37753.fb2 Der Sohn des Lichts - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 33

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ZWEIUNDDREISSIG

Erst wich Wächter zurück, dann pirschte er sich heran. Furchtsam schob der Hund die Nase vor und erkühnte sich dann doch, den jungen Löwen zu beschnuppern, dem zum erstenmal ein so seltsames Tier vor Augen kam. Der kleine Wildfang, der zwar noch schwach auf den Beinen stand, wollte spielen. Er sprang auf Wächter zu und erstickte ihn mit seinem Gewicht. Der Hund kläffte laut, konnte sich auch befreien, nicht aber dem Hieb ausweichen, der sein Hinterteil traf. Das waren Krallen gewesen.

Ramses packte den kleinen Löwen am Genick und hielt ihm eine Strafpredigt; das Kerlchen spitzte die Ohren und hörte ihm zu. Der Prinz verarztete seinen Hund, der nur ein paar Kratzer hatte, und stellte die beiden Gefährten dann erneut einander gegenüber. Wächter, der ein wenig nachtragend war, versetzte dem Löwen, den Setaou »Schlächter« getauft hatte, nun seinerseits einen Hieb mit der Pfote. Gegen das Schlangengift und auch den Schatten des Todes hatte er sich behauptet. Der Name entsprach seiner ungeheuren Kraft und würde ihm Glück bringen. Ein riesiger Elefant, ein gewaltiger Löwe… hatte Setaou laut gedacht. War für Ramses nur das Große und das Außergewöhnliche gut genug? Hatte er keinen Blick für das Kleine und Schwache?

Sehr bald schon vermochten Löwe und Hund die Kräfte des anderen richtig einzuschätzen. Schlächter lernte sich zu beherrschen, Wächter unterließ es, ihn ständig zu reizen. Unverbrüchliche Freundschaft entstand zwischen beiden; sie spielten und sprangen herum, vereint in Lebensfreude. Und wenn sie gefressen hatten, legte der Hund sich zum Schlafen dicht an die Flanke des Löwen.

Bei Hof erregten Ramses’ Heldentaten großes Aufsehen. Ein Mann, der fähig war, einen Elefanten und einen Löwen zu zähmen, besaß magische Kräfte, die man nicht geringschätzen durfte. Iset, die Schöne, war stolz und Chenar zutiefst verbittert. Wie konnten die Würdenträger nur so verblendet sein? Ramses hatte Glück gehabt, das war alles. Ein geheimes Einverständnis zwischen Mensch und Tier, das hatte es ja noch nie gegeben! Bald schon würde der Löwe sich als wild entpuppen und ihn in Stücke reißen.

Trotz allem schien es Chenar angebracht, nach außen hin ihr hervorragendes brüderliches Verhältnis zu unterstreichen. Nachdem er, wie ganz Ägypten, Sethos’ Größe gepriesen hatte, hob er auch Ramses’ Leistung im Kampf gegen die aufständischen Nubier hervor. Er rühmte seine militärischen Fähigkeiten und wünschte dem Bruder noch eindeutigere Anerkennung.

Als Chenar in Vertretung des Königs einigen Veteranen aus den Ostländern Auszeichnungen zu verleihen hatte, ließ er den Bruder wissen, er würde ihn gerne unter vier Augen sprechen. Ramses wartete daher, bis die Zeremonie vorbei war, und begab sich dann mit Chenar in dessen Arbeitszimmer, das erst vor kurzem einen neuen Anstrich erhalten hatte. Meisterlich hatte der Maler Blumenbeete mit bunten Schmetterlingen auf die Wände gezaubert.

»Ist es nicht prachtvoll? Ich liebe es, in Luxus zu arbeiten; die Aufgaben erscheinen mir dann gleich um vieles leichter. Möchtest du eine Schale jungen Wein?«

»Nein danke, Veranstaltungen wie diese langweilen mich.«

»Mich auch, aber sie sind notwendig. Unsere tapferen Männer möchten geehrt werden. Setzen sie nicht ihr Leben ein wie du, um unsere Sicherheit zu wahren? Dein Einsatz in Nubien war beispielhaft, dabei sah es ja anfänglich gar nicht gut aus.«

Chenar war dick geworden. Da er den Tafelfreuden huldigte und seinem Körper nichts abverlangte, glich er einem trägen Provinzgouverneur.

