38227.fb2 Geheimnis der Magd - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 12

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X

Peter Hasenstock, seines Zeichens Apotheker und Ratsherr der Stadt Hameln, lebte in einem ansehnlichen, jedoch beileibe weniger imposanten Hause, als das der Witwe Pfeffersack es war. Es war in der Osterstraße gelegen, einer der beiden Hauptstraßen der Stadt; ein Erbe seines bei einem Unglück verstorbenen Onkels, von dem der Neffe auch den Berufsstand des Apothekers übernommen hatte, welchen er, gemessen an seinem Können, mit erstaunlich großem Erfolg ausübte.

Denn anders als es sein Feind und Mitstreiter, der erbärmliche Zwerg Vinsebeck, im entlegenen Süden Hamelns handhabte, konzentrierte sich Hasenstock weniger auf das Mischen von Arzneien, Wundsalben, Heilsäften und Pillen, sondern hatte vielmehr sein Gewerbe in den letzten Jahren zu einem kleinen Kontor für Luxusgüter aller Art ausgebaut. Besonders den Damen der Stadt – vorausgesetzt, sie verfügten über einen genügend großen Geldbeutel – bereitete es eine wahre Freude, die Offizin des Apothekers Hasenstock zu betreten, denn dort gab es alles, was das eitle Herz begehrte: venezianische Seifen, die nach Jasmin, Rose oder Zimt dufteten, Püderchen, welche selbst das hässlichste Furunkel wie von Zauberhand verschwinden ließen, Salben, die auch bei Frauen im reifen Alter eine Haut erzeugten, so glatt wie das Hinterteil eines Kleinkindes. Des weiteren bot er Lippenrot an, welches den Geschmack frischer Erdbeeren hatte, scharfe Anispastillen, die einen schlechten Atem überdeckten, Duftwässerchen in allen erdenklichen Geschmacksrichtungen sowohl für die Herren als auch für die Damen. Unter der Hand wusste er sogar asiatische Wurzeln und Knochen fremdländischer, längst vom Erdboden verschwundener Tiere unter seinem Apothekertisch hervorzuholen, die, zerstoßen und in einem Becher Wein aufgelöst, beim Manne ungeahnte und verschollen geglaubte Kräfte wieder aufleben ließen. Und auch der Gaumen kam nicht zu kurz. Beim Apotheker Hasenstock konnte man neben dem erlesensten Konfekt aus Italien auch zahllose weitere süße Köstlichkeiten erstehen, wie gebrannte Mandeln, kandierte exotische Früchte, Gewürzkuchen sowie in portionsgerechte Säckchen abgepackte orientalische Kräuter und fernöstliche Gewürze.

All das verkaufte er in – für Margarethe Gänsleins Verhältnisse – winzigen Mengen, was ihn in der Stadt aber dennoch zum schärfsten Konkurrenten des an Markttagen geöffneten Fensterladens der Gewürzhändlerin machte. Es war Hasenstock niemals in den Sinn gekommen, die Gewürzwaren in seinem Verkaufsraum über die hiesige Fernhändlerin zu beziehen. Selbst dann nicht, wenn ihm dies viele Umwege, viele Kosten und viele Mühen erspart hätte. Und das alles hätte er sich wahrlich gespart. Doch stärker noch als sein ausgeprägter Sinn für das lukrative Geschäft mit dem Luxus und der Eitelkeit war seine Missgunst.

Er hasste die Witwe Pfeffersack, und er wünschte sich zuweilen nichts mehr – vor allem des Nachts, wenn er schlaflos neben seiner jüngst geehelichten, drallen, blutjungen Frau lag –, als dem hochnäsigen Kaufmannsweib endlich beweisen zu können, dass er, Peter Hasenstock, besser, mächtiger, ja stärker war als sie. Diese Rachegelüste hatten nichts mit der Tatsache zu tun gehabt, dass Margarethe vor einigen Jahren seinen Heiratsantrag zurückgewiesen hatte. Nein, sein Schmerz saß tiefer, war älter. Im Grunde war dieses Weib sogar vollkommen unschuldig an den schrecklichen Gefühlen, die den armen Hasenstock plagten. Denn der Schuldige war längst unter der Erde. Der Auslöser für Hasenstocks Unmut nämlich war der Kaufmann Reinold Gänslein gewesen. Margarethe hatte also mit dem Tode ihres Mannes nicht nur dessen Vermögen, sondern leider auch die Missgunst des Apothekers Hasenstock geerbt.

