37813.fb2
Das Flugzeug hob ab. LaGuardia fiel unter ihnen zurück und glich rasch einer Spielzeugszenerie. Lavinia Sibley Archer und Siggy Wayne saßen in der Economy-Klasse nebeneinander. Siggy trug eine Tupfenkrawatte zum teuren blauen Nadelstreifenanzug. Der Mann war einfach hoffnungslos. Seth Quintard wartete mit geöffnetem Aktenkoffer auf seinen Jim Beam on the Rocks. Es war ein klarer Tag. Die Tomahawk-Turnierrunde war vorbei, aber Lavinia, Spielleiterin der Damentennisliga, konnte an jedem Turnier ihrer Wahl teilnehmen. April und Mai, zwischen den Tomahawk-Turnieren und dem French Open, waren eine lasche Zeit. Seit drei Jahren bereits warben Siggy und Lavinia um Sponsoren für Einzelveranstaltungen. Hilton Head wurde von Bekleidungsfabrikanten gesponsert.
Die beiden arrangierten auch die Nachwuchs-Turnierrunde, die in Mittelstädten stattfand und aus der die nächste Generation von Tennisstars hervorging. Die Nachwuchs-Turniere waren für alle ein gutes Training, für junge Spielerinnen, Schieds- und Linienrichter.
Lavinia und Siggy hatten gute Gründe, auf ihre Leistungen stolz zu sein, aber im Augenblick kabbelten sie sich wegen des Nachwuchs-Turniers.
«Dieses blonde Mädchen - es lohnt sich, die aufzubauen.» Siggy fand die Kleine niedlich.
«Es würde sich entschieden mehr lohnen, wenn sie am Netz spielen könnte», konterte Lavinia, der ewige Profi.
«Das kommt mit der Zeit noch. Sie sieht großartig aus. Die Presse wird sie ins Herz schließen. Sie ist vierzehn.»
«Trixie Wescott ist dreizehn.»
«Trixie Wescott ist potthäßlich«, sagte Siggy grob. «Wir brauchen mehr hübsche Mädchen, Lavinia.»
«Wenn hübsche Mädchen keine Tennisturniere gewinnen, kann ich nichts daran ändern.»
Siggy blies ihr seinen Atem in den Nacken. «Manchmal braucht ein Kind lediglich Schützenhilfe, einen Schuß Selbstvertrauen. Wir müssen vier künftige Stars auswählen. Wenn wir uns verschätzt haben, was macht das schon? Die Kinder, die gewinnen, bekommen ihren fairen Anteil an Publizität. Wir müssen unser Material besser aussuchen.»
«Na gut, sie wird eine von den vier sein. Wen hast du sonst noch im Auge?»
«Das schwarze Mädchen.»
«Annalise? Sie hält sich gut auf dem Platz. Noch eine beidhändige Rückhand. Ein gefährlicher Schlag. Sie hat die Anlagen, zweifellos hat sie die Anlagen.»
«Wir brauchen einen schwarzen Star. Überleg mal, Lavinia. Ein ganz neues Publikum, die schwarze Mittelklasse.»
«Ja.» Jede Nacht betete Lavinia um eine neue Althea Gibson. «Siggy, ich bin ziemlich müde. Laß uns nach dem Abendessen weiterreden.»
«Na gut.» Siggy glitt in seinen Sitz zurück. Soweit er sich erinnern konnte, war Lavinia nie zu müde gewesen, um Geschäftliches zu besprechen.
Frauen, die aus Pappagallo-Schuhen heraus- und in solche von Geoffrey Beene hereingewachsen sind, mögen Orte wie Hilton Head. Die Apartmenthäuser sind neu, die hohen Decken lassen sie geräumig erscheinen, Bepflanzung sorgt für Privatsphäre, und auf der Insel wimmelt es von Vögeln und Fahrrädern. Die natur- und lärmgeschützte Umgebung hilft diesen Frauen und ihren leinenbehosten Männern, sich einigen Augenblicken gequälter Verzückung hinzugeben. Selbst wenn die Paare mittleren Alters es nicht genossen, zwischen niedrigen Fächerpalmen herumzuwandern - zu Hause in New Jersey würden sie schwören, es sei wundervoll gewesen.
Hilton Head bot den perfekten Rahmen für ein Damentennisturnier. Die meistverkauften Artikel waren Sonnenschirme, Sonnenblenden und alkoholische Getränke. Hilton Head war fraglos das Land der trinkfesten Generation; beim Wein jagte man Trugbildern nach. Und wenn das danebenging, begnügte man sich mit einer Partie im Doppel oder vielleicht einer Runde Golf. Abends ergingen sich die Paare auf den Promenaden und genossen die Ruhe. Und dann gab es da noch für solche, die mit Sandflöhen Bekanntschaft machen wollten, das Meer.
Carmen trainierte. Eine kleine Menge in den unvermeidlichen Lacoste-Hemden versammelte sich ringsum. Carmen schlug den Ball hinter ihrem Rücken. Sie oohten. Sie nahm einen mörderischen Schlag halbvolley. Sie aahten. Sie schmetterte einen Überkopfball. Sie lachten. Carmens Ansporn lag darin, eine Schau abziehen zu können und dafür noch bezahlt zu werden. Ihre Zeit war knapp wie die einer Tänzerin, der Applaus bestärkte sie, und die Zukunft existierte nicht, außer als Verlängerung der Gegenwart. Die Wahrheit würde sich später bemerkbar machen wie Arthritis. Carmen bezahlte andere dafür, daß sie die Alltagspflichten für die erledigten; das Tennis ließ ihr kaum eine andere Möglichkeit. Wenn sie ein Glas Orangensaft wollte, pflückte, verschiffte und preßte jemand anders die Orange. Carmen preßte das Leben aus und glaubte, der Saft werde ewig fließen.
Heute war sie selig, mit ihrem Bruder trainieren zu können. Auch er war selig. Das imitierte Bekleidungssortiment verkaufte sich. Sein Partner in Hongkong überschlug sich vor Tüchtigkeit. Da sein Kompagnon sich nicht den Kopf zerbrechen mußte über staatliche Intervention, Gewerkschaftsbestimmungen oder moralische Fragen, fiel es ihm leicht, tüchtig zu sein. Dennis Parry hatte seine 50000 Dollar. Die nächste Rate war erst in einigen Monaten fällig. Er wußte, daß der Mann in Hongkong von dem Gewinn etwas abschöpfte, doch das scherte Miguel nicht. Er hatte bereits 100000 Dollar vom ursprünglichen Kredit beiseite geschafft. Das Leben war herrlich.
«Ich habe heute mit Baby Jesus telefoniert.» Carmen rieb sich mit dem Leinenschuh die Wade. «Ein neuer Roman, natürlich. Katalysator. In diesem geht's um heimliche Liebesaffären.»
Seit ihrer Ankunft in South Carolina war Carmen ständig vergnügt. Sie erklärte sich sogar zu einem Spaziergang mit Harriet bereit.
«Und was hatte Baby sonst noch zu sagen?»
«Sie wünscht sich frisches Hühnerfleisch, frische Katzenminze und eine lebende Maus zum Geburtstag.»
«Ihr Geburtstag ist erst am 14. Juli.»
