37286.fb2 Alexander K?nig von Asien - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 11

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»In Ordnung«, Eumenes nickte und gab den Knechten Anweisung, das Gewünschte beiseite zu legen. »Sonst noch was?«

»Ja«, erwiderte Alexander. »Wähle dreihundert Rüstungen aus, die schönsten, die du findest, und schicke sie als Weihgeschenk nach Athen. Ich möchte, daß sie der Göttin Athene auf dem Parthenon dargebracht werden, und zwar mit einer Widmung.«

»Einer ... besonderen Widmung?«

»Selbstverständlich. Schreib auf:

Alexander und die Griechen, mit Ausnahme der Spartaner, weihen diese Rüstungen, die sie den Barbaren Asiens abgenommen haben.«

»Daran werden die Spartaner schwer zu schlucken haben«, meinte Seleukos.

»Genau wie ich damals, als sie mir ihre Unterstützung verweigert haben«, erwiderte der König. »Ohne mich ist Sparta ein unbedeutendes Kuhnest, das werden sie noch merken. Die Welt marschiert mit Alexander.«

»Ich habe übrigens Apelles und Lysippos rufen lassen, damit sie ein Reiterbild von dir machen«, sagte Eumenes. »Sie müßten in ein paar Tagen an der Küste landen, in Assos oder Abydos. Man wird uns jedenfalls rechtzeitig Bescheid geben, damit du auch hier bist und den beiden Modell sitzen kannst -sowohl für das Standbild wie für das Gemälde.«

»Mir ist es wichtiger, daß unsere Gefallenen ein Denkmal bekommen«, entgegnete Alexander. »Ein Denkmal, wie die Welt es noch nicht erlebt hat und wie nur Lysippos es zustande bringen kann.«

»Bestimmt erfahren wir auch bald, wie dieser Sieg auf unsere Feinde gewirkt hat - und auf unsere Freunde«, warf Seleukos ein. »Bin gespannt, was die von Lampsakos dazu sagen ... ob sie sich jetzt immer noch nicht von uns befreien lassen wollen.«

»Doch, da würde ich jede Wette eingehen«, Hephaistion grinste. »Der Sieger hat recht und der Verlierer unrecht - so ist es immer.«

»Hast du den Brief an meine Mutter abgeschickt?« fragte A-

Alexander den Sekretär.

»Ja, gleich nachdem du ihn mir gegeben hast. Er müßte jetzt bereits an der Küste sein. Bei günstigem Wind kommt er spätestens in drei Tagen in Makedonien an.«

»Und die Perser haben sich überhaupt nicht gemeldet?«

»Nein.«

»Seltsam. . . Dabei habe ich doch ihre Verwundeten von meinen chirurgen versorgen und ihre Toten mit allen Ehren bestatten lassen.«

»Sicher.. .«, erwiderte Eumenes und wackelte mit dem Kopf.

»Was ist? Wenn du was zu sagen hast, dann sag es, bei Zeus!«

»Du hast die Perser bestattet, aber das ist ja gerade das Problem.«

»Ich verstehe dich nicht.«

»Die Perser bestatten ihre Toten nicht.«

»Was?« schrie Alexander, als habe er sich verhört.

»Ja, ich wußte das auch nicht; ein persischer Gefangener hat es mir gestern erklärt. Für die Perser sind Erde und Feuer heilig. Leichen sind unrein - wenn man sie vergräbt, beschmutzen sie die Erde, und wenn man sie verbrennt, wie wir es tun, verunreinigen sie das Feuer, das für sie geradezu göttliche Eigenschaften besitzt.«

»Ja ... was machen sie dann mit ihren Toten?«

»Sie schaffen ihre Leichen auf Anhöhen oder hochgelegene Türme, sogenannte Türme des Schweigens hinauf, wo sie von Vögeln gefressen werden und langsam verwesen.«

Alexander erwiderte nichts, sondern stand auf und ging in sein Zelt.

Eumenes ahnte, wie ihm zumute war, und bedeutete den Kameraden, ihn nicht zurückzuhalten. »Laßt ihn, er schämt sich«, sagte er. »Für Alexander ist es eine Schande, die Bräuche eines Volks nicht zu kennen, das man so hochschätzt wie er die Perser. Und jetzt hat er diese Bräuche auch noch verletzt ...«

»Aber doch ungewollt«, sagte Seleukos. »Das ist egal.«

Eumenes suchte den König erst nach Sonnenuntergang in seinem Zelt auf. »General Parmenion möchte dich mit uns allen zum Abendessen einladen«, sagte er. »Natürlich nur, wenn du Lust hast... «

»Ja, richte ihm aus, daß ich gleich komme.« »Und was die Sache von heute mittag betrifft...«, meinte Eumenes, weil er merkte, daß Alexander immer noch geknickt war. »Da würde ich mir nichts draus machen. Du konntest ja nicht wissen ...«

»Es ist nicht das. Ich dachte nur ...« »Was?«

»Ich dachte nur über diesen Brauch nach.« »Ach«, sagte Eu-menes wegwerfend. »Der stammt bestimmt aus der Zeit, als die Perser noch Nomaden waren.«

»Darin liegt ja die Größe dieses Volkes - daß es einen Brauch seiner Urahnen bis heute bewahrt hat. Eumenes, mein Freund, wenn ich eines Tages in der Schlacht falle, möchte ich auch auf einem Turm des Schweigens zur ewigen Ruhe gebettet werden.«

9 am nächsten morgen schickte Alexander General Parme-nion los, damit er Zelea und vor allem Daskyleion, die Hauptstadt Phrygiens, besetzte - eine herrliche Stadt am Meer mit befestigter Burg.