Über einen ausgefeilten Plan, wie er es anstellen sollte, die Kaufmannswitwe zu überwältigen, sie entweder ins Verderben oder in sein Bett zu treiben, gleichzeitig an ihr Vermögen und ihre geschäftlichen Verbindungen zu kommen – über einen solchen Plan verfügte Hasenstock nicht. Nicht, solange ihm nicht klar war, ob sie etwas über ihn wusste, was sie besser nicht wissen sollte. Andeutungen in diese Richtung hatte sie heute gemacht und ihn damit gehörig in Schrecken versetzt. Er war also noch immer machtlos. Genauso wie damals, als er hatte zusehen müssen, wie dieser gemeine Nutznießer von Gänslein fast in Geld zu ersticken drohte, während Hasenstock sich mit einem leidlich gehenden Geschäft zufriedengab. In Anbetracht ihrer gemeinsamen Vergangenheit, in Anbetracht des Paktes, der einst zwischen ihm und Reinold bestanden hatte, hatte er dies als maßlose Ungerechtigkeit empfunden. Und an diesem Empfinden hatte sich nach dem Tode Gänsleins nichts geändert. Und das, weil sie an seiner statt weitermachte.

Wer war dieser Bauerntölpel schon gewesen, als er ihn in den Bergen aufgelesen hatte? Nichts weiter als ein sodomitischer Brandstifter. Und sein Weib? Adelig? Ach was! Verarmte und zudem ausgestorbene Hungertuchnager waren sie gewesen, die nichts weiter als einen elenden Stammbaum besaßen, von dem man leider nicht abbeißen konnte.

Allein ihm, Peter Hasenstock, hatten sie es zu verdanken, dass es ihnen in Hameln so gut ergangen war.

Gut? Von wegen. Prächtig war es ihnen ergangen.

Ins gemachte Nest hatte er sich gesetzt, der Schwabenlümmel, und schnell war er hochmütig geworden. So hochmütig, dass er sogar vergaß, wer sein Gönner gewesen war.

Umbringen hätte Hasenstock diesen Taugenichts sollen, abschlachten oder wenigstens verraten, so viel Dreck, wie der am Stecken hatte. Doch das war nicht möglich gewesen, und es war auch jetzt nicht möglich, etwas gegen dessen Witwe zu unternehmen, denn Reinold hatte ihn erpresst. Auf hinterhältige Art und Weise erpresst. Und kurz vor seinem Tode hatte er Hasenstock sogar noch ein Schreiben zukommen lassen, in dem er versicherte, dass er auch für den Fall seines frühen Ablebens vorgesorgt habe und ein Paktbruch des alten Freundes für diesen böse Folgen nach sich ziehen würde.

Wie auch immer er das gemeint hatte. Was auch immer Gänslein sich in seinem schlauen Kopf ausgedacht hatte, um ihn noch nach seinem Ableben zu überwachen. Hasenstock wusste es nicht, aber er fürchtete sich. Denn eines war ihm stets schmerzlich bewusst gewesen: Das Bauernbürschlein war klüger als er.

Ja, Andeutungen hatte Margarethe gemacht. Vielleicht wusste sie etwas. Hasenstock war lange fort gewesen, in der Zwischenzeit hatte viel geschehen können. Möglicherweise war sie dahintergekommen, hatte die Wahrheit erfahren – eine Wahrheit, vor der sich auch ihr Gemahl zeit seines Lebens sicher gehütet hatte, Margarethe davon zu berichten. Denn für Reinold Gänslein war diese Wahrheit ebenso bitter wie für Peter Hasenstock. Allein Gänslein besaß nun den schlagenden Vorteil, dass er nicht mehr lebte.

