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XII
Margarethe machte sich große Sorgen.
Aschfahl war das Mädchen, und sie zitterte am ganzen Leibe. Der Tee und das Pülverchen, welches Johanna vom Apotheker Vinsebeck mitgebracht hatte, zeigten kaum Wirkung. Gerdas Krämpfe waren so stark und traten in solch kurzen Abständen auf, dass sie kaum mehr ein Auge zubekam. Sie fieberte stark, doch auch die Tatsache, dass Johanna die Füße des Mädchens unermüdlich mit Salz und Essig einrieb, verschaffte ihr keine Linderung. Es sah ganz danach aus, als würde Gerda sehr bald niederkommen, und das zu einem Zeitpunkt, an dem es für das Kleine unmöglich sein würde zu überleben.
Die Kleinen, um genauer zu sein – denn Johanna, die mehr Erfahrung mit Schwangeren hatte als ihre Herrin, behauptete steif und fest, dass die junge Gerda Zwillinge erwarte –, die neue Magd hatte den immer wieder steinhart werdenden Bauch mehrmals abgetastet und ließ keinen Zweifel an ihrer Vermutung, welche, sollte sie sich bewahrheiten, die Sache nicht einfacher für Gerda machte.
»Johanna, geh bitte in eines der umliegenden Dörfer und frage dort nach einer Hebamme. Versprich ihr viel Geld für ihre Hilfe und ihr Schweigen. Geh, beeile dich!«
Margarethe nahm ihrer Magd, welche soeben das Zimmer betrat, die Kanne mit dem heißen Tee ab und ging selbst zu der stöhnenden Gerda, während Johanna wieder kehrtmachte, um ihren Auftrag zu erledigen. Sie eilte die Treppe hinunter, griff in der Küche nach ihrem an einem Wandhaken hängenden Umhang und öffnete gerade die schwere Außentüre, als sie dort auf der Schwelle der Begine Regine in die Arme lief. Die Alte schaute mürrisch und misstrauisch drein, ganz so wie immer. Anders an ihr war an diesem Tag lediglich, dass sie in Begleitung war. In Begleitung einer weiteren Frau in der Tracht der Laienschwestern sowie in Gesellschaft eines sehr jungen, verstört auf den Boden blickenden Mannes, welcher den Eindruck erweckte, den beiden Beginen nicht freiwillig gefolgt zu sein.
»Wir wollen zu Margarethe Gänslein. Wo kann ich sie finden?«, zischte Regine und bahnte sich bereits den Weg vorbei an der noch immer in der Tür stehenden Johanna.
»Ich werde ihr Bescheid geben«, erwiderte Johanna rasch und versuchte, die Alte, welche bereits die Stufen zur nächsten Etage hinaufging, auf der Treppe zu überholen.
»Du brauchst nichts vor mir zu verheimlichen, Dienstmagd Johanna. Ich weiß, wen deine Herrin bei sich versteckt hält«, keuchte die Begine hinter der an ihr vorüberhastenden Johanna.
Johanna blieb auf der letzten Stufe stehen und wandte sich um.
»So?«, fragte sie.
»Darum habe ich die beiden Leute mitgebracht. Agnes ist eine Mitschwester von mir und hat Erfahrungen als Geburtshelferin. Und der Grünschnabel, das ist Karl Schlierenkamp, seines Zeichens Schusterlehrling und verantwortlich für das Leiden der Dienstmagd Gerda. Es geht nicht an, dass sich die Mannsbilder immer davonschleichen, wenn es für sie brenzlig wird. Der soll sehen, was er angerichtet hat.«
Johanna überlegte kurz, dann entschied sie, die Begine vorzulassen. Immerhin schien diese tatsächlich Hilfe zu bringen – rascher, als Johanna es vollbracht hätte, wenn sie erst in eines der nächsten Dörfer hätte laufen müssen. Stumm wies sie Regine den Weg zu dem Raum, in welchem Margarethe ihrer davongejagten und zurückgekehrten Magd Gerda ein Ruhelager eingerichtet hatte.
Was würde nun geschehen? Wie würde die Herrin reagieren?
