37695.fb2 Das Testament der G?tter - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 56

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Der Auftrag belustigte Kem – und seinen Babuin noch mehr. Mit der von Bel-ter-an beigebrachten Aufstellung der Schiffseigner versehen, fragten sie diese nach dem Grund ihrer Weigerung. Verworrene Erklärungen, Bedauern und offenkundige Lügen verschafften ihnen die Gewißheit, daß der Papyrushersteller nicht im Irrtum war. Am äußersten Ende der Hafenanlagen, zur Stunde der Mittagsruhe, traf Kem endlich auf einen für gewöhnlich gut unterrichteten Bootsmann.

»Kennst du Bel-ter-an?«

»Hab’ von ihm gehört.«

»Kein Schiff verfügbar für seinen Papyrus?«

»So scheint es.«

»Dennoch liegt deines an der Hafenmauer und ist leer.«

Der Pavian öffnete das Maul, ohne einen Ton von sich zu geben.

»Halt dein Raubtier zurück!«

»Die Wahrheit, und wir lassen dich in Frieden.«

»Denes hat alle Boote für eine Woche gepachtet.« Gegen Ende des Nachmittags befolgte Richter Paser den ordentlichen Rechtsgang, indem er höchstselbst die Eigner verhörte und sie zwang, ihm ihre Pachtverträge zu zeigen. Alle lauteten auf Denes’ Namen.

Aus einem Segellastkahn löschten Seeleute Lebensmittel, Krüge und Hausrat. Ein anderes Lastschiff schickte sich an, gen Süden abzulegen. Nur wenige Ruderer fanden sich darauf; fast das gesamte Deck des Wasserfahrzeugs mit wuchtigem Rumpf war von aufgebauten Hütten eingenommen, in denen man die Waren unterstellte. Der Bootsmann, der das Steuerruder handhabte, war bereits zur Stelle; es fehlte bloß noch der Bugmann. Mit einer langen Stange würde er in regelmäßigen Abständen den Grund ausloten. Auf dem Hafendamm unterhielten sich Denes und der Schiffsführer in all dem Lärm und Stimmengewirr. Die Seeleute sangen und fuhren sich derb an, Zimmerleute besserten einen Segler aus, Steinmetze verstärkten eine Anlegestelle. »Dürfte ich Euch kurz sprechen?« fragte Paser, den Kem und der Pavian begleiteten. »Mit Freuden, aber etwas später.«

»Verzeiht mir, daß ich beharre, aber ich habe es eilig.«

»Doch nicht in dem Maße, die Abfahrt eines Schiffes zu verzögern!«

»Eben doch.«

»Weshalb?«

Paser entrollte einen Papyrus von gut einem Meter. »Dies hier ist die Aufstellung der Verstöße, die Ihr begangen habt: erzwungene Pacht, Einschüchterung der Schiffseigner, versuchte Beherrschung des Handels, Behinderung des Warenverkehrs.« Denes prüfte das Schriftstück. Die Anschuldigungen des Richters waren mit großer Genauigkeit und vorschriftsgemäß aufgeführt.

»Ich weise Eure Deutung der Dinge als aufgebauscht und hochtrabend zurück! Ich habe all diese Schiffe nur deshalb gepachtet, weil außerordentliche Beförderungen in Aussicht stehen.«

»Welche?«

»Verschiedenste Waren.«

»Das ist mir zu ungenau.«

»In meinem Beruf ist es gut, das Unvorhergesehene vorauszusehen.«

»Bel-ter-an ist Opfer Eurer Machenschaft.«

»Da haben wir es! Ich hatte es ja vorausgesagt: Sein Ehrgeiz wird ihn ins Verderben führen.«

»Um den Tatbestand der Handelsbeherrschung, die unbestreitbar ist, auszuräumen, übe ich das Recht auf Beschlagnahme aus.«

»Wie es Euch beliebt. Nehmt irgendeine der Barken am Westbecken.«

»Euer Schiff hier kommt mir sehr gelegen.« Denes stellte sich vor den Laufsteg. »Ich verbiete Euch, es anzurühren!«

»Ich ziehe es vor, dies nicht gehört zu haben. Das Gesetz in Abrede zu stellen, ist ein ernstes Vergehen.«

Der Beförderer mäßigte sich. »Seid vernünftig … Theben wartet auf diese Fracht.«

»Bel-ter-an erleidet einen Nachteil, dessen Urheber Ihr seid; die Rechtsprechung erfordert, daß Ihr ihn entschädigt. Gleichwohl ist er gewillt, keine Klage zu erheben, um die zukünftigen Beziehungen mit Euch nicht zu belasten. Wegen der Verzögerung ist sein angestauter Vorrat ungeheuer; dieses Frachtschiff wird gerade genügen.« Paser, Kem und der Pavian stiegen an Bord. Dem Richter ging es jedoch nicht mehr allein darum, Bel-ter-an zu seinem Recht zu verhelfen; er folgte dabei auch einer inneren Eingebung. Mehrere Hütten aus verfügten Brettern, die mit Löchern versehen waren, um eine ausreichende Belüftung zu gewährleisten, beherbergten Pferde, Ochsen, Ziegenböcke und Kälber. Manche von ihnen waren völlig frei, andere an Ringe festgebunden, die ins Deck eingelassen waren. Die Seefesten unter ihnen bewegten sich ungehindert am Bug. Andere Hütten, einfache Gestelle aus Leichtholz mit einem Dach darüber, enthielten Hocker, Stühle und kleine Beistelltische.