»Unser Vater hat diesen Feldzug mit Meisterhand geführt. Allein schon seine Anwesenheit hat den Gegner in Furcht und Schrecken versetzt.«

»Gewiß, gewiß, aber auch dein Erscheinen auf dem Rücken des Elefanten hat zu unserem Erfolg beigetragen. Man munkelt, Nubien habe dich tief beeindruckt.«

»Das stimmt, ich liebe diesen Landstrich.«

»Wie bewertest du das Verhalten des Vizekönigs von Nubien?«

»Als unwürdig und verurteilenswert.«

»Dennoch hat der Pharao ihn im Amt belassen…«

»Sethos versteht zu herrschen.«

»So kann es aber nicht weitergehen. Der Vizekönig wird sicherlich bald wieder einen schweren Fehler begehen.«

»Vielleicht lernt er ja aus seinen Fehlern?«

»So leicht ändern sich die Menschen nicht, mein lieber Bruder. Meist verfallen sie in die gleichen Fehler. Der Vizekönig wird keine Ausnahme sein, glaub mir.«

»Jeder ist seines Glückes Schmied.«

»Sein Sturz könnte dein Glück sein.«

»Wie soll ich das verstehen?«

»Verstell dich doch nicht. Wenn du Nubien liebst, sehnst du dich doch nach dem Amt des Vizekönigs. Ich kann dir helfen, es zu erlangen.«

Darauf war Ramses nicht gefaßt gewesen. Chenar bemerkte seine Verwirrung.

»Ich halte deinen Anspruch auch für durchaus gerechtfertigt«, fuhr er fort. »Wärest du mit diesem Amt betraut, würde es gar nicht erst zum Versuch eines Aufstands kommen. Damit würdest du dem Land einen Dienst erweisen und selbst glücklich werden.«

Ein Traum… Ein Traum, den Ramses sich schon aus dem Kopf geschlagen hatte. Dort zu leben, mit seinem Löwen und seinem Hund, Tag für Tag diese wüsten Weiten zu erkunden, im Einklang mit dem Nil, den Felsen und dem goldenen Sand. Doch nein, das war zu erhaben.

»Du machst dich lustig über mich, Chenar.«

»Ich werde dem König beweisen, daß du für diesen Posten geschaffen bist. Sethos hat dich ja dort erlebt. Etliche Männer werden mir beipflichten, und dein Wunsch wird erhört werden.«

»Wie es dir beliebt.«

Chenar beglückwünschte seinen Bruder.

In Nubien würde Ramses ihm nicht mehr hinderlich sein.

Acha langweilte sich.

In wenigen Wochen hatte er die Freuden der Verwaltungsarbeit, mit der man ihn betraut hatte, zur Genüge kennengelernt. Diesem ganzen Schriftkram konnte er keinen Reiz abgewinnen. Er wollte in den Außendienst: Kontakte knüpfen, Menschen jeden Standes zum Sprechen bringen, Lügen aufdecken, große und kleine Geheimnisse enthüllen, entschlüsseln, was man ihm zu verschweigen trachtete – das war’s, was ihm Spaß machte.

Er mußte die Zeitläufe nutzen. Indem er den Rücken krümmte in Erwartung des Amtes, das es ihm ermöglichen würde, ferne Länder zu bereisen und das Denken der Feinde Ägyptens zu ergründen, entfaltete er die für einen Diplomaten wirksamste Strategie: sich überall zu zeigen.

Dabei begegnete er erfahrenen Männern, die mit Worten geizten und ihre Geheimnisse hüteten, deren Vertrauen er aber dann doch gewann. Er war anspruchslos, höflich, gebildet und vertrauenerweckend, und so kam es immer wieder zu Zwiegesprächen, wobei er sein Gegenüber niemals bedrängte. Und so erhielt er allmählich vom Inhalt der Geheimakten Kenntnis, ohne sie selbst studieren zu müssen. Ein paar schmeichelnde Worte, wohl abgewogene Höflichkeiten, scharfsinnige Fragen und eine gewählte Ausdrucksweise bescherten ihm ein gewisses Ansehen in den Reihen der hohen Beamten.

