37286.fb2 Alexander K?nig von Asien - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 8

Alexander K?nig von Asien - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 8

»Völlig unsinnig«, erwiderte Perdikkas noch lakonischer als vorher.

»Gehen wir also davon aus, daß sie ihre Fußsoldaten aufgestellt haben«, fuhr Alexander fort. »So, und an diesem Punkt schicken wir ihnen unsere Sturmtruppen rüber, die Thraker, die Triballer, die Agrianer und vor allem die >schildtragende Gar-de<. Unsere leichte Infanterie läßt gleichzeitig Pfeile und Speere vom Himmel regnen, und wenn wir die Barbaren vom Ufer zurückgedrängt haben, lassen wir das schwere griechische Fußvolk und die Phalanx nachrücken; die Flanken werden von der Reiterei geschützt. Aber im einzelnen sehen wir das, wenn es soweit ist. Jetzt laßt uns erst einmal ins Lager zurückreiten und zu Abend essen.«

Wenig später lud Alexander alle Generäle und höheren Offiziere zum Essen in sein Zelt ein, sogar die Anführer der ausländischen Hilfstruppen, die sich sehr geschmeichelt fühlten.

Dem Gebot der Stunde gehorchend, erschienen alle in Rüstung. Der Wein wurde nach griechischer Art gereicht, also mit drei Teilen Wasser vermischt, damit man mit klarem Kopf besprechen konnte, was es zu besprechen gab, und weil die Agrianer und Triballer im Rausch sehr gefährlich waren.

Der König lieferte dem Befehlsstab einen knappen Lagebericht, und alle atmeten erleichtert auf, als sie hörten, daß der Feind -im Augenblick wenigstens - noch nicht am gegenüberliegenden Ufer stand.

»Herr«, sagte Parmenion irgendwann, »Kleitos bittet um die Ehre, dich morgen in der Schlacht beschützen zu dürfen. Er hat, wie du weißt, schon bei unserem letzten Feldzug gegen die Perser in vorderster Linie gekämpft.«

»Und König Philipp habe ich auch oft Deckung gegeben«, setzte der »Schwarze« noch hinzu.

»In Ordnung. Du deckst meine rechte Flanke«, sagte Alexander.

»Sonst noch Befehle?« fragte Parmenion. »Ja. Mir ist aufgefallen, daß wir bereits ein großes Gefolge von Frauen und Händlern haben. Werft sie aus dem Lager und laßt sie erst wieder rein, wenn die Operation abgeschlossen ist. Und noch etwas: Ich will, daß ein kleiner Trupp leichtbewaffneter Fußsoldaten die ganze Nacht am Granikos Wache hält. Diese Männer müssen morgen natürlich nicht mitkämpfen.«

Das Abendessen zog sich noch eine Weile hin, wurde aber früher beendet als sonst. Danach begaben die Offiziere sich in ihre Zelte, und auch Alexander machte sich für die Nacht bereit. Leptine half ihm aus der Rüstung und begleitete ihn zur Badewanne, die in einem separaten Teil des königlichen Pavillons auf ihn wartete.

»Stimmt es, daß du morgen in die Schlacht ziehst, Herr?« fragte sie ihn, während sie mit dem Schwamm über seinen Rücken fuhr.

»Das hat dich nicht zu kümmern, Leptine. Und wenn du nochmals hinter der Zeltplane lauschst, schicke ich dich heim.«

Das Mädchen senkte den Blick und schwieg eine Weile. Als sie jedoch merkte, daß Alexander nicht wirklich böse auf sie war, unternahm sie einen zweiten Anlauf und fragte: »Warum hat mich das nicht zu kümmern, Herr?«

»Weil es dir auch für den Fall, daß ich sterbe, an nichts mangeln wird. Man schenkt dir die Freiheit und bezahlt dir eine Rente aus, mit der du sorglos leben kannst.«

Leptine starrte ihn mit schwimmenden Augen an und brachte kein Wort über die Lippen. Ihr Kinn bebte.

»Was ist?« fragte Alexander. »Ich hätte gedacht, du freust dich!«

Das Mädchen schluckte mühsam seine Tränen hinunter:

»Ich. Ich kann mich nur freuen, solange ich dich sehe«, stammelte sie. »Ohne dich gibt es für mich weder Freude noch Licht, noch Leben.«

Draußen im Lager war Ruhe eingekehrt. Man hörte nichts außer den Stimmen der Wachtposten, die sich im Dunkeln die Losung zuriefen, und dem Bellen streunender Hunde. Alexander lauschte eine Weile in die stille Nacht hinaus, dann stieg er aus der Badewanne und ließ sich von Leptine abtrocknen.

»Ich schlafe heute angezogen«, sagte er, schlüpfte in frische Kleider und wählte die Rüstung aus, die er am nächsten Tag tragen wollte: einen Helm aus versilberter Bronze - er hatte die Form eines Löwenkopfes mit weit aufgerissenem Rachen und wurde von zwei langen Reiherfedern geziert - sowie einen athenischen Leinenpanzer, dessen bronzenen Herzschutz ein Medusenhaupt schmückte. Hochglanzpolierte Beinschienen und ein roter Ledergürtel, auf dem das Antlitz der Göttin Athene abgebildet war, gehörten auch dazu .