Johanna wusste nur zu gut, dass Margarethe die Begine Regine ganz und gar nicht mochte, sie für ein verfressenes Schwätzweib hielt und ihre Gegenwart in diesem Hause nur aus Liebe zu ihrer Base Mechthild duldete, welche wiederum großes Vertrauen in die alte Laienschwester setzte. So viel Vertrauen, dass sie ihr offenbar von dem Versteckthalten der schwangeren Magd berichtet hatte.
In Erwartung dessen, dass Regine alsbald wieder des Hauses verwiesen werden würde, blieb Johanna auf der Galerie stehen, um sofort bereit für die Fortsetzung ihres Auftrages zu sein. Doch anstatt dass ein Toben und Zetern der beiden Streithennen ausbrach, kam Regine nach einem kurzen Augenblick vollkommen ruhig zurück und rief die Treppe hinunter:
»Agnes, wo bleibst du denn? Und du, mein Lotterbürschchen, setz ebenfalls deine Beine in Bewegung.«
Genauso sicher, wie Margarethe sich war, dass Gerdas frühzeitige Wehen nichts mit der Tatsache zu tun hatten, dass die Schwangere an einem Galgen vorübergegangen war, so sicher war sie auch, dass die Heilung der jungen Frau nicht durch die Maßnahmen der Begine Agnes herbeigeführt wurde. Die nach Urin stinkenden, zermatschten Kräuter, welche Agnes, ununterbrochen Gebete murmelnd, auf den Bauch der Schwangeren aufgetragen hatte, waren wohl kaum die Ursache für die nach nur einer Stunde verblüffend positive Wandlung Gerdas. Nein, es war weder die Paste, noch waren es die Gebete. Vielmehr war es der Schusterlehrling, dessen überraschendes Erscheinen die junge Gerda glücklich machte und alle Spannung in ihrem Körper löste. So zumindest glaubte Margarethe.
Rührend war es, diesen beiden Turteltäubchen zuzuschauen, wie sie sich verlegen anblickten, einander die verschwitzten Hände hielten und nicht recht wussten, was sie reden sollten, obwohl sie ganz offensichtlich wenigstens schon einmal Gelegenheit gefunden hatten, sich durchaus näherzukommen. Es war ein warmes, wunderbares Gefühl, das sich Margarethes bei diesem Anblick bemächtigte, es war wunderbar und schmerzhaft zugleich. Sie freute sich für die beiden jungen Menschen, deren gemeinsames Schicksal noch lange nicht besiegelt war, die aber in diesem Moment dennoch glücklich waren, weil sie einander hatten. Ja, Margarethe freute sich, musste sich aber dennoch eingestehen, neidisch zu sein. Es war jedoch nicht etwa Neid aus Missgunst, sondern die traurige Erkenntnis, solch eine Liebe, so kurz sie auch dauern mochte, niemals erfahren zu haben.
Der Herrgott hatte nun einmal ein anderes Leben für sie vorgesehen. Und wer wusste, ob nicht auch sie selbst ihren Teil dazu beitrug, dass ihr bislang so manche Freude verwehrt geblieben war? Mit einem betrübten Lächeln auf den Lippen ging sie nun aus dem Raum hinaus und ließ die beiden jungen Leute allein zurück. Sie atmete dreimal tief durch, bevor sie ihre gewohnt selbstsichere Miene aufsetzte, um dann die Stube ihrer Base zu betreten, in welcher Mechthild mit den beiden Beginen plauderte.
»Nach diesem ereignisreichen und freudigen Tag ist es mir eine Ehre, Euch, gute Regine und gute Agnes, zu einem bescheidenem Gastmahl willkommen zu heißen«, sagte Margarethe gutgelaunt an die Frauen gewandt, die diese Einladung gerne annahmen.
Die Köchin Immeke war eine wahre Künstlerin. In atemberaubender Schnelligkeit hatte sie an diesem Abend ein Mahl gezaubert, wie es selbst dem Leibkoch des Kaisers unter diesen Umständen nicht besser gelingen konnte.