Chenar hörte nur Gutes über den jungen Acha. Daß er ihn zu seinem Verbündeten gemacht hatte, war einer seiner klügsten Schachzüge gewesen. Bei ihren verschwiegenen Zusammenkünften berichtete ihm Acha jeweils, was da ausgeheckt wurde in den Gefilden der Macht. So konnte Chenar seine eigenen Erkundigungen überprüfen und vervollständigen und sich Tag um Tag, ganz planmäßig, auf das Amt des Königs vorbereiten.

Seit er aus Nubien zurückgekehrt war, wirkte Sethos müde. Etliche Ratgeber empfahlen, Chenar zum Regenten zu ernennen, um den Herrscher zu entlasten. Warum es noch länger hinauszögern, da der Entschluß ja gefaßt war und auf keinerlei Widerspruch stieß?

Geschickt, wie er war, beruhigte Chenar die Gemüter. Sein jugendliches Alter und seine mangelnde Erfahrung bildeten, wie er betonte, ein gewisses Hindernis. Man solle ruhig auf die Weisheit des Pharaos vertrauen.

Ameni war wieder tatendurstig. Nachdem er wegen eines Schwächeanfalls das Bett hatte hüten müssen, wollte er jetzt endlich Ramses beweisen, daß seine Nachforschungen nicht vergeblich gewesen waren. Das Übermaß an Arbeit hatte die Gesundheit des jungen Schreibers ausgehöhlt, doch jetzt machte er sich mit der gewohnten Gewissenhaftigkeit erneut ans Werk. Obwohl Ramses ihm nicht den geringsten Vorwurf machte, fühlte Ameni sich schuldig. Ein Tag Ruhe erschien ihm unverzeihlich.

»Ich habe sämtliche Scherbenhaufen durchkämmt und ein Beweisstück gefunden«, verkündete er Ramses.

»Ein Beweisstück? Ist das Wort nicht leicht übertrieben?«

»Zwei Kalksteinscherben, die eindeutig zusammengehören. Auf der einen wird die zwielichtige Werkstatt erwähnt, auf der anderen steht der Name des Besitzers. Das Schriftzeichen ist leider beschädigt, könnte aber als ‹Chenar› gelesen werden.«

Ramses hatte die dramatischen Ereignisse, die sich vor seiner Abreise nach Nubien abgespielt hatten, schon fast vergessen. Der Stallknecht, der Wagenlenker, die minderwertigen Tintensteine… Das alles lag so weit zurück und schien ihm der Beachtung kaum wert.

»Du verdienst Anerkennung, Ameni, aber kein Richter wird sich herbeilassen, mit so geringem Beweismaterial einen Prozeß anzustrengen.«

Der junge Schreiber blickte zu Boden.

»Diese Antwort hatte ich befürchtet, aber wollen wir es nicht wenigstens versuchen?«

»Der Mißerfolg wäre uns sicher.«

»Ich werde noch mehr herausfinden.«

»Ist das denn möglich?«

»Laß dich von Chenar nicht einwickeln. Wenn er dich zum Vizekönig von Nubien ernennen läßt, dann nur, um dich loszuwerden. Seine Schandtaten werden vergessen sein, und er wird freie Hand haben in Ägypten.«

»Das ist mir bewußt, Ameni, aber ich hebe Nubien. Du wirst mit mir kommen und ein herrliches Land kennenlernen, fern von all der Falschheit und Mißgunst bei Hof.«

Ameni verzichtete auf eine Antwort, denn er war überzeugt, daß sich hinter Chenars Wohlwollen nur eine neue Falle verbarg. Solange er in Memphis weilte, würde er nicht ablassen, der Wahrheit auf den Grund zu gehen.

Dolente, Ramses’ ältere Schwester, rekelte sich träge am Wasserbecken, wo sie in der Mittagshitze zu baden pflegte, bevor sie sich einölen und massieren ließ. Seit ihr Mann befördert worden war, faulenzte sie den lieben langen Tag und fühlte sich zunehmend matter. Die aufwendige Schönheitspflege, die Anweisungen, die sie dem Hausverwalter und dem Koch zu erteilen hatte – all das strengte sie unsagbar an.

