37286.fb2 Alexander K?nig von Asien - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 43

Alexander K?nig von Asien - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 43

»Sprich.«

»Memnons Gemahlin Barsine ist am Hof von Susa eingetroffen - eine umwerfend schöne Frau.«

Dem schlauen Eumolpos entging nicht, daß Alexander kaum merklich zusammenzuckte.

»Kennst du sie?« fragte er deshalb.

Der König antwortete nichts, und sein Sekretär bedeutete Eumolpos weiterzusprechen.

»Ja, wie ich also sagte, eine umwerfend schöne Frau - sie hat die Beine einer Gazelle, den Busen einer Göttin und Augen schwarz wie die Nacht. Die wundervolle Pieria-Rose zwischen ihren Schenkeln will ich mir erst gar nicht ausmalen ...« Eume-nes gab ihm neuerlich ein Zeichen, sich kurz zu fassen. »Nun, Memnons Frau hat ihre beiden Söhne mitgebracht, zwei bildhübsche Jungen. Einer hat einen griechischen Namen und ähnelt der Mutter, der andere einen persischen und schlägt nach dem Vater - ist das nicht eigenartig? Es gibt Leute bei Hof, die vermuten, der Großkönig habe sie als Geiseln zu sich geholt, weil er Memnon nicht vertraut.«

»Und, ist das wahr? Was meinst du?« fragte Alexander.

»Muß ich ehrlich sagen, was ich denke?«

»Dumme Frage«, brummte Eumenes.

»Gut. Also ich glaube es nicht. Meiner Ansicht nach vertraut König Dareios ihm blind - gerade weil er ein Söldnerführer ist. Memnon hat keinerlei Vertrag unterschrieben, aber er steht eisern zu seinem Wort.«

»Das ist mir bekannt«, erwiderte Alexander.

»Und es gibt noch etwas, was du bedenken solltest.«

»Was?«

»Memnon beherrscht das Meer.«

»Im Moment.«

»Sicher, aber du weißt sehr gut, daß Athen seinen Weizen über den Pontos erhält - wenn Memnon die Meerengen abriegelt, kann er die Stadt aushungern und zwingen, mit ihrer gesamten Flotte zu ihm überzulaufen. Damit hätten die Perser die größte Kriegsflotte aller Zeiten.«

Alexander senkte den Kopf. »Ich weiß.«

»Und es erschreckt dich nicht?«

»Mich erschreckt nie etwas, was noch gar nicht eingetreten ist.«

Eumolpos starrte ihn einen Augenblick lang sprachlos an, dann fuhr er fort: »Kein Zweifel, du bist wirklich ein Sohn deines Vaters! Wie auch immer, für den Augenblick scheint der Großkönig beschlossen zu haben, sich nicht zu rühren und Memnon größte Bewegungsfreiheit zu gewähren. Das Duell soll zwischen euch beiden stattfinden. Wenn Memnon aber unterliegen würde, dann zieht der Großkönig ins Feld, und mit ihm ganz Asien.«

Sein letzter Satz klang seltsam feierlich und verwunderte die beiden Zuhörer.

»Ich danke dir«, sagte Alexander. »Mein Generalsekretär wird dich für deine Dienste entlohnen.«

Eumolpos verzog den Mund zu einem schiefen Lächeln. »Wo wir schon dabei sind, König . . . Ich wollte dich gnädigst um eine geringfügige Erhöhung des Honorars bitten, das dein Vater -sein Ruhm währe ewig - mir immer bezahlt hat. Unter den gegebenen Umständen wird meine Arbeit zusehends schwieriger und riskanter, und der Gedanke daran, eines unglücklichen Tages gepfählt zu werden, läßt mich nachts kaum noch ein Auge zutun .. .«

Alexander nickte und warf Eumenes einen vielsagenden Blick zu.

»Darum kümmere ich mich«, sagte der Sekretär prompt und geleitete Eumolpos zur Tür. Der Mann warf einen kummervollen Blick auf die kläglichen Überreste seiner warmen Wolfspelzmütze, verneigte sich vor dem König und ging hinaus.

Alexander sah den beiden nach, wie sie sich den Korridor hinunter entfernten, und dabei konnte er den Spitzel klagen hören: »Denn wenn ich mich schon aufspießen lassen muß, dann ziehe ich den spitzen Pfählen dieser Barbaren bei weitem die Rute eines hübschen Jünglings vor.« Und Eumenes, der ihm antwortete: »Davon gibt es hier fünfundzwanzigtausend, mein Lieber - du hast also die Qual der Wahl. . .«

Der König schüttelte den Kopf und schloß die Tür.

Als am darauffolgenden Tag immer noch keine Nachricht von Parmenion kam, beschloß er, den Marsch wieder aufzunehmen und sich furchtlos an die Überwindung des gefährlichen Küstenstreifens zu machen, den Hephaistion ihm so anschaulich geschildert hatte.

