37286.fb2 Alexander K?nig von Asien - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 14

Alexander K?nig von Asien - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 14

»Sechsundzwanzig Reiterstatuen ... die Alexanderschwadron am Granikos. Mir schwebt ein einziges Knäuel von Hufen vor, von mächtigen Pferderücken, von Mündern, die zum Schlachtgebrüll aufgerissen sind und von Armen, die drohend Lanzen und Schwerter schwingen - verstehst du, was ich meine, Ly-sippos?«

Alexanders Augen leuchteten.

»Das Denkmal soll in Makedonien stehen, und es wird in alle Ewigkeit an diese jungen Männer erinnern, die ihr Leben für unser Vaterland gegeben haben, weil sie ein Leben ohne Ruhm und Glanz verschmähten.«

Der König wandte sich vom Fenster ab und sah den Bildhauer an.

»Ich möchte, daß du das größte Kunstwerk aller Zeiten schaffst - ein wahres Weltwunder! Deine eigene Lebenskraft soll in die geschmolzene Bronze einfließen, Lysippos. Und die Leute, die daran vorübergehen, sollen eine Gänsehaut bekommen, als könnten diese Reiter tatsächlich jeden Moment losstürmen und jenen Schrei ausstoßen, der stärker ist als der Tod und selbst die Nebel des Hades durchdringt, aus dem noch keiner zurückgekehrt ist.«

Lysippos sah ihn sprachlos an, während seine riesigen, schwielenbedeckten Hände wie leblos an den Armen baumelten.

Alexander ergriff und drückte sie: »Diese Hände können das Wunder zustande bringen, das weiß ich. Es gibt keine Herausforderung, der sie nicht gewachsen wären - du brauchst nur zu wollen.« Er ließ die mächtigen Bildhauerpranken wieder los. »Du bist wie ich, Lysipp, und das ist auch der Grund, weshalb ich mich nie von einem anderen als von dir werde abbilden lassen. Weißt du, was Aristoteles zu mir gesagt hat, als du uns damals in Mieza mein erstes Porträt gezeigt hast? Er sagte: >Wenn es einen Gott gibt, dann hat er die Hände Lysipps.< Also, wirst du meine gefallenen Gefährten in Bronze nachbilden? Wirst du das tun?«

»Ja, Alexandre, und ich werde ein Kunstwerk schaffen, das die Welt in Staunen versetzt. Das schwöre ich dir.«

Alexander nickte und sah ihn voller Bewunderung und Zuneigung an.

»Dann komm«, sagte er schließlich und hakte sich bei ihm unter. »Jetzt essen wir erst einmal.«

11

Apelles traf am darauffolgenden Nachmittag ein. Er hatte ein großes Gefolge von Sklaven, Frauen und hübschen Jünglingen dabei und war sehr vornehm, ja, beinahe etwas exzentrisch gekleidet - wenn man bedenkt, daß er über grellbunten Gewändern Ketten aus Bernstein und Lapislazuli trug! Nicht zufällig wurde gemunkelt, Theophrast habe sich in seinem satirischen Büchlein »Die Charaktere« bei der Beschreibung des »Exhibitionisten« von Apelles inspirieren lassen.

Alexander empfing ihn in seinen Privatgemächern, und dort erschien Apelles in Begleitung der schönen Kampaspe, die nach wie vor das Peplon der jungen Mädchen trug, denn nur darin kamen ihr verführerischer Ausschnitt und ihr herrlicher Busen so richtig zur Geltung.

»Freut mich, dich bei guter Gesundheit anzutreffen, lieber Apelles - und daß Kampaspes Schönheit dir weiter ein Quell der Inspiration ist. Nur wenige haben das Privileg, mit einer Muse wie ihr zusammenleben zu dürfen.«

Kampaspe errötete und trat näher, um ihm die Hand zu küssen, doch Alexander breitete die Arme aus und drückte sie an sich.

»Deine Arme sind stark wie eh und je«, hauchte sie in einem Tonfall, der die Libido eines scheintoten Greisen geweckt hätte.

»Nicht nur meine Arme . . .«, flüsterte er augenzwinkernd zurück.

Apelles hüstelte verlegen. »Mein nächstes Bild, Herr«, sagte er, um Alexander abzulenken, »mein nächstes Bild soll ein Jahrhundertwerk werden. Oder besser: meine nächsten Bilder. Ich möchte nämlich zwei malen.«

»Zwei?« fragte Alexander verwundert.

»Natürlich nur, wenn du einverstanden bist.«

»Laß hören, was du vorhast.«

»Auf einem möchte ich dich stehend abbilden, in der Pose des blitzeschleudernden Zeus; neben dir sitzt ein Adler, der ja auch Symbol des argeadischen Königshauses ist.«

Der König wiegte zweifelnd den Kopf.

