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Kapitel 16

Sie kamen doch.

Als die Sonne am höchsten stand, kamen Evan und Conrad mit dem Kombi: Evan mit den wüst abstehenden Haaren und den allzu stechenden Augen sprang vor lauter Energie im Dreieck; Conrad, ein wenig außer Puste unter dem Hänge schnurrb art, trocknete sich die Stirn mit einem Taschentuch.

Sie kamen einfach zum Wagen und machten die Tür auf. Dann blieben sie stehen. Sie starrten mich an.

Ich dachte, sie seien unwirklich; die ersten Halluzinationen. Ich erwiderte ihr Starren und wartete darauf, daß sie verschwanden.

Dann sagte Evan:»Wo zum Teufel haben Sie gesteckt? Wir suchen seit gestern morgen den ganzen verdammten Park nach Ihnen ab.«

Ich antwortete ihm nicht. Ich konnte nicht.

Conrad sagte:»Mein Gott, mein Gott, lieber Junge, mein Gott…«wie eine festgefahrene Grammophonnadel.

Evan ging zurück zu dem Kombi, fuhr ihn übers Gras und parkte ihn neben dem Wagen, in dem ich saß. Dann kletterte er hinten hinein und klappte die Kühlbox auf.

«Geht auch Bier?«rief er.»Wir haben kein Wasser dabei.«

Bier ging auch.

Er goß es aus der Dose in einen Plastikbecher und hielt es mir an den Mund. Es war kalt, prickelnd, unglaublich. Ich trank es nur halb, denn das Schlucken tat weh.

Conrad öffnete die Tür auf der linken Seite und setzte sich auf den Beifahrersitz.

«Wir haben keinen Schlüssel für die Handschellen«, sagte er entschuldigend.

Ein Lachen regte sich irgendwo in mir, das erste seit langem.

«Puh«, sagte Evan.»Sie stinken aber.«

Sie sahen, daß ich nicht sprechen konnte. Evan schenkte Bier nach und hielt es mir hin, und Conrad stieg aus und wühlte im Kofferraum herum. Er kam mit vier kurzen, dicken Drahtstücken und einer Rolle Isolierband wieder und schickte sich an, mich zu befreien.

Er steckte die vier Drähte in das Gehäuse des Handschellenschlosses, klemmte die vorstehenden Enden fest zusammen, um einen Ansatzpunkt zu haben, und begann zu drehen. Der improvisierte Schlüssel leistete Großes. Nach vielen Flüchen und etlichen neuen Anläufen, weil die Drähte herausgerutscht waren, bekam Conrad die Fessel an meiner rechten Hand auf.

Und wen kümmerte die andere? Die konnte warten.

Sie schnallten den Sicherheitsgurt los und wollten mir aus dem Wagen helfen, aber ich hatte über achtzig Stunden in der gleichen beengten Stellung verbracht, und wie Beton schien mein Körper sich dieser Form angepaßt zu haben. Evan meinte unsicher:»Ich glaube, einer von uns sollte einen Arzt holen.«

Ich schüttelte entschieden den Kopf. Es gab einiges, das ich ihnen sagen wollte, bevor die Außenwelt über uns hereinbrach. Ich tastete fahrig unter meinem Schenkel nach den Zetteln, die ich geschrieben hatte, und machte Schreibbewegungen mit der Hand. Conrad zog wortlos den goldenen Kugelschreiber hervor, den er immer bei sich trug, und tattrig schrieb ich auf eine freie Ecke des braunen Umschlags: »Wenn Sie niemandem erzählen, daß Sie mich gefunden haben, können wir den Mann fassen, der mich hierhergebracht hat.« Und als Nachsatz fügte ich hinzu: »Das möchte ich gern.«

Sie lasen die krakeligen Worte, standen verwundert da und kratzten sich fast buchstäblich die Köpfe.

Ich schrieb noch ein wenig: »Bitte decken Sie die Windschutzscheibe zu.«

Das leuchtete ihnen immerhin ein. Conrad verhängte die Vorderseite des Wagens mit einer dicken Regenplane, durch die es gleich zehn Grad kühler wurde.

