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Der wahre historische Roman, wenn es ihn gäbe, wäre so schwer zu lesen als ein Geschichtsbuch", meinte der Historiker Jacob Burckhardt. So gesehen, gibt es (fast) keine „wahren historischen Romane", zumal keine wahren historischen Kriminalromane, denn Krimis wollen die Leser nicht belehren, sondern unterhalten.
Trotzdem beruht Mord im Dom auf umfangreichen Recherchen. Was die Lebensumstände des Mittelalters, historische Ereignisse und historische Personen betrifft, habe ich mich, soweit das im Rahmen der Handlung möglich war, an Fakten gehalten. Dies gilt insbesondere für den Anschlag auf Papst Leo III. und das Zusammentreffen von Karl dem Großen und Papst Leo im Sommer 799 in Paderborn.
Ob der Frankenkönig und der Papst in Paderborn über die Kaiserkrönung Karls verhandelt haben, läßt sich aus den erhaltenen Dokumenten nicht ablesen. Vieles spricht jedoch dafür, zumal Karl und seine Berater über diese Frage nachweislich geredet haben.
Einige andere Ereignisse habe ich zeitlich verschoben. So wurde Bischof Felix von Urgelis nicht nach Paderborn zitiert, sondern im Jahr 797 nach Aachen. Unter dem Druck der fränkischen Bischöfe widerrief Felix seine These vom adoptierten Gottessohn, blieb ihr aber, wie aus seinen Briefen hervorgeht, bis zu seinem Tod im Kloster von Lyon treu.
Bei der Diskussion um die Heiligkeit des Papstamtes habe ich ein Dictatus papae* von Papst Gregor VII. (1073-1085) verwendet. Allerdings berief sich Gregor VII. auf den von ihm als Heiligen bezeichneten Ennodius von Pavia (f 521).
Rätselhaft ist noch immer, was Karl am ersten Weihnachtstag des Jahres 800 in Rom erbost hat. Von Karls Biograph Einhard ist ein Satz überliefert, den der Kaiser nach der Krönung geäußert haben soll: „Er hätte die Kirche an diesem Tag, auch wenn es ein hoher Festtag war, nicht betreten, hätte er zuvor von der Absicht des Papstes wissen können."
Manche Historiker haben daraus geschlossen, der Papst habe eigenmächtig gehandelt und Karl gegen dessen Willen zum Kaiser gekrönt. Wahrscheinlicher ist allerdings, daß ihn die Art der Krönung ärgerte. Dadurch, daß Leo III. das byzantinische Ritual durchbrach und dem König vorzeitig die Kaiserkrone aufsetzte, erhöhte er auch seine eigene Position.
Unbestritten schuf Leo III. damit einen Präzedenzfall, der dem Papst die entscheidende Rolle bei der Kaiserkrönung zusprach. Was in den folgenden Jahrhunderten zu einem ewigen Rangfolgestreit zwischen Kaiser und Papst führte.
Denkbar, daß Karl so etwas ahnte, denn als er seinen Sohn Ludwig zum Mitkaiser machte, forderte er ihn auf, sich die Krone selbst aufzusetzen.
Der Verfasser des Paderborner Epos ist anonym. Man nimmt an, daß es von Angilbert, Karls Aachener Hofdichter, geschrieben wurde.
Mönche aus Corbie gründeten in der Nähe von Paderborn ein Kloster, das sie Neu-Corbie nannten. Später änderte sich der Name in Corvey.
Hathumar, ein sächsischer Edler, der als Geisel nach Würzburg kam und dort eine Ausbildung zum Priester erhielt, wurde im Jahr 806 erster Paderborner Bischof.
Paderborn/Münster, Februar 1999