37286.fb2 Alexander K?nig von Asien - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 33

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Alexander begab sich ins Lager zurück und wies Perdikkas an, die Leichen seiner gefallenen Männer einsammeln zu gehen.

Die Träger hoben sie eine nach der anderen vom Boden auf und brachten sie den Priestern und ihren Ministranten, die sie für die Totenfeier vorbereiteten.

Es wurden fünfzehn große Holzstöße aufgeschichtet, und auf jeden von ihnen legte man die Leichname von zwanzig Kriegern in voller Rüstung - gewaschen, gekämmt und einparfümiert.

Perdikkas' Truppeneinheiten hielten die Ehrenwache und schrien im Chor den Namen eines jeden der Gefallenen, wenn er von seinem Anführer aufgerufen wurde. Nach der Verbrennung füllte man die Asche der Soldaten in Urnen, denen auch die im Feuer erhitzten und rituell verbogenen Schwerter beigefügt wurden. Waren die Urnen einmal verschlossen und versiegelt, kennzeichnete man sie mit Schriftrollen, aus denen der Name des Verstorbenen, seine Familie und der Herkunftsort hervor-grngrn.

Am darauffolgenden Morgen wurden die Urnen auf ein Schiff geladen und nach Makedonien zurückgebracht; die Gefallenen sollten auf ewig im Lande ihrer Vorfahren ruhen.

Die Sturmpioniere hatten unterdessen begonnen, im Schutz der Schleudermaschinen die Trümmer der Mauerbresche aus dem Weg zu räumen, damit die Belagerungsgeräte an die da-hinter liegende Bastion herangeführt werden konnten.

Alexander verfolgte die Operation von einem Hügel herab, und dabei mußte er feststellen, daß auch der Bau des gigantischen Holzturms, den Memnon in Auftrag gegeben hatte, zügig voranging.

Irgendwann gesellte sich Eumenes zu ihm. Er war wie immer in voller Montur, obwohl er bis zu diesem Augenblick noch an keiner einzigen Kampfhandlung teilgenommen hatte.

»Wenn der Turm dort fertig ist, wird es schwierig, an die Backsteinmauer ranzukommen.«

»Ja«, gab Alexander zu. »Memnon wird Katapulte und Wurfgeschütze darauf plazieren und uns aus nächster Entfernung beschießen.«

»Das gibt ein Massaker . . .«

»Deshalb will ich ja so schnell wie möglich eine Bresche in die verdammte Mauer legen - jedenfalls bevor der Turm einsatzbereit ist.«

»Das schaffst du nicht.«

»Warum?«

»Ich habe ausgerechnet, wie lange die Arbeiten noch dauern. Du hast ja sicher die Uhr gesehen, die ich auf dem Hügel bauen ließ, nicht?«

»Ja, habe ich.«

»Also: Der Turm dort unten wächst jeden Tag drei Ellen. Hast du auch das Instrument gesehen, das ich neben der Uhr aufgestellt habe?«

»Ja, natürlich«, erwiderte Alexander etwas ungeduldig.

»Wenn es dich nicht interessiert, halte ich den Mund«, sagte Eumenes gekränkt.

»Nein, komm schon, erklär mir, was das für ein Instrument ist.«

»Ein Spielzeug, das ich selbst erfunden habe: Es besteht aus einem Visier auf drehbarer Scheibe, mit dem ich bestimmte Objekte anvisiere und mit einer Richtlatte in Deckung bringe. Dank dieser Erfindung und mit einer simplen geometrischen Berechnung ist es mir möglich, haarscharf zu bestimmen, wieviel Memnons Holzturm dort unten jeden Tag wächst.«

»Aha. Und zu welchem Ergebnis bist du letztendlich gelangt?«

»Zu dem Ergebnis, daß der Turm fertig ist, wenn wir gerade die Hälfte der Trümmer beseitigt haben - sprich: Sie werden uns unter einem Hagel von Geschossen begraben; ich habe nämlich auch ausgerechnet, daß sie zwölf Katapulte in drei übereinan-derliegenden Stockwerken aufstellen können.«

Alexander senkte den Kopf: »Was schlägst du also vor?«

»Das interessiert dich wirklich?« fragte Eumenes beinahe verwundert. »Nun, ich würde die Trümmerbeseitigung ganz aufgeben und alle unsere Maschinen im Nordosten konzentrieren; dort scheint die Mauer nämlich nicht so dick zu sein. Wenn du einmal hier in mein Instrument schauen möchtest . . .«

Alexander ließ sich führen und legte das Auge ans Visier von Eumenes' Erfindung.

