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Flachrennen finden in Südafrika das ganze Jahr über mittwochs und samstags statt, aber sonst nur unregelmäßig. Daher hatte ich es für das klügste gehalten, an einem Mittwochmorgen in Johannesburg anzukommen und zu der landesweit einzigen Rennveranstaltung des Tages zu fahren, dem Meeting von Newmarket.
Ich zahlte Eintritt und kaufte ein Programmheft. Einer von Nerissas Ausfällen, sah ich, sollte später am Nachmittag noch einmal sein Glück versuchen.
Newmarket war auch in diesem Teil der Welt Newmarket. Tribünen, Menschenmassen, Pferde, Buchmacher; geschäftige, zweckgerichtete Atmosphäre; ein Flair von Tradition und Ordnung. Alles war ziemlich gleich. Ich wanderte zum Führring hinüber, wo die Pferde für das erste Rennen bereits präsentiert wurden. Die gleichen kleinen Grüppchen von Besitzern und Trainern standen hoffnungsvoll sich unterhaltend in der Mitte. Die gleichen ernsten Rennplatzbesucher lehnten an den Rails und begutachteten die Ware.
Die Unterschiede waren gering. Englischen Augen schien es, als seien die Pferde etwas kleiner gebaut und hätten sehr steile Fesseln, und sie wurden nicht von weißen Pflegern in meist dunkler Alltagskleidung herumgeführt, sondern von schwarzen Stallboys in langen weißen Kitteln.
Da ich aus Prinzip nur auf Pferde setze, über die ich etwas wußte, ließ ich die Hände vom Geldbeutel. Die
Jockeys in ihrem bunten Dreß kamen heraus und saßen auf; die Starter gingen auf die Bahn und schossen nach vorn; ihre Hufe klapperten auf dem knochentrockenen Geläuf. Ich schlenderte von der Tribüne herunter, um Nerissas Trainer Greville Arknold zu suchen und ihn mir anzusehen. Er hatte einen Starter im nächsten Rennen und mußte irgendwo beim Aufsatteln sein.
Wie sich herausstellte, brauchte ich nicht groß zu suchen. Auf halbem Weg zu den Sattelboxen berührte ein junger Mann mich am Arm.
«Hallo, Sie«, sagte er,»sind Sie nicht Edward Lincoln?«
Ich nickte, lächelte ein wenig und ging weiter.
«Es ist wohl besser, ich stelle mich mal vor. Danilo Cavesey. Ich glaube, Sie kennen meine Tante.«
Da blieb ich dann doch stehen. Ich gab ihm die Hand, und er drückte sie herzlich.
«Ich habe natürlich gehört, daß Sie kommen wollten. Tante Nerissa hat Greville telegrafiert, Sie seien auf dem Weg hierher zu einer Filmpremiere und er solle auf der Rennbahn nach Ihnen Ausschau halten. So habe ich Sie also erwartet.«
Er sprach ein langsames, kalifornisch gedehntes Englisch voll träger Wärme. Es war sofort ersichtlich, wieso Nerissa ihn sympathisch fand. Sein sonnengebräuntes, hübsches Gesicht, sein offener, angenehmer Ausdruck, sein dunkelblondes Haar, lässig, aber sauber — all das entsprach dem überlieferten Idealbild vom jungen Amerikaner.
«Sie hat nicht gesagt, daß Sie in Südafrika sind«, bemerkte ich überrascht.
«Na ja, nein. «Er zog entwaffnend die Nase kraus.»Ich glaub auch nicht, daß sie das weiß. Ich bin vor ein paar
Tagen erst hergeflogen, hab Ferien. Sagen Sie, wie geht’s dem alten Mädchen? So ganz auf der Höhe war sie nicht, als ich sie zuletzt besucht hab.«
Er lächelte vergnügt. Er wußte von nichts.
Ich sagte:»Sie ist leider ziemlich krank.«
«Ach ja? Das tut mir aber leid. Ich muß ihr mal schreiben; ihr erzählen, daß ich hier bin; ihr erzählen, daß ich ein Auge auf die Pferde habe.«
«Auf die Pferde?«wiederholte ich.