Evan sah die Plastiktüte am Steuer hängen und zog sie aus dem Gummiring.

«Was zum Teufel ist das?«sagte er.

Ich deutete auf die noch ungetrunkene Portion Wasser, die sich in der Tüte angesammelt hatte. Evan verstand und sah völlig entgeistert aus.

Er nahm mir die beschriebenen Blätter aus der Hand und las sie. Ich trank noch etwas Bier, hielt zwar den Becher mit zittrigen Fingern, spürte aber, wie das Leben mit jedem mühsamen Schluck wieder in all die ausgetrockneten Kanäle einströmte.

Er las bis zum Ende und gab dann Conrad die Blätter. Er starrte mich an, als hätte es ihm die Sprache verschlagen. Ein ungewohnter Zustand bei Evan. Nach geraumer Zeit sagte er langsam:»Dachten Sie wirklich, Conrad oder ich hätten Sie mit hierhergeschafft?«

Ich schüttelte den Kopf.

«Und den armen Clifford Wenkins können Sie auch streichen, denn der ist tot. Man hat ihn Samstag nachmittag aus dem Wemmer Pan gefischt. Er ist auf einer Bootsfahrt ertrunken.«

Die Neuigkeit brauchte eine Weile, bis sie durchdrang. Ich dachte, kein Gestotter mehr, keine feuchten Hände, kein nervöser kleiner Mann… armer, nervöser kleiner Mann…

Ich ergriff Conrads goldenen Kuli, und Evan gab mir einen seiner allgegenwärtigen Notizblöcke zum Schreiben.

«Ich würde mich gern hinlegen. In dem Kombi?«

«Klar«, sagte er, offenbar froh, etwas tun zu können.»Wir richten Ihnen ein Bett her.«

Er hüpfte wieder in den Kombi und packte die ganze Ausrüstung auf eine Seite. In der freigeräumten Hälfte baute er aus den Rücksitzen beider Autos eine Matratze zusammen, mit einem dicken Kopfkissen aus Jacken und Pullovern.

«Das Ritz«, sagte er,»zu Ihren Diensten.«

Ich versuchte ein Lächeln und bekam es im Rückspiegel zu sehen.

Gräßlich. Ich hatte einen Viertagebart, eingesunkene, rötliche Augen und sah so grau und rot aus wie ein Gespenst mit Sonnenbrand.

Behutsamer, als ich es ihnen beiden zugetraut hätte, halfen sie mir aus dem Wagen und trugen mich mehr, als daß sie mich stützten, zu dem Kombi hinüber. Zusammengekrümmt, mit eingerosteten Muskeln und einem Gefühl, als zerknackte es mir die Lendenwirbel, erreichte ich mein Ziel und begann, sobald ich auf dem Behelfsbett lag, mit der wohltuend schmerzhaften Prozedur des Michausstrek-kens. Evan nahm die Regenplane von meinem Wagen und breitete sie über das Dach des Kombis, um die Hitze abzuhalten und auch, um Schatten zu bekommen.

Ich schrieb erneut, und zwar: »Bleiben Sie hier, Evan«, denn ich dachte, sie würden vielleicht meinen Wagen mit einem Startkabel anwerfen und Hilfe holen fahren. Da er unschlüssig aussah, setzte ich mit ziemlicher Verzweiflung hinzu: »Lassen Sie mich bitte nicht allein.«

«Gott«, sagte er, als er das las.»Gott, Kumpel, wir lassen Sie doch nicht allein. «Er war sichtlich aufgewühlt, und das überraschte mich. Er konnte mich ja gar nicht leiden, und in Spanien hatte er mich gnadenlos durch den Wolf gedreht.

Ich trank wieder Bier, schön einen Schluck nach dem anderen. Mein Hals war immer noch hundertmal schlimmer als jede Mandelentzündung, aber langsam zeigte das Befeuchten Wirkung. Ich konnte die Zunge besser bewegen, und sie fühlte sich schon nicht mehr so nach einem aufgequollenen Stück Leber an.