»In dieser Rüstung bist du schon von weitem erkennbar«, sagte Leptine mit zitternder Stimme.

»Eben«, erwiderte Alexander. »Meine Männer müssen mich sehen. Sie sollen wissen, daß ich noch vor ihnen mein Leben riskiere. Und jetzt geh schlafen. Ich brauche dich heute nicht mehr.«

Das Mädchen huschte ohne weitere Widerrede aus dem Zelt. Alexander hängte seinen Panzer an einen Ständer neben dem Bett und löschte die Öllampe, doch die Rüstung war auch im Dunkeln zu erkennen: Sie sah aus wie das Gespenst eines Kriegers, das nur auf die Morgendämmerung wartete, um zu neuem Leben zu erwachen.

6

Er wurde von Peritas geweckt, der ihm das Gesicht ableckte, sprang sofort aus dem Bett und ließ sich von zwei Adjutanten beim Anziehen der Rüstung helfen. Leptine brachte ihm auf einem Silbertablett sein Frühstück, den berühmten »Nestorpokal«, ein Gemisch aus rohen Eiern, geriebenem Käse, Mehl, Honig und Wein.

Alexander aß im Stehen, während die beiden Soldaten ihm Beinschienen und Harnisch anlegten, den Waffengürtel über die Schulter führten und die Scheide mit dem Schwert daran befestigten.

»Ich reite heute nicht auf Bukephalos«, sagte er im Hinausgehen. »Die Ufer des Granikos sind zu schlüpfrig, er könnte sich weh tun. Bringt mir den sarmatischen Fuchs.«

Die Adjutanten entfernten sich, um das gewünschte Pferd zu holen, und Alexander ging zu Fuß, den Helm unterm linken Arm, ins Zentrum des Lagers. Es war noch dunkel, trotzdem standen viele Soldaten bereits in Reih und Glied, und andere strömten aus allen Richtungen herbei, um sich in ihre Kompanien einzuordnen. Als dem König sein Schlachtroß gebracht wurde, stieg er auf und ritt das Heer ab - zuerst die makedonische und thessalische Kavallerie, dann das griechische Fußvolk und die Phalanx.

Die Reiter der Königsschwadron hatten sich vor dem Osttor des Lagers, perfekt formiert, in fünf Reihen aufgestellt und reckten zum Gruß ihres Anführers stumm die Lanzen in den Himmel.

Als Alexander den Arm hob und das Zeichen zum Abmarsch gab, ritt Kleitos der »Schwarze« an seine Seite. Kurz darauf dröhnte der Boden unter dem dumpfen Hufschlag Tausender von Pferde, und das Waffenklirren einer langen Prozession von marschierenden Kriegern erfüllte die Nacht.

Wenige Stadien vom Granikos entfernt hörte man in den vordersten Reihen plötzlich Hufgetrappel von herangaloppierenden Pferden, und da tauchte auch schon ein kleiner Spähtrupp aus der Finsternis auf und blieb vor Alexander stehen.

»Herr«, sagte sein Anführer, »die Barbaren lagern etwa drei Stadien von hier in erhöhter Position. Sie haben sich bisher noch nicht gerührt, aber entlang des Ufers patrouillieren medische und skythische Wachtposten. Ein Überraschungsangriff ist deshalb nicht möglich.«

»Nein, natürlich nicht«, entgegnete Alexander. »Aber bevor ihr Heer die drei Stadien Weg bis zum rechten Ufer zurücklegt, haben wir längst die Furt durchschritten und sind auf der andern Seite. Und damit ist die Sache so gut wie geritzt.« Er gab seinen Leibwächtern ein Zeichen, sich ihm zu nähern. »Sagt allen Kompanieführern, sie sollen sich für die Flußüberquerung bereit halten, sobald wir in die Niederung kommen. Mit dem ersten Trompetenstoß müssen wir losstürmen und so schnell wie möglich die Furt passieren. Die Reiter als erste.«

Die Gardisten entfernten sich, und wenig später blieb das Fußvolk stehen und ließ die Kavalleriekolonnen, die es bis zu diesem Augenblick flankiert hatten, nach vorn reiten und sich mit Blick auf den Granikos formieren. Gen Osten begann es bereits zu dämmern.

»Ich dachte, wir würden die Sonne im Gesicht haben, jetzt haben wir nicht einmal den Mond«, sagte Alexander, indem er die schmale Sichel betrachtete, die im Süden, hinter den phry-gischen Hügeln, unterging.

Am Granikos angelangt, hielt er kurz inne, wie um sich zu sammeln, dann hob er die Hand und trieb sein Pferd in den Fluß, gefolgt von Kleitos und der gesamten Königsschwadron. Im selben Moment ertönte auf der anderen Uferseite ein Schrei; ihm folgten weitere, immer gellendere Schreie und Zurufe und schließlich der langgezogene, klagende Ton eines Horns, dem aus der Ferne andere Hörner antworteten: Die medischen und skythischen Späher hatten Alarm geschlagen. Alexander, der die Furt bereits zur Hälfte durchquert hatte, schrie: »Trompeten!«, worauf eine einzige, ohrenbetäubend schrille Note erschallte. Wie ein Pfeil flog sie zum anderen Ufer hinüber und mischte sich in den dumpfen Klang der Hörner; ihr Echo hallte hundertfach von den umliegenden Bergen wider.