«Na klar. Tante Nerissas Pferde hier laufen nicht gut. Sauschlecht, um genau zu sein. «Er grinste fröhlich.»Ich würde nicht auf die Acht im vierten Rennen setzen, wenn Sie reich sterben wollen.«
«Danke«, sagte ich.»Sie hat mir allerdings gesagt, daß sie im Moment nicht so gut sind.«
«Kann ich mir vorstellen. Die würden nicht mal siegen, wenn man ihnen zehn Minuten Vorsprung gibt und die anderen müde spritzt.«
«Wissen Sie, wie das kommt?«
«Keine Ahnung. «Er zuckte die Achseln.»Greville kann es sich nicht erklären. Er sagt, so was ist ihm noch nie passiert.«
«Kein Virus?«tippte ich an.
«Kann nicht sein. Sonst würden ihn doch alle bekommen, nicht nur die von Tante Nerissa. Wir haben uns nämlich darüber unterhalten. Greville hat einfach keinen Schimmer.«
«Ich würde ihn gern kennenlernen«, sagte ich beiläufig.
«Na klar. Natürlich. Aber hören Sie, warum verschwinden wir nicht aus dem Wind hier und trinken irgendwo ein Bier oder so? Jetzt hat Greville gerade einen Starter, aber nachher freut er sich sicher über unseren Besuch.«»In Ordnung«, sagte ich, und wir gingen ein Bier trinken. Danilo hatte recht: Der Südwind war kalt und der Frühling bisher nur eine Ahnung und eine Erinnerung.
Danilo, schätzte ich, war ungefähr zwanzig Jahre alt. Seine Augen waren strahlend blau, mit dunkelblonden Wimpern, und seine Zähne kalifornisch ebenmäßig. Er hatte das unberührte Aussehen eines, dem die Härten des Lebens noch nicht begegnet waren; nicht unbedingt ein verwöhnter Junge, aber einer, dem viel in den Schoß gefallen war.
Er studiere an der Universität von Kalifornien in Berkeley Politikwissenschaft, sagte er, und gehe ins letzte Jahr.»Nächsten Sommer um diese Zeit habe ich die Uni hinter mir.«
«Und was haben Sie dann vor?«fragte ich gesprächsweise.
Ein belustigtes Funkeln kam in die blauen Augen.»Oh, da muß ich mir wohl noch was überlegen, aber im Moment steht nichts an.«
Die Zukunft konnte für sich selber sorgen, dachte ich und sinnierte, daß sie es für Goldjungen wie Danilo gewöhnlich auch tat.
Wir schauten gemeinsam dem nächsten Rennen zu. Grevilles Starter kam knapp geschlagen als Dritter ein.
«Pech«, seufzte Danilo.»Ich hatte ihn nur auf Sieg, nicht auf Platz.«
«Haben Sie viel verloren?«fragte ich mitfühlend.
«Es geht. Nur ein paar Rand.«
Zwei Rand waren etwa ein Pfund Sterling, ein Rand ungefähr ein Dollar. Er konnte sich keinen großen Schaden zugefügt haben.
Wir verließen die Tribüne und gingen zu den Absattelplätzen hinüber.»Wissen Sie was?«sagte er.»Sie sind überhaupt nicht so, wie ich’s erwartet habe.«
«Inwiefern?«fragte ich lächelnd.
«Oh, ich glaube… Bei einem großen Filmstar hatte ich so etwas wie, na ja, Charisma erwartet. Verstehen Sie?«
«Wenn sie nicht vor der Kamera stehen, sind Filmschauspieler so farblos wie jeder andere.«
Er warf mir einen argwöhnischen Blick zu, aber ich machte mich nicht über ihn lustig. Ich meinte es ernst. Er hatte von Natur aus viel mehr Ausstrahlung als ich. Ich mochte ein paar Zentimeter größer sein, etwas breitere Schultern haben, aber das war nicht ausschlaggebend.
Der Mann, der um das Pferd herumging, das Dritter geworden war, dabei kritisch seine Beine betrachtete und ihm mit prüfender Hand über die Lende strich, war ein stämmiger, untersetzter Mensch mit einem unzufriedenen Gesicht.