«Ich weiß, aber sie ist da ganz wie ihre Mutter. Sie gibt ihre Bestellungen frühzeitig auf.» Eine Gestalt schloß die Tür zu einem Apartment. «Ach Scheiße, da ist Miguel.»
«Duck dich hinter den Busch.» Harriet zog Carmen hinunter. «Komm, laß uns den Weg zurückgehen, den wir gekommen sind.»
«Gute Idee.» Carmen zwickte sie.
«Habt ihr euch gestritten, Miguel und du?»
«Nein. Außerdem hätte ich dir das erzählt. Ich erzähle dir doch alles. Er hat mich etwas genervt, weil er mich drängte, Ricky um Sendezeit zu bitten.»
«Was?»
«Kommentare zu Spielen, weißt du. Miguel meint, es würde größere Verträge einbringen.»
«Vermutlich würde es das, aber du kannst dich bei Ricky nicht einfach so anschmeißen.»
«Das habe ich auch gesagt. Er hat geschmollt und geschnaubt, sich schließlich aber wieder eingekriegt. Er hat auch gesagt, ich müßte mir eine neue Frisur zulegen.»
«Herrje.» Harriet ging weiter. «Offenbar hat sich Susan beruhigt.»
«Ja, ich glaube, daß sie mich ins Gesicht geschlagen hat, muß sie furchtbar geärgert haben.»
«Ich halte Susan für eine manische Blufferin.»
«Jedenfalls hat sie eindeutig ein Rad ab. Das legt sich wieder.»
«Na, ich würde ihr noch immer am liebsten maßgefertigte Betonstiefel verpassen», sagte Harriet.
Carmen legte einen Arm um Harriets Taille. «Du bist schrecklich.»
Das war Martin Kuzirians großer Moment. Er hatte die beiden aus einiger Entfernung beschattet. Als sie kehrtmachten, war er weit genug weg, um ihre Aufmerksamkeit nicht auf sich zu lenken. Er bezog vor einem kleinen Andenkenladen Posten. Carmens Geste war ein Akt schlichter Zuneigung. Es mußte nichts Sexuelles dahinterstecken.
«Hallo.» Martin begrüßte sie, sobald er ihre Gesichter deutlich sehen konnte.
Carmen ließ den Arm sinken. «Hallo.»
«Großes Match heute.»
«Danke. Hab ich Sie nicht im Interviewzelt gesehen?» Sie wußte genau, wer er war.
Geschmeichelt, daß sie von ihm Notiz genommen hatte, sagte er zurückhaltend: «Ja, ich bin beimThe Long Island Chronicle.»
Carmen ging weiter, und er hielt mit ihr Schritt.
Harriet stellten sich die Haare.
«Die Zeiten haben sich geändert. Es herrscht heutzutage doch so ein tabufreies Klima. Ich begreife nicht, warum Sie beide nicht Farbe bekennen und locker damit umgehen. Alle wissen doch, daß Sie sich lieben und heiraten wollen.» Ohne Vorwarnung schlug er zu.
Harriet erstickte fast vor Lachen. «Sie haben wohl eine Meise.»
Carmen rückte ihm auf die Pelle. «Verziehen Sie sich.»
«Sie streiten also ab, daß Sie lesbisch sind?»
Harriet stellte sich vor Carmen. «Lassen Sie sie in Ruhe.»
«Ach ja, die Löwenmutter verteidigt ihr Junges.»
«Sie Scheißkerl.» Harriet versetzte ihm einen Schlag in die Magengrube. Er taumelte zurück.
«Schatz!» Carmen hielt Harriet mit beiden Armen fest. Wenn Harriet wütend wurde, hatte selbst Carmen beide Hände voll mit ihr zu tun.
«Wenn Sie keine Lesben sind, warum regen Sie sich dann so auf?» Kuzirian ließ nicht locker.
«Lassen Sie sie in Frieden.» «Harriet, schämen Sie sich etwa, weil Sie Carmen lieben?» «Hauen Sie ab, Sie Dreckskerl. Ja, ich liebe sie. Ich bin verdammt stolz darauf, daß ich sie liebe» - sie stockte und versuchte, die Sache noch hinzubiegen - «aber das heißt nicht, daß Carmen lesbisch ist, nur weil ich es bin.» Schweißgebadet zog Carmen Harriet fort. «Komm, vergiß es.» «Ich denk nicht dran.» Sie drehte sich zu Kuzirian um. «Lassen Sie sie bloß in Ruhe.»
Er legte den Rückwärtsgang ein. «Okay, okay.» Er hatte, was er brauchte, um seine Geschichte in Gang zu bringen. Die Zeit würde ihm schon alles weitere liefern.
Carmen schleifte Harriet zum Apartment zurück. Sie drückte Harriet eine Coca-Cola in die Hand. Harriet hätte das Glas am liebsten zerschmettert, überlegte es sich aber und trank dann einen Schluck. Sie kam langsam wieder auf den Boden. Es folgte eine Tirade so gemeiner Flüche, daß Carmen nur den zahmsten behielt: «Ich wünsche ihm die Krätze an den Hals, dem Arschloch, dem elenden.» Den Flüchen und Folterdrohungen folgte eine gewisse Stille, die von Ausbrüchen wie «Ficker, Scheißer, Verdammter» unterbrochen wurde. Schließlich schwieg sie.
Carmen war totenbleich.
Harriet seufzte. «Ich hab's verpfuscht. Ich glaube, ich habe uns ein Schlamassel eingebrockt.»
«Er wird nichts darüber schreiben. Du hast ihm Feuer unterm Arsch gemacht.»
«Nein. Ich habe diesem Arschloch gegeben, was es wollte. Ich habe ihm gesagt, daß ich lesbisch bin. Besser, du denkst lange und gründlich darüber nach, wie du mit der Sache umgehen willst.»
«Dahin wird es nicht kommen.» Carmen konnte sich mit Problemen nicht theoretisch auseinandersetzen. Schon gar nicht mit künftigen.
«Ich glaube doch.»
Rickeys und Janes hübsches weißes Schindelhaus lag mitten im Herzen von Princeton. Da es gleich nach dem Bürgerkrieg gebaut war, war alles darin nach menschlichen Maßen eingerichtet - nichts war exakt, und doch wirkte alles exakt. Unebene, im Laufe der Zeit glattgetretene Kieferndielen glänzten in der Farbe des Sirups, den Ricky gerade über die Pfannkuchen goß. Singend machte er an diesem Morgen das Frühstück.
Jane blättertePortfolio durch, eine Zeitschrift, die sich hauptsächlich mit Malerei befaßte. «He, Schatz, in Philadelphia gibt es im Sommer eine Rosa Bonheur-Ausstellung. Sie wird sonst nirgendwo in den Vereinigten Staaten gezeigt. Da müssen wir unbedingt hin.»
«Klingt gut.» Er überschlug die ersten Seiten und vertiefte sich in die Sportseiten. Plötzlich stand er auf, setzte sich und stand wieder auf. «Jesus, Maria und Josef.»
Beunruhigt fragte Jane: «Was ist los?»
«Sieh dir das an.»
Jane stellte sich neben ihn und las. «Heiliger Bimbam.»
