38227.fb2 Geheimnis der Magd - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 26

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XXIV

Schon am ersten Tage nach seiner Ankunft hatte sich die anfängliche Euphorie des Hans Vinsebeck deutlich gelegt. Die Nacht über war er aufgewühlt, ja überwältigt von den selbst herbeigeführten Ereignissen in Hameln gewesen, und zudem hatten ihn die warmen Erinnerungen an diesen Ort, an dem er nun Zuflucht gefunden hatte, verdrängen lassen, wie ungemütlich und bitterkalt die verlassene Hütte im Grunde war. Natürlich war es in ihr nicht so eisig wie draußen im Wald, wo der Wind durch die kahlen Äste pfiff und der Schnee ins Gesicht des kleinen Apothekers gepeitscht wurde. Aber dennoch hatte er es in dem zugigen Verschlag nicht mehr ausgehalten.

Nicht ohne Feuer.

Im Feuerlegen war Vinsebeck ein Meister, das hatte er unlängst bewiesen. Und nun würde er wieder eine Flamme entfachen müssen, weniger um des Zerstörens als vielmehr um des Wärmens willen. Seine Trippen hatte er nicht angeschnallt, als er die Hütte verließ, um den nahen Wald nach Brennholz abzusuchen, mit ihnen wäre er noch tiefer im Schnee versunken. Ja, der Wind hatte sogar zwischen den Bäumen zu solchen Verwehungen geführt, dass Vinsebeck mitunter vollkommen, bis über den Scheitel, in einem Berg aus kaltem Weiß versank.

»Verflixt«, fluchte er. »Den Flammen entkommen und nun im Schnee erfroren. Der Schöpfer treibt ein spöttisches Spiel mit mir.«

Die Tatsache, dass selbst im Wald der Schnee zu hoch lag, um brauchbares Brennmaterial auf dem Boden zu finden, zwang den kleinen Mann, vereinzelte Äste abzubrechen. Und da er wusste, dass das Holz toter Bäume besser brennt, machte er sich also auf die Suche nach verendeten, aber noch immer stehen gebliebenem Gehölz. Eine Suche, die ihn immer tiefer in den Wald geraten ließ. Doch Vinsebeck sorgte sich nicht, er konnte sich nicht verlaufen, hinterließ er doch im Schnee tiefe, deutliche Spuren, welche es einfach zurückzuverfolgen galt. Und so lange, bis diese gänzlich verweht oder zugeschneit werden könnten, würde er schon nicht hier draußen bleiben.

So verbrachte der kleine Mann einen guten Teil des Morgens damit, einen Arm voll Brennholz zu sammeln, und freute sich bereits auf seine Rückkehr in Marias Hütte, wo sein Reisebeutel mit Brot, Käse, Wurst, Zwiebeln, Wein und allerlei weiteren Köstlichkeiten auf ihn wartete. Als er jedoch zu seiner frostigen Unterkunft zurückkam, da erblickte er dort etwas, was er Jahre zuvor schon einmal vor dieser Hütte gesehen hatte.

Ein reiterloses Pferd.

Nein, dieses Mal waren es gar zwei reiterlose Pferde.

Damals – und das hatte Vinsebeck im Nachhinein zu seinem Leidwesen erfahren müssen – war es das Ross des Grundherrn Eicheck gewesen, das diesen zur Hütte der schönen Waldfrau gebracht hatte, um der offensichtlich nicht nur von Vinsebeck verehrten Dame einen Besuch abzustatten. Doch diese Dame lebte nicht mehr, und soviel dem Apotheker zu Ohren gekommen war, lebte auch der Ritter Eicheck nicht mehr. Ermordet, der Unmensch, den Kopf soll man ihm gar abgehackt haben in seinem eigenen Schlafgemach.

Eicheck war es also nicht, der nun hergeritten war. Es sei denn, sein verfluchter Geist fand keine Ruhe. Doch an Geister glaubte der kleine Apotheker nicht, er glaubte nur an die Wissenschaft und an die Erfahrung. Und um zu erfahren, wer sich erdreistet hatte, seine, die nun Vinsebecksche Hütte, einzunehmen, müsste er nun dorthin gehen, um nachzusehen. Er war fest davon überzeugt, einen Anspruch auf Wohnrecht an diesem Ort zu haben, denn immerhin hatte Philipp ihm gestattet, hier zu leben.