Trotz all der vom Arzt verordneten Salben blieb ihre Haut fettig. Sie hätte die Behandlung wohl gewissenhafter durchführen müssen, doch ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen verschlangen den Großteil ihrer Zeit. Wollte man über die tausenderlei kleinen Geheimnisse bei Hof im Bilde sein, mußte man bei sämtlichen Empfängen und Festlichkeiten, die das Leben der Leute von Stand ausmachten, zugegen sein.

Seit Wochen schon war Dolente beunruhigt, weil Chenars Vertrauensleute sich mit Auskünften zurückhielten, als mißtrauten sie ihr. Daher hatte sie es für unumgänglich gehalten, Ramses ihr Leid zu klagen.

»Da ihr den Frieden wiederhergestellt habt, muß man deinen Worten jetzt wohl mehr Gehör schenken«, bemerkte sie.

»Was erhoffst du dir von mir?«

»Wenn Chenar erst König ist, wird er über uneingeschränkte Macht verfügen und mich, wie ich fürchte, an den Rand drängen. Schon jetzt schließt man mich von so manchem aus, bald werde ich keinerlei Beachtung mehr finden.«

»Was kann ich daran ändern?«

»Erinnere Chenar an mich, an meine gesellschaftlichen Beziehungen, die ihm in Zukunft nützlich sein werden.«

»Er wird mich verspotten. Für ihn bin ich bereits Vizekönig von Nubien und weit weg von Ägypten.«

»Eure Versöhnung ist also nur schöner Schein?«

»Chenar hat mich mit einem hohen Amt betraut.«

»Und du gibst dich zufrieden mit der Verbannung unter die Barbaren?«

»Ich liebe Nubien.«

Dolente ereiferte sich. Ihre Trägheit schien verflogen.

»Wehre dich dagegen, ich bitte dich! Dem Verhalten ist unannehmbar. Verbünden wir uns, du und ich, um Chenars Pläne zu durchkreuzen. Dieses Ungeheuer soll sich gefälligst daran erinnern, daß er eine Familie hat, die er nicht einfach verwerfen kann.«

»Bedaure, liebe Schwester, aber ich verabscheue Verschwörungen.«

Wütend sprang sie auf.

»Du darfst mich nicht im Stich lassen.«

»Ich traue dir zu, dich allein zu verteidigen.«

Nachdem sie die Abendriten vollzogen und den Gesängen der Priesterinnen gelauscht hatte, verharrte Königin Tuja noch ein Weilchen in der Stille des Hathor-Tempels, um nachzudenken. Wenn man der Gottheit diente, entfernte man sich aus den menschlichen Niederungen und vermochte über die Zukunft des Landes mehr Klarheit zu gewinnen.

In langen Gesprächen mit ihrem Gemahl hatte die Königin ihre Zweifel an der Tauglichkeit Chenars für das Amt des Königs geäußert und wie gewöhnlich bei Sethos ein offenes Ohr gefunden. Er wußte, daß man Ramses nach dem Leben getrachtet hatte und daß der wahre Schuldige, sofern es nicht der in den Türkisbergen zu Tode gekommene Wagenlenker war, noch immer unerkannt und ungestraft herumlief. Obwohl Chenars Feindseligkeit gegenüber dem Bruder erloschen schien, mußte man sich doch fragen, ob er als unschuldig gelten durfte. Solange es keine Beweise gab, mochten derartige Verdächtigungen ungeheuerlich erscheinen. Aber hatten Machtgelüste nicht schon häufiger einen Menschen in ein blutrünstiges Tier verwandelt?

Sethos ließ nichts außer acht. Die Ansichten seiner Gemahlin waren wertvoller als die der Höflinge, die Chenars Aufstieg nur allzu auffällig befürworteten oder dem Herrscher schmeichelten. Gemeinsam prüften Sethos und Tuja das Verhalten ihrer beiden Söhne und zogen ihre Schlußfolgerungen.

