttäuscht machte sich Fidelma klar, daß der Bruder ihr nichts mehr würde erklären können. Ronan Ragallach war tot.

Schaudernd sah sie sich um, denn sie wußte, daß sein Mörder noch nicht weit gekommen sein konnte. Hatte sie selbst nicht erst vor wenigen Augenblicken Ronan Ragallachs Todessturz gehört? Fidelma rang ihre Furcht nieder und nahm die Leiche genauer in Augenschein.

Ihr Blick fiel auf die rechte, noch immer zur Faust geballte Hand, die ein ausgefranstes Stück Sackleinen umklammerte. Es war nicht abgerissen, sondern mit einem Messer abgetrennt worden. Offenbar hatte Bruder Ronan etwas bei sich getragen, das er selbst im Todeskampf um keinen Preis herausgeben wollte.

Doch der Mörder war anscheinend so auf diesen Gegenstand erpicht gewesen, daß er ihn mit einem Messer losgeschnitten hatte. Als Fidelma kopfschüttelnd die Lampe hob, sah sie etwas Glitzerndes auf dem Boden liegen. Entschlossen ging sie darauf zu und hob es auf, und ihre Augen weiteten sich vor Erstaunen.

Es war ein nicht sonderlich kunstfertig geschmiedeter Silberkelch, durch die unsanfte Behandlung leicht verbeult und zerkratzt. Fidelma wußte sofort, daß sie einen der fehlenden Kelche aus Wighards Schatz in Händen hielt. Aber was hatte das zu bedeuten? Tausende von Fragen fielen ihr ein - Fragen, aber keine Antworten.

Wenn Ronan Ragallach sich im Besitz des vermißten Schatzes befand, hatte er ihn womöglich doch gestohlen. Hatte sie sich geirrt? War er trotz allem der wahre Mörder? Allerdings stimmte da etwas nicht. Warum hätte er ihr eine Nachricht zukommen lassen, dieses Treffen vereinbaren und gleichzeitig schwören sollen, daß er an Wighards Tod unschuldig war?

Verwirrt wandte sich Fidelma wieder der Leiche zu und durchsuchte Bruder Ronans Kleider. In seiner crumena befanden sich einige Münzen und ein Stück Papyrus. Es war mit den gleichen seltsamen Hieroglyphen bedeckt wie der Fetzen, den sie auf dem Boden seines Zimmers in Biedas Herberge gefunden hatte.

Sie schnappte nach Luft, als sie erkannte, daß es sich um das abgerissene Teil eines größeren Papyrus handelte, der dem, den sie bereits gefunden hatte, in Form und Größe ähnelte. Vielleicht war dies der Rest des ursprünglichen Textes. Rasch ließ sie den Papyrus in ihr marsupium gleiten. Den Silberkelch in der einen, die Lampe in der anderen Hand, erhob sie sich und ging zurück zum Grabmal der Aurelia Restutus.

Kaum hatte sie die vordere Grabkammer betreten, hörte sie Stimmen näherkommen. Fidelma zögerte. Die Stimmen klangen leise und eindringlich. Und sie redeten in einer merkwürdigen, fremden Sprache.

Die Vernunft sagte Fidelma, daß diese Leute nichts mit Bruder Ronans Tod zu tun haben konnten, denn die Mörder des irischen Mönchs würden sicher nicht kurz darauf sorglosen Schrittes an den Tatort zurückkehren. Und doch mahnte eine unhörbare, innere Stimme sie zur Vorsicht. Rasch faßte sie einen Entschluß. Sie suchte nach einer leeren Nische, entschied sich für eine, die dem Erdboden möglichst nahe war, kletterte hinein, löschte die Lampe, streckte sich rücklings in dem leeren Grab aus und stellte sich tot.

Die Stimmen näherten sich.

Sie konnte zwei Männer unterscheiden. Ihrem hitzigen Tonfall nach zu urteilen, stritten sie, obwohl Fidelma nichts verstand. Sie sah ein Licht über die Wände der Katakomben tanzen. Mit halb geschlossenen Augenlidern lag sie da und betete inbrünstig, daß die beiden Männer die Leichen, die rechts und links in den Nischen der Grabkammer lagen, nicht beachteten.

Zu ihrem Entsetzen blieben die beiden dunklen Gestalten in der Kammer stehen und schauten sich mit erhobenen Kerzen um.