»Du mußt zuerst den äußeren und dann den inneren Rand der Mauerbresche anvisieren; fang mit der linken Seite an, so, siehst du? Und jetzt schwenkst du zur rechten Seite rüber . . .«

»Stimmt«, sagte Alexander, und richtete sich auf. »Die Mauer ist auf der andern Seite dünner.«

»Exakt. Und wenn du sämtliche Belagerungstürme augenblicklich dort hinüberschaffst, könntest du noch vor morgen abend eine Bresche geschlagen haben, die uns die halbrunde Backsteinmauer ganz umgehen oder von der Seite angreifen läßt.

Die Agrianer sind hervorragende Kletterer: Schick sie dort rüber; sie sollen den Sturmtruppen von oben herab Deckung geben, während diese in die Stadt einfallen und dem Feind in den Rücken fallen.«

Alexander legte ihm die Hände auf die Schultern: »Und ich hab dich bis heute nur als Sekretär eingesetzt! Wenn wir gewinnen, Eumenes, nimmst du ab sofort an allen Versammlungen des Befehlsstabs teil. Und jetzt laß uns die Maschinen verlegen und augenblicklich damit anfangen, die Mauer im Nordosten zu demolieren. Ich will, daß Tag und Nacht daran gearbeitet wird, ohne Unterlaß. Die Bewohner von Halikarnassos sollen kein Auge zumachen können!«

Der Befehl des Königs wurde unverzüglich ausgeführt. In den folgenden Tagen verfrachteten Hunderte von Männern und Zugtieren die sieben Belagerungstürme einen nach dem anderen unter ungeheurer Mühsal an den nordöstlichen Mauerabschnitt; dort nahmen die Rammböcke ihr Zerstörungswerk augenblicklich wieder auf - brutal, unerbittlich und mit ohrenbetäubendem Gedröhne. Die ganze Stadtmauer und der umliegende Boden bebten unter den wuchtigen Schlägen. Im Auftrag Alexanders unterzog Eumenes jeden Turm einer gründlichen Inspektion; dabei begleitete ihn eine Gruppe von Kriegsbaumeistern, die hier und da den Stand eines Turms korrigierten und darauf achteten, daß die Plattformen auch ja waagrecht waren, denn nur so konnten die Rammböcke Entsprechendes leisten.

Im Innern der Türme war es kaum auszuhalten: Die Hitze und der Staub, die beklemmende Enge und der enorme Kraftaufwand, der nötig war, um die riesigen Holzbalken mit den Eisenköpfen gegen die massive Steinmauer zu stoßen, die hef-tigen Rückstöße, der unerträgliche Lärm, all dies verlangte den Turmmannschaften ihr Äußerstes ab.

Wasserträger rannten unermüdlich die Treppen hinauf und hinunter, um den Durst der Soldaten zu stillen, die diesen unmenschlichen Strapazen ausgesetzt waren.

Doch alle fühlten den Blick des Königs auf sich ruhen. Alexander hatte der Mannschaft, die das feindliche Bollwerk als erste zum Einsturz bringen würde, eine großzügige Belohnung versprochen; er ahnte jedoch, daß der Ausgang der Operation nicht allein von seinen Belagerungsmaschinen abhing, daß Memnon einen gefährlichen Gegenzug vorbereitete.

Er rief auf einem Hügel Parmenion, Kleitos den »Schwarzen« und seine Gefährten zusammen: Hephaistion, Perdikkas, Le-onnatos, Ptolemaios, Lysimachos, Krateros, Philotas, Seleukos. Und Eumenes.

Der »Generalsekretär« war staubbedeckt und halb taub vom Lärm der Maschinen, so daß man ziemlich laut sprechen mußte, damit er einen verstehen konnte. Das Heer, das seit längerem in Alarmbereitschaft war, hatte sich hinter ihnen in Schlachtordnung aufgestellt: in vorderster Linie die thrakischen und agria-nischen Sturmtruppen und die »schildtragenden Gardisten«, die heute nur leicht bewaffnet waren, um besser angreifen zu können. Dahinter, im Zentrum und auf dem linken Flügel, die schwere makedonische Infanterie, rechts die Hopliten der griechischen Verbündeten. General Parmenion befehligte die Reserve, die aus Philipps Veteranen bestand - Männer mit großer Erfahrung und formidabler Kampfesausdauer.

Alle Krieger standen schweigend bei Fuß, die hintersten Reihen im Schatten der umliegenden Olivenhaine.

