174544.fb2 Mord in Montichello - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 28

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26

Aber sie brach ihr Versprechen. Sie erzählte es Samson.

Die Frühnachmittagssonne fiel schräg auf Blair Bainbridges großen eichenen Küchentisch. Tulpen schwankten draußen vor den hohen Fenstern, und die Hyazinthen würden in wenigen Tagen aufgehen, wenn das schöne Wetter anhielt.

»Das überrascht mich nicht«, sagte Samson zu Ansley. »Der alte Herr hat sein Leben lang Stammbäume studiert, und für ihn wäre das gewesen, als würde man einen Esel mit einem Vollblutpferd kreu­zen.« Dann feixte er. »Fragt sich natürlich, wer ist der Esel und wer der Vollblüter?«

Sie hielt seine Hand, während sie ihren Kakao trank. »Es kommt mir so - extrem vor.«

Samson zuckte mit den Achseln. Der Inhalt von Wesleys Testa­ment interessierte ihn kaum. In zwanzig Minuten mußte er schon wieder unterwegs sein. Jedesmal, wenn er Ansley verließ, ver­krampfte sich sein Magen. »Hör zu, ich erwarte Leute aus Kaliforni­en, die sich Midale ansehen wollen. Ich denke, ich zeige ihnen auch ein paar Grundstücke in Orange County. Ist unheimlich schön da und noch nicht so erschlossen.« Er legte seine andere Hand schwer auf ihre. »Dann kannst du dich von Warren trennen.«

Ansley versteifte sich. »Nicht, solange er wegen seines Vaters in Trauer ist.«

»Danach. Sechs Monate sind eine angemessene Zeitspanne. Ich kann unterdessen meine Angelegenheiten ordnen und du deine.«

»Schatz« - sie tätschelte seine Hand -, »alles sollte bleiben, wie es ist - vorläufig. Lulu würde dich bis aufs Hemd schröpfen, und zwar in aller Öffentlichkeit. Es muß eine Möglichkeit geben, das zu ver­meiden, ich habe nur noch keine gefunden. Ich hoffe immer noch, daß Lulu jemanden findet, damit sie das Leben leichter nimmt - aber sie hat schon zuviel in ihre Opferrolle investiert. Und dann diese Szene auf Big Daddys Trauerfeier, mein Gott.«

Samson hustete. Sein Magen zog sich noch mehr zusammen. »Das war nur einer von ihren Auftritten. Sie hat mir ins Ohr geflüstert, sie würde das Parfüm einer anderen Frau riechen. Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist.«

»Sie kennt mein Parfüm. Diva. Aber wenn wir zwei zusammen sind, benutze ich überhaupt kein Parfüm.«

»Nur natürliches Parfüm.« Er küßte ihre Hand.

Sie küßte ihn auf die Wange. »Samson, du bist süß.«

»Das kriege ich von meiner Frau nie zu hören.« Er seufzte und senkte den Kopf. »Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushallen kann. Mein Leben ist eine einzige Lüge. Ich liebe Lulu nicht. Ich hab's satt, Leuten nach dem Mund zu reden, die selbst nichts zu sa­gen haben. Ich hab's satt, den ganzen Tag mit Fremden in meinem Wagen eingesperrt zu sein; egal, was sie dir für Kaufwünsche nen­nen, in Wirklichkeit wollen sie das genaue Gegenteil kaufen, das schwör ich dir. Käufer sind Täuscher, wie mein erster Makler immer gesagt hat. Ich weiß nicht, wie lange ich das noch aushalte.«

»Nur noch eine kleine Weile, Liebster.« Sie knabberte an seinem Ohr. »Und hattest du das Parfüm einer anderen Frau an dir?«

Er stieß hervor: »Bestimmt nicht. Ich weiß überhaupt nicht, wie sie darauf kommt. Ich schau andere Frauen nicht mal mehr an, Ansley.« Er küßte sie leidenschaftlich.

Während sie sich ihm entzog, murmelte sie: »Sie weiß es, sie weiß bloß nicht, daß ich es bin. Komisch, ich hab Lulu gern. Ich rufe sie fast jeden Morgen an. Schätze, sie ist meine beste Freundin, aber als deine Frau hat sie mir nie gepaßt. Ich habe es nie kapiert, verstehst du? Manchmal sieht man Eheleute und weiß sofort, weswegen sie zusammen sind. Harry und Fair zum Beispiel, als sie noch zusammen waren. Oder Susan und Ned - das ist ein gutes Ehepaar -, aber diese gewisse Glut, wie du wohl sagen würdest, habe ich zwischen Lulu und dir nie bemerkt. Ich habe nicht richtig das Gefühl, daß ich sie betrüge. Ich habe eher das Gefühl, daß ich sie befreie. Sie verdient diese Glut. Sie braucht den richtigen Mann für sich - und du bist der richtige Mann für mich.«