«Kuzirian ist ein Schwein.» Rickys Hände begannen zu zittern.
«Er schreibt nicht, daß Carmen eine Lesbierin ist, nur ihre <Freundin, mit der sie in einem Haus in Cazenovia zusammen lebt, Harriet Rawls, Dozentin für Religion am Cazenovia College). Er sagt nicht direkt, daß Carmen lesbisch ist.»
«Muß er ja auch nicht.»
Das Telefon läutete. Jane nahm den Hörer ab. «Hallo, Frank.» Pause. «Ich denke überhaupt nicht dran.» Sie warf den Hörer auf die Gabel.
«Was wollte dein Chefredakteur?»
«Er will, daß ich wegen der Geschichte nach Hilton Head fliege.»
«Kaum legt jemand einen Köder aus, schon sammeln sich die Schakale.»
«Ich rufe Harriet und Carmen an.» Sie wählte ihre Nummer. «Verdammt.» Sie wählte noch mal. «Niemand zu Hause. Sie müssen auf dem Tennisplatz sein. Ricky, was können wir tun?»
«Warten, bis wir mit ihnen geredet haben.» Er strich sich mit den Fingern durchs graue Haar. «Diese Sache könnte sie auseinanderbringen.»
Jane fragte verblüfft: «Hältst du Carmen denn für einen Feigling?»
«Nein, aber sie ist jung. Sie hat nur Harriet, und im Moment ist Harriet die Ursache des Problems.»
Jane runzelte die Brauen. «Nicht im entferntesten. Die Ursache des Problems ist eine Schlange im Tennissport. Dies ist von einem Insider gekommen. Von wem nur?»
Ricky setzte sich. «Wer haßt Carmen am meisten?»
«Es ist zu absurd.» Jane verbannte das Gesicht, das ihr in den Kopf kam, aus ihren Gedanken.
«An wen denkst du?»
«Susan Reilly.»
«Das ist zu absurd.» Ricky spießte seinen Pfannkuchen auf.
«Weibliche Intuition, Schatz.»
«So ziemlich das einzige, was wir tun können, ist, Artikel zu schreiben, in denen wir das Recht auf eine Privatsphäre verteidigen.»
«An der Oberfläche, ja. Manchmal macht mich unser Beruf krank. Martin Kuzirian nennt sich Journalist.» Jane schob ihr Essen auf dem Teller herum. «Wenn ich still abwarte wie ein Ameisenlöwe, wird die schuldige Ameise schon früher oder später in die Falle tappen.»
«Und in der Zwischenzeit, Ameisenlöwe, kommt es mir so vor, als räumten wir auf der <Titanic> die Liegestühle um.»
In seliger Unwissenheit trat Carmen zu ihrem Match auf dem Tennisplatz an. Da die Apartmenthäuser nahe bei den Plätzen lagen, konnte sie auf den Umkleideraum verzichten, sich in ihrem Zimmer anziehen und auf den Platz laufen. Bei der Ankündigung ihres Namens erfolgte kräftiger Applaus; hier und da wurde gekichert, aber das bemerkte sie nicht. Trixie Wescott, mit Schleifchen geschmückt, sah Carmen nicht ins Gesicht, doch auch das war nicht ungewöhnlich. Die meisten Spielerinnen wollten einer Gegnerin nicht ins Gesicht sehen, nicht so unmittelbar vor dem Versuch, sie fertigzumachen. Wie üblich leitete Miranda Nexata das Ganze.
Beim Aufwärmen bemerkte Harriet, daß man sie musterte. Sie redete sich ein, daß natürlich ihre überirdische Schönheit diese verschämten wie auch direkten Blicke anzog. Nur gab es da das Problem, daß Harriet keine überirdische Schönheit war. Dann fragte sie sich, ob sie etwa die Symptome von Beulenpest aufwies. Harriet saß da und fragte sich, was zum Teufel eigentlich los war.
Siggy Wayne sah seine sämtlichen Felle davonschwimmen. In Alarmstimmung, aber kühl, verschwendete Lavinia Sibley Archer kostbare Energien auf ihn.
«Chrysler. Jetzt geht der Chrysler-Vertrag den Bach runter.»
«Siggy, reiß dich zusammen. Du benimmst dich wie ein Jammerlappen.»
«Das glaubst du wohl nicht, daß die Sponsoren uns deshalb abblitzen lassen? Wen soll ich jetzt aufreißen? Eine LastwagenFirma?»
«Hält's Maul und laß mich nachdenken.» Lavinia befleißigte sich selten solch drastischer Umgangssprache.
Siggy hielt das Maul. Lavinia stapfte durchs Zimmer. Sie hängte ein Bitte-Nicht-Stören-Schild an die Bürotür. Wie lange man das respektieren würde, wußte sie nicht. Die Spielerinnen vielleicht eine Weile, aber mit der Presse war das eine andere Sache.
Unfähig, länger als zwei Minuten still zu sein, redete Siggy weiter: «Carmen muß öffentlich dementieren, daß sie Lesbierin ist.»
«Daran dachte ich auch schon. Sie wird lügen, weil sie muß. Außerdem ist mir noch keine Lesbierin untergekommen, die bereitwillig erklärt, daß sie eine ist. Carmen ist da keine Ausnahme. Sie wird uns unsere Pressekonferenz geben.»
«Worüber müssen wir uns sonst noch den Kopf zerbrechen?
Die Sponsoren sind der Sport, Lavinia. Mag sein, daß die Fans kommen, weil sie Tennis lieben, aber die Sponsoren nicht. Oh, warum muß uns das ausgerechnet jetzt passieren? Ich sollte nächste Woche den Vertrag mit Chrysler unterzeichnen.»
«Das meine ich ja.»
«Hm.» Sie sah ihn prüfend an, als läge er unter einem Mikroskop. «Du hättest Wimbledon nie gewonnen, Siggy.»
«Ich bin nicht sportlich.»
«Was ich damit sagen will, ist, daß du einen kühlen Kopf bewahren mußt. Je schlimmer die Situation, desto kühler mußt du werden. Konzentration, Siggy, Konzentration.»
«Hier geht's nicht um ein beschissenes Wimbledon. Hier geht's ums Geschäft!»
«Ich verbitte mir solche Ausdrücke in meiner Gegenwart.»
«Entschuldige, da ist mir der Gaul durchgegangen.»
«Ich glaube, wir können diese Lesbensache unter Kontrolle halten. Wir müssen Carmen dazu bringen, alles auf Harriet abzuwälzen. Ich werde mit ihr reden, und ich werde dafür sorgen, daß Seth Quintard mit ihr spricht.»
«Du vergißt, sie hat Seth gefeuert. Miguel hatte da seine Finger im Spiel, darauf kannst du Gift nehmen.»
«Also, wird Harriet die Schuld auf sich nehmen?» Lavinia legte ihren Finger an die Nase, tippte einmal daran und erklärte: «Ja. Sie liebt Carmen. Sie kann untertauchen und sich irgendwo einen ruhigen Job suchen.»
Siggy sah sie entgeistert an. «Einen Job? Die Frau ist College-Dozentin. Nach diesem Skandal würde sie nicht mal im Herzen von San Francisco eingestellt.»