Perdikkas hatte unterdessen auf einer kleinen Anhöhe eine Batterie Wurfgeschütze aufstellen lassen, die auf das Mylasator gerichtet waren, für den Fall, daß die Belagerten von dort einen Ausfall wagen sollten.

»Eumenes möchte uns etwas mitteilen«, verkündete Alexander seinem Befehlsstab.

Der Sekretär warf einen Blick auf seine Sonnenuhr, auf den Schatten, den der Stab in ihrer Mitte auf das Zifferblatt warf.

»In weniger als einer Stunde wird die Mauer im Nordosten einzustürzen beginnen. Die Quadersteine in den obersten Reihen wackeln schon, und die Reihen darunter sind schwer erschüttert - es hat sich also ausgezahlt, daß wir mit Rammböcken auf unterschiedlichen Ebenen attackieren. Die Mauer müßte im selben Moment über eine Breite von mindestens einhundertfünfzig Fuß zusammenbrechen.«

Alexander warf einen Blick in die Runde: Seine Generäle und Kameraden sahen durchweg mitgenommen aus. Die vielen Kämpfe und Nachtwachen, die kontinuierlichen Gegenangriffe und Hinterhalte, die Entbehrungen, die jede Belagerung auch für die Angreiferseite mit sich brachte, hatten sie schwer gezeichnet »Heute setzen wir alles aufs Spiel«, sagte er zu ihnen. »Wenn wir siegen, wird uns der Ruhm unserer Taten sämtliche Tore bis zum Amanos-Gebirge öffnen. Wenn wir dagegen unterliegen, verlieren wir alles, was wir bis zu diesem Moment erobert haben. Denkt vor allem an eins: Unser Feind bereitet mit Sicherheit seinen entscheidenden Gegenschlag vor - in welcher Form, weiß keiner, aber ihr braucht nur den Turm dort unten zu betrachten« - Alexander deutete auf das riesige Holzgerüst, das mit Wurf geschützen und Katapulten gespickt mittlerweile eine Höhe von gut hundert Fuß erreicht hatte -»und ihr wißt, wie gefährlich er ist. Und jetzt laßt das Heer bis zu unseren Belagerungsmaschinen vorrücken. Wir müssen losstürmen, sobald die Mauer einbricht.«

Bevor die Männer auseinandergingen, meldete Perdikkas sich zu Wort: »Alexander, ich bitte dich um das Privileg, den ersten Ansturm leiten zu dürfen. Unterstell mir die schildtragenden Gardisten und die Sturmtruppen, und ich schwöre dir bei den Göttern, daß du morgen früh im Palast des Satrapen von Hali-karnassos zu Tisch sitzt.«

»Nimm dir die Männer, die du brauchst, Perdikkas, und tu, was zu tun ist.«

Nach diesen Worten gingen alle zu ihren Abteilungen zurück, und mit dem ersten Trompetenstoß setzte sich die Armee in Richtung der sieben Belagerungstürme in Bewegung. Nur Par-menions Veteranen harrten reglos im Schatten der Olivenbäume aus.

28

Alexander liess sich Bukephalos bringen, denn er hatte das Gefühl, sich in einem so entscheidenden Moment nur auf ihn verlassen zu können. Er fuhr dem Hengst sanft über die Nüstern, tätschelte seinen Hals, stieg auf und ließ ihn im Schritttempo auf die Stadtmauer zureiten. Hephaistion und Seleukos ritten neben ihm her.

Ein plötzliches lautes Pfeifen ließ den König herumfahren, und da sah er, daß der große Turm hinter dem halbrunden Backsteinmauer seine Tätigkeit aufgenommen hatte und den rechten Flügel des makedonischen Heers mit Eisenharpunen beschoß.

»In Deckung!« brüllte Kleitos. »Zurück, oder die spießen euch auf wie Drosseln! Zurück, zurück, habe ich gesagt!«

Der rechte Flügel machte eine Kehrtwende und ordnete sich hinter dem Zentrum an; wenig später befahl der »Schwarze« seinen Männern, in den Schutz der Mauer zu laufen, wo die feindlichen Geschosse sie nicht erreichen konnten. Lysimachos, dem die makedonischen Wurfmaschinen auf der Anhöhe unterstanden, beantwortete den Beschüß des Holzturms unterdessen mit einem dichten Hagel von Pfeilen. Dabei gelang es ihm, etliche Männer zu treffen, die schreiend von dem Gerüst stürzten und zerschmettert am Boden liegenblieben.