Fidelma hörte den Namen «Aurelia Restutus» und mehrmals das Wort kafir. Sie schienen zu warten. Fidelma biß sich auf die Lippen. Waren diese Fremden etwa ebenfalls mit Bruder Ronan Ragal-lach verabredet?

Nach einer Weile ging der Ungeduldigere der beiden weiter. Fidelma hielt den Atem an, denn sie wußte, was er in der nächsten Kammer finden würde. Sie vernahm einen schrillen Schrei und etwas, das wie «Bismillah!» klang. Dann eilte der zweite Mann seinem Gefährten zur Hilfe. «Ma’uzbillah!» rief er.

Sobald es in der vorderen Grabkammer dunkel war, schlüpfte Fidelma aus ihrer Nische, nahm Lampe und Kelch und lief hinaus auf den Gang. Die aufgeregten Stimmen der beiden Männer hinter sich noch deutlich im Ohr, wagte sie es nicht, stehenzubleiben und ihre Lampe anzuzünden, sondern tastete sich in der Dunkelheit eilig voran. In Gedanken wiederholte sie Antonios Anweisungen, diesmal in umgekehrter Reihenfolge. Die Lampe in der einen, den Kelch in der anderen Hand, stieg sie die Treppe hinauf. Nur einmal stieß sie sich das Knie an einem vorstehenden Stein.

Oben angekommen, hielt sie an, um Atem zu schöpfen, dann wandte sie sich nach rechts in den langen, schmalen Gang, der zur nächsten Treppe führte. Sie zählte zweihundert Schritte, bis er sich zu einer großen, reichverzierten Grabkammer verbreiterte. Wieder blieb sie stehen und lauschte angestrengt. Niemand war ihr gefolgt.

Fidelma kniete nieder und stellte Lampe und Kelch vor sich auf den Boden. Dann holte sie die Zunderbüchse aus ihrem marsupium. Ihre Finger zitterten, und es dauerte eine Weile, ehe es ihr gelang, die Lampe anzuzünden.

Als der warme, goldene Schimmer der Flamme sich in der prächtigen Grabkammer verbreitete, stieß Fidelma einen Seufzer der Erleichterung aus. Sie holte tief Luft, sammelte Kelch und Lampe ein, stand auf und pirschte sich durch den schmalen Gang bis zu der langgestreckten Treppe, die ins nächsthöhere Stockwerk führte. Sie schwor sich, sich niemals wieder in dieses dunkle Labyrinth vorzuwagen.

Inzwischen hatte sie nur noch einige hundert Meter vor sich. Obwohl sie am liebsten so schnell wie möglich zum Ausgang gelaufen wäre, zwang sie sich, betont langsam zu gehen. War es im Grunde nicht lächerlich, sich vor den beiden Fremden zu fürchten? Schließlich lag es auf der Hand, daß sie mit Bruder Ronan Ragallachs Tod nichts zu tun hatten. Weshalb hätten sie Fidelma bedrohen sollen? Sie wünschte, sie wäre mutiger gewesen, aber in der dunklen Grabkammer hatte sie plötzlich eine seltsame Angst ergriffen. Fidelma fragte sich, ob die beiden Fremden sich ebenfalls mit Bruder Ronan hatten treffen wollen und wer sie überhaupt waren.

Beim Gedanken an Bruder Ronan überlief sie plötzlich ein kalter Schauer. Er war auf genau die gleiche Weise getötet worden wie Wighard von Canterbury. Jemand hatte ihn mit einer Gebetsschnur erwürgt! Damit schied Ronan endgültig als Wighards Mörder aus. Aber wenn er Wighard nicht ermordet hatte, wieso hatte er dann einen Silberkelch aus Wighards gestohlenem Schatz bei sich getragen?

Ronan hatte seine Unschuld beteuert und sie um eine Unterredung gebeten, um ihr seine Geschichte zu erzählen. Was hatte er ihr sagen wollen?

Fidelma erinnerte sich an das Papyrusstück in ihrem marsupium, das ihr vielleicht eine Antwort auf diese Frage geben konnte. Sie würde Bruder Osimo Lando, den sub-praetor des Amtes für fremdländische Angelegenheiten, aufsuchen und bitten, ihr den Text zu übersetzen. Offenbar steckte mehr dahinter, als sie ahnte.