«Das ist Greville«, nickte Danilo, meinem Blick folgend.
Der Trainer unterhielt sich kurz mit einer Frau, die laut Danilo die Besitzerin des Pferdes war. Sein Benehmen wirkte aus zehn Schritt Entfernung schroff und keineswegs verbindlich. Ich wußte, daß Trainer sich ein dickes Fell zulegen mußten, um bei Verstand zu bleiben: Man konnte sich nicht immerzu bei den Besitzern entschuldigen, wenn ihre Pferde unterlagen; man mußte ihnen klarmachen, daß trotz des Hafers und des investierten Trainings die Pferde anderer Leute vielleicht eben doch schneller laufen konnten. Aber Greville Arknold schien einfach unangenehm zu sein.
Nach einiger Zeit wurden die Pferde weggeführt, und die Menschenmenge zerstreute sich. Arknold hörte mit zusammengekniffenem Mund und eigensinnig zurückge-worfenem Kopf der Besitzerin zu, die nachgerade um Entschuldigung zu bitten schien. Sie hielt inne, sah, daß er sich nicht milde stimmen ließ, zuckte die Achseln, wandte sich langsam ab und ging davon.
Arknolds arrogante Augen lösten sich von ihr und hefteten sich auf Danilo. Einen Moment lang schaute er nur, ehe er fragend die Brauen hochzog. Danilo nickte kaum merklich in meine Richtung, und Arknold wandte seine Aufmerksamkeit mir zu.
Wieder das langsame Abschätzen. Dann kam er herüber.
Danilo machte uns miteinander bekannt, als wäre es wunder was für ein Spaß, daß wir uns kennenlernten. Eine Ehre für mich wie für ihn.
Großartig.
Greville Arknold war mir auf Anhieb unsympathisch und blieb es. Und doch war er durchaus freundlich zu mir: lächelte, gab mir die Hand, sagte, er sei erfreut, sagte, Mrs. Cavesey habe ihm telegrafiert, daß ich eventuell zum Pferderennen käme und daß er sich dann meiner annehmen solle.
Er sprach mit deutlich afrikaansem Akzent, und später fand ich heraus, daß er wie viele Südafrikaner dreisprachig war — Englisch, Afrikaans und Zulu. Er hatte ein aus dik-ken Fleischlappen bestehendes Gesicht, Lippen so dünn, daß sie kaum existierten, Narben von alter Akne an Kinn und Hals und einen struppigen rotblonden Schnauzer, daumendick, drei Finger breit, unter der Nase. Und bei all dem Lächeln und Begrüßungsgeplauder blieben seine Augen kalt.
«Ihr Pferd ist gerade gut gelaufen«, meinte ich gesprächsweise.
Der Ärger von vorhin zeigte sich sofort wieder in seiner Miene.»Diese dumme Person hat darauf bestanden, daß ihr Pferd heute antritt, dabei wollte ich es am Samstag laufen lassen. Es hatte letzten Samstag in Turffontein ein schweres Rennen. Da brauchte es noch drei Tage Ruhe.«
«Es sah aus, als hätte sie um Entschuldigung gebeten«, sagte ich.
«Ja. Hat sie. Zu spät natürlich. Wär’ sie mal vernünftiger gewesen. Ist ja ein ganz ordentlicher Hengst. Am Samstag hätte er gewonnen. Kein bißchen Verstand. Besitzer sollten sich immer nach dem Trainer richten. Sie bezahlen doch für das Fachwissen, oder? Dann sollten sie auch immer tun, was der Fachmann sagt.«
Ich lächelte unbestimmt, unverbindlich. Aus meiner eigenen Erfahrung als Besitzer, wenn auch nur eines mittelmäßigen Hindernispferdes, konnte ich dem» immer «nicht zustimmen. Manchmal oder auch meistens, ja. Aber immer, nein. Ich wußte von mindestens einem Grand-National-Sieger, der niemals angetreten wäre, hätte sein Besitzer auf den Rat des Trainers gehört.
«Wie ich sehe, hat Mrs. Cavesey einen Starter im vierten«, sagte ich.