»Darf ich dich darauf hinweisen, Herr, daß sowohl General Parmenion als auch dein Sekretär Eumenes meinen Vorschlag gebilligt haben - sie sind übereinstimmend der Meinung, daß dieses Gemälde große Wirkung auf deine asiatischen Untertanen hätte.«

»Na, wenn die beiden das sagen . .. Und das andere Bild?« »Darauf möchte ich dich zu Pferde malen, und zwar wie du dich mit erhobener Lanze ins Schlachtgetümmel stürzt - ein beeindruckendes Gemälde, Herr, verlaß dich drauf.« Kampaspe kicherte. »Was ist?« fragte Alexander irritiert. »Ich könnte mir noch ein drittes Bild vorstellen ...« »Bei Zeus, sind zwei denn nicht genug? Ich kann doch nicht den Rest meines Lebens damit verbringen, Apelles Modell zu sitzen!«

»Du müßtest es ja nicht alleine tun«, erwiderte Kampaspe mit einem verführerischen Lächeln. »Ich denke da nämlich an ein Bild mit zwei Figuren: König Alexander als Gott Ares, wie er nach der Schlacht auf einer blumenübersäten Wiese ausruht, und ich als Aphrodite, die ihm Genuß bereitet. Weißt du, Apel-les, ein Bild wie du es für diesen griechischen General gemalt hast... wie hieß er noch gleich?«

Apelles erblaßte und gab ihr heimlich einen Rippenstoß.

»Unsinn«, sagte er schnell. »Für so viele Bilder hat der König bestimmt gar keine Zeit. Zwei tun es doch auch - nicht wahr, Herr?«

»Aber sicher, mein Freund, du hast völlig recht. Und jetzt müßt ihr mich entschuldigen: Eumenes hat mir den Tag mit Terminen vollgepackt.«

Der Maler machte ein enttäuschtes Gesicht.

»Keine Sorge, Apelles: Ich stehe dir noch heute zu einer Sitzung zur Verfügung, am besten vor dem Abendessen. Entscheide selbst, welches Bild du zuerst malen möchtest. Für das Reiterbild müßtest du mir allerdings ein Holzpferd besorgen, ich glaube nämlich nicht, daß Bukephalos die Geduld hätte, sich porträtieren zu lassen - nicht einmal von einem so großen Maler wie dir.«

Apelles zog sich mit einer Verbeugung zurück und zerrte Kampaspe am Arm hinterher. Während die beiden sich den Korridor hinunter entfernten, hörte man den Maler mit seiner schönen Muse schimpfen.

Alexander schmunzelte noch, als Eumenes bereits neue Besucher einließ. Diesmal waren es knapp ein Dutzend Stammesführer aus dem Landesinnern, die dem neuen Herrscher huldigen wollten. Er stand auf, ging ihnen entgegen und begrüßte jeden einzelnen mit einem herzlichen Handschlag.

»Was wollen sie?« fragte er den Dolmetscher.

»Sie möchten wissen, was du von ihnen verlangst.«

»Nichts.«

»Nichts?« wiederholte der Dolmetscher verwundert.

»Nein. Sie können heimkehren und so friedlich weiterleben wie bisher.«

Der mutmaßliche Anführer der kleinen Gesandtschaft murmelte dem Übersetzer etwas ins Ohr.

»Was sagt er?«

»Er will wissen, was mit den Steuerabgaben ist.«

»Oh, was das betrifft«, schaltete Eumenes sich flugs ein, »so bleibt alles beim alten. Wir haben nämlich auch unsere Ausgaben und ...«

»Eumenes, bitte!« unterbrach Alexander ihn. »Die Einzelheiten kannst du dir sparen.«

Die Stammesführer besprachen sich kurz und brachten dann zum Ausdruck, daß sie sehr zufrieden seien, dem mächtigen Herrn für seine Großzügigkeit dankten und ihm für die Zukunft alles Gute wünschten.

»Frag sie, ob sie zum Abendessen dableiben möchten«, sagte Alexander.

Der Dolmetscher tat, wie ihm geheißen. »Und?«

»Sie danken dir für die Einladung, Herr, doch sie haben heute noch einen weiten Weg vor sich und werden daheim dringend gebraucht. Sie müssen das Vieh melken, ihren trächtigen Kühen bei der Geburt beistehen . . .«

»Und das sind natürlich wichtige Staatsangelegenheiten«, spöttelte Eumenes.

Alexander erhob sich »Tja, dann bleibt mir nur, euch eine gute Heimkehr zu wünschen«, meinte er, und während der Dolmetscher seinen Satz übersetzte, beugte er sich zu Eumenes hinüber und sagte: »Daß du mir auch jedem ein Gastgeschenk mitgibst.« »Was für ein Gastgeschenk?«

»Egal... eine Rüstung, Kleider, was du willst, aber laß sie nicht mit leeren Händen gehen. Das sind Leute vom alten Schlag, die legen Wert auf gute Sitten. Und daheim sind sie Könige, vergiß das nicht.«

Das Abendessen wurde nach Sonnenuntergang serviert. Alexander hatte gerade seine erste Modellsitzung für Apelles hinter sich, und zwar auf dem Holzpferd, da der große Meister beschlossen hatte, mit dem schwierigeren Sujet zu beginnen.