Sie kam zum Ende des Ganges und wandte sich nach rechts, um über die letzte Treppe zum Friedhof hinaufzusteigen.

Als sie um die Ecke bog, tauchte urplötzlich eine Gestalt vor ihr auf. Ihr blieb gerade noch genug Zeit für die Erkenntnis, daß ihr die Gestalt bekannt vorkam. Dann spürte sie einen starken Schmerz an der Schläfe, und es wurde schwarz um sie.

Wie aus weiter Ferne hörte Fidelma, wie jemand ihren Namen rief. Sie blinzelte mühsam. Ihr war übel und schwindelig. Als sie aufstöhnte, hielt ihr jemand ein Gefäß mit kaltem Wasser an die Lippen. Sie nahm einen Schluck, hustete und spuckte. Dann versuchte sie, die Augen aufzuschlagen. Das Licht blendete fürchterlich. Offenbar lag sie auf dem Rücken im Freien, über sich das blaue Himmelszelt und eine strahlend gelbe Sonne, die ihr gnadenlos ins Gesicht brannte. Wieder stöhnte sie und schloß die Augen.

«Schwester Fidelma, hört Ihr mich?»

Fidelma kannte diese Stimme und überlegte angestrengt, wem sie gehören könnte.

Kalte Wassertropfen spritzten in ihr Gesicht.

Laut ächzend wünschte sie, wer auch immer sie zu wecken versuchte, würde fortgehen und sie in Ruhe lassen.

«Schwester Fidelma!»

Die Stimme wurde immer drängender.

Widerstrebend schlug sie die Augen auf und sah die verschwommenen Umrisse einer dunklen, gebeugten Gestalt. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie Cornelius von Alexandria. Der dunkelhäutige Chirurgus musterte sie mit besorgten Blicken. «Schwester Fidelma, erkennt Ihr mich?»

Fidelma verzog das Gesicht. «Ja, aber mein Kopf tut höllisch weh.»

«Ihr habt einen Schlag auf den Schädel bekommen, ein großer Bluterguß über der Schläfe, aber die Haut ist nicht verletzt. Es wird bald ganz verheilen.»

«Mir ist schlecht.»

«Das ist nur der Schock. Bleibt eine Weile liegen, und trinkt einen Schluck Wasser.»

Fidelma lehnte sich zurück und sah sich um. Hinter dem griechischen Chirurgus stand der kleine Antonio und machte ein ängstliches Gesicht. Im Hintergrund hörte sie besorgte Stimmen. Stimmen! War das nicht der scharfe, durchdringende Ton von Äbtissin Wulfrun, die Schwester Eafa anwies, ihr zu folgen? Oder bildete sie sich das nur ein?

Als Fidelma sich aufrichten wollte, hielt sie der griechische Chirurgus sanft zurück.

«Wo bin ich?» fragte sie.

«Am Eingang der Katakomben», antwortete Cornelius. «Ihr wart bewußtlos, und wir haben Euch hinaufgetragen.»

Langsam kehrte Fidelmas Erinnerung zurück. «Jemand hat mich niedergeschlagen!» sagte sie und versuchte erneut, sich aufzusetzen, aber Cornelius hinderte sie auch diesmal daran.

«Nicht so hastig», mahnte er. «Ihr dürft jetzt nichts überstürzen.» Er musterte sie neugierig. «Warum hätte Euch jemand niederschlagen sollen?» fragte er zweifelnd. «Seid Ihr sicher, daß Ihr Euch nicht den Kopf an einem Stein gestoßen habt? So etwas soll dort unten schon öfter vorgekommen sein.»

«Nein, nein!» Fidelma sah ihn eindringlich an. «Was macht Ihr eigentlich hier?»

Der Chirurgus zuckte die Achseln. «Ich kam zufällig am Friedhofstor vorbei, als ich jemanden nach einem Medikus rufen hörte. In den Katakomben sei jemand verletzt worden, erklärte er mir. Ich folgte ihm und fand Euch am Fuß der Treppe.»

«Und wer hat Alarm geschlagen?» wollte Fidelma erstaunt wissen.

Nachdem Cornelius sich davon überzeugt hatte, daß es ihr besser ging, half er ihr vorsichtig auf. «Irgendein Pilger. Keine Ahnung.»