Die Wasser des Granikos schäumten, als der König und seine Leibwächter die Furt durchritten. Plötzlich hörte man einen lauten Aufschrei, und einer der makedonischen Reiter sank, von Pfeilen durchbohrt, vom Pferd. Die feindlichen Späher hatten sich am gegenüberliegenden Ufer zusammengedrängt und schossen ziellos in den Haufen, dabei trafen sie noch mehr Ma-kedonen, die einen am Hals, die anderen in der Brust oder im Bauch. Alexander preschte mit vorgehaltenem Schild weiter -und war auch schon durch den Fluß! »Vorwärts!« brüllte er. »Vorwärts! Trompeten!« Noch schriller, noch durchdringender erschallten die bronzenen Instrumente, begleitet vom aufgeregten Wiehern der Schlachtrösser und von den Schreien der Reiter, die sie mit Sporen und Peitsche durch den trüben Wasserstrudel hetzten. Inzwischen hatten schon die zweite und dritte Reihe die Furt zur Hälfte durchquert, und die vierte, fünfte und sechste ging hinter ihnen ins Wasser. Alexander und seine Schwadron erklommen unterdessen die schlüpfrige Uferböschung. Weiter hinten ertönte noch das rhythmische Stampfen der Phalanx, die in Schlachtordnung auf den Granikos zumarschierte.

Als die skythischen und medischen Späher ihre Pfeile verschossen hatten, wandten sie die Pferde und sprengten in höllischem Tempo zum persischen Lager zurück. Auch von dort erhob sich mittlerweile lauter Waffenlärm und fackelbewehrte, in hundert verschiedenen Sprachen schreiende Schatten hasteten in der Finsternis umher.

Alexander nahm seine Stellung an der Spitze der Königsschwadron ein; dahinter folgten, rechts und links in jeweils vier Reihen aufgestellt, die beiden thessalischen Kavallerieschwadrone und zwei Schwadrone Hetairoi. Die Makedonen wurden von Krateros und Perdikkas befehligt, die Thessaler von Prinz Amyntas und ihren Offizieren Enomaos und Echekrates. Die Trompeter warteten nur noch auf ein Zeichen des Königs, um zum Angriff zu blasen.

»Kleitos«, rief Alexander. »Wo sind unsere Fußsoldaten?«

Der »Schwarze« trabte ans Ende der Formation und warf einen Blick hinunter zum Fluß. »Sie kommen die Böschung hoch, König!«

»Trompeten! Und los, im Galopp!«

Unter lautem Trompetengeschmetter preschten zwölftausend Pferde Kopf an Kopf los; schnaubend und wiehernd folgten sie dem mächtigen Schlachtroß Alexanders, der das Tempo vorgab.

Auf der andern Seite, bei den Persern, herrschte große Konfusion, obwohl sich auch dort inzwischen die Reiterei formiert hatte und nur noch auf ein Zeichen ihres Oberfeldherrn, des Satrapen Spithridates, wartete.

Just in diesem Moment kamen die beiden Späher dahergalop-piert: »Sie greifen an, Herr!« schrien sie.

»Gut. Dann folgt mir!« befahl Spithridates, ohne noch länger zu zögern. »Schlagen wir sie in die Flucht, diese Yauna! Ins Meer mit ihnen, den Fischen zum Fraß! Mir nach, Männer!«

Die Hörner erklangen, und die Erde erbebte unter dem donnernden Hufschlag der feurigen nisäischen Streitrösser. In vorderster Linie ritten die Meder und die Chorasmioi mit ihren großen, zusammengesetzten Bogen, dahinter kamen — mit langen Krummsäbeln bewaffnet - die Oxydrakai und Kadusier, und den Abschluß bildeten Saker und Drangianer, die ebenfalls riesige Krummsäbel schwangen.

Kaum war die Kavallerie losgeritten, als sich auch das schwerbewaffnete Fußvolk aus griechischen Söldnern in Bewegung setzte, das unterdessen ebenfalls Schlachtordnung angenommen hatte.

»Söldner von Anatolien!« schrie Memnon mit gereckter Lanze. »Männer, die ihr eure Schwerter verkauft habt! Ihr besitzt weder ein Vaterland noch ein Haus, in das ihr zurückkehren könnt. Für euch gibt es nur eins: siegen oder sterben. Denkt daran: Keiner wird euch gnädig sein, denn ihr kämpft auf der Seite des Großkönigs, auch wenn ihr Griechen seid. Soldaten, unsere Heimat ist die Ehre, und die Lanze unser Brot. Kämpft um euer einziges Gut: kämpft um euer Leben.

»Alalalai!«

Mit diesem Schlachtruf begann Memnon im Eiltempo loszugehen und dann zu laufen.