«Sie kann immer noch als Sekretärin arbeiten», meinte Lavinia naserümpfend.
«Eine Sekretärin mit einem Doktor in Philosophie? Die Frau wird für den Rest ihres Lebens gebrandmarkt sein, Lavinia.»
«Sie kann der Schwulenbewegung beitreten und sie führen.» Lavinia trommelte mit den Fingerspitzen gegeneinander.
«Die Gehälter für Märtyrer sind lausig.» «Was ist denn in dich gefahren?» forschte Lavinia scharf.
«Es klingt vielleicht grausam, aber ...» Seine Stimme versickerte.
«Du bist doch derjenige, der wegen der Sponsoren jammert.»
«Ich weiß.»
«Ich jedenfalls werde Harriet Rawls keine Tränen nachweinen. Da sie dumm genug war, die Wahrheit zu sagen, hat sie sich den Rest selbst zuzuschreiben. Wir schieben die Schuld auf sie. Was mit einer Homosexuellen passiert, geht mich nichts an - und dich auch nicht. Sie nimmt die Schuld auf sich!»
«Du verlangst eine Menge.»
«Ich muß gar nichts verlangen. Carmen Semana wird das schon besorgen. Tennis bedeutet ihr mehr als Harriet. So gut solltest du Tennisprofis kennen. Zuerst opfern sie ihre Mütter und Väter, dann ihre Ehemänner und Ehefrauen, und anschließend kommen ihre Kinder dran.»
«Hast du das etwa auch getan?» Ausnahmsweise war Siggy einmal schockiert.
«Ich habe erst nach meiner Karriere geheiratet. Damals waren noch andere Zeiten.»
«Ich rufe Chrysler an und versuche, die Wogen zu glätten. Du rufst Howard Dominick an.»
«Nein, Siggy. Laß die Sache laufen. Womöglich passiert gar nichts. Es besteht kein Grund, die Aufmerksamkeit darauf zu lenken, indem wir unverhältnismäßig reagieren. Wenn sie uns anrufen, werden wir darüber sprechen. Wenn nicht, benehmen wir uns, als sei fast nichts geschehen. Denk dran, es ist Harriet, die auf dem elektrischen Stuhl sitzt, nicht Carmen oder das Damentennis.»
«Na gut.»
«Warum schaust du dir nicht das Match an und siehst, wie es läuft?» Und noch ehe er genickt hatte, erklärte sie: «Wir hatten damals keine Homosexuellen, als ich Wettkämpfe bestritt.»
«Lavinia, das kannst du doch wohl nicht glauben.»
«Wenn wir sie hatten, sagten sie jedenfalls nicht, daß sie es waren. Das läuft aufs gleiche raus.»
Carmen schüttelte Trixie die Hand. Sie hatte die Dreizehnjährige ohne große Mühe besiegt. Siggy Wayne stand am Platz. Er packte sie beim Arm, als sie davontrottete.
«Komm mit. Keine Pressekonferenz heute. Ich bringe dich zu deinem Apartment.»
Harriet beobachtete dies und nahm an, er werde Carmen zum Pressezelt bringen. Sie beschloß, noch vor ihnen zum Apartment zurückzugehen.
«Hast du heute Martin Kuzirians Kolumne gelesen?» fragte Siggy Carmen.
«Nein, allerdings lese ich seine Kolumne nie.»
Siggy fischte den Zeitungsausschnitt aus seiner Tasche. Während sie zum Apartment zurückgingen, las Carmen, und er hielt ihr die Leute vom Leib. Lavinia hatte ihm nicht aufgetragen, Carmen zu begleiten, aber er hielt es für klug.
Carmens Ausdruck wechselte von schlichter Interesselosigkeit zu Wut. Sie knüllte den Zeitungsausschnitt zusammen und gab ihn Siggy zurück. Er steckte das Knäuel wieder in seine Tasche.
«Drecksack!»
«Noch ist nicht alles verloren. Wir können das hindrehen.»
Carmen hörte ihn nicht. Sie beging eben in Gedanken den perfekten Mord.
«Dies muß nicht unbedingt einen Skandal bedeuten.»
«Was?»
Diese Kinder, dachte Siggy. Luftikusse, alle miteinander. «Ich sagte, es muß nicht unbedingt eine Katastrophe werden.» Sie waren beim Apartment angelangt. «Laß uns reingehen und es durchsprechen.»
Carmen suchte in der Schlägerhülle nach dem Schlüssel. Sie konnte ihn nicht finden. Sie klopfte zweimal an die Tür. Harriet rief von drinnen: «Wer ist da?»
«Ich - und Siggy.»
Harriet öffnete die Tür. Siggy war der letzte, den sie zu sehen wünschte, jetzt noch sonst wann. Der kurze Spaziergang, den sie und Carmen gestern unternommen hatten, war die einzige Zeit gewesen, die sie zusammen verbrachten, vom Schlafen einmal abgesehen.
«Lies das.» Siggy drückte Harriet das Zeitungsknäuel in die Hand. Er ließ sich unaufgefordert nieder. Carmen fand ihre Zigaretten und steckte sich eine an.
Harriet las den galligen Artikel zu Ende und gab ihn Siggy in besserem Zustand, als sie ihn bekommen hatte, zurück. «Der Preis des Ruhms.»
«Solange ihn Carmen nicht bezahlen muß.» Feingefühl war nicht Siggys Sache. «Denk an ihren Ruf in Argentinien.»
«Was soll das heißen?» brauste Carmen auf.
«Das heißt, daß du das alles abstreiten mußt, und Harriet muß verschwinden. Bis Gras darüber gewachsen ist, natürlich.»
«Siggy, ich denke, du solltest jetzt besser gehen. Carmen und ich müssen miteinander reden.»
«Hier geht's ums Geschäft, Harriet. Ich glaube, das begreifst du nicht.»
«Ich begreife, daß du Carmen und mich als Paar nicht respektierst. Hätten wir zwei Kinder, einen Kombi und drei Goldhamster, würdest du dich nicht im Traum in unserem Wohnzimmer breitmachen, nachdem solch eine Bombe auf uns niedergegangen ist. Bitte, geh.»
«Oh.» Er stand auf und ging zur Tür. Bevor er sie öffnete, sagte er zu Carmen: «Ruf mich an, wenn ihr beide geredet habt. Wir müssen beschließen, was du der Presse sagst. Sie werden dich nicht in Ruhe lassen, das ist mal sicher.» Er verließ sie mit dem Eindruck, diejenige mit den schlechten Manieren sei Harriet.
Das Telefon läutete. Carmen nahm den Anruf entgegen, hörte zu, antwortete einsilbig und legte dann auf.
«Noch mehr schlechte Nachrichten?» fragte Harriet mit erstickter Stimme.
«George Gibson, mein Anwalt. Er macht sich Sorgen um meine Aufenthaltserlaubnis.»
«In dem Artikel stand, daß ich lesbisch bin, nicht du.»
Carmen starrte ins Leere und sagte: «Würdest du mich lieben, wenn ich nicht Tennis spielte?»