Die dogmatische Miene verschwand und machte einem leichten Stirnrunzeln Platz.
«Ja«, sagte Arnold.»Vielleicht hat sie Ihnen ja erzählt, daß ihre Pferde nicht gut laufen.«
«Sie sagte mir, Sie hätten keine Ahnung, warum«, erwiderte ich und nickte.
Er schüttelte den Kopf.»Ich verstehe das nicht. Sie werden behandelt wie alle anderen. Dasselbe Futter, dieselbe Arbeit und alles. Sie sind nicht krank. Ich habe sie mehrmals von einem Tierarzt untersuchen lassen. Es ist beunruhigend. Sehr.«
«Ja, sicher«, sagte ich mitfühlend.
«Und Dopingproben!«sagte er.»Wir haben bestimmt schon hundert Dopingproben gemacht. Allesamt negativ.«
«Sehen sie denn fit aus?«fragte ich.»Ich meine, würde man ihnen vom Aussehen her zutrauen, daß sie besser laufen?«
«Überzeugen Sie sich selbst. «Er zuckte die Achseln.»Das heißt… ich weiß ja nicht, wie Sie sich mit Pferden auskennen.«
«Sicher ziemlich gut«, warf Danilo ein.»Es ist schließlich kein Geheimnis, daß sein Vater ein Stallangestellter war.«
«So?«sagte Arknold.»Möchten Sie sich dann vielleicht im Stall einmal umsehen? Am Ende können Sie uns sogar einen Tip geben zum Lot von Mrs. Cavesey, man weiß ja nie.«
Sein ironischer Tonfall ließ erkennen, daß er das für ausgeschlossen hielt. Das bedeutete entweder, er wußte wirklich nicht, was mit den Pferden los war, oder er wußte es, war aber fest überzeugt, daß ich nicht dahinterkommen würde.
«Ich möchte sehr gerne die Ställe sehen«, sagte ich.
«Gut. Dann sollen Sie das auch. Wie wär’s mit morgen, am Spätnachmittag? Sie können mich bei der Stallkontrolle begleiten. Um halb fünf.«
Ich nickte.
«In Ordnung also. Und Sie, Danilo? Möchten Sie auch kommen?«
«Fänd’ ich prima, Greville. Würd’ ich gern.«
Damit war das abgemacht; und Danilo sagte, er werde selbst am Iguana Rock vorbeikommen und mich abholen.
Chink, Nerissas Starter im vierten Rennen, sah im Führ-ring eigentlich ganz gut aus, mit einem gesunden Glanz im
Haarkleid und einer Muskulatur, die kräftig, beweglich und locker wirkte. Er hatte nicht besonders viel Substanz, aber einen intelligenten Kopf und starke, gut liegende Schultern. Nerissas Schwester Portia hatte auf sein Pedigree hin fünfundzwanzigtausend Rand für ihn als Jährling bezahlt, und bisher hatte er nur ein Rennen gewonnen, sein erstes, im vergangenen April.
«Was halten Sie von ihm, Link?«fragte Danilo und lehnte sich mit der Hüfte gegen den Führringzaun.
«Er sieht ganz fit aus«, sagte ich.
«Eben. Tun sie alle, sagt Greville.«
Chink wurde von zwei Pflegern herumgeführt, einem auf jeder Seite. An Arknolds Sicherheitsvorkehrungen gab es nichts auszusetzen.
Wegen der steilen Fesseln fand ich es schwierig, die Elastizität von Chinks Gang einzuschätzen. Die Pferde kamen mir alle vor, als gingen sie auf den Zehenspitzen, eine Eigenart, die ich darauf zurückführte, daß sie von Geburt an auf hartem, trockenem Boden lebten. Jedenfalls ging er nicht steifer als die anderen zum Start hinunter, und problemlos stellte er sich in die Startbox und schnellte aus ihr hervor. Ich beobachtete jeden Schritt seines Weges durch mein 8 x 50er Zeissglas.