Misstrauen war also angesagt. Vor allem jetzt, da auch noch dieser eigentümliche Mensch in Hasenstocks Haus erschien.

Woher kannte er diesen Mann?

Irgendwo waren sie sich schon einmal begegnet.

Wenn er sich doch nur erinnern könnte!

Ein willkommenes Angebot wollte der Fremde ihm unterbreiten, jedoch so willkommen und so plötzlich, dass Peter Hasenstock sich fragte, ob nicht vielleicht Margarethe Gänslein den mysteriösen Gast geschickt habe, um Hasenstock zu prüfen.

Der schwarz gekleidete Mann hatte gleich beim Eintreten unverblümt zu ihm gesprochen. Nun schwiegen sie, saßen sich in der Stube des Apothekerhauses gegenüber, und während der Gastgeber nachdenklich seine Hände betrachtete, maß ihn der andere mit einem kühlen, selbstsicheren Blick.

»Nun, das ist eine Menge Geld«, sagte Hasenstock schließlich, während er noch immer seine sauberen, gepflegten Fingernägel betrachtete. Dieser Fremde bereitete ihm großes Unbehagen. Wer war das? Doch so sehr er versuchte sich zu erinnern, er konnte ihn nicht einordnen.

»Als Kaufmann sollte man immer gewillt sein, Neuland zu betreten, sonst wird man früher oder später untergehen«, sagte der andere ruhig.

»Aber ich kenne Euch doch gar nicht. Ihr seid ein Fremder in dieser Stadt. Wie soll ich Euch da vertrauen?«

»Ihr müsst nicht mir, sondern ich muss Euch vertrauen«, erhielt Hasenstock nun zur Antwort.

»Es ist nicht so, dass mich Euer Angebot nicht reizen würde. Jedoch sehe ich da ein Problem.«

»Und das wäre?«

»Versteht mich nicht falsch, ich kann Euer Geld gut gebrauchen und habe auch nichts dagegen, bei einem Handelsgeschäft einen stillen Teilhaber an meiner Seite anzuerkennen. Nur: Wer soll mir die ganze Ware abkaufen?«

»Ich bin zu Euch gekommen, weil ich in Euch einen aufstrebenden Kaufmann vermutete. Gewitzt und findig in seinen Geschäften. Doch offenbar habe ich mich da getäuscht. Ihr seid weder zu Veränderungen bereit, noch besitzt Ihr genügend Vertrauen in Euer eigenes Geschick.« Mit diesen Worten wollte sich der Gast von seinem Platz erheben.

»Aber, nein doch, aber nein. So bleibt!«, lenkte Hasenstock hastig ein, sodass sich sein Gegenüber wieder setzte. »Wäre ich der einzige Gewürzhändler in der Stadt und ihrer Umgebung, dann plagten mich keinerlei Bedenken. Bislang gab es zwei Steine, die mir für eine derartige Unternehmung wie die von Euch vorgeschlagene im Wege lagen: Der eine Stein war das liebe, gute Vermögen, welches in dieser Menge selbst einem nicht armen Manne wie mir fehlt. Der andere Stein hat einen weiblichen Namen.«

»Margarethe Gänslein, nehme ich an«, sagte der schwarze Mann, erhob sich nun ein zweites Mal und ließ sich nicht wieder von Hasenstock zum Bleiben bewegen. Ein kaum merkliches Lächeln umspielte seine Lippen. »Dann seid Ihr also alles andere als Freunde – Ihr und das Gewürzhaus Gänslein?«, fragte er abschließend, während er bereits den Raum verließ. Offenbar erwartete er keine Antwort auf diese Frage. Ohne sich zu verabschieden, verschwand er.

Hasenstock setzte sich wieder zurück an seinen Platz und starrte auf ein Gemälde seiner selbst, welches er von einem Meister aus Göttingen hatte anfertigen lassen. Erst als er vernahm, dass die Außentüre zugefallen war, begann er eilig, die bereits die ganze Zeit über juckenden Stellen an seinem Körper zu kratzen. Erleichtert schloss er sodann die Augen und dachte nach.