Ja, Philipp.

Vielleicht war er es; zurückgekehrt aus der Stadt, um dem alten Freund seiner verstorbenen Mutter Proviant und warme Decken zu bringen.

So würde es sein.

Weniger mutig als vielmehr selbstverständlich stapfte der Zwerg nun auf die Hütte zu. Doch kurz vor dem Eingang wurde ihm mit einem Mal klar, dass es auch die Büttel des Vogtes sein könnten, die ihn hier suchten.

Ihn, Hans Vinsebeck, den Brandstifter und Leichenfledderer.

Darüber galt es nachzudenken, bevor man forsch die Hütte betrat.

Schnell kam Hans Vinsebeck angesichts dieser Überlegung zu dem Schluss, sich doch besser nicht blicken zu lassen und stattdessen um das Häuschen herumzugehen und ein Ohr an die windschiefen, geschlossenen Läden zu halten, um zu erlauschen, was darin vor sich ging.

»Vielleicht trifft sich hier auch ein Liebespärchen zu einem Stelldichein«, murmelte er vor sich hin und schüttelte dann entschieden den Kopf. »Nicht zu viel rätseln, Vinsebeck, nicht zu viel rätseln. Es gilt zu erforschen, nicht zu vermuten!« Und mit diesen geflüsterten Worten schob er seine Kappe zur Seite und entblößte eines seiner beiden überproportional großen Ohren, um es an die eiskalte Lade zu legen.

Und tatsächlich, er vernahm von drinnen deutliche Stimmen. Zwei konnte er unterscheiden. Beide männlich. Und beide nicht aus dieser Gegend. Dennoch sprachen sie mit deutscher Zunge. Ganz so, wie auch Maria gesprochen hatte. Aus dem Süden mussten sie stammen, aus den Bergen, ganz so wie Maria. Verwandte waren es. Bruder? Vetter? Neffe? »Nicht rätseln, herausfinden, Vinsebeck«, sagte er wieder zu sich. Angestrengt lauschte er auf das, was sie sprachen.

»Übers Ohr gehauen hat er uns.«

»Wundert’s dich? Aber immerhin wissen wir nun, wo er untergekommen ist.«

»Meinst du wirklich, dass dies seine Hütte ist?«

»Die Leute im Dorf haben es gesagt. Hier hat er gelebt. Zusammen mit seiner Alten.«

»Aber er soll schon vor Jahren verschwunden sein. Seither hat man ihn nicht wieder zu Gesicht bekommen. Man hält ihn für tot.«

»Wir wissen doch, dass er nicht tot ist. Schau nur her, jemand hat hier wenigstens eine Nacht verbracht.«

»Ein Landstreicher, ein Geächteter oder ein Pilger. Wer sagt dir, dass er es war?«

»Dieser Mantel hier sagt es mir. Das ist seiner. Ich war dabei, als er ihn in Wien beim Kartenspiel gewonnen hat.«

»Zeig her. Bist du dir sicher?«

»Natürlich. Hier, diese Stickerei, das sind die Initialen des Vorbesitzers. Ein reicher Student aus Mähren. Der hat geschimpft wie ein Rohrspatz, als er ihm das gute Stück abgenommen hat.«

»Na, dann. Irgendwo muss er sich ja auch verborgen halten. Immerhin kann er sich denken, dass wir ihm auf den Fersen sind.«

»So ist es. Er wird sich wundern, dass es uns gelungen ist, die schäbige Heimstatt seiner Kindheit ausfindig zu machen. Der feine Herr! So hat er also gehaust. Pah!«

Vinsebeck vernahm von drinnen das wohlbekannte, aber unangenehme Geräusch, wie jemand aus den Tiefen seines Körpers gelben Schleim nach oben in den Mundraum befördert, um ihn dann möglichst schnell über die gespitzten Lippen nach draußen abzugeben. Dieses Geräusch war für den kleinen Apotheker wie ein Signal, sein Lauschunternehmen nun abzubrechen, um sich besser in Sicherheit zu begeben.

Er hasste Mutmaßungen. Aber nun mutmaßte Vinsebeck, dass es sich bei diesen beiden Burschen um gefährliche Menschen handelte, die wohl kaum Brüder, Vettern oder Neffen der verehrten Maria waren, sondern eher erklärte Feinde ihres Sohnes Philipp. Sie suchten diesen, und sie waren ihm ganz offensichtlich nicht wohlgesinnt.