Evan und Conrad setzten sich nach vorn in den Kombi und beratschlagten, wohin sie fahren sollten. Sie hatten keine Unterkunft in Skukusa reserviert, offenbar noch immer das nächstgelegene Camp, und bis zu den in Satara gebuchten Betten waren es zwei Stunden Fahrt.

Satara und die Betten trugen den Sieg davon, was mir nur recht war.

Evan sagte:»Dann können wir eigentlich gleich losfahren. Hier ist es echt zu heiß. Mir langt’s. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen unterwegs und essen zu Mittag. Es ist schon zwei durch, und ich habe Hunger.«

Das klang viel eher nach dem Evan, den ich kannte und verabscheute. Innerlich lächelnd griff ich erneut zum Kuli.

«Merken Sie sich den Ort, damit man ihn wiederfindet.«

«Den Wagen kann jemand anders holen«, meinte Evan gereizt.

«Später.«

Ich schüttelte den Kopf. »Wir müssen wiederkommen.«

«Wieso?«

«Um Danilo Cavesey zu kriegen.«

Sie schauten von dem Block zu meinem Gesicht. Dann sagte Evan nur:»Wie?«

Ich schrieb es auf. Sie lasen es. Die gespannte Erregung erwachte wieder bei Evan, und rasche fachliche Erwägungen furchten Conrads Stirn, denn was ich von ihnen wollte, war ganz nach ihrem Geschmack. Dann kam ihnen beiden im Zusammenhang damit ein anderer Gedanke, und sie sahen mich zweifelnd an.

«Das kann nicht Ihr Ernst sein, lieber Junge«, sagte Conrad.

Aber ich nickte.

«Was ist mit dem, der ihm geholfen hat?«fragte Evan.»Wie wollen Sie gegen den vorgehen?«

«Der ist jetzt tot.«

«Tot?«Er sah mich ungläubig an.»Meinen Sie etwa… Clifford Wenkins?«

Ich nickte. Ich war müde. Ich schrieb: »Das erkläre ich Ihnen, wenn ich reden kann.«

Damit waren sie einverstanden. Sie schlossen die Türen meines Wagens, stiegen wieder in den Kombi, wendeten, und wir rollten die Sandpiste entlang, die für mich so lange Zeit nur eine Reflexion in einem 8 mal 16 Zentimeter großen Spiegel gewesen war.

Conrad fuhr, und Evan skizzierte eine Karte. Anscheinend war es reine Glückssache, daß sie mich gefunden hatten, denn ich hatte eine Meile weit von der Abzweigung eines ebenso verlotterten Wegs gestanden, der zu einem ausgetrockneten Wasserloch führte. Der Wasserlochweg stieß auf einen anderen, der schließlich wieder zu den von Besuchern benutzten Straßen führte. Evan sagte, er könne meinen Wagen auf Anhieb wiederfinden; das sei einfach. Gestern hätten sie jeden Seitenweg zwischen Skukusa und Numbi abgeklappert, setzte er hinzu. Heute war das karge, trockene Terrain südlich des Sabie an die Reihe gekommen, und auf dem fünften Wirtschaftsweg hatten sie mich entdeckt.

Nach fünf oder sechs Meilen kamen wir zu einer kleinen Baumgruppe, die ein wenig gesprenkelten Schatten warf. Conrad fuhr sofort ran, und schon wühlte Evan in der roten Kühlbox. Sie hatten noch Sandwiches, Obst und Bier.

Ich wollte mit Sandwiches und Obst erst einmal warten. Das Bier wirkte Wunder. Ich trank noch welches.

Die beiden anderen futterten drauflos, als handelte es sich um ein ganz alltägliches Picknick. Sie drehten die Fenster weit auf in der Annahme, daß jedes vernünftige Tier bei dieser Hitze schlief, anstatt sorglosen Zweibeinern nachzustellen.

Es kamen keine Autos vorbei. Auch alle vernünftigen Menschen waren in den klimatisierten Camps mit ihrer Siesta beschäftigt. Evan machte die Hitze natürlich nichts aus, und Conrad mußte sich damit abfinden.

