37286.fb2 Alexander K?nig von Asien - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 18

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Auch die Tempel auf der Akropolis, dem höchsten Punkt der Stadt, waren neu errichtet worden - herrliche Bauwerke, die man mit bunt bemaltem Marmor verkleidet und mit Ornamenten aus Bronze, Gold und Silber geschmückt hatte. Ihre majestätischen Skulpturen waren weithin sichtbar und beherrschten die ganze Bucht.

Im Zentrum der Stadt hatte Hippodamos die Agora, also den großen Marktplatz, anlegen lassen, an dem alle Straßen zu-sammenliefen - er war Mittelpunkt des öffentlichen Lebens von Milet.

Nicht weit von der Küste entfernt befand sich die kleine Insel Lade; sie war der Bucht wie ein Wachtposten vorgelagert.

Ganz im Nordosten des Meerbusens, nahe der Mäandermündung, konnte man die an Land gezogenen Schiffe der makedonischen Flotte erkennen. Nearchos hatte rings um sie herum einen Graben ausheben und eine Palisade errichten lassen, um sie gegen Überraschungsschläge zu schützen - nur für den Fall, daß es den persischen Soldaten doch gelingen sollte, ihre Schiffe zu verlassen und überraschend anzugreifen.

Die dreihundert Kriegsschiffe des Großkönigs inmitten der Bucht nahmen sich von hier oben aus wie harmlose Spielzeugboote.

»Unglaublich!« rief Kallisthenes aus. »Auf dem kleinen Stück Meer dort unten hat sich das Geschick der Perserkriege entschieden. Seht ihr das Inselchen dort draußen, gleich bei der Stadt? Das ist Lade. Genau dort wurde die Flotte der griechischen Aufständischen von den Persern vernichtet.«

»Und der gute Kallisthenes beglückt uns jetzt mal wieder mit einem seiner Geschichtsvorträge - als hätte uns sein Onkel in Mieza nicht schon genug damit gequält!« spottete Hephaistion.

»Halt den Mund!« fuhr Alexander ihn an. »Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen.«

»Ganz dort hinten, bei der Landzunge des Mykale-Gebirges«, fuhr Kallisthenes unerschütterlich fort, »haben unsere Truppen fünfundzwanzig Jahre später die Rechnung beglichen. Die Flotte stand unter dem Oberbefehl des Königs von Sparta, Leo-tychides; die Perser hatten ihre Schiffe alle an Land gezogen.«

»Seltsam«, meinte Hephaistion, »und heute ist es genau um-gekehrt.«

»Allerdings«, Alexander nickte. »Und während unsere Männer gemütlich im Schatten sitzen und frisches Brot essen, braten die dort draußen seit drei Tagen an der Sonne und ernähren sich von Zwieback - falls sie überhaupt noch welchen haben. Das Trinkwasser ist mit Sicherheit schon auf ein, zwei Schöpfkellen am Tag rationiert worden. Sie werden sich entscheiden müssen: angreifen oder verschwinden.«

»Schau!« sagte Hephaistion. »Unsere Belagerungsmaschinen setzen sich in Bewegung. Bis heute abend sind sie vor der Stadtmauer plaziert, und morgen fangen wir an, die Bastion zu zertrümmern!«

In diesem Moment kam ein Reiter der Königsschwadron auf sie zugeritten. »König! Ich habe eine Botschaft der Generäle Parmenion und Kleitos für dich«, verkündete er, indem er Alexander ein Täfelchen aushändigte.

Der Herrscher las laut vor:

»Parmenion und Kleitos an König Alexander, heil! Die Barbaren haben an verschiedenen Punkten der Küste drei Landungsversuche unternommen, um sich mit Trinkwasser zu versorgen, sind aber jedesmal von uns zurückgeschlagen worden. Leb wohl.«

»Ausgezeichnet!« sagte Alexander. »Alles, wie ich es vorhergesehen habe. Dann können wir jetzt auch wieder hinunterreiten.«

Er trieb Bukephalos mit den Absätzen an und lenkte ihn auf den Weg, der zur Bucht hinunterführte, um dort der Kolonne von Kriegsmaschinen entgegenzureiten, die auf der Straße in Richtung Milet rollten.

Am Fuße des Latmos stießen sie auf Eumenes. »Na, wie ist die

Sicht von dort oben?« wollte er wissen.