«Ja. Ich habe dich von dem Tag an geliebt, als ich dich kennenlernte, und ich werde dich lieben, bis ich sterbe. Mir ist egal, was du tust, solange du in den Spiegel blicken und stolz auf dich sein kannst. Ist das nicht das Wesentliche?»
«Du fährst nicht heim. Scheiß auf Siggy.»
«Ich finde, wir hatten genug Aufregung für einen Tag. Laß uns eine Partie Romme spielen. Wir können uns später mit meinem brandneuen öffentlichen Lesbentum beschäftigen.»
«Hätte ich nur zugelassen, daß du den Schnüffler grün und blau prügelst», sagte Carmen.
«Dann hätte er mich eine Kommunistin genannt, eine Kinderschänderin, eine Rauschgiftsüchtige. Gibt's sonst noch was im Lexikon des Entarteten? In seinem kleinen Hirn rangiert Homosexualität wahrscheinlich auf derselben Stufe.»
«Ich verstehe das nicht. Ich versuche, es mir klarzumachen, aber ich schaffs nicht. Wir tun niemandem was. Wir arbeiten. Wir zahlen unsere Steuern. Trotzdem sind wir Kriminelle? Ich kapiere das nicht.»
«Ich auch nicht.» Harriet mischte die Karten.
Ein Unglück kommt selten allein, und Miguel bekam das zu spüren. Als er zum Apartment zurückschlenderte, begegnete er Schmettie Kittridge. Normalerweise war sie mehr als freundlich, aber heute ahnte er gleich, daß etwas nicht stimmte. Als er sie zur Rede stellte, erfuhr er die schlechten Nachrichten. Kaum in seinem Zimmer angelangt, las er die Kolumne. Es war eine einzige Katastrophe.
Miguel ging auf und ab. Er mußte die Sache seiner Schwester ins Lot bringen, aber wie? Wenn ein Skandal größeren Ausmaßes losbrach, würde sich die Modekollektion nicht verkaufen lassen. Miguel und die ahnungslose Carmen würden auf 600000 Dollar Schulden sitzenbleiben. Wenn es ganz schlimm kam, konnte sie ihre Verträge verlieren. Man ließ sie vielleicht nicht sofort fallen, sondern erneuerte einfach nicht. Er wußte nicht, ob er für neue sorgen konnte. Womöglich würde niemand mehr mit Carmen in Verbindung gebracht werden.
Schließlich nahm er den Hörer auf. «Migueletta, komm rüber. Wir müssen miteinander reden.»
«Ich ruhe mich gerade aus.»
«Komm sofort her.»
Carmen wollte, daß Harriet mitkam, aber Harriet wußte, daß dies eine Sache ausschließlich zwischen Bruder und Schwester war. Ängstlich öffnete Carmen die Tür zum Apartment ihres Bruders. Eine Bö stob in die herumliegenden Blätter.
«Ist das wahr?»
«Ja», sagte sie.
Miguel seufzte. «Ich denke, ich hab's immer gewußt. Ich begreife es nicht. Ich weiß nicht, ob du so geboren bist, oder ob es eine Krankheit ist wie Alkoholismus, aber eines weiß ich genau: Es kann dich ein verdammtes Vermögen kosten.»
Carmen begann zu weinen. Miguel legte den Arm um sie. Er würde ihr nicht erzählen, wie schlimm es wirklich werden konnte. Vielleicht ließen sich die Kastanien ja noch aus dem Feuer holen.
«Was soll ich bloß tun?»
«Lügen.»
«Jesus, Miguel!» Sie schluchzte.
«Alle anderen tun's auch. Sei nicht dumm.»
«Und was wird mit Harriet?»
«Ich weiß nicht.» Er strich über den Schnurrbart. «Ich könnte sie zum Beispiel heiraten. Wenn sie gut genug für dich ist, sollte sie auch gut genug für mich sein.» Er versuchte zu lachen.
Carmen war verblüfft. Sein Vorschlag hatte etwas Bizarres und psychologisch Hintergründiges.
«Wozu sollte das gut sein?»
«Es würde erklären, warum ihr beide unterwegs ein Zimmer teilt und in Cazenovia zusammenwohnt - sie konnte schließlich nicht öffentlich bei mir schlafen. Jetzt, da Kuzirian sie beschuldigt, Lesbierin zu sein, sagen wir ihnen die Wahrheit.»
«Sie hat ihm erzählt, daß sie mich liebt.» Carmen wies mit einigem Stolz darauf hin.
«Das war ein Fehler.»
«Du hättest dabei sein sollen. Es ist nicht so, wie du glaubst. Sie hat nie darüber gesprochen.»
Miguel hob die Hand, um diesen Schwall abzublocken. «Das glaube ich gern. Wir können sagen, daß er eine Geschichte zu basteln versucht, die es überhaupt nicht gibt. Sie liebt dich als Freundin und künftige Schwägerin. Wir werden es so hindrehen, daß er der Gelackte ist.»
«Ich weiß nicht.»
«Denk drüber nach. Wir müssen unbedingt etwas tun.»
Die Büros der Konzernführung von Tomahawk in einem Wolkenkratzer Manhattans lagen so hoch, daß die Angestellten behaupteten, sie litten unter Nasenbluten. Howard Dominick raufte sich das schütter werdende Haar, ein untrügliches Zeichen für erheblichen Kummer, da er gewöhnlich mit seinen verbliebenen Strähnen höchst sorgfältig umging.
«Ich sagte noch zu Lavinia, daß mit diesen Mädchen etwas geschehen muß.»
Ruth, seine altbewährte Sekretärin, nickte zustimmend.
«Tomahawk kann sich das nicht leisten. Was werden unsere Kunden denken? Werden sie jetzt unsere Verkäuferinnen komisch ansehen? Sie werden denken, wir unterstützen so was wie einen lesbischen Harem. Außerdem» - er senkte die Stimme - «haben wir soviel Geld reingesteckt, um mit dem Damentennis identifiziert zu werden - wie kommen wir da jetzt wieder heraus?»
«Vielleicht ist das alles ja gar nicht so schlimm», sagte Ruth beschwichtigend.
«Ich sehe schon die Post, die wir kriegen werden, ganz zu schweigen von dem, was der Alte dazu sagen wird.» Beim Gedanken an Jensen Bainbridge schauderte ihn. «Es wird heißen, die Tennisspielerinnen sind allesamt schwul.» Er raufte sich wieder das Haar.
Ruth versuchte, etwas Humor in die Sache zu bringen, und sagte: «Die Frage ist doch vor allem, sind sie kesse Väter? Wenn die Mädchen feminin aussehen, können wir noch mal davonkommen.»
«Zum Teufel, selbst die Heteros sehen wie kesse Väter aus.» Howard vergrub den Kopf in seinen Händen.
Susan Reilly trug ihre Heterosexualität so knallig zur Schau, daß Alicia Brinker sich nicht gewundert hätte, wenn Susan mit Diaphragmen als Ohrringe dahergekommen wäre. Craig und Lisa wohnten bei ihr in Hilton Head, während sich Alicia zu einer Spielerin, die sich gerade im Nachwuchs-Turnier qualifiziert hatte, verkrümelt hatte. Susan, die sich zu so etwas wie sexueller Treue nie verpflichtet fühlte, trieb es jede Nacht mit Craig. Jeder dritte Satz aus ihrem Mund begann mit «mein Mann» oder «meine Tochter». Alicia las in ihrem Neuen Testament. Darin schien es keine Antwort zu geben, die sich auf das beziehen ließ, was in ihr vorging. Sie wußte, daß die Person, die sie liebte, etwas unsäglich Niederträchtiges getan hatte. Noch hatte Alicia nicht zwei und zwei zusammengezählt, doch das war nur eine Sache der Zeit. Sie war gut im Rechnen.