Die Agrianer wurden vorausgeschickt, um nach Art eines Geländers Nägel und Seile entlang der Felswand anzubringen, aber diese Maßnahme sollte sich als überflüssig herausstellen, denn das Wetter schlug plötzlich um: Der stürmischfeuchte Westwind legte sich, und die Meeresoberfläche wurde glatt wie ein Spiegel.

Hephaistion, der die Agrianer und Thraker begleitet hatte, kehrte zurück und berichtete Alexander, daß die Sonne den schmalen Weg in der Felswand getrocknet hatte und praktisch keine Gefahr mehr bestand.

»Es scheint, als wollten die Götter dir unter die Arme greifen.«

»Ja, so scheint es«, erwiderte Alexander. »Nehmen wir es als günstiges Vorzeichen.«

Ptolemaios, der an der Spitze der Leibwache unmittelbar hinter den beiden ritt, wandte sich an Perdikkas: »Ich kann mir schon denken, was Kallisthenes jetzt wieder schreibt.«

»Ach ja? Ich habe mir über die Sichtweise unseres Geschichtsschreibers noch nie Gedanken gemacht. . .«

»Er wird schreiben, daß das Meer vor Alexander zurückgewichen ist, weil es ihn als König von nahezu göttlicher Macht erkannt hat.«

»Und du? Was wirst du schreiben?«

Ptolemaios schüttelte den Kopf. »Lassen wir das und reiten lieber ein bißchen schneller. Der Weg ist noch weit.«

Nachdem sie den gefährlichen Küstenabschnitt gefahrlos überwunden hatten, führte Alexander das Heer ins Landesinnere. Auf steilen Pfaden kletterte man immer höher hinauf, bis die schneebedeckten Gipfel der ersten Bergkette erreicht waren. Die Dörfer und ihre Bewohner ließ man für gewöhnlich in Ruhe, es sei denn, sie griffen an oder weigerten sich, dem Troß alles zur Verpflegung Nötige zur Verfügung zu stellen.

Nach Überwindung des ersten Gebirsgmassivs marschierte das Heer das Tal des Eurymedon entlang, von wo dann der Aufstieg zur anatolischen Hochebene beginnen sollte.

Das Tal war ziemlich schmal und hatte steile Wände aus rötlichem Gestein; sie kontrastierten wunderschön mit dem tiefblauen Wasser des Flusses und den gelben Stoppelfeldern entlang seiner Ufer.

Nachdem die Makedonen und ihre Verbündeten den ganzen Tag marschiert waren, gelangten sie mit Sonnenuntergang zu einer Stelle, an der das Tal einen Engpaß bildete; er wurde auf beiden Seiten von Burgen beherrscht, die auf schroffen Felsen aufragten. Dahinter konnte man, auf einer Anhöhe gelegen, eine mauerumgürtete Stadt erkennen.

»Termessos«, sagte Ptolemaios, indem er sein Pferd neben das Alexanders lenkte und auf die Festung deutete, die in der roten Abendsonne leuchtete.

Perdikkas gesellte sich auf der andern Seite zu ihnen. »Es wird nicht leicht werden, dieses Adlernest auszuheben«, meinte er besorgt. »Von der Talsohle bis zur Stadtmauer dürften es gut vierhundert Fuß sein. So hoch kämen wir nicht einmal hinauf, wenn wir alle unsere Belagerungstürme aufeinandertürmen würden.«

In diesem Augenblick kam auch Seleukos mit zwei Kavallerieoffizieren der Hetairoi dazu.

»Ich würde sagen, wir schlagen unser Lager hier auf. Wenn wir weiter vorrücken, kommen wir in ihre Schußlinie - Lanzenwürfe von dort oben könnten wir schlecht abwehren.«

»Du hast recht«, stimmte der König ihm zu. »Morgen bei Tageslicht werden wir dann sehen, was sich machen läßt. Irgendwie kommen wir in diese Stadt schon rein. Wir müssen bloß herausfinden, wie.«

In diesem Moment erklang hinter ihnen eine Stimme: »Das ist meine Stadt. Eine Stadt der Magier und Seher. Laßt sie mich als erster betreten.«

Der König fuhr herum: Das war ja Aristandros, der Mann, der die uralte, unleserliche Inschrift neben der Quelle am Strand hatte entziffern können.

»Heil, Seher«, begrüßte er ihn. »Tritt näher und sag mir, was du vorhast.«

»Termessos ist meine Stadt«, wiederholte Aristandros. »Eine magische Stadt an einem magischen Ort. Eine Stadt, in der selbst die Kinder die Zeichen des Himmels deuten und aus den Eingeweiden der Opfertiere lesen können. Laß sie mich betreten, bevor du mit deinem Heer eindringst.«