37286.fb2 Alexander K?nig von Asien - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 13

Alexander K?nig von Asien - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 13

»Was?« rief Leonnatos aus. »Davon hat uns doch der alte Leonidas immer erzählt! Erinnert ihr euch noch an seine phantastischen Geschichten? Und das sollen wir jetzt alles mit eigenen Augen sehen?«

»Das und noch viel mehr«, sagte Kallisthenes, »zum Beispiel den Hermos, an dessen Ufern Krösus vor beinahe zweihundert Jahren von den Persern geschlagen wurde. Oder den Paktolos, dessen Kies mit Goldkörnern versetzt sein soll, seit König Midas darin gebadet hat - ihr kennt ja die Legende. Und die Gräber der lydischen Könige natürlich auch.«

»Hoffentlich finden wir in Sardes auch Geld«, seufzte Eume-nes.

»Du denkst immer nur an das eine«, spöttelte Seleukos. »Aber recht hast du ... «

»Natürlich habe ich das. Wißt ihr, wieviel uns alleine die Flotte unserer griechischen Verbündeten kostet? Wißt ihr das?«

»Nein«, Lysimachos lachte, »aber du wirst es uns bestimmt gleich verraten, Herr Generalsekretär.«

»Einhundertsechzig Talente am Tag! Jawohl, meine Lieben, ihr habt richtig gehört: einhundertsechzig Talente. Das, was wir in Daskyleion und am Granikos erbeutet haben, reicht gerade für vierzehn Tage!«

Eumenes ereiferte sich zusehends, doch Alexander unterbrach ihn: »Hört her«, sagte er. »Jetzt marschieren wir erst einmal auf Sardes, und ich denke nicht, daß wir dabei auf großen Widerstand stoßen. Danach besetzen wir die übrige Küste bis zur Grenze nach Lykien, also bis zum Fluß Xanthos. Wenn alles glattgeht, haben wir Ende des Sommers sämtliche griechischen Städte in Asien befreit.«

»Großartig!« erwiderte Ptolemaios. »Und was machen wir dann?«

Sag bloß nicht, wir ziehen nach Hause zurück!« schrie Hephaistion. »Der Spaß hat doch gerade erst angefangen .. .«

»So einfach wie bisher geht es nicht ewig weiter«, entgegnete Alexander. »Für den Moment haben wir gerade mal ein bißchen an der Macht der Perser gekratzt. Und Memnon ist aller Wahrscheinlichkeit nach am Leben geblieben! Abgesehen davon wissen wir noch gar nicht, ob uns alle griechischen Städte freiwillig die Tore öffnen werden ... «

Der Küste folgend marschierten sie mehrere Tage lang gen Süden, stets begleitet von der herrlichen Sicht auf Inseln aller Größe, die sich draußen auf dem Meer wie die Perlen auf einer

Schnur aneinanderreihten. Sie kamen an Buchten von atemberaubender Schönheit vorüber, an Stränden, die im Schatten riesiger Pinien lagen, und erreichten schließlich den Hermos, einen breiten Fluß mit schneeweißem Kieselbett und kristallklarem Wasser.

Der Satrap von Lydien hieß Mithrides und war ein vernünftiger Mensch. Als er begriff, daß seine Lage so gut wie aussichtslos war, sandte er den Makedonen eine Delegation entgegen, die ihnen die kampflose Übergabe der Burg von Sardes anbot, und später begleitete er Alexander sogar höchstpersönlich durch die Festung mit ihrem dreifachen Mauerring, ihren Strebepfeilern und Wehrgängen.

»In der Ebene dort unten hat Xenophon die Rückführung der zehntausend Söldner begonnen«, sagte Alexander, indem er sich über die Mauerbrüstung beugte und den Blick umherschweifen ließ.

»Stimmt. Und in dieser Burg hat der jüngere Kyros gelebt, er war seinerzeit Satrap von Lydien«, erwiderte Kallisthenes, der ein wenig abseits stand und sich auf einem Täfelchen Notizen machte.