Anfangs glaubte sie nicht, daß Martin Kuzirians Artikel auf Susan zurückzuführen sei. Egoisten laufen nicht herum und reden über andere Leute. Susan würde Carmen nicht verpfeifen. Und außerdem, wenn die Leute das Damenprofitennis erst einmal für ein Lesbennest hielten, wäre Susan dann nicht auch in Gefahr? Langsam ging Alicia auf, daß ein guter Angriff Susans beste Verteidigung war. Das lenkte die Aufmerksamkeit von ihr selbst ab. Vielleicht stimmte es ja wirklich, daß Dunkellesben die Homosexualität am heftigsten attackierten. Alicia verdrängte diese Gedanken. Es konnte einfach nicht wahr sein. Dennoch fühlte sie, wie es ihr eiskalt den Rücken runterlief.
Sie schloß die Augen, öffnete die Bibel, legte den Finger blindlings auf eine Seite und las den folgenden Absatz: Siehe, die Schiffe, ob sie wohl so groß sind, und von Starken Winden getrieben werden, werden sie doch gelenkt mit einem kleinen Ruder, wo der hin will, der es regieret.
Also ist auch die Zunge ein klein Glied, und richtet große Dinge an. Siehe, ein klein Feuer, welch einen Wald zündet's an.
Alicia las den Absatz zum zweitenmal. Sie klappte die Bibel zu und fühlte sich noch elender.
Sie hätte sich nicht elender fühlen können als Carmen und Harriet, die Kuzirians Enthüllung noch immer nicht überwunden hatten. Nachdem sie 24 Stunden hatte verstreichen lassen, hielt Lavinia die Zeit für ihren Auftritt in Carmens Apartment für gekommen. In Anbetracht der Umstände verhielt sich Lavinia bewundernswert. Sie unterdrückte ihre Abneigung gegen Harriet und besprach die Angelegenheit mit beiden. Sie hatte Grips genug zu wissen, daß es sie nicht weiterbrachte, wenn sie Carmen gegen Harriet ausspielte. Wenn man ihre Grundprämisse akzeptierte, war ihre Argumentation völlig logisch: die Leute wollen die Wahrheit nicht wissen und brauchen sie auch nicht zu wissen. Eine Tennisspielerin ist eine Entertainerin, deren Arbeit darin beruht, dem Publikum ein paar Stunden Unterhaltung zu bieten und sie von den Sorgen des Lebens abzulenken.
Lavinia ging es nicht um Schuld. Sie sprach für das Damentennis, wie sie es sah. Harriet respektierte Lavinia widerwillig. Lavinia stellte nichts über ihren Beruf und war zu Kompromissen mehr als geneigt, wenn sie diesem Beruf förderlich waren. Harriet sträubte sich allerdings, als Lavinia verlangte, daß sie verschwände, daß Carmen alle Gerüchte, sie sei lesbisch, vehement bestreiten, schnell einen Freund finden und eine Story darüber in der ZeitschriftPeople lancieren solle. Lavinia war mit einem der Redakteure gut befreundet.
Lavinia knöpfte sich Harriet vor. «Du bist älter, Harriet. Du weißt, daß Carmen noch fünf Jahre vor sich hat, ohne Verletzungen. Ihre Karriere ist kurz. Was opferst du schon? Ihr beide könnt in aller Ruhe zu Hause Zusammensein. Das Leben unterwegs ist aufreibend. Gönn dir eine wohlverdiente Ruhepause, Harriet. Carmen kann tun, was immer sie will, wenn sie nicht mehr aktiv ist. Dann kann sie viel offener leben, falls ihr euer Leben so seht, aber jetzt muß sie einzig und allein an Tennis denken. Ich weiß, daß euch eine Pressekonferenz vielleicht anwidert, doch das Leben ist nicht immer so, wie ihr es gern hättet, und die Leute sind nicht immer so, wie wir sie gern hätten. Amerika ist für einen Lesbenskandal im Damentennis noch nicht aufgeschlossen genug. Und die Sponsoren auch nicht. Hier geht es um mehr als nur um euch beide. Versuch, das Gesamte zu betrachten.» Sie schwieg für einen Moment. «Ich will es einmal so ausdrücken: Du hast eine andere Perspektive, Harriet, deshalb hältst du den Sport vielleicht für nicht besonders wichtig, aber zwölfjährige Mädchen blicken zu Carmen auf. Du willst doch nicht, daß sie glauben, sie sei lesbisch, oder?»
Harriet fand diese Predigt so bodenlos und jeder Antwort unwürdig, daß sie zuhörte, ohne den Mund aufzumachen. Lavinia deutete das als Zustimmung. Nach einigen weiteren wohlgesetzten Worten ging sie, nicht ohne einen gewissen Stil.
Als Lavinia fort war, zündete sich Carmen eine Zigarette an. Harriet war ungewöhnlich schweigsam. Das bedrückte Carmen.
«Was denkst du?»
«Was?» Harriet fuhr zusammen.
«Ich sagte, was denkst du?»
«Ich versuche, das, was die Leute sagen, gegen mein Gefühl abzuwägen und dann all das gegen das abzuwägen, was für dich richtig ist.»
«Ich bin keine Lügnerin.» Carmen stieß eine Rauchwolke aus wie ein Drache.
«Nein, das bist du nicht.»
«Alle fordern, daß ich lüge.»
Harriet rang darum, nicht zu beten, daß ihre Geliebte sich als die Frau erwies, die sie sich wünschte. Sie betete statt dessen um die Fähigkeit, Carmen zu lieben, was immer sie auch tun würde.
«Ich will keine Märtyrerin sein», fauchte Carmen.
«Sie verlangen von mir, daß ich das Märtyrertum der Liebe auf mich nehme, nicht von dir.»
Carmen lief auf und ab. «Ja, ja. Sicher schieben sie es dir zu. Alle schieben es dir zu.»
«Ich bin eine gute Zielscheibe. Ich habe die Wahrheit gesagt, und damit bin ich der Bösewicht.» «Miguel sagt, es hat mit der Werbung zu tun.»
«Ach?»
«Er sagt, daß wir mit Lügen über Produkte bombardiert werden. Du kaufst einen Schneebesen, weißt du, der bis in alle Ewigkeit halten wird, aber nach einer Woche auseinanderfallt. Er sagt, dadurch werden alle Amerikaner zu Lügnern. Niemand würde irgendwem oder irgendwas glauben, das irgendwer sagt.»
«Vielleicht hat er recht. Wir sind nicht mehr das, was wir mal waren, als ich ein kleines Mädchen war.» Harriet erinnerte sich noch an die Zeit, als niemand die Türen verschloß.
«Warum passiert das gerade mir?» Carmen war bestürzt.