Ich schrieb wieder. »Was hat Sie veranlaßt, mich zu suchen?«

Evan sprach zwischen zwei Schinkensandwich-Bissen.»Wir brauchten immer wieder die Sachen von Conrad, die Sie im Wagen hatten. Es wurde bald sehr lästig, da nicht dran zu können. Also haben wir gestern Morgen im Iguana angerufen, um Ihnen zu sagen, wie rücksichtslos es war, die einfach mitzunehmen.«

«Es hieß, Sie seien nicht da«, sagte Conrad.»Es hieß, Sie hätten für einige Tage in den Krüger-Park fahren wollen.«

«Da kamen wir nicht mit«, sagte Evan nickend.»Wegen Ihres Zettels.«

«Was für ein Zettel?«Ich wollte die Frage automatisch aussprechen, doch meine Kehle ließ es noch nicht zu. Ich schrieb sie also.

«Die Nachricht, die Sie hinterlassen haben«, sagte Evan gereizt,»Sie seien nach Johannesburg zurückgekehrt.«

«Ich habe keine Nachricht hinterlassen.«

Er hörte auf zu kauen und saß da mit vollem Mund wie erstarrt. Dann kaute er weiter und sagte:»Nein. Stimmt. Sieht nicht so aus.«

«Wir dachten aber, Sie hätten sie hinterlassen«, sagte Conrad.

«Es war bloß ein Zettel, auf dem in Großbuchstaben stand: >Bin zurück nach Johannesburg, Link.< Verdammt unhöflich und undankbar fanden wir das, lieber Junge. Ihren Kram zu packen und im ersten Morgengrauen abzuhauen, ohne auch nur Wiedersehn zu sagen!«

«Tut mir leid.«

Conrad lachte.»Danach haben wir versucht, Clifford Wenkins zu erreichen, da wir dachten, er wüßte vielleicht, wo Sie sind, aber unter seiner Nummer meldete sich bloß eine hysterische Frau, die sagte, er sei im Wemmer Pan ertrunken.«

«Wir haben es noch bei ein paar anderen Leuten versucht«, fuhr Evan fort.»Den van Horens und so weiter.«

«Danilo?« schrieb ich.

«Nein. «Evan schüttelte den Kopf.»An den haben wir nicht gedacht. Wir wissen ja auch gar nicht, wo er wohnt. «Nachdenklich aß er einen Bissen.»Wir fanden es etwas eigenartig, daß Sie einfach wegfahren, ohne jemand mitzuteilen, wo man Sie erreichen kann, und dann dachten wir, weiß der Geier, vielleicht hat er nicht aufgepaßt und sich im Park verfahren und ist nie in Johannesburg angekommen. Nach einigem Hin und Her haben wir also die Anmeldung in Satara überredet, mal nachzuhören, wann Sie am Freitag morgen durchs Numbi-Tor gefahren sind, und der Schrankenwärter sagte, nach ihren Unterlagen seien Sie überhaupt nicht raus.«

«Wir haben mit Haagner telefoniert, lieber Junge«, sagte Conrad,»und ihm die Lage erklärt, aber er schien nicht weiter besorgt zu sein. Er meinte, in Numbi kommen die Leute oft ohne Papiere durch, obwohl man eigentlich Quittungen vorzeigen soll als Beleg, daß man für den Aufenthalt in den Camps bezahlt hat. In Ihrem Fall, meinte er, brauchten Sie nur zu sagen, Evan und ich seien noch im Park und hätten für Sie bezahlt. Die Leute von Numbi würden in Skukusa rückfragen und Sie durchlassen. Er meinte auch, Sie könnten sich im Park nicht verfahren haben. Sie seien zu vernünftig, und nur Idioten würden sich verfahren. Leute, die meilenweit die gesperrten Wege entlangbrettern und dann mit ihren Autos liegenbleiben. «Und vermutlich hatten sie geglaubt, genau das sei mir passiert. Aber ich murrte nicht.

Sie rissen Bierdosen auf und tranken. Ich nippte langsam weiter.

«Wir haben in Skukusa auch für Sie bezahlt«, sagte Evan vorwurfsvoll.»Einschließlich des Fensters, das Sie zerschlagen haben.«

Ich brauchte nur den Kuli zu ergreifen.