»In gewisser Weise beginnt ja auch unser Feldzug hier«, sagte Alexander nachdenklich. Sein Haar wehte im Wind wie die langen Äste der Trauerweiden unterhalb der Burg. »Nur, daß wir einen anderen Weg einschlagen. Wir brechen übrigens schon morgen nach Ephesos auf.«

Und auch diese Stadt lieferte sich kampflos aus. Die griechischen Söldner der Garnison waren schon vor mehreren Tagen geflohen, und als Alexander und seine Soldaten einzogen, kehrten mit ihnen sämtliche Demokraten aus der Verbannung zurück. Aus Rache lösten sie eine regelrechte Hetzjagd auf ein-zelne Personen aus und stifteten das Volk dazu an, die Häuser der Reichen zu überfallen, die mit dem persischen Gouverneur unter einer Decke gesteckt hatten.

Einige von ihnen wurden auf die Straßen hinausgezerrt und brutal gesteinigt. Ganz Ephesos war ein einziger Tumult. Um die öffentliche Ordnung wiederherzustellen, ließ Alexander seine »schildtragende Garde« durch die Straßen patrouillieren, versprach den Demokraten, daß sie die Stadt nach ihren Wünschen regieren durften, und zwang die Reichen zur Abgabe einer Sondersteuer für den Wiederaufbau des grandiosen Artemistempels, der vor vielen Jahren bei einem Brand zerstört worden war.

»Weißt du eigentlich, was man sich über dieses Heiligtum erzählt?« meinte Kallisthenes während einer Besichtung der Tempelruinen, »... daß die Göttin das Feuer nicht löschen konnte, weil sie gerade dabei war, dich zu kreieren? Der Tempel ist nämlich vor haarscharf einundzwanzig Jahren, am Tag deiner Geburt, niedergebrannt.«

»Ich will, daß er wieder aufersteht«, sagte Alexander. »Sein Dach soll von einem Wald aus gigantischen Säulen getragen werden, und die berühmtesten Künstler sollen ihn mit Statuen und Wandmalereien ausschmücken.«

»Nun, über dieses Projekt kannst du noch heute mit Lysippos sprechen.«

»Was? Ist er etwa schon angekommen?« fragte Alexander erfreut.

»Ja, er ist gestern abend an Land gegangen und kann es kaum erwarten, dich wiederzusehen.«

»Lysippos, bei den Göttern des Himmels! Was für Hände, was für ein Blick! Seine Augen leuchten förmlich vor Energie und

Kreativität - ich habe so etwas noch nie erlebt. Wenn er dich anschaut, spürst du genau, daß er Kontakt mit deiner Seele aufnimmt, daß er sich anschickt, einen neuen Menschen zu schaffen . . . aus Ton, aus Wachs, aus Bronze, ganz egal: Er kreiert den Menschen, so wie er ihn gemacht hätte, wenn er Gott wäre.«

»Gott?«

»Ja.«

»Welcher Gott?«

»Der Gott, der in allen Göttern und Menschen ist, obwohl nur sehr wenige ihn hören und sehen können.«

Für eine längere Unterhaltung blieb im Moment keine Zeit, denn die Honoratioren von Ephesos, die Anführer der Demokraten, die einst von seinem Vater eingesetzt und von den Persern vertrieben worden waren, erwarteten Alexander, um ihm die Stadt und ihre Wunder vorzuführen.

Ephesos breitete sich auf einem Hügel aus, der sanft zum Meer hin abfiel, genauer zu der weiten Bucht, in die auch der Fluß Kaystros einmündete. Im Hafen wimmelte es von Schiffen; muskulöse Männer luden Waren aller Art aus und beluden die Schiffe danach mit Stoffen, Gewürzen und Düften, die aus Innerasien kamen und weit weg von hier verkauft wurden, in den Städten des adriatischen Meerbusens, auf den Inseln des Tyr-rhenischen Meers und in den Ländern der Etrusker und Iberer. Bei dem hektischen Hin und Her ging es sehr geräuschvoll zu, aber die Stimmen der Sklavenhändler, die kräftige Männer und bildschöne Mädchen feilboten, übertönten alles.

Im Zentrum der Stadt wurden die Straßen von herrlichen Portiken gesäumt, über denen prachtvolle Paläste aufragten. Rund um die Tempel hatten Hunderte von ambulanten Verkäufern ihre Stände aufgebaut; sie boten den Passanten alles nur Erdenkliche zum Kauf an: Glücksbringer und Amulette gegen den bösen Blick, Reliquien und Statuetten des Gottes Apollon und seiner jungfräulichen Schwester Artemis mit dem Elfenbeinantlitz.