Johanna hatte den Tisch mit dem kostbaren Tafelgeschirr eingedeckt, jedoch die Gabeln weggelassen, da dieses neumodische Besteck, gern auch als Teufelsforken angesehen, die Beginen nur verwirren würde. Nun servierte die Magd den vier daran sitzenden Damen nacheinander Mandelmus mit Zuckerbrot, in Wein gesottene Forellen, dann gedämpftes, mit Muskat gewürztes und mit Rosinen gespicktes Hammelfleisch, in Honig eingelegte Feigen, gebratene, mit indischen Gewürzen gefüllte junge Hühner, schließlich Schmalzgebäck mit Weinbeeren sowie Käse und eingedickte Kirschen. Dazu wurden verschiedene Weine aus Zypern und Italien gereicht.
Die Beginen waren mehr als zufrieden, ja, sie waren so zufrieden, dass sie während der gesamten Speisenfolge kein Wort sagten. Nichts außer »Ah« und »Oh«, »Hmmmh« und »Köstlich«. Erst nachdem die Bäuche prall gefüllt und auch die letzte Hähnchenkeule genüsslich abgenagt war, entwickelte sich eine richtige Unterhaltung zwischen den vier Frauen. Und zwar eine solch angeregte Unterhaltung, dass Johanna, die weiterhin in der Stube mit dem Abdecken der Tafel und dem Einschenken des Weines zu tun hatte, mitunter befürchtete, gleich werde es doch noch zu einer handfesten Auseinandersetzung zwischen Margarethe und der Begine Regine kommen.
»Um ehrlich zu sein, gute Regine, so erstaunt mich Euer uneigennütziger Beistand sehr. Wieso habt Ihr das für meine Magd getan? Allein aus Nächstenliebe?«, begann die Witwe Gänslein das Gespräch.
Regine schien ein wenig überrascht, nach einer solch großzügigen Einladung plötzlich so unverblümt zur Rede gestellt zu werden. Dennoch blieb sie ruhig und antwortete auf die schnippische Bemerkung der Hausherrin:
»Ich weiß, Margarethe, Ihr nehmt an, es sei mir zu verdanken, dass man das arme Ding aus der Stadt gejagt hat. Und jetzt könnt Ihr Euch nicht erklären, weshalb ich ihr plötzlich helfend zur Seite stehe.«
»So ist es doch, oder etwa nicht?«, erwiderte Margarethe, die Begine scharf im Auge behaltend.
»Nein, so ist es nicht«, mischte sich ihre Base Mechthild ein. »Du tust Regine unrecht, sie ist ein durch und durch aufrichtiger Mensch.«
»Tatsächlich?« Margarethe schien wenig überzeugt.
Auch Johanna war verwirrt und begriff nicht, weshalb ihre Herrin den Frauen zunächst ein solch opulentes Mahl kredenzt hatte, um sie danach so hart ins Gericht zu nehmen. Es schien eine Eigenart der Margarethe Gänslein zu sein, ihre Mitmenschen durch ihre wechselhaften Launen schier in den Wahnsinn zu treiben.
Selbst die sonst so resolute Begine Regine geriet etwas aus der Fassung. Fast wurde sie ein wenig rot um die Nase, was jedoch auch von dem guten Wein herrühren konnte, den sie mittlerweile reichlich genossen hatte.
»Ich gebe ja zu, dass mich das schlechte Gewissen plagte«, meinte sie schließlich kleinlaut, eine Art, welche so gar nicht zu dem sonst so herrischen, mürrischen Wesen der Laienschwester passte.
»Mehr wollte ich nicht hören«, antwortete Margarethe und lehnte sich zufrieden in ihrem hohen Stuhl zurück. »Ich möchte lediglich sichergehen, Schwester Regine und auch Schwester Agnes, dass ihr beiden nicht gleich in die Stadt hinauszieht, um die Kunde von der heimlichen Rückkehr der vertriebenen Magd zu verbreiten.«
»Wieso sollten wir derart unchristliche Dinge tun? Wissen wir doch genau, dass es ihr Ende bedeutete, wenn das Mädchen in seinem Zustand erneut allein, bei Wind und Wetter, vor das Tor gebracht würde«, gab Regine ein wenig erbost zurück.