«Mein Gott«, sagte Evan, bevor ich es zu Papier brachte.»Danilo Cavesey hat das Fenster eingeschlagen… um in Ihr Rondavel zu gelangen.«

Ich nahm es an. Er war an der verschlossenen Tür vorbeigekommen, ohne mich aufzuwecken.

«Sie sind ein ziemlich wertvolles Stück, lieber Junge«, beendete Conrad die Erzählung.»Deshalb fanden wir, wir sollten vielleicht ein, zwei Tage opfern, um Sie zu suchen.«

«Gestern nachmittag haben wir eine prächtige Elefantenherde gesehen«, sagte Evan und gab damit zu verstehen, daß die Verzögerung gegenüber ihren ursprünglichen Plänen keine gänzlich unvergeudete Zeit war.»Und vielleicht sehen wir heute ja auch wieder eine.«

Sie halfen mir in Satara in das Rondavel, und ich bat sie, die Klimaanlage auszuschalten, da es mir in der Hütte kalt vorkam. Wenn mir wieder kalt wurde, wurde ich wieder steif, und das hätte meine Schmerzen nur verstärkt. Ich legte mich auf eins der Betten, mit drei Wolldecken über mir, und fühlte mich miserabel.

Conrad holte ein Glas Wasser, und er und Evan standen verlegen herum.

Evan sagte:»Lassen Sie sich Ihre stinkigen Klamotten ausziehen. Im Moment würden Sie ein Schwein beschämen.«

Ich schüttelte den Kopf.

«Möchten Sie sich vielleicht waschen, wenn wir Ihnen Wasser bringen?«

Wieder nein.

Evan rümpfte die Nase.»Gut, dann stört es Sie wohl nicht, wenn keiner hier bei Ihnen schläft?«

Ich schüttelte den Kopf. Mein Geruch war mir selbst widerwärtig, nachdem ich jetzt so viel frische Luft geatmet hatte.

Conrad ging in den Laden des Camps, um etwas zu besorgen, das ich schlucken konnte, und kam bald darauf mit einem halben Liter Milch und einer Dose Hühnersuppe wieder. Der einzige Öffner, den sie hatten, war der Bierdosenöffner, doch schließlich schafften sie es, die Suppe in einen Krug umzufüllen. Da es keine Möglichkeit gab, sie zu erhitzen, kippten sie die Hälfte der Milch hinzu und rührten, bis das Ganze flüssig war. Dann schenkten sie mir ein Glas voll ein, und dankbar für ihre ungeschickte Mühe trank ich es Schluck für Schluck.

«So«, sagte Evan munter in der Gewißheit, daß sie ihr möglichstes für mich getan hatten,»dann wollen wir jetzt mal die Falle entwerfen.«

Als ich es diesmal versuchte, gelang mir etwas Ähnliches wie sprechen.

«Danilo wohnt im Vaal Majestic«, sagte ich.

«Was haben Sie gesagt?«fragte Evan.»Gott sei’s gedankt, daß Sie wieder reden können, aber verstanden habe ich kein Wort.«

Ich schrieb es auf.

«Ah. Gut.«

Ich sagte:»Rufen Sie ihn morgen früh an und sagen ihm…«

Es war ein Krächzen, rauh und rissig.

«Hören Sie«, unterbrach Evan,»wir kommen schneller klar, wenn Sie es aufschreiben.«

Ich nickte. Meinem Hals konnte es nur recht sein.

