174544.fb2 Mord in Montichello - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 34

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Warren Randolph knöpfte sein Hemd zu, während Larry Johnson an dem kleinen Waschbecken im Sprechzimmer lehnte. Larry war drauf und dran, Warren zu sagen, daß es des Todes seines Vaters bedurft hatte, um ihn zu dieser Generaluntersuchung zu zwingen, aber er sagte es nicht.

»Die Ergebnisse der Blutuntersuchung werden nächste Woche da­sein.« Larry schloß den Ordner mit der farbigen Plastikkennzeich­nung. »Sie sind gesund, ich rechne nicht mit irgendwelchen Proble­men, aber« - er drohte mit dem Finger - »das letzte Mal haben Sie sich Blut abzapfen lassen, als Sie aufs College gegangen sind. Sie sollten jedes Jahr zur Untersuchung kommen!«

Warren sagte betreten: »In letzter Zeit fühle ich mich nicht wohl. Ich bin müde, aber ich kann nicht schlafen. Ich schleppe mich dahin und bin vergeßlich. Ich würde noch meinen Kopf vergessen, wenn er nicht fest auf meinen Schultern säße.«

Larry legte Warren die Hand auf die Schulter. »Sie haben einen schweren Verlust erlitten. Die Trauer nimmt Sie sehr mit - es schwirrt einem plötzlich so vieles im Kopf herum.«

Bei dem Doktor konnte Warren seinem Herzen Luft machen. Wenn man seinem Hausarzt, der einen seit der Geburt kennt, nicht trauen konnte, wem dann? »Ich kann mich nicht erinnern, mich nach Mut­ters Tod so miserabel gefühlt zu haben.«

»Sie waren vierundzwanzig, als Diana starb. Zu jung, um zu ver­stehen, was und wen Sie verloren hatten. Wundern Sie sich nicht, wenn etwas von der unterdrückten Trauer um Ihre Mutter jetzt hoch­kommt. Früher oder später bricht sie sich Bahn.«

»Diese Schlappheit hat mich beunruhigt. Ich habe befürchtet, es könnte das erste Anzeichen von Leukämie sein. Liegt in der Familie. Und macht sich da verdammt breit.«

»Wie gesagt, der Bluttest kommt nächste Woche, aber Sie haben keine weiteren Krankheitssymptome. Sie haben einen schweren Schlag erlitten, und es wird eine Weile dauern, bis Sie wieder auf dem Damm sind.«

»Aber wenn ich Leukämie habe wie Poppa?« Warren zog die Stirn in Falten, sein Tonfall wurde angespannt. »Diese Krankheit kann einen schnell umwerfen.«

»Oder Sie können Jahre damit leben.« Larrys Stimme wurde sanft. »Man soll nicht>aua< schreien, bevor es weh tut. Wissen Sie, Ge­dächtnis und Geschichte sind altersabhängig. Was Ihnen mit zwanzig von früher einfällt, ist vielleicht nicht dasselbe, an das Sie sich mit vierzig erinnern. Selbst wenn Sie sich ein ganz bestimmtes Erlebnis in Erinnerung rufen, sagen wir, Weihnachten 1968, wird sich diese Erinnerung mit der Zeit verändern und vertiefen. Erlebnisse sind etwas Emotionales. Nicht die Ereignisse müssen wir verstehen, son­dern die Emotionen, die sie hervorrufen. Es kann unter Umständen zwanzig oder dreißig Jahre dauern, um Weihnachten 1968 zu verste­hen. Sie sind jetzt imstande, das Leben Ihres Vaters als ein Ganzes zu sehen: Anfang, Mitte und Ende. Das verändert Ihre Sicht auf Wesley, und ich garantiere Ihnen, Sie werden jetzt auch sehr viel über Ihre Mutter nachdenken. Lassen Sie es einfach geschehen. Blockieren Sie es nicht. Dann wird es Ihnen bessergehen.«

»Sie wissen alles über jeden, nicht, Doc?«

»Nein« - der alte Herr lächelte - , »aber ich kenne die Menschen.«

Warren blickte zur Decke, er kämpfte mit den Tränen. »Wissen Sie, woran ich auf der Fahrt hierher gedacht habe? So was Verrücktes. Ich habe mich erinnert, wie Poppa die Zeitung durchs Zimmer ge­pfeffert hat, als Reagan und seine Behörde 1986 die Steuerreform durchgesetzt hatten. Eine Katastrophe. Poppa hat getobt und ge­flucht, und er sagte:>Das Schlafzimmer, Warren, das Schlafzimmer ist der letzte Ort, wo wir frei sein können, bis diese Scheißkerle sich ein System ausdenken, um auch noch den Orgasmus zu besteuern.<«

Larry lachte. »Wesley war einmalig.«