Gewiß, es war der Verstand, der sichtete und zergliederte, aber für die rechte Entscheidung war er ungeeignet. Sia, die pfeilschnelle Eingebung, das von Pharaoherz zu Pharaoherz unmittelbar überlieferte Wissen, würde den Weg weisen.

Als Ameni das Tor zum Garten des Prinzen öffnete, verstellte ihm ein seltsames Ding den Weg. Bei näherer Betrachtung erkannte Ameni es als ein prachtvolles Bett aus Akazienholz. Die meisten Ägypter schliefen auf Matten, und ein Möbelstück wie dieses war ein kleines Vermögen wert.

In seiner Verwunderung lief der junge Schreiber zu Ramses und weckte ihn.

»Ein Bett? Das ist unmöglich.«

»Komm und schau dir’s an, es ist ein Meisterwerk!«

Auch der Prinz vermochte nur Worte der Bewunderung zu finden. Der Tischler mußte ein Künstler sein.

»Tragen wir es ins Haus?« fragte Ameni.

»Bloß nicht! Bewache es gut.«

Ramses sprang auf sein Pferd und galoppierte zum Haus der Eltern von Iset, der Schönen. Er mußte sich gedulden, bis die junge Frau sich zurechtgemacht hatte und sich dem Königssohn in vollendetem Putz, geschminkt und duftend, zeigte.

Ihre Schönheit rührte Ramses.

»Ich bin bereit«, sagte sie lächelnd.

»Iset, warst du es, die das Bett in meinen Garten bringen ließ?«

Strahlend umarmte sie ihn.

»Wer sonst hätte das gewagt?«

Mit dieser Gabe zwang Iset den Prinzen, ihr ein noch prächtigeres Geschenk darzubieten. Er mußte sie bitten, seine Gemahlin zu werden. Brautleute sollten sie sein, fürs Leben Verbundene.

»Hast du mein Geschenk angenommen?«

»Nein, es steht noch im Garten.«

»Das ist eine Schmähung«, stammelte sie schelmisch, »warum willst du das Unabwendbare hinausschieben?«

»Ich brauche meine Freiheit.«

»Ich glaube dir nicht.«

»Würdest du in Nubien leben wollen?«

»In Nubien? Das ist ja grauenvoll!«

»Mir ist es bestimmt.«

»Du mußt sofort ablehnen!«

»Das ist unmöglich.«

Sie löste sich von Ramses und lief davon.

Ramses und eine ganze Schar Würdenträger waren geladen zur Verlesung der vom Pharao verfügten Ernennungen in neue Ämter. Der Audienzsaal war voll, die Alteingesessenen trugen geheuchelte Gelassenheit zur Schau, während die Neulinge ihre Aufregung nur schlecht zu verbergen vermochten. Viele fürchteten das strenge Urteil des Pharaos, der keinerlei Aufschub duldete bei der Erledigung der von ihm übertragenen Aufgaben. Für die weitschweifigen Rechtfertigungen derer, die versagt hatten, zeigte er sich unzugänglich.

Schon wochenlang vor dieser Zeremonie hatte helle Aufregung geherrscht. Jeder Würdenträger hatte sich als eifriger und bedingungsloser Diener der Politik des Pharaos dargestellt, um seine eigenen Vorteile und die seiner Schützlinge zu wahren.

Als der beauftragte Schreiber im Namen des Königs mit der Verlesung des Erlasses begann, wurde es still. Ramses, der noch abends zuvor mit seinem Bruder gespeist hatte, verspürte keinerlei Besorgnis. Da sein Weg feststand, konnte er frohen Herzens die anderen in ihrer Unruhe betrachten. Einige Gesichter erstrahlten, andere verdüsterten sich, und wieder andere schmollten verärgert. Doch die Entscheidung stammte vom Pharao, und jeder fügte sich.

Endlich kam die Reihe an Nubien, für das sich niemand sonderlich interessierte. Nach den jüngsten Ereignissen und den wiederholten Vorstößen Chenars galt Prinz Ramses als Anwärter für das Amt des Vizekönigs.

So war die Überraschung gewaltig, als der Amtsinhaber in seinem Amt bestätigt wurde.