»Phantastisch«, erwiderte Hephaistion für alle. »Man sieht die Perser in der Sonne schmoren. Sie sind bestimmt bald durchgebraten.. .«

»Wißt ihr, wer angekommen ist?«

»Nein.«

»Apelles. Er hat sein Reiterbild fertig gemalt und will es Alexander vorführen.«

»Oh, bei den Göttern!« stöhnte Alexander. »Ich bin im Krieg, da habe ich doch keine Zeit für Bilder. Danke ihm, gib ihm sein Geld und sag ihm, daß wir uns in einem passenderen Moment wiedersehen.«

»Wie du willst«, meinte Eumenes. »Aber dem guten Apelles steigt bei dieser Antwort bestimmt die Galle hoch . .. Ah, bevor ich es vergesse: Von Memnon weiterhin keine Spur -wie vom Erdboden verschluckt. Wahrscheinlich hat er sich aus dem Staub gemacht.«

»Das glaube ich nicht«, sagte der König. »Dieser Mann ist nur sehr gerissen . . . und gefährlich.«

»Das Problem ist, daß ihn keiner von uns je zu Gesicht bekommen hat«, meinte Hephaistion. »Wir wissen ja nicht einmal, wie er aussieht. Angeblich soll er sich auch auf dem Schlachtfeld durch nichts erkennbar machen. Ich habe gehört, daß er mit einer korinthischen Streithaube ohne Helmzierde kämpft, und ihr wißt ja, die verdeckt das Gesicht vollständig.«

»Bis auf zwei schmale Augenschlitze«, warf Eumenes ein.

»Ja, aber mitten im Schlachtgetümmel erkennst du einen Mann nicht an seinen Augen!«

»Wie auch immer«, sagte Alexander, »an eine Flucht glaube ich jedenfalls nicht. Habt ihr den griechischen Arzt aufgestöbert, der ihn behandelt hat? Parmenion sagt, er kommt aus Adra-myttion . . . ein gewisser Ariston.«

»Der ist auch verschwunden.«

»Was ist mit Memnons Haus in Zelea? Überwacht ihr es?«

»Bis auf die Dienerschaft ist dort keiner mehr.«

»Trotzdem, Leute: Hört nicht auf, ihn zu suchen. Memnon ist unser gefährlichster Feind, der Mann, den wir am meisten fürchten müssen.«

»Wir tun unser Möglichstes«, sagte Eumenes, grüßte und ritt dem Konvoi aus Belagerungsmaschinen hinterher.

»Warte!« rief Alexander ihm nach.

Eumenes zügelte sein Pferd und drehte sich um: »Was noch?«

»Du hast gesagt, Apelles sei hier.«

»Ja, aber . . .«

»Ich habe meine Meinung geändert. Wo ist er?«

»Unten im Lager der Flotte. Ich habe ihm ein Zelt mit Bad richten lassen.«

»Gut getan. Dann sehen wir uns später.«

»Aber was willst du . . .« Eumenes hatte seinen Satz noch nicht zu Ende gesprochen, als Alexander bereits in Richtung des Flottenlagers davonsprengte.

Apelles war ziemlich pikiert, weil sich niemand um ihn kümmerte und weil kaum einer von diesen ungehobelten Bauernrüpeln in ihm den größten Maler aller Zeiten erkannte. Dagegen hatte alles Augen für Kampaspe, die nackt im Meer badete und in einem Militärchiton herumlief, der gerade ihre Scham bedeckte.

Erst als Apelles den König vom Pferd steigen sah, hellte sich seine Miene auf. Alexander ging mit ausgebreiteten Armen auf ihn zu: »Großer Meister! Herzlich willkommen in meinem ärmlichen Lager! Es war aber wirklich nicht nötig, daß du extra lichen Lager! Es war aber wirklich nicht nötig, daß du extra kommst. . . Ich bin so gespannt auf dein geniales Werk, daß ich dich selbst in Kürze aufgesucht hätte.«

Apelles verneigte sich leicht. »Es war nicht meine Absicht, dich inmitten eines so brisanten Unternehmens zu stören, doch andererseits konnte ich es kaum erwarten, dir das Bild zu zeigen.«

»Wo ist es?« fragte Alexander, der nun wirklich sehr neugierig war.

»Hier, im Zelt. Komm.«

Dem König fiel sofort auf, daß Apelles sich ein weißes Zelt hatte geben lassen, in dessen gleichförmiger Helligkeit die Farben des Gemäldes wahrscheinlich besonders gut zum Ausdruck kamen.

Der Künstler ließ ihn eintreten und wartete, bis seine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten. Das Bild war hinter einer Art Bühnenvorhang versteckt, dessen Schnur ein Sklave in der Hand hatte - der junge Mann wartete nur auf ein Zeichen seines Herrn, um das Kunstwerk zu enthüllen. In der Zwischenzeit war auch Kampaspe eingetreten und hatte sich neben Alexander gestellt.