Wie sich herausstellte, war der persische Adel dieser Orte geflohen und hatte nur die kostbarsten Wertgegenstände mitgenommen. Parmenion verhörte natürlich Diener und Mägde, um herauszubekommen, wohin ihre Herrschaften geflohen waren, und vor allem, wo Memnon steckte, dessen Leiche man auf dem Schlachtfeld nicht gefunden hatte.

»Wir haben ihn seit damals nicht mehr gesehen, Herr«, erhielt er vom Burgverwalter von Daskyleion zur Antwort. »Vielleicht hat er sich vom Schlachtfeld weggeschleppt und ist später in irgendeinem Versteck gestorben. Vielleicht haben ihn auch seine Diener oder Soldaten fortgeschafft und begraben, damit er nicht von Hunden und Geiern aufgefressen wird. Hier hat er sich jedenfalls nicht blicken lassen.«

Parmenion rief seinen Sohn Philotas zu sich.

»Ich glaube diesen Barbaren kein Wort, aber daß Memnon verwundet wurde, ist anzunehmen. Er soll hier in der Gegend eine Villa besitzen, in der er gelebt hat wie ein persischer Satrap. Ich möchte, daß du mit kleinen, leichtbewaffneten Reitertrupps die ganze Umgebung durchsuchst: Dieser Grieche ist gefährlicher als alle Perser miteinander. Wenn er überlebt hat, müssen wir uns noch auf einiges gefaßt machen. Gestern nacht habe ich übrigens oben auf den Bergen Leuchtzeichen gesehen; ich vermute, daß die Perser die Nachricht von unserem Sieg weiterleiten; bestimmt ist sie schon jetzt bis in den letzten Winkel ihres

Reichs durchgedrungen. Sollte mich nicht wundern, wenn wir bald eine Antwort bekommen — und besonders herzlich wird die nicht ausfallen!«

»Keine Sorge, Vater, ich leg dir diesen Memnon gefesselt zu Füßen«, versprach Philotas.

Parmenion schüttelte den Kopf. »Nein, das tust du nicht. Wenn du ihn findest, mußt du ihn mit Respekt behandeln. Memnon ist der tapferste Soldat, den es östlich der Meerengen gibt.«

»Aber er ist ein Söldner!«

»Er ist ein Mann, der nur noch an sein Schwert glaubt, und weißt du, warum? Weil das Leben ihm alle Illusionen geraubt hat. Für mich ist das Grund genug, ihn zu respektieren.«

Philotas durchkämmte systematisch das gesamte Umland, er stellte Villen und Paläste auf den Kopf und verhörte Sklaven, teilweise sogar unter Tortur, aber er bekam nichts heraus. »Nichts«, berichtete er seinem Vater ein paar Tage später. »Keine Spur von diesem Memnon. Wie vom Erdboden verschluckt . . .«

»Seltsam.. . Aber warte mal, vielleicht gibt es doch eine Möglichkeit, ihn aufzustöbern«, überlegte Parmenion laut. »Beobachte ein bißchen die Ärzte dieser Gegend, vor allem die bekannteren unter ihnen, und spioniere ihnen nach, wenn sie Hausbesuche machen. Wer weiß, ob sie dich nicht ins Haus eines illlusteren Patienten führen ...«

»Glänzende Idee, Vater. Für so gerissen hätte ich dich gar nicht gehalten«, Philotas grinste. »Für mich warst du immer nur ein guter Soldat, ein Mann, der geniale Schlachtpläne ausheckt ... «

»Das genügt nicht«, fiel ihm sein Vater ins Wort. »Das Schwierigste kommt immer erst nach einem Sieg.«

In den folgenden Tagen begann Philotas, Kontakte zu knüpfen und Schmiergelder zu verteilen, vor allem an Bauern und ärmere Leute, und so erfuhr er schon bald, wer die guten Ärzte waren und wer der beste unter ihnen: ein Ägypter nämlich namens Snefru-en-Kaptah. Dieser Mann hatte anscheinend schon König Dareios in Susa behandelt und war Leibarzt des phrygi-schen Satrapen Spithridates gewesen.

Philotas beschattete ihn mehrere Tage lang, und eines Abends sah er ihn tatsächlich durch eine kleine Hintertür sein Haus verlassen, ein Maultiergespann besteigen und aufs Land hinausfahren. Philotas folgte ihm in gewissem Abstand mit einem kleinen Reitertrupp. Nach längerem Ritt durch die dunkle Landschaft sah man in der Ferne die Lichter eines Hauses blinken, das sich im Näherkommen als prachtvolle Villa mit zinnenbewehrter Mauer, schönen Wandelgängen und herrlichen Terrassen herausstellte.

»Ich glaube, wir sind am Ziel«, sagte Philotas, worauf er und seine Männer abstiegen und sich zu Fuß der Villa näherten; ihre Pferde führten sie an den Zügeln mit sich. Doch kurz bevor sie die Parkmauer erreichten, erklang plötzlich lautes, wütendes Kläffen, und da waren sie auch schon von einer ganzen Meute zähnefletschender kappadokischer Bluthunde umringt.