»Philipp muss gewarnt werden«, murmelte das Männlein vor sich hin, als es sich möglichst leise von der Hütte davonschlich.

»So, muss er das?«, fragte nun eine raue Stimme von hinten.

Im selben Moment wurde Hans Vinsebeck ein Sack über den Kopf gestülpt, sein kleiner Körper wurde in die Luft gehoben und einfach davongetragen.

Als Johanna mit einem ganzen Beutel frischen, blutigen Fleisches in der Hand das Haus der Witwe Gänslein betrat, raunte ihr Immeke sogleich von der Küche her zu:

»Sie ist zurück. Und auch er ist wieder da.«

»Verflucht!«, zischte Johanna und warf den rot tropfenden Sack auf den hölzernen, von zahllosen Messerspuren zerfurchten Küchentisch.

»Er belagert sie regelrecht. Wahrscheinlich will er niemand anders an sie herankommen lassen«, meinte Immeke, während sie das durchtränkte Leinen aufwickelte, um Johannas Einkauf zu begutachten. »Wahrscheinlich«, und jetzt klang die Stimme der Köchin besorgt und geheimnisvoll zugleich, »wahrscheinlich weiß er, dass du ihm gefährlich werden kannst. Hast du schon einmal darüber nachgedacht, Johanna, dass du dich vor ihm fürchten müsstest?«

»Und ob«, antwortete Johanna, schüttelte dann aber den Kopf und fragte: »Sind sie versorgt, oder kann ich ihnen noch etwas bringen?«

»Ich glaube nicht, dass sie gestört werden wollen. Gekichert hat sie wie ein albernes Ding. Wenn der ihr mal nicht heute an die Wäsche geht.«

»Immeke!«

»Was denkst du denn? Nur weil sie eine feine, reiche Dame ist, heißt das doch nicht, dass sie nicht auch solche Dinge macht wie unsereins.«

»Ich will gar nicht wissen, was du damit meinst, Immeke.«

In diesem Moment hörten sie das dunkle Klingeln der nicht gerade kleinen Glocke, welche, draußen an der Türe angebracht, einen jeden möglichen Besucher oder auch Kunden des Gewürzhändlerhauses ankündigte.

»Das ist bestimmt die Begine Regine«, sagte Johanna und machte sich auf, um die Türe zu öffnen.

Doch anstelle der erwarteten Besucherin der Base Mechthild stand niemand anderes als der Stiftsherr Vestiarius draußen im Schnee und erbat Einlass. Johanna war erleichtert. Der Herr kam gerade recht, um einen wunderbaren Anlass zu finden, Philipp in seinem seltsamen Spiel mit der unwissenden Margarethe zu stören.

»Kommt doch bitte herein, hochwürdiger Stiftsherr, draußen ist es furchtbar kalt«, sagte Johanna, während Vestiarius keine Sekunde zögerte, an der Magd vorbeischritt und ihr dabei in die Wange kniff. Sie sah es ihm nach.

»Würde sie mich bitte bei ihrer Herrin ankündigen, gute Johanna?«

»Aber gern doch.«

Johanna ging hinüber zu der schweren Türe, welche zu der großen, im Erdgeschoss befindlichen Stube führte. Für einen Augenblick verharrte sie dort. Kein Laut war von drinnen zu hören, aber das verwunderte bei dem schweren Eichenportal auch nicht. Kurz klopfte sie mit dem gusseisernen Schlegel an und stieß sodann, ohne auf eine Antwort zu warten, die massive Türe auf. Ohne dass sie das beabsichtigt hatte, öffnete diese sich äußerst schwungvoll.

Margarethe war froh, ihn gleich an diesem Tage wiederzusehen. Seine Anwesenheit war so viel frischer, so viel angenehmer als die der verstaubten Ratsherren. Und darum nahm sie seine erneut aufrichtig vorgebrachte Entschuldigung gerne an und verzieh ihm den angeblich zu ihrem eigenen Schutze erfolgten Überfall im brennenden Haus des kleinen Apothekers.

»Ihr könnt mir also versichern, dass es meinem Freund Vinsebeck bestens geht?«, fragte sie ihren Gast, nachdem sie in größtmöglichem Abstand voneinander am Tisch Platz genommen hatten.