Er küßte sie wieder und wünschte, die Uhr würde nicht so laut ticken. »Ansley, ich kann ohne dich nicht leben, das weißt du. Ich wer­de niemals so reich sein wie Warren, aber arm bin ich nicht. Ich ar­beite hart.«

Sie streifte seine Wange mit ihren Lippen und sagte mit leiser Stimme: »Und ich will sichergehen, daß du dich nicht in die Schlan­ge der neuen Armen einreihst. Ich will nicht, daß deine Frau dich ausnimmt. Gib mir ein bißchen Zeit. Ich werde mir etwas einfallen lassen. Oder jemanden.« Sie sprang vom Stuhl. »O nein!«

»Was ist?« Er trat hastig neben sie.

Ansley zeigte aus dem Küchenfenster. Mrs. Murphy und Tucker rasten vergnügt zum Stall. »Harry kann nicht weit weg sein. Und sie ist nicht blöd.«

»Verdammt!« Samson fuhr sich mit den Händen durch sein dichtes Haar.

»Wenn du vorne hinausschleichst, geh ich zum Stall und lenke sie ab. Beeil dich!« Sie gab ihm einen schnellen Kuß. Sie konnte seine Absätze hören, als er über den Hartholzboden zur Haustür schritt. Ansley ging zur Hintertür.

Harry, die viel langsamer war als ihre vierbeinigen Gefährtinnen, war gerade bei dem Friedhof auf dem Hügel angekommen. Ansley erreichte den Stall, bevor Harry sie sah.

»Was hat sie in Blairs Haus gemacht?« fragte Tucker.

Mrs. Murphy blieb stehen, um Ansley zu beobachten.»Knallrot im Gesicht. Sie ist aufgeregt, und wir wissen, daß sie nicht hier ist, um Silber zu stehlen. Sie hat selber Unmengen davon.«

»Und wenn sie eine Kleptomanin ist?« Tucker legte den Kopf schief, als Ansley zu ihnen kam.

»Nee. Aber du könntest sie mal beschnuppern.«

»Tag, Mrs. Murphy. Hallo, Tucker«, rief Ansley den Tieren zu.

»Ansley, was machst du hier?« fragte Tucker, während sie sich mit der Nase an Ansleys Fesseln heranpirschte.

Ansley winkte Harry zu, die zurückwinkte. Dann bückte sie sich, um Tuckers große Ohren zu kraulen.

Harry lächelte diplomatisch. »Hallo, wie nett, daß man sich hier trifft.«

»Warren hat mich hergeschickt, ich soll mir Blairs Kreiselheuer mal ansehen. Er sagt, er möchte sich einen zulegen, und vielleicht will Blair ihn ja verkaufen.«

Ein Kreiselheuer wendet das Heu zum Trocknen und kann zwei Schwaden zu einem verwirbeln, damit man es leichter zu Ballen pressen kann. Drei oder vier kleine Metallräder werden von einem Traktor gezogen.

»Ich dachte, ihr rollt euer Heu.« »Warren sagt, er ist es leid, auf den Feldern auf riesige Rollen Wei­zenschrot zu gucken, und die Mitte ist immer verschwendet. Er will wieder Ballen pressen.«

»Noch ist es ja nicht soweit«, sagte Harry.

Ansley senkte die Stimme. »Er plant jetzt schon das Thanksgiving- Essen für die Familie. Ich denke, das kommt von seiner Trauer. Wenn er nämlich alles plant, kann nichts schiefgehen, er hat die Kontrolle über die Realität - obwohl man meinen sollte, davon hätte er bei seinem Vater genug gehabt.«

»Es braucht Zeit.« Harry wußte das. Sie hatte vor einigen Jahren beide Eltern verloren.

Mrs. Murphy, die sich auf den Hintern gesetzt hatte, stand auf und trabte zum Haus. »Sielügt.«

»Da hast du recht.« Der Hund legte einen Moment die Ohren an, dann folgte er ihr.»Laß uns herumschnüffeln.«

Die zwei Tiere kamen zur Hintertür. Die Nase dicht am Boden, schnupperte Tucker angestrengt. Mrs. Murphy verließ sich ebenso­sehr auf ihre Augen wie auf ihre Nase.

Tucker nahm die Witterung mühelos auf.»Ich rieche Samson Co­les.«

»Das ist es also.« Mrs. Murphy spazierte zwischen den Tulpen herum. Sie liebte das Gefühl, wenn die Stengel ihr Fell streiften.»Sie muß sich ja unendlich langweilen.«