Am Heck verbarg eine große Plane an die dreißig tragbare Kornkästen. Paser rief Denes herbei. »Woher stammt dieses Getreide?«

»Aus den Speichern.«

»Wer hat es Euch geliefert?«

»Wendet Euch an den Bootsmann.« Hierzu befragt, zog der Mann nur ein amtliches Schriftstück hervor, das ein unentzifferbares Siegel trug. Weshalb hätte er dem besondere Aufmerksamkeit schenken sollen, entgegnete er, als der Richter sich angesichts solcher Sorglosigkeit wunderte, da derartige Ware doch überaus gewöhnlich war? Je nach den Bedürfnissen dieses oder jenes Gaus verfrachtete Denes das ganze Jahr über Korn. Die Getreidespeicher des Königs ließen keine Hungersnot zu.

»Wer hat dir die Beförderung aufgetragen?« Der Bootsmann wußte es nicht. Der Richter kehrte wieder zu dessen Herrn zurück, der ihn ohne Zögern zum Amtszimmer der Hafenverwaltung führte. »Ich habe nichts zu verbergen«, versicherte Denes aufgeregt. »Gewiß, ich habe danach getrachtet, Bel-ter-an eine Lehre zu erteilen, doch es handelte sich dabei um einen Scherz. Weshalb weckt meine Fracht Eure Neugierde?«

»Darüber darf ich Euch keine Auskunft geben.« Die Schriftenverwahrung war gut geführt. Fügsam sputete sich Denes, die betreffende Tontafel zutage zu fördern.

Der Beförderungsauftrag stammte von Hattusa, der hethitischen Prinzessin, Vorsteherin des Harems von Memphis, Ramses des Großen Gemahlin zum Wohle des Landes.

Dank Heerführer Ascher war wieder Ruhe in die Fürstenreiche Asiens eingekehrt. Einmal mehr hatte er seine vollendete Geländekenntnis unter Beweis gestellt. Inmitten des Sommers, zwei Monate nach seiner Rückkehr, während eine segensreiche Nilschwelle den fruchtbaren Schlamm auf beiden Ufern ausbrachte, wurde zu seinen Ehren ein überwältigendes Fest ausgerichtet, hatte er doch einen beachtlichen Tribut mitgebracht, der aus tausend Pferden, fünfhundert Gefangenen, zweitausend Schafen, achthundert Ziegen, vierhundert Rindern, vierzig feindlichen Streitwagen, Hunderten von Schwertern, Lanzen, Panzerhemden, Schilden und zweihunderttausend Sack Getreide bestand.

Vor dem königlichen Palast waren die besten Sonderverbände, PHARAOS Leibwache und die Ordnungskräfte der Wüste versammelt sowie Vertreter der vier Heerscharen des Amun, des Re, des Ptah und des Seth, welche Streitwagentruppen, Fußvolk und Bogenschützen umfaßten. Nicht ein Offizier blieb dem Aufruf fern. Die gewaltige ägyptische Streitmacht entfaltete ihre ganze Pracht und huldigte ihrem Heerführer mit den meisten Auszeichnungen. Ramses würde ihm fünf goldene Halsketten aushändigen und drei Festtage für das gesamte Land ausrufen. Ascher würde zu einem der bedeutendsten Männer im Reiche, zum rechten Waffenarm des Königs und Bollwerk wider feindliche Einfälle.

Auch Sethi fehlte nicht bei dem Fest. Der Heerführer hatte ihm einen neuen Streitwagen für die prunkvolle Heerschau zuerkannt, ohne ihm, wie den meisten Offizieren, die Kosten für die Deichsel und den Kasten aufzubürden; drei Soldaten würden sich um die zwei Pferde kümmern.

Vor dem Aufmarsch erhielt der Held des zurückliegenden Feldzuges die Belobigungen seines Anführers.

»Dient Eurem Lande weiter so, Sethi; und ich verspreche Euch eine blendende Zukunft.«

»Meine Seele ist gemartert, Heerführer.«

»Ihr erstaunt mich.«

»Solange wir Adafi nicht festgesetzt haben, werde ich nicht mehr schlafen.«

»Daran erkenne ich einen strahlenden und edelmütigen Helden.«

»Ich frage mich immerzu … wie ist er nur durch unser dichtes Netz entwischt?«

»Der Schuft ist gewitzt.«

»Könnte man nicht schwören, daß er unsere Pläne erahnt hat?«

Eine Falte grub sich in Aschers Stirn. »Ihr bringt mich auf einen anderen Gedanken … vielleicht befindet sich ein Spitzel in unseren Reihen.«

»Unwahrscheinlich.«