«Verdammt, wenn ich's wüßte. Ich versuche noch immer, dahinterzukommen, warum ich geboren bin. Im Moment war's besser für dich, ich wäre nicht geboren.»
Carmen drückte ihre Zigarette aus. «Du kriegst zu wenig Sauerstoff.»
«Was willst du tun?»
«Weglaufen.»
«Das kannst du nicht!»
«Was möchtest denn du, daß ich tue?»
«Diese Entscheidung kann ich nicht treffen. Es ist dein Leben.»
«Nein, es ist dein Leben.» Carmen lief weiter im Zimmer herum.
«Schatz, es ist unser Leben, aber es ist dein Gewissen und deine Karriere. Ich werde dich lieben, egal was du tust.»
«Auch wenn ich lüge?»
«Wenn ich aufhörte, mit Leuten zu reden oder sie zu mögen, weil sie lügen, hätte ich vermutlich nur noch eine Freundin, Baby Jesus. Nein, ich hätte auch noch Jane Fulton. Es gibt ein paar wenige Menschen da draußen, die nicht der SeifenblasenBeliebtheit nachjagen.»
«Ich fühle mich so winzig. Hältst du mich für einen Feigling?»
«Nein, ich glaube, du bist hin und her gerissen, und du hast Angst. Du bist menschlich. Du siehst nicht winzig aus. Ich habe nicht gesagt, daß ich dich liebe, weil ich eine Heldin oder Superwoman bin. Sondern weil ich nicht mit mir leben könnte, wenn meine Beziehungen zu anderen Menschen auf Unwahrheiten basieren. Nicht gerade auf richtigen Lügen, aber auf Unwahrheiten. Ich glaube noch immer, daß ein Mensch nur so viel taugt wie sein Wort. Wenn ein Mensch in einer Sache lügt, wird er früher oder später auch in anderen Dingen lügen. Ich konnte meine Überzeugungen nicht verraten. Als ich Kuzirian anbellte, wußte ich es nicht, aber vielleicht ist mein ganzes Leben auf diesen Moment zugelaufen. Ich bin, was ich bin.»
Carmen brach in Tränen aus. «Ich will nicht rumgeschubst werden wie ein Stück Fleisch. Ich will ich selbst sein! Ich hasse das alles. Ich fühle mich so in der Falle, aber du kannst nicht so viel verlieren wie ich. Ich kann Millionen von Dollar verlieren!»
Harriet spürte, wie ihr das Blut ins Gesicht schoß. «Was macht es für einen Unterschied, ob es um dreitausend oder um drei Millionen Dollar geht? Wird Schmerz denn am Kontostand gemessen? Nichts ist nichts, und wenn dies alles vorbei ist, werde ich nichts haben. Keine Arbeit, nichts.»
«Ich werde für dich sorgen.»
«Wie lange wohl?»
«Was meinst du damit?»
«Ich meine, daß du nicht allein sein kannst, Schatz. Wenn ich in Cazenovia untertauchen muß und du neun Monate im Jahr unterwegs bist - wie lange wird es wohl dauern, bis du eine neue Geliebte hast? Eine Weile kannst du es vertuschen, indem du sie als deine Trainerin oder deine Managerin oder deine Sekretärin ausgibst. Aber wie lange wird es dauern, bis du sie in unser Haus mitbringen möchtest?»
Dies traf, denn tief in ihrem Herzen wußte Carmen, daß es stimmte. Sie explodierte.
«Das ist nicht wahr. Ich liebe dich. Und was denn soll all dieser Wahrheitsscheiß? Ich kann mehr Gutes bewirken, indem ich die beste Tennisspielerin der Welt bin, als daß ich den Leuten die Wahrheit über mich oder das Lesbischsein erzähle. Ich bin eine, zu der man aufsieht. Ich bin Nummer eins. Ich bin ein Vorbild. Lavinia hat recht, was diese zwölfjährigen Mädchen angeht. Sie brauchen Heldinnen.»
«Ist es denn so unvorstellbar, daß dich die Leute vielleicht einfach nur für das gern haben, was du bist? Ob du nun Lesbe bist oder nicht, du bist noch immer Nummer eins. Das kann dir niemand nehmen.»
«Niemand sonst läßt es darauf ankommen. Warum dann ich? Sag mir das! Und wenn es stimmt, was du sagst, warum halten sich die Schwulen dann immer noch versteckt? Amerika hat 240 Millionen Menschen, nicht? Wie viele herausragende Leute kannst du nennen, die die Wahrheit über sich erzählt haben? Die Amerikaner sind solche Feiglinge, daß sie Quentin Crisp importieren, damit er die Dreckarbeit für sie erledigt!»
Harriet sagte nichts. Carmen fuhr fort: «Dies hier ist ein argentinischer Import, der sich um sich selbst kümmert. Und obendrein habe ich aus dem gelernt, was Billie Jean King passiert ist.»
«Ja, ich auch.» Harriet war wütender als je in ihrem Leben, aber eiskalt. «Ich habe gelernt, daß Frauenarbeit nicht zählt. Ich habe gelernt, daß die Frau, die sich wie ein Mann verhält, die Frau, die Männerarbeit leistet, die wichtige Person ist. Die Frau, die für andere sorgt, die ihre Karriere hintenanstellt, wird als Nutte oder als Parasit oder als Trottel betrachtet. Ich habe gelernt, daß in Beziehungen zwischen Frauen vermutlich keinerlei emotionale, soziale oder finanzielle Verantwortung hineinspielen soll. Lesbische Flüchtigkeit. Ich habe gelernt, daß die einzige Beziehung, die zählt, die zwischen Mann und Frau ist. Leider sieht es so aus, als würden die Schwulen diese Einstellung noch stützen, denn sie lassen die Medien in dieser ganzen traurigen Angelegenheit ungeschoren davonkommen. Ich habe gelernt, daß die Schwulen selbst ihre schlimmsten Feinde sind. Jede Lesbe und jede Tunte da draußen glaubt, daß sie unerkannt bleiben wird. Sie wird die Ausnahme sein. Wir halten nicht zusammen. Der Schlachtruf der verängstigten Homosexuellen lautet: Was ich mit meinem Leben mache, ist meine Sache, niemand braucht es zu wissen. Und ich habe noch etwas gelernt.
Ich habe all diese Jahre gebraucht, es zu lernen, Carmen, aber jetzt, da ich es weiß, werde ich es nie mehr vergessen. Ich habe gelernt, daß du in dem Maße krank bist, wie du dich versteckst.»
Lavinia entschied, daß Carmen ihr Halbfinalmatch spielen und wie gewöhnlich anschließend ins Pressezelt gehen sollte. Falls Reporter auf die lila Fährte zu sprechen kommen wollten, dann sollten sie's eben. Sie sprach sich gegen Siggys Idee einer gesonderten Pressekonferenz aus, denn dadurch würde das Problem nur aufgebauscht.
Carmen lag fast die ganze Nacht unruhig wach. Seit ihrer Auseinandersetzung hatten sie das Thema fallengelassen. Es tat zu weh.
Als sie am nächsten Morgen aufstanden, sagte Carmen nicht, was sie zu tun gedachte. Harriet fragte sich, ob Carmen eigentlich wisse, was sie tun würde.