Das während der Unruhen vergossene Blut war von den Straßen gewaschen, die trauernden Angehörigen der Opfer hatten sich in ihre Häuser eingeschlossen; in der ganzen Stadt herrschten Heiterkeit und Trubel; Tausende von Menschen säumten die Straßen und winkten Alexander mit Olivenzweigen zu, während Mädchen Rosenblätter auf den Boden streuten oder von den Balkonen herniederrieseln ließen; die Luft war erfüllt mit Farben und Düften.

Alexander und sein Gefolge bewegten sich in einem langen Zug quer durch die Stadt und kamen schließlich zu einem wundervollen Palast, dessen Atrium Marmorsäulen mit blau angemalten und goldverbrämten ionischen Kapitellen schmückten. Hier hatte eine der Aristokratenfamilien gewohnt, die ihrer Freundschaft zu den Persern wegen dem Volkszorn zum Opfer gefallen war. Nun sollte das Haus Alexander als Residenz dienen, dem jungen Gott, der vom Olymp herabgestiegen und an den Gestaden des immensen Asiens gelandet war.

In der Eingangshalle der Villa wurde Alexander bereits von Lysippos erwartet, der auf ihn zueilte, kaum daß er ihn sah, und ihn mit seinen mächtigen Steinhauerpranken an sich drückte.

»Mein Freund!« rief Alexander aus und erwiderte die stürmische Umarmung.

»Mein König!« antwortete Lysippos mit feuchten Augen.

»Hast du schon gebadet? Hat man dir etwas zu essen gegeben?

Und frische Kleider?«

»Keine Sorge, es fehlt mir an nichts. Mein einziger Wunsch war es, dich wiederzusehen; ich kann ja zwar deine Porträts betrachten, aber das ist nicht dasselbe. Stimmt es, daß du mir wieder Modell sitzen wirst?«

»Ja«, sagte Alexander, »aber ich habe auch noch andere Pläne im Kopf. Ich möchte, daß du ein Denkmal schaffst, wie die Welt es noch nicht erlebt hat. Komm, setz dich.«

»Sprich«, erwiderte Lysipp, während die Diener weitere Stühle für die Würdenträger der Stadt und für Alexanders Freunde herbeischleppten.

»Hast du Hunger? Möchtest du mit uns zu Mittag essen?«

»Gerne«, erwiderte der große Bildhauer.

Die Diener stellten vor jeden Gast einen kleinen Tisch und trugen die örtlichen Spezialitäten auf: gerösteten Fisch mit Rosmarin und Oliven, Hülsenfrüchte, Gemüse und ofenfrisches Brot.

»Paß auf, Lysippos«, sagte der König, während die Gäste ihre Teller füllten. »Ich will ein Denkmal von den fünfundzwanzig Hetairoi, die bei unserem ersten Zusammenstoß mit der persischen Kavallerie am Granikos gefallen sind. Ich habe sie vor ihrer Einäscherung porträtieren lassen, damit du ungefähr weißt, wie sie ausgesehen haben. Ich möchte, daß du sie im Eifer des Gefechts darstellst - die Angriffswut soll ihnen ins Gesicht geschrieben stehen, und der Betrachter soll meinen, den donnernden Hufschlag und das Schnauben ihrer Pferde hören zu können. Nichts soll diesen Figuren fehlen außer dem Lebensodem, den nur die Götter selbst ihnen einhauchen könnten.«

Alexander neigte den Kopf und inmitten des feuchtfröhlichen Gelages senkte sich plötzlich Schwermut über seine Augen.

»Lysippos, mein Freund . .. diese Männer sind jetzt Asche, ihre nackten Knochen liegen in der Erde begraben. Aber du, du kannst ihre Seelen im Wind erhaschen - verewige sie, Lysippos! Fang sie ein und gieße sie in Bronze!«

Er stand auf und trat an eines der Fenster, die auf die Bucht von Ephesos hinausgingen. Die glatte Meeresoberfläche glitzerte in der Mittagssonne. Lysipp folgte ihm, während die anderen Gäste, vom Wein beflügelt, scherzten und lärmten.