Hatte er zu viel gesagt?

Hatte er sich verplappert?

Oder war dieser Besuch doch keine böse Falle, sondern eine glückliche Fügung gewesen?

Man würde sehen.

Aber woher, in Gottes Namen, kannte er nur diesen Burschen?

»Wie, guter Vestiarius, gelangt ihr nur immer so rasch an derart neue Nachrichten?«

»Aber, liebe Frau Margarethe! Die Zeiten, in denen man hier bei uns in dunklen Wäldern hauste und nur alle halbe Jahre einmal eine Botschaft aus fernen Gegenden erhielt, sind glückseligerweise vorüber. Einer meiner Brüder hat aus Paderborn ein Flugblatt mit dieser Nachricht hierhergebracht. Das alles ist der überaus effektiven Kunst des Buchdrucks zu verdanken, sie hat halt einiges bewirkt. Jedoch nicht immer zum Guten. Liest Eure Base etwa nach wie vor in diesen gottlosen Orakelbüchern?«

»Vestiarius, Ihr selbst lasst Euch doch fast monatlich ein Horoskop erstellen. Da frage ich mich, wo da der Unterschied sein soll. Aber bleiben wir doch bei den Türken. Man stelle sich nur vor, was geschehen wäre, wenn sie Wien tatsächlich eingenommen hätten. Ich bin wahrlich erleichtert über die Kunde von ihrem Rückzug. Und soll das tatsächlich stimmen?«

»Doch, doch, es ist wahr. 150 000 Mann unter Suleiman dem Prächtigen waren es. Mehr als zwanzig Tage haben sie die armen Wiener in Schach gehalten und schließlich, oh Graus, sogar den Durchbruch durch die Stadtmauer geschafft. Mit Gottes Hilfe jedoch ist der Schutt und das Geröll nicht in die Stadt hinein, sondern auf die Belagerer gefallen und hat ihnen somit prompt den soeben durchbrochenen Weg wieder versperrt. Diese Heiden müssen es wohl als Zeichen des von ihnen gepriesenen Allah angesehen haben, denn Suleiman blies sofort zum Abzug, und Wien ist gerettet.«

»Vorerst«, entgegnete Margarethe. »Denn ich hörte, dass das gedemütigte Frankreich nach seiner Niederlage in Italien nun Annäherungsversuche in Richtung der Osmanen unternimmt.«

»Gerüchte, Margarethe, Gerüchte. Obwohl auch ich vernahm, dass Venedig nun nicht mehr die einzige Hure sein soll, die mit den Türken schläft.«

»Vestiarius! Ihr seid ein Mann der Kirche.«

»Aber auch ein Mann von Welt«, sagte der Stiftsherr und zwinkerte dabei der Kauffrau auf eine Art und Weise zu, die sie gern missverstanden hätte.

Margarethe ignorierte diese Geste und wechselte das Thema, nachdem sie eine Glocke geläutet hatte, mit welcher sie nach ihrer Magd Johanna rief.

»Wo Ihr schon Venedig erwähnt: Der Apotheker Hasenstock hat mir gegenüber seine Italien- und Flandernfahrt offen als Handelsreise bezeichnet.«

»Ihr seid doch klug genug, Frau Margarethe, um zu wissen, dass ein Schlitzohr wie Hasenstock nicht der heiligen Stätten wegen Italien aufsucht.«

»Ich fürchte, dass er seinen Gewürzhandel erweitern wird und es nicht dabei bewenden lassen will, von auf der Weser durchreisenden Hanseschiffern kleine Mengen an Pfeffer und Zimt einzukaufen.«

»Er ist nicht geschickt genug, um eine Gefahr für Eure Geschäfte darzustellen. Vielleicht mag er den einen oder anderen hier in der Stadt beliefern, aber Ihr, gute Margarethe, Ihr habt den Gewürzhandel im gesamten Umland in der Hand. Dazu fehlen diesem unangenehmen Menschen wahrlich die Kontakte und vor allem auch das Kapital. Man sagt, er habe bei der Stadt längst mehrere Renten aufgenommen.«