»Nun, versichern kann ich es nicht, da ich ihn habe allein zurücklassen müssen. Aber ich denke, er wird sich zurechtfinden«, antwortete Philipp, wohl darauf bedacht, nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig zu sagen, denn immerhin galt es, das Vertrauen dieser Frau zu gewinnen. Und Vinsebeck – wer hätte das gedacht? – schien ein passender Schlüssel dazu zu sein.

»Wo kann ich ihn finden?«

Auf diese Frage Margarethes schüttelte der Gast nur den Kopf, blickte sie dabei aber freundlich an.

»Woher, das frage ich mich, wusste Eure Magd davon, dass Hans Vinsebeck und ich des Nachts die Stadt verlassen haben?«, stellte Philipp stattdessen die ihn quälende Frage.

»Quid pro quo. Antwortet mir, so antworte ich Euch«, gab Margarethe schelmisch zurück.

»Vertraut Ihr diesem Mädchen?«

»Wie viele Fragen wollt Ihr mir noch stellen?«

»Vertraut Ihr ihr?«

»Durchaus.«

Wieder nickte Philipp nur und blickte sein Gegenüber eine Weile stumm und nachdenklich an. Margarethe begann die Situation unbehaglich zu werden. Sie hatte sich so sehr auf ein nettes und unverfängliches Gespräch mit diesem interessanten und intelligenten jungen Mann gefreut. Nun aber wurde er wieder so eigentümlich, so mysteriös, und das machte ihn fragwürdig. Johannas angedeutete Bedenken und auch Margarethes Unwohlsein schienen berechtigt. Ihm war gewiss nicht zu trauen, auch wenn Margarethe diese Feststellung sehr bedauerte.

In ebendem Moment flog plötzlich die Stubentüre schwungvoll auf, woraufhin ausgerechnet Johanna auf der Schwelle erschien und sagte:

»Erlaubt mir, einen weiteren Gast anzukündigen, Herrin. Der Stiftsherr Vestiarius bittet darum, Euch einen Besuch abstatten zu dürfen.«

»Oh ja. Es ist wieder an der Zeit. Ich vergaß«, stammelte Margarethe nur und warf Philipp einen wehmütigen Blick zu, der ihm bedeuten sollte, dass sie im Grunde seine Gesellschaft der des Stiftsherrn vorziehen würde, dies aber leider nicht möglich sei.

»Dann werde ich mich wohl verabschieden müssen«, sagte er mit fester Stimme, jedoch enttäuscht darüber, schon wieder nicht viel in diesem Hause erreicht zu haben.

»Und?«, fragte Immeke, als Johanna zurück in die Küche kam, um das gewünschte Konfekt für den Stammgast der Kaufmannswitwe zu holen.

»Nichts Besonderes«, antwortete diese nur und verschwand rasch wieder in der Stube.

»Nichts Besonderes«, murmelte Immeke, während sie einen Topf Sauerkraut vorbereitete. »Da geht ein flüchtiger Kindermörder, Bauchaufschlitzer und Sohn einer Hexe in unserem Hause ein und aus, und Johanna meint, das sei nichts Besonderes.«

Sie bemerkte den Schatten nicht, der sich ganz in der Nähe der Küche in einer Nische der großen Lagerhalle verborgen hielt und ihre unbedacht vor sich hingesprochenen Worte durchaus vernommen hatte.

Auch Johanna bemerkte ihn nicht, als sie wieder die Küche betrat und den Küchenabfall nahm, um ihn hinauszutragen.

In Gedanken versunken, leerte sie den Kübel mit Essensresten und sonstigem Unrat über dem Misthaufen im Hinterhof aus. Der Hof war groß und abgeschirmt, einsehbar nur aus den oberen Stockwerken der umliegenden Häuser. Er war weniger Refugium als vielmehr Wirtschaftsraum, ausgestattet mit einem Pferdestall, einem Brunnen, einer Leine zum Wäschetrocknen, einem winzigen, aber nun verschneiten Kräutergarten, einem Misthaufen und einem kleinen Häuschen, das als Abort diente. Ebendieses Häuschen passierte sie soeben, als jemand sie von hinten packte, in das kleine Kämmerchen stieß, selbst mit hineinschlüpfte und im Nu die schlichte Bretterluke von innen verriegelte.