Er nahm die erste halbe Meile anscheinend ohne Mühe, geschickt etwa an sechster Stelle liegend, gleich hinter der Spitzengruppe. Als sie auf die Einlaufgerade gingen, beschleunigten die führenden Pferde, aber Chink nicht. Ich sah, wie der Kopf des Jockeys wippte und sein übriger Körper energisch in Bewegung geriet, um das Pferd anzutreiben; aber wenn ein Jockey schon weit vor dem Ziel so arbeiten muß, kann er sich die Mühe gleich sparen. Chink war die Puste ausgegangen, und daran hätte der beste Reiter der Welt nichts ändern können.
Ich ließ mein Fernglas sinken. Der Sieger gewann Kopf an Kopf, die Menge tobte, und Chink kam ungefeiert, un-gewettet, unbeachtet gut dreißig Längen hinter dem Ersten ein.
Zusammen mit Danilo ging ich zum Absattelplatz, und wir traten in den Bannkreis ratlosen, finsteren Brütens, den Greville Arknold dort um sich gezogen hatte.
«Na bitte«, sagte er.»Sie haben es selbst gesehen.«
«Ja«, sagte ich.
Chink schwitzte und sah müde aus. Er stand da mit hängendem Kopf, als spürte er die Schmach.
«Was meinen Sie dazu?«fragte Arknold.
Ich schüttelte den Kopf. Eigentlich hatte er schlicht wie ein langsames Pferd ausgesehen, aber bei seinem Pedigree und bei der schnellen Zeit des Rennens, das er gewonnen hatte, konnte er das nicht sein.
Er und die zehn anderen konnten nicht alle ein schwaches Herz oder schlechte Zähne oder Blutkrankheiten haben, die noch keiner entdeckt hatte. Nicht nach all den eingehenden tierärztlichen Untersuchungen. Und nicht sie alle. Das war unmöglich.
Sie waren nicht alle jedesmal von dem gleichen Jockey geritten worden. Wie ich Nerissas Rennsportzeitungen entnommen hatte, gab es in Südafrika sehr wenige Jockeys im Vergleich zu England: ganze dreizehn — und zweiundzwanzig Lehrlinge — ritten auf den Natal-Bahnen bei Durban, dem offiziellen Zentrum des Sports.
Es gab vier große Rennsportregionen: die Johannesburger Bahnen in Transvaal, die Pietermaritzburg-Durban-Pisten in Natal, die Port-Elizabeth-Bahnen im östlichen Kapland und die Kapstadt-Bahnen in der Kapprovinz. Verschiedene Pferde Nerissas waren in allen vier Regionen gelaufen, waren von den einheimischen Jockeys geritten worden und hatten die gleichen Ergebnisse vorzuweisen.
Schnell bis Mai, Schneckentempo seit Juni.
Wenn sie umherreisten, hieß das wohl auch, daß ihr Versagen sich nicht auf etwas in ihrem Stammquartier zurückführen ließ.
Keine Krankheit. Kein Doping. Keine feste Adresse. Kein gemeinsamer Jockey.
Das alles deutete auf nur eine Lösung hin. Eine einzige Wurzel des Übels.
Der Trainer selbst.
Ein Trainer konnte relativ leicht dafür sorgen, daß eins seiner Pferde nicht gewann, wenn er das wollte. Er brauchte ihm bloß einen zu harten Galopp zu kurz vor dem Rennen aufzubürden. Tatsächlich wurden so viele Rennen ungewollt auf diese Weise verloren, daß sich unmöglich nachweisen ließ, ob jemand es mit Absicht machte.
Trainer dopten ihre Pferde selten zur Minderung der Leistung, da sie in der Regel mehr zu gewinnen hatten, wenn die Pferde siegten. Mir sah es aber ganz so aus, als müsse Arknold hier der Verantwortliche sein, selbst wenn die Methode, die er anwandte, die einfachste der Welt war.
Ich dachte, Nerissas Problem sei dadurch zu lösen, daß sie mit ihren Pferden zu einem anderen Trainer ging.
Ich dachte, ich könnte eigentlich gleich nach Hause fliegen und ihr das sagen.
Zwei böse Hindernisse gab es.
Ich hatte eine Premiere in vierzehn Tagen zugesagt.
Und wenn ich auch ahnte, wer die Pferde manipulierte und wie, so wußte ich doch nicht warum.