»Eure Worte sind gut gemeint, Vestiarius. Wenn ich ihnen doch nur Glauben schenken könnte. Ich denke allerdings, dass der Konflikt zwischen euch Stiftsherren einerseits und den Ratsherren andererseits Eure Sicht auf die Dinge benebelt. Hasenstock ist nicht so einfältig, wie es den Anschein hat, und zudem verfügt er über einen durchaus starken Willen. Eine Eigenschaft, die oftmals mehr wiegt als Intelligenz.«

»Da sprecht Ihr wahr, Margarethe. Ah, da kommen ja die herrlichen Süßigkeiten.«

Johanna betrat soeben den Raum und trug eine neue Schale mit Konfekt herein, von dem sich der treue Gast der Herrin nahezu zu ernähren schien – zumindest deutete sein Bauch, den er als stramme Kugel stolz vor sich hertrug, darauf hin. Sie mochte diesen geschmückten Stiftsherrn, welchen sie anfangs gar nicht für einen Geistlichen hatte halten wollen. Er war freundlich und wechselte sogar ab und zu einmal ein Wort mit dem Gesinde – was im Grunde unüblich war, von Johanna jedoch als sehr nett empfunden wurde. Großmütig sah sie deshalb darüber hinweg, dass es ihm offenbar gefiel, ihr beim Reden möglichst nahe zu kommen und ihr mitunter sogar den Oberarm zu tätscheln. Solange es nur der Oberarm war, konnte man es immerhin als väterliche Geste deuten. Ganz und gar nicht väterlich waren hingegen seine Gefühle für die Herrin, das hatte Johanna sofort gespürt. Dieser Geistliche war über beide Ohren für Margarethe Gänslein entflammt, auch wenn die Gewürzhändlerin von der ihr entgegengebrachten verbotenen Liebe nichts wissen wollte. Sie verhielt sich geradezu so, als bemerkte sie es gar nicht. Was sicherlich auch das Beste in einer solchen Situation war.

Johanna stellte die Schale auf den Tisch und ging hinüber zu einem weiteren, kleinen Tisch, auf welchem in einer Kanne der Gewürzwein dampfte. Dabei schnappte sie folgende Worte des Gespräches zwischen Vestiarius und der Witwe Gänslein auf:

»Habt Ihr schon, liebe Margarethe, von dem eigentümlichen Fremden gehört, der sich in der Stadt herumtreiben soll?«

»Ein Fremder!«, rief Margarethe in gespielter Empörung. »Wie kann es ein Fremder wagen, unser behütetes Hameln zu betreten! Man sollte ihn einfangen und foltern, um sein Anliegen aus ihm herauszupressen.«

Johanna musste über die bissigen Worte ihrer Herrin schmunzeln, während sie die Kanne zum großen Tisch trug, um den Herrschaften erneut einzuschenken. Doch das Schmunzeln gefror plötzlich in ihrem Gesicht, als sie sich an ihn erinnerte – an Philipp, den sie vor wenigen Tagen vom Fenster aus beobachtet hatte. Meinte der Stiftsherr etwa ihn?

»Er schleicht in allen Gassen herum, sogar zur Nachtzeit. Ein auffälliger Kamerad. Ganz in Schwarz gekleidet. Vermutlich sucht er jemanden.«

»Hat er etwa eine Flöte dabei? Und will unsere Kinder rauben und töten? Lasst uns doch bitte über etwas Interessanteres reden, Vestiarius.«

Margarethe meinte nicht ernst, was sie sagte, und wäre diese Bemerkung auf einen anderen, gewöhnlichen Fremdling gemünzt gewesen, so hätte auch Johanna sie nicht ernst genommen. Sie jedoch wusste offenbar als Einzige in dieser Stadt, welch entsetzliche Wahrheit hinter den unwissend ausgesprochenen Worten der Witwe verborgen lag.

Er streifte also herum und suchte jemanden.

Wen?