Johanna war wenig erschrocken, in ihrem Angreifer Philipp zu erkennen.

»Wieso verfolgst du mich?«, flüsterte Philipp. Vielmehr zischte er es, seine Stimme klang streng und ungehalten.

»Ich soll dich verfolgen? Wie kommst du darauf?«, gab Johanna verwirrt zurück.

»Du glaubst wohl, ich sei blind. Was willst du? Geld?«

»Ich verstehe nicht.« Johanna griff nach dem Riegel, sie wollte hinaus, doch seine Hand war schneller. Grob riss er sie von dem Türöffner fort.

»Du verstehst sehr wohl. Seit Wochen spionierst du mir nach. Wo ich bin, bist auch du. Das kann kein Zufall sein.«

Johanna war verblüfft. Offenbar schien er sie in der Burg des Ritters Eicheck doch bemerkt zu haben. Aber wieso kam er auf den Gedanken, dass sie ihn verfolgte? War es nicht umgekehrt?

»Ich verfolge dich nicht. Wieso sollte ich das tun?«, stotterte sie.

»Was weiß ich? Weiber machen mitunter unsinnige Dinge.«

»Was willst du von meiner Herrin?«, wagte Johanna nun ganz unverblümt zu fragen. Die unfreiwillige körperliche Nähe in dem mehr als privaten Raum schuf eine plötzliche Vertrautheit zu diesem Mann, die Johanna bislang nie für möglich gehalten hätte. Sie verspürte so gut wie keine Angst. Ja, sie war sich mit einem Mal sicher, dass er ihr nichts antun würde. Niemals.

»Das soll nicht deine Sorge sein. Deine Sorge allerdings ist es, den Mund zu halten. Das habe ich dir bereits gesagt, aber offensichtlich hast du das wieder vergessen«, gab Philipp nun zurück.

Johanna antwortete nichts, sondern sah ihm nur fest in die Augen. Er hingegen konnte ihrem Blick nicht standhalten.

»Ich habe nichts gegen dich, Johanna. Ganz im Gegenteil«, sagte er nun. Seine Stimme sollte weiterhin kalt und hart klingen, doch vielmehr schien sie ein wenig zu beben. »Du warst nie dabei, wenn sie mit Steinen nach mir warfen, du hast mir nie einen Schimpfnamen zugerufen oder mich in Schweineställe gesperrt. Das ist mir in Erinnerung geblieben, und dafür bin ich dir dankbar. Und ich bin dir auch dankbar, dass du mir beigestanden hast an jenem Tag.«

»Ich habe dir nicht beigestanden. Ich war lediglich Zeugin des Geschehens«, ergänzte Johanna nun.

»Sie haben es zu weit getrieben, aber das muss ich dir ja nicht sagen. Sie haben verdient, was sie bekommen haben, genauso wie dein alter Herr Eicheck selbst schuld an seinem Schicksal war. Beide Male hast du mir keinen Ärger bereitet. Und so soll es auch bleiben, nicht wahr?«

Seine Stimme klang eigentümlich. Johanna war sich nicht sicher, ob Aufrichtigkeit oder Spott darin klangen. Wahrscheinlich beides. Dieser Mann war beides: Er war aufrichtig und spöttisch zugleich.

»Willst du auch sie töten?«

»Wen? Etwa Margarethe Gänslein? Bislang hat sie mir nichts getan. Und wenn sie unwissend bleibt, dann werde ich keinen Grund haben, sie zu töten.«

Johanna verstand diese Drohung nur allzu gut.

»Aber was hat Eicheck dir getan?«

»Das ist eine andere Geschichte, die dich nichts angeht. Alles, was dich angehen sollte, ist dein Wohl und das Wohl der Menschen, die dein Vertrauen genießen. Schenke ihnen nicht zu viel davon, denn das könnte gefährlich für sie werden. Und glaube nicht, dass es dir etwas nützt, wenn du mich beim Vogt oder beim Stadtrat anschwärzt. Ich bin schneller als die. Und abgesehen davon: Wer sollte dir glauben?«

»Verschwinde von hier«, antwortete sie nur, ihn immer noch unverwandt fixierend.

»Den Gefallen werde ich dir bald tun, sehr bald.«

Dann packte er sie mit beiden Händen fest an den Schultern und erwiderte endlich ihren Blick. Seine Miene war starr und hart, seine Augen aber verrieten das Gegenteil.