»Nun, welches Handeln christlich und welches unchristlich ist, darüber scheinen wir nicht immer einer Meinung zu sein, Regine. Aber ich denke, dass ich Euch dieses Mal vertrauen kann.«
»Ihr habt nie einen Hehl daraus gemacht, dass Ihr mich für geschwätzig, gefräßig, neugierig und zänkisch haltet, nicht wahr, Margarethe?«, fragte Regine nun in lauterem Ton und hob eine Hand, als Mechthild wieder einmal schlichtend eingreifen wollte.
»So ist es. Genauso wenig habt Ihr Euch zurückgehalten, mich öffentlich als hochmütig, gierig, selbstherrlich und gottlos zu bezeichnen, nicht wahr, Regine?«
»Richtig.«
Die Begine Agnes und die Base Mechthild schauten sich nur stumm an, unfähig, sich an dem Schlagabtausch der beiden anderen Frauen zu beteiligen, und hoffend, dass alles eine gute Wendung nahm. Johanna war ein wenig amüsiert und versuchte, nicht zu grinsen, als sie den Damen erneut nachschenkte. Es war bereits später Abend, aber dieses weibliche Gastmahl schien noch lange kein Ende zu finden.
»Was müsste ich anders machen, damit Ihr mich achtet, Regine?«
»Euch wie eine anständige Witwe benehmen. So einfach ist das.«
»Wie benimmt sich eine anständige Witwe?«
»Sie lebt zurückgezogen, bescheiden, gibt ihr Vermögen den Armen und Bedürftigen oder stiftet es einer wohltätigen Gemeinschaft. Sie verbringt ihre Zeit mit stillem Gebet und Handarbeit, meidet die Gesellschaft von Männern, nimmt keine heißen Bäder und unterlässt es, Speisen zu essen, welche anregend auf die Sinne wirken. Sie schmückt sich nicht, trägt einen Brustschleier, der auch ihr Kinn verdeckt, hält den Blick stets gesenkt und geht niemals alleine aus dem Haus.«
»So ist das also. Gut, dass Ihr mich aufklärt«, erwiderte Margarethe spöttisch, einen Schluck aus ihrem Weinglas nehmend. Ein edles Stück aus venezianischem Glas, allein mehr wert als das gesamte Geschirr des Ritters Wilhelm zusammengenommen. Langsam setzte sie es wieder auf den Tisch und fragte:
»Und wie benimmt sich eine anständige Begine?«
»Wollt Ihr mich etwa reizen, Frau Margarethe?«
»Durchaus nicht. Ich achte Euer Haus sehr, und es ist in meinen Augen eine notwendige und gute Sache, dass es alleinstehenden Frauen ermöglicht wird, ohne Klostergelübde dennoch in einer gottesfürchtigen, keuschen Gemeinschaft Halt und Obdach zu finden. Damit ist nicht nur den Beginen Gutes getan, nein, auch die Arbeit, welche sie verrichten, die Pflege der Kranken und Waisen, ist ein großes Verdienst. Das Ideal einer solchen Frauengemeinschaft behagt mir durchaus.«
»Das Ideal? Was meint Ihr damit?«, fragte Regine.
»Nun, sind wir nicht alle unvollkommen?«
»Worauf wollt Ihr hinaus? In unserem Hause geht alles mit rechten Dingen zu. Nicht eine Frau wurde jemals der Unkeuschheit überführt.«
»Das glaube ich Euch gern und würde es niemals in Zweifel ziehen. Vielmehr frage ich mich, weshalb es laut Euren Statuten verboten ist zu lästern, zu zanken, Kranke zu schlagen oder ihnen das Essen zu stehlen, einander an den Haaren zu ziehen oder schimpfliche Wörter zu benutzen? Derartige Verbote werden doch nicht ohne Grund erlassen.«
»Woher wisst Ihr denn so genau von unseren Statuten?«
»Ich lese halt gern, und ich lese alles, was mir zwischen die Finger gerät.«
»Wenn Euch diese Leselust nicht noch zum Verhängnis wird, Frau Margarethe. Vestiarius hat Euch eine Abschrift der Statuten gebracht. Ist es nicht so?«
»Ihm ist es ebenfalls ein Anliegen, aus mir eine fromme Witwe zu machen, und darum ist er kurzzeitig auf die Idee verfallen, dass ich Eurer Gemeinschaft beitrete.« Dieser Gedanke war für Margarethe so abwegig, dass sie nicht anders konnte, als darüber herzlich zu lachen.