«Ja, es war ein Pilger, Schwester», mischte sich der kleine Antonio ein. «Er kam aus den Katakomben und sagte, dort unten liege eine Schwerverletzte. Als ich zufällig die lecticula des Medikus am Friedhofstor entdeckte, schickte ich jemanden los, um ihn zu holen.»

«Und als ich dann kam, fand ich Euch am Fuß der Treppe», wiederholte Cornelius. «Es sah ganz so aus, als hättet Ihr Euch an einem der vorstehenden Steine an der Seite des Ganges den Kopf gestoßen.»

Antonio, der sehr erleichtert darüber war, daß Fidelma nicht schwer verletzt zu sein schien, grinste schelmisch. «Die Katakomben bringen Euch kein Glück, Schwester.»

Fidelma lächelte reuevoll. «Das war sehr weise gesprochen, kleiner Antonio.»

Der Schwindel und die Übelkeit hatten ein wenig nachgelassen, so daß sie vorsichtig aufstehen konnte. «Wer ist dieser Pilger, dem ich meine Rettung verdanke?»

Es hatten sich mehrere Schaulustige eingefunden, die sich jedoch rasch wieder zerstreuten, als das erhoffte Spektakel ausblieb. Fidelma fragte sich, ob Äbtissin Wulfrun tatsächlich unter ihnen gewesen war.

Der Junge blickte sie ratlos an. «Er ist schon fortgegangen.»

«Weißt du, wie er hieß oder wie er aussah? Ich möchte mich wenigstens bei ihm bedanken.»

Der Junge schüttelte den Kopf. «Er war ein ganz gewöhnlicher Pilger in morgenländischem Gewand.»

Fidelma betrachtete ihn nachdenklich und fragte sich, ob es einer der dunkelhäutigen Männer gewesen sein konnte, die sie in Aurelia Restutus’ Grabkammer beobachtet hatte.

«Wie viele Fremde sind denn hier gewesen, Antonio, seitdem ich die Treppe hinuntergestiegen bin?»

Der Junge zuckte die Achseln. «Keine Ahnung. Mehrere. Nur Fremde kommen hierher, um die Toten zu sehen. Außerdem gibt es noch drei andere Eingänge zu den Katakomben.»

Fidelma lächelte. Wie dumm von ihr, zu glauben, daß der Junge zwischen ihr und den beiden dunkelhäutigen Männern, die sie in den Katakomben gesehen hatte, unterscheiden könnte.

«Und wie viele Männer aus ...»

Cornelius unterbrach sie mit mahnender Stimme. «Ich glaube, Ihr solltet Euch später darüber Gedanken machen, wie Ihr Eurem Retter danken könnt. Meine lecticula wird Euch zum Lateranpalast zurückbringen, wo ich Eure Wunde richtig versorgen kann. Den Rest des Tages solltet Ihr Euch unbedingt ausruhen.»

Am liebsten hätte Fidelma seinen Vorschlag abgelehnt, doch als sie ein paar vorsichtige Schritte wagte, wurde ihr sofort wieder schwindelig, und sie mußte sich eingestehen, daß der Chirurgus wahrscheinlich recht hatte. Sie setzte sich auf den nächsten Stein und hielt sich stöhnend den schmerzenden Kopf.

Cornelius hob die Hand, und sofort kamen kräftige Männer herbeigelaufen. Sie trugen einen seltsam geformten Stuhl auf zwei langen Stangen. Fidelma hatte diese merkwürdigen Sänften schon mehrfach in Rom gesehen und wußte, daß man sie lecticula nannte. In ihrem Heimatland gab es diese absonderlichen Geräte nicht, in denen Menschen von ihren Sklaven oder Dienern durch die Straßen getragen wurden.

Sie wollte widersprechen, doch ihr war klar, daß sie in ihrem jetzigen Zustand nicht in der Lage gewesen wäre, zu Fuß zum Lateranpalast zu gehen. Also blieb ihr nichts anderes übrig, als Cornelius’ Anweisungen Folge zu leisten. Sie wollte gerade auf den Stuhl steigen, als ihr einfiel, was sie vergessen hatte.

«Deine Lampe muß noch unten am Fuß der Treppe liegen, Antonio», rief sie dem Jungen zu.

Aber der Junge schüttelte nur den Kopf und hielt ihr grinsend die Lampe entgegen. «Als wir Euch hochtrugen, habe ich sie gleich mitgebracht», sagte er.