»Ich weiß nicht warum, aber ich gebe zu, es fällt mir schwer, dir zu drohen. Noch schwerer hingegen würde es mir fallen, einen anderen, einfacheren Weg zu wählen. Zwinge mich nicht dazu. Behalte unser Geheimnis für dich, und niemandem wird ein Leid zugefügt.«

Dann gab er ihr einen Kuss auf die Stirn und verließ das heimliche Gemach.

Johanna stand noch eine Weile wie benommen da. Ihre Stirn brannte, ihr Herz raste.

Margarethe war mit den Gedanken nicht bei Hubertus Vestiarius, welcher ihr nun bereits seit einer halben Stunde gegenübersaß und von den Neuigkeiten erzählte, die es über den Herzog von Calenberg zu berichten gab. Dessen Geliebte, Anna von Rumschottel, die einst der Herzogin aus Eifersucht ein Gift verabreicht habe, sodass diese beinahe das Wochenbett nicht überlebt hätte, sei noch immer flüchtig. Hingegen nehme die Zahl der Urteile über die Frauen, die ihr bei der Zauberei behilflich gewesen seien, zu. Mehrere hätten bereits gebrannt, nicht so die Übeltäterin Rumschottel selbst. Denn niemand Geringeres als der Herzog, so vermute man, habe seiner Geliebten zur Flucht verholfen, während er der aufgebrachten und mittlerweile wieder genesenen Gemahlin reuig jeden Wunsch von den Augen ablas und ihr ersatzweise die Köpfe der angeblichen Hinterfrauen der Rumschottel auf dem Silbertablett servierte.

»Doch Elisabeth von Calenberg will nur Anna von Rumschottel bestraft wissen. Und angeblich soll Erich langsam nachgeben. Nun, die Liebe zu einer Gespielin erkaltet schnell, wenn man ihren heißen Leib nicht mehr in seiner Nähe weiß.«

So endete Vestiarius seinen Bericht in der Erwartung, einen Rüffel oder zumindest einen schiefen Blick Margarethes ob dieser unkeuschen Worte zu ernten.

Doch diese starrte weiterhin mit glasigen Augen ins Leere. Sie hörte ihm nicht zu, hatte es die ganze Zeit über nicht getan. Zunächst hatte er gehofft, ihr eigentümliches Betragen stehe im Zusammenhang mit dem unglücklichen Todesfall des Apothekers Vinsebeck, zu welchem, das wusste er, Margarethe Gänslein ein freundschaftliches Verhältnis gepflegt hatte. Doch die Erwähnung des verbrannten kleinen Mannes gleich zu Beginn des Gesprächs hatte die Witwe seltsam ungerührt gelassen. Plagten sie etwa geschäftliche Sorgen? Hatte es mit dem Bürgermeister, dem Stadtrat, dem hinterhältigen Hasenstock zu tun?

Nein, dagegen sprach dieser entrückte, teils selige, teils leicht schmunzelnde Ausdruck in ihrem Gesicht, das mehr dem einer von einer göttlichen Vision erfüllten Mystikerin als dem einer kühlen Kauffrau glich.

Vestiarius befürchtete Schlimmes.

Er hatte ihn gesehen, den jungen Fremdling. Er war ihm entgegengekommen, als er die Stube Margarethe Gänsleins betreten hatte. Er hatte auch ihren verlegenen Blick bei der Begrüßung des Stiftsherrn wahrgenommen.

Sie war doch nicht etwa mit diesem …?

Nein, das wagte sie nicht.

Nicht die anständige Witwe Gänslein.

Nicht diese stolze, unnahbare Frau. Und dann mit einem Dahergelaufenen. Einem undurchsichtigen Habenichts, dessen Stand nicht einmal geklärt war.

Andererseits: War es damals bei Reinold Gänslein nicht ähnlich gewesen?

War er nicht auch ein undurchschaubarer Fremder gewesen, von dem es gar geheißen hatte, er sei nichts weiter als ein armer Bauernlümmel mit ein wenig Verstand? Dennoch hatte sie ihn geheiratet – sie, die sie aus einer zwar verarmten, aber immerhin aus einer Adelsfamilie stammte und auf einen ehrenhaften Stammbaum zurückblicken konnte.