«Fragen Sie Danilo morgen früh am Telefon, ob er wisse, wo ich sei; Sie müßten das herauskriegen, weil ich

Conrads Ausrüstung im Wagen hätte. Sagen Sie ihm, ich hätte auch Conrads goldenen Bleistift eingesteckt, und den wollte er unbedingt wiederhaben. Außerdem hätte ich einen Notizblock von Ihnen, und Sie brauchten Ihre Notizen. Sagen Sie ihm, Sie machen sich Sorgen, weil ich so eine Theorie hatte, daß jemand, den ich kenne, mich um bringen wollte.«

Evan las und schaute skeptisch drein.»Sind Sie sicher, daß er deswegen hier heraufkommt?«

Ich schrieb: »Würden Sie an seiner Stelle das Risiko eingehen, daß ich meine Theorie aufschreibe, wenn Sie wüßten, ich habe Papier und Bleistift in greifbarer Nähe?«

Er überlegte. Er sagte:»Nein.«

«Ich hab’s ja auch aufgeschrieben.«

«Stimmt.«

Conrad ließ sich schwer in den Sessel sinken und nickte.»Was noch, lieber Junge?«

Ich schrieb: »Rufen Sie heute abend Quentin van Horen an. Erzählen Sie ihm, in welchem Zustand Sie mich gefunden haben. Sagen Sie ihm, ich hätte Aufzeichnungen gemacht. Lesen Sie ihm die vor. Erzählen Sie ihm von der Falle für Danilo. Er soll die Polizei verständigen. Bei seinem Einfluß kriegt er das schon richtig hin.«

«Sicher. Klar. «Mit ungebrochener Energie raffte Evan mein Auto-Kassiber und sein Notizbuch mit unseren Plänen zusammen und eilte geradewegs zu dem Telefon im Hauptgebäude.

Conrad blieb und zündete sich eine Zigarre an, zweifellos, um die üblen Gerüche abzuwehren.

«Evan war es, der darauf bestanden hat, Sie zu suchen, Junge«, sagte er.»Absolut fanatisch war er. Sie wissen ja, daß er nie aufgibt, wenn er sich was in den Kopf gesetzt hat. Wir sind die unwahrscheinlichsten Wege abgefahren — kam mir saublöd vor —, bis wir Sie gefunden haben.«

«Wer«, sagte ich langsam und bemühte mich, deutlich zu sprechen,»hat Danilo von Der Mann im Wagen erzählt?«

Er zuckte ein wenig verlegen die Achseln.»Kann sein, daß ich das war. In Germiston. Da wollte jeder was über Ihre neueste Arbeit hören — die van Horens, Clifford Wen-kins, Danilo — sie alle.«

Es spielte keine Rolle. Wenkins hätte die Handlung des Films ohne weiteres auch über Worldic erfahren können.

«Apropos, lieber Junge«, sagte Conrad nachdenklich.»Die Maske in dem Film ist völlig daneben. «Er paffte an seiner Zigarre.»Wenn Sie aber so aussähen, würden Sie Ihr Publikum vergraulen.«

«Danke.«

Er lächelte.»Noch etwas Suppe?«

Evan blieb lange fort und wirkte, als er zurückkam, ernst und angespannt.

«Ich soll ihn später noch mal anrufen. Er war ziemlich verwirrt, als ich alles erzählt hatte. «Evan zog die Brauen hoch, erstaunt, daß jemand Zeit brauchte, um so ein paar unangenehme Tatsachen zu verdauen.»Er sagte, er wolle darüber nachdenken, was zu tun sei. Und — ach ja, ich soll Sie fragen, wie Sie jetzt darauf kommen, daß es Clifford Wenkins war, der Danilo geholfen hat.«

Ich sagte:»Clifford Wenkins hätte bestimmt geholfen — «

«Schreiben Sie es auf«, sagte Evan ungeduldig.»Sie hören sich an wie ein kehlkopfkranker Rabe.«

Ich schrieb: »Clifford Wenkins hätte zu Werbezwecken alles getan! So hat er zum Beispiel auch Aufnahmegeräte und Mikrofone vertauscht. Ich glaube nicht, daß er gedacht hat, dabei könnte jemand sterben — aber wenn ich bei einer Pressekonferenz einen Stromschlag kriegte, würde mein Name und der Zweck meines Besuches garantiert in die Zeitungen kommen. Ich glaube, Danilo hat ihm das alles in den Kopf gesetzt und ihm die stromführenden Geräte verschafft. Wenkins war entsetzt, als Katya einen so schweren Schlag bekam, und danach sah ich ihn mit sehr besorgtem Gesicht telefonieren. Ich dachte, er spreche mit Worldic, aber er könnte auch Danilo berichtet haben, daß der Werbetrick schiefgegangen war.«

«Von Worldics Standpunkt aus, lieber Junge, ist er mehr als gutgegangen«, bemerkte Conrad.