«Und der Silberkelch, den ich in der anderen Hand hatte?»

Antonio sah sie ratlos an. «Von einem Silberkelch habe ich nichts bemerkt, Schwester. Und ich glaube auch nicht, daß Ihr einen mit hinuntergenommen habt.»

Voller Schreck griff Fidelma nach ihrem marsu-pium. Ihre Zunderbüchse und ihre Münzen waren noch da, aber von dem Papyrusstück, das sie bei Bruder Ronan gefunden hatte, fehlte jede Spur. Nur das durchtrennte Stück Sackleinen war ihr geblieben.

Sie stellte fest, daß Cornelius sie argwöhnisch beäugte.

«Einen Augenblick», sagte sie, stieg noch einmal aus der lecticula, und ging unsicheren Schrittes auf den Jungen zu. Dicht vor ihm kniete sie nieder und raunte ihm mit leiser Stimme zu: «Antonio, in der Katakombe der Aurelia Restutus liegt eine Leiche. Nein», erklärte sie, als sie sah, wie er grinste, weil das in einer Grabkammer nichts Besonderes war, «ich meine eine ganz frische Leiche - ein irischer Mönch, der gerade erst ermordet worden ist. Ich habe ihn gefunden. Sobald ich zum Lateranpalast zurückgekehrt bin, werde ich die custodes schicken, um ihn zu holen ...»

Antonio sah sie mit großen Augen an. «Ihr solltet es dem praetor uranis melden», riet er ihr.

Fidelma nickte. «Mach dir keine Sorgen. Die zuständigen Behörden sollen auf jeden Fall benachrichtigt werden. Ich möchte nur, daß du die Augen offenhältst und ganz genau darauf achtest, wer hier kommt und geht. Du sollst wissen, daß ich bei dem Toten einen Silberkelch und ein Stück Papyrus gefunden habe. Beides wurde mir gestohlen, als ich bewußtlos war. Wenn du also jemanden siehst, der sich verdächtig verhält, vor allem zwei Männer aus dem Morgenland, die eine fremde Sprache sprechen, möchte ich, daß du sie dir ganz genau ansiehst und dir merkst, wohin sie gehen.»

«Ja, Schwester», versprach der Junge. «Aber die Katakomben haben noch viele andere Ein- und Ausgänge.»

Fidelma stöhnte. Diese Tatsache machte das Ganze natürlich noch schwieriger. Dennoch griff sie in ihr marsupium und warf einige Münzen in den Korb des Jungen.

Dann wandte sie sich wieder dem über die Verzögerung sichtlich verärgerten Cornelius zu und stieg in die lecticula. Die beiden Männer hievten die Sänfte ächzend auf ihre Schultern und trugen sie zum Friedhofstor. Cornelius begleitete sie eiligen Schrittes.

Es war ein seltsames Gefühl, durch die Straßen getragen zu werden, aber Fidelma war dankbar für Cornelius’ Hilfe. Ihr Kopf schmerzte fürchterlich, und sie fühlte sich noch immer sehr schwach. Da sie die Augen geschlossen hatte, bemerkte sie die neugierigen Blicke der Fußgänger nicht; zwar gehörten die lecticulae zum römischen Straßenbild, doch eine Geistliche in einer Sänfte gab es nur selten zu sehen.

Fidelma lehnte sich zurück und dachte noch einmal über die Ereignisse der letzten Stunden nach.

Erst als sie längst durch das Metronia-Tor in die Stadt zurückgekehrt und am Fuße des Celius-Hügels angekommen waren, wurde ihr klar, was sie in ihrer Benommenheit völlig übersehen hatte: Bisher hatte sie fest geglaubt, die beiden Fremden seien ihr gefolgt, hätten sie niedergeschlagen und ihr den Kelch und den Papyrus abgenommen. Aber sie hatte keine Verfolger gehört, und es sprach alles dafür, daß die beiden in der Katakombe der Aurelia Restutus zurückgeblieben waren. Ja, jetzt stand es ihr wieder klar vor Augen: Erst als sie am Fuß der Treppe um die Ecke bog, war plötzlich eine Gestalt vor ihr aufgetaucht - eine vertraute Gestalt, die offenbar dort auf sie gewartet hatte. Diese Gestalt hatte sie niedergeschlagen. Jemand, den sie kannte. Wer konnte es bloß gewesen sein?