»Auch Euren Hochmut werdet Ihr eines Tages bitter bereuen, Frau Margarethe. Hütet Euch! Mich mögt Ihr reizen, aber dennoch nicht gegen Euch aufbringen. Bei anderen, mächtigeren Leuten in dieser Stadt sieht das hingegen anders aus«, erwiderte Regine bitter.
Margarethe verstummte. Hatte es sich bislang um Sticheleien zwischen zwei zänkischen Weibern gehandelt, so war mit einem Male die Luft zum Zerschneiden dick. Es herrschte eine bedrohliche Stille.
»Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte Margarethe schließlich.
»Nicht mehr, als ich bereits gesagt habe: Hütet Euch. Seht Euch vor. Verhaltet Euch unauffällig, schmiegt Euch an, so schwer es Euch auch fallen mag.«
»Solch ein Rat von einer Frau, die anschmiegsam ist wie ein unbehauener Stein?«, erwiderte Margarethe. Ihre Stimme jedoch klang verunsichert.
»Wir sind beide aus dem gleichen Holz geschnitzt, Margarethe Gänslein. Das spürt Ihr genauso wie ich. Es ist nicht einfach, als Frau allein zu leben. Machen wir uns nichts vor, wir sind auf Duldung angewiesen. Wir Beginen genauso wie ihr selbstständigen Witwen. Will man aber geduldet werden, so sollte man auch erdulden können. Das ist eine schwere Lektion für ein störrisches Weib, das weiß ich besser als Ihr, aber dennoch ist es eine wichtige Lektion, wenn man überleben will.«
»Haben Eure rätselhaften Worte mit Hasenstock zu tun?« Margarethe wurde immer unruhiger und verlor offensichtlich die Kontrolle über dieses Gespräch, welches bislang allein von ihrem fast boshaften Spott beherrscht worden war.
»Weshalb ausgerechnet Hasenstock?«, wollte Regine wissen, die spürte, dass sie langsam die Oberhand gewann.
»Ist es nicht stadtbekannt, dass wir keine Freunde sind?« Margarethe ärgerte sich über ihre eigene Unsicherheit.
»Nun, Euer verstorbener Gatte und Peter Hasenstock waren durchaus Freunde. Einst. Als sie noch nicht zusammen in einer Stadt lebten und der eine durch die Gunst des anderen reicher wurde als sein Gönner. Aber über die gemeinsame Vergangenheit der beiden Männer dürftet Ihr, Frau Margarethe, besser Bescheid wissen als selbst die neugierigste Begine.« Regine war mit ihren Worten sehr zufrieden und genoss Margarethes fragenden Blick.
»Eine gemeinsame Vergangenheit?« Nun war Margarethe vollkommen ratlos.
»Stellt Ihr Euch nur unwissend, oder seid Ihr tatsächlich solch ein Schaf?«, fragte die Begine, doch ihre Worte klangen nicht so hart, wie ihr Inhalt vermuten ließ. Sie spürte, die Witwe Gänslein tief getroffen zu haben, und das war ihr bei all der ihr eigenen Schärfe dennoch unangenehm. Versöhnlich beugte sie sich ein wenig über den Tisch, sah Margarethe tief in die Augen und sagte:
»Es mag sein, dass nicht alles, was ich zu wissen glaube, der Wahrheit entspricht, darum werde ich kein Wort darüber verlieren. Aber dennoch bitte ich Euch, Margarethe: Traut niemandem! Euer Gatte hat Euch nämlich mehr vermacht als nur ein ansehnliches Vermögen und eine Kammer voller Reliquien.«