Vielleicht war Vestiarius’ schwärmerische Meinung von dieser Frau tatsächlich zu hoch. Vielleicht war sie nicht die Unberührbare, für die er sie so gerne halten wollte. Vielleicht hatte dieser mysteriöse Mensch, der seit einigen Wochen durch die verschneiten Gassen der Stadt streifte, in kurzer Zeit erreicht, wovon der Stiftsherr Vestiarius nicht einmal zu träumen wagte.

Dieser Gedanke schmerzte. Er schmerzte ihn so sehr, dass er nicht anders konnte, als nun zu einem Mittel zu greifen, dessen er sich bislang in den Gesprächen mit Margarethe nicht bedient hatte. Bewusst hatte er sich nie so mit ihr unterhalten, wie es ihm als Geistlichem zustand, wie es seine seelsorgerische Pflicht gegenüber einer einsamen, schutzlosen Witwe gewesen wäre. Er hatte es nicht für nötig gehalten, da es ihn selber abstieß, ja, ihn schrecklich langweilte, derart sprechen zu müssen. Aber jetzt sah er sich gezwungen, der verehrten Frau zum ersten Mal in ihrer langjährigen Freundschaft eine Predigt zu halten, eine Moralpredigt, wenn man so wollte.

Besser jetzt, wo sich ihm nur diese unschöne Vermutung aufdrängte, als später, wenn es längst zu spät sein könnte.

An seinen Bericht über die schrecklichen Hexenverfolgungen zu Calenberg anknüpfend, sprach er nun etwas langsamer und lauter: »Ja, die fleischliche Begierde kann den Menschen schnell in die Irre führen. Nicht einmal ein besonnener Herrscher wie unser Herzog ist davor gefeit. Und seht, Margarethe, wohin diese kopflose Sünde geführt hat. Man muss immer das Für und das Wider abwägen, selbst bei Entscheidungen, die wir lieber unserem Herzen oder, besser, unseren Lenden überließen. Hört Ihr mir überhaupt zu, Margarethe?«

»Ja, ja, durchaus«, erwiderte sie mit belegter Stimme. »Ihr spracht von Lenden, nicht wahr?«

»Von dem Für und Wider, das auch in Herzensdingen erwogen werden muss«, korrigierte er sie.

»Und das hat der Herzog nicht gemacht. Da habt Ihr recht, Vestiarius«, antwortete sie und bemerkte selbst, dass sie ganz und gar nicht bei sich war.

»So ist es. Und man sollte es ihm nicht gleichtun, Margarethe. Einem Herzog bietet sich allein ob seiner Macht und seines Reichtums zahlloses Weibsvolk an. Doch stecken nicht immer die ehrlichsten Absichten hinter diesen Angeboten. So war es auch im Falle Rumschottel, die ihm beinahe Frau und Kind getötet hätte.«

»Aber das ist doch nicht zu beweisen«, erwiderte Margarethe nun. Sie war mit einem Mal wieder erwacht und tat endlich – so bemerkte ihr Gast erleichtert – ihre eigene Meinung kund, auch wenn diese, wie so oft, der seinen entgegenlief.

»Ganz gleich, ob zu beweisen oder nicht: Leichtfertig war es allemal und zudem eine große Sünde, sich mit einem anderen Weib einzulassen. Vor allem mit einem solch heimtückischen. Selbst wenn der Herzog Witwer gewesen wäre, hätte das die Sache nicht besser gemacht. Denn auch dann ist es unabdingbar, seine Wahl genauestens zu prüfen.«

»Ich denke nicht, dass der Herzog eine Frau wie die Rumschottel geehelicht hätte, wenn er denn frei gewesen wäre«, antwortete Margarethe ein wenig gelangweilt.

»Natürlich nicht. Wie könnte er? Ihr wisst, dass ich dem Gedanken von Reformen in unserem Reich nicht abgeneigt gegenüberstehe, aber dennoch bin ich der Ansicht, gute Margarethe, dass der Geburtsstand und mit ihm der Anstand gewahrt bleiben müssen. Wo kämen wir sonst hin?«

»Worauf wollt Ihr hinaus, Vestiarius?«

»Nehmen wir einmal Euch als Beispiel, meine Gute. Ihr seid eine Frau, der es gelungen ist, einen eigenen Weg zu gehen. Dieser Weg war steinig, Ihr