Miguel war nirgendwo zu sehen, und das war unter den gegebenen Umständen eine Erleichterung. Die Menge füllte die improvisierten Tribünen. Die Sonne flimmerte. Harriet saß allein in der Spielerloge. Ihr gegenüber saßen gelassen die Reillys - Vater, Mutter und Kind, eine idyllische Familienszene. Nur die heiligen drei Könige fehlten. Susan strahlte, als Reporter diese herzerwärmende - oder eher wurmende - Szene registrierten. Happy Straker, die sich jetzt mit Carmen auf dem Platz warmlief, tauschte mit Susan ein heimliches Lächeln aus. Happy kam Harriet langsam wie ein Quasimodo vor - ewig läutete sie die Glocken für Susan.
Carmen glitt über den Platz, ihre Vorhand, dieser brutal schnelle Schlag, kam souverän. Beim Rückhandausschwung hielt sie den Schlägerkopf fast waagrecht. Ihre Volleys waren so fließend, daß sie jeder Traineranweisung widersprachen. Carmens Volleys war eine Klasse für sich. Sie wirkte selbstbewußt wie die Spielerin, die sie war, doch als Harriet sie zur Grundlinie zurückgehen sah, wußte sie, daß sich Carmen heute nicht so fühlte, wie sie wirkte. Ihr erster Aufschlag war lang. Das war das erste Zeichen dafür, daß sie fahrig spielen würde, obwohl sie großartig wirkte.
Als Carmen gegen Happy Straker antrat, hoffte Harriet das Beste und machte sich zugleich auf das Schlimmste gefaßt. Sollte das Schlimmste eintreten, würde Carmen zappeln, sich winden, drehen und wenden, ausbrechen und davonrennen, wenn sie konnte. Harriet konnte ihren eigenen Kampf führen, aber nicht den von Carmen, weder auf dem Platz noch außerhalb.
Happy spielte gut. Bei Carmen ging nichts zusammen. Sie war fast übereifrig. Sie überlief Bälle, ihre Aufschläge kamen zu hoch, sie verfehlte die Linie um Zentimeter - alles ins Aus. Doch selbst an einem schlechten Tag bekam Happy von Carmen nichts geschenkt. Das Match ging über drei Sätze, von Susan und ihrer Brut mit Spannung verfolgt, von Alicia Brinker hoch oben auf der Tribüne mit weniger Spannung. Carmen verlor es mit 7:5 im dritten Satz.
Lavinia, Siggy, Seth Quintard und Howard Dominick saßen im kleinen Pressezelt. Sie waren so unauffällig wie Polarbären. Hinter den Mikrofonen versprühte Happy den Charme eines Idi Amin. Im Drang, ihren Sieg zu schildern, schmolz ihre Sprödigkeit dahin, und sie sang eine Hymne der Eigenliebe. Da niemand sonst Happy liebte, verdiente sie ihren Augenblick an der Sonne.
Nach Happys Auftritt nahm Carmen hinter den Mikros Platz. Die Fragen konzentrierten sich auf Tennis. Warum sie verloren habe? Keine Sportlerin glaubt je, daß sie ein Match wirklich verloren hat. Sie findet unendlich viele Gründe, warum es gekommen ist, wie es kam. Es passiert nie, weil eine andere Spielerin besser ist, auch wenn Carmen es schaffte zu sagen: «Heute war Happy besser.» Mehr ist nie drin. Wenn sie keine Ausflüchte für sich hat, wenn sie wirklich glaubt, jemand anders sei besser, wird sie verlieren, das ist so sicher wie das Amen in der Kirche. Die Verteidigungsmechanismen des Egos sind gut entwickelt; aber für jeden, der nicht mitspielt, peinlich durchschaubar.
Carmens Verteidigungsmechanismen waren heute in höchster Alarmbereitschaft. Martin Kuzirian lauerte in der fünften Reihe. Harriet schlüpfte auf einen Sitz ganz hinten. Auf ihr Herz wurde eingeschlagen wie auf Vulkans Amboß.
Die höfliche Fassade zerbröckelte, als Martin rief: «Sind Sie lesbisch?»
«Nein», log Carmen. Vom Kopf her hielt sie dies für keine allzu große Unwahrheit. Sie stufte sich technisch als bisexuell ein. Hätte er sie gefragt, ob sie bisexuell sei, hätte sie ja gesagt. Vor Jahren hatte sie einmal einen Freund gehabt, also hielt sie's mit der Semantik.
«Warum leben Sie dann mit einer erklärten Lesbierin zusammen?» bohrte Martin weiter. Die anderen Reporter, die für eine Offensive zu schüchtern oder zu sensibel waren, hörten zu. Sie würden ihre Geschichte bekommen, während Lob wie Tadel Martin allein traf.
«Weil sie meine Freundin ist. Sie können mit einem Hund zusammen leben und trotzdem keiner sein.» Das war nicht sehr glücklich formuliert. Trotz ihrer Bräune wirkte Carmens Gesicht wie Reispapier.
Die Worte waren wie Sargnägel. Harriet kämpfte mit den Tränen. Verdammt, sie würde vor diesen Aasgeiern nicht weinen.
Ein anderer Reporter fragte: «Stimmt es, daß Sie in Cazenovia zusammen ein Haus besitzen?»
«Ja, außerdem habe ich Apartmenthäuser in San Diego und Immobilien in Houston.»
Eine winzige Frau, frisch von der Journalistenschule, mit Kassettenrecorder bewaffnet, fragte: «Aber dort leben Sie nicht?»
«Ich habe ein Apartment in einem meiner Häuser in San Diego. Ich verbringe viel Zeit dort, aber Cazenovia ist mein Zuhause.»
«Also warum leben Sie mit Harriet Rawls zusammen?» feuerte Martin.
«Weil ich sie mag. Weil sie lustig ist. Weil sie nicht ist wie Sie.»
Das ging über seinen Horizont. «Aber Sie sind keine Lesbierin?»
Der wütenden Carmen fiel eine Masche ein, die Harriet mal gebraucht hatte: «Sind Sie etwa die Alternative?»
Lavinia wechselte die Beinstellung. Siggy erbleichte. Noch hatte sie den Bogen nicht total überspannt. Die Reporter lachten. Sie mochten Martin nicht. Mitzuerleben, wie jemand ihn als Idioten hinstellte, war mindestens so gut wie die Geschichte selbst. Rotangelaufen, aber von sich selbst überzeugt, setzte er sich.
Carmen sagte: «Gibt es noch weitere Fragen?»
«Welche Auswirkungen wird dies für Sie in Argentinien haben?» wollte ein Reporter wissen.
«Ich weiß es nicht», kam die ehrliche Antwort. «Ich habe nichts Falsches getan.»
Sie verstummten. Carmen stand auf und ging. Harriet schlüpfte seitlich aus dem Zelt, gerade im rechten Moment, um diesem verdammten Martin Kuzirian und einem Kollegen über den Weg zu laufen. Aufgeblasen vor Wichtigkeit attackierte er sie: «Sind Sie wirklich vom anderen Ufer, Harriet?»
«Ich dachte immer, ich wäre vom Mond.»