«Worldic hat Clifford Wenkins erbarmungslos genötigt, für Publicity zu sorgen; wenn Danilo ihm also vorgeschlagen hätte, sie sollten mich kidnappen und in mein Auto sperren wie in meinem neuen Film, dann wäre er wohl blöd genug gewesen, dem zuzustimmen.

Als ich drei Tage in dem Wagen gesessen hatte, glaubte ich nicht mehr, daß Wenkins der sein könnte, der Danilo zur Hand gegangen war, denn Wenkins hätte mich nicht so lange da sitzen lassen. Aber als Wenkins erst tot war, wußte niemand außer Danilo, wo ich geblieben war. Er brauchte mich nur dazulassen.

Nach der Entdeckung meiner Leiche würde man zu dem Schluß kommen, daß es sich um einen von Wenkins und mir selbst geplanten Werbetrick gehandelt hat, der schiefging, weil er ertrank und die notwendige Suchaktion nicht einleiten konnte.

Er und Danilo dürften mit Wenkins ’ Wagen in den Park gekommen sein, und so wird bei der Anmeldung am Num-bi-Tor belegt sein, daß er hier war.«

Evan, der, während ich schrieb, ungeduldig umhergetigert war, riß mir förmlich den Notizblock aus der Hand. Er las alles durch und gab Conrad den Block.

«Sind Sie sich darüber im klaren«, wollte er wissen,»daß Sie Danilo praktisch beschuldigen, er habe Clifford Wenkins umgebracht, damit man Sie nicht findet?«

Ich nickte.

«Ich glaube, das hat er getan«, krächzte ich.»Wegen einer Goldmine.«

Sie ließen mich mit Wasser und Suppe am Bett allein und gingen zum Abendessen in das Restaurant. Als sie zurückkamen, hatte Evan noch einmal mit van Horen telefoniert.

«Jetzt hat er etwas besser durchgeblickt«, meinte Evan herablassend.»Ich habe ihm vorgelesen, was Sie über Wenkins geschrieben haben, und er war der Ansicht, da könnten Sie recht haben. Er sagte, er sei bestürzt wegen Danilo, denn er habe ihn gemocht, aber er werde tun, was Sie verlangen. Er sagte, er will selbst herkommen. Er fliegt morgen in aller Frühe nach Skukusa. Die Polizei wird dann ordnungsgemäß informiert sein. Conrad und ich holen Sie und van Horen vom Flugplatz ab und machen weiter im Text, wenn es so aussieht, als ob Danilo angebissen hat.«

Wir wollten Danilo am nächsten Morgen anrufen. Selbst wenn er ebenfalls so schnell wie möglich herflog, würden alle auf dem Posten sein, bevor er ankam.

Die Nacht war das Paradies im Vergleich zu den vorhergehenden, aber immer noch weit entfernt vom Himmel. Am Morgen fühlte ich mich schon viel kräftiger: Die Krämpfe hatten aufgehört, und das Feuer in meiner Kehle hätte Celsius nicht mehr erschreckt. Ich schleppte mich ins Bad, krumm und gebeugt wie Adam, der greise Gärtner, aber ich schaffte es; und ich aß die Banane, die Conrad mir zum Frühstück brachte.

Evan telefoniere gerade mit Danilo, sagte Conrad, und später kam Evan dann mit einem zufriedenen Lächeln herein.

«Er war da«, sagte er.»Und ich würde behaupten, er hat es eindeutig geschluckt. Er hörte sich ziemlich besorgt an  scharfe Stimme und so weiter. Er fragte, woher ich das mit dem goldenen Stift so genau wüßte. Ist das zu glauben? Ich sagte, den hätte Conrad Ihnen am Donnnerstag abend geborgt, und ich hätte gesehen, wie Sie ihn eingesteckt haben. Freitag früh seien Sie dann nach Johannesburg gefahren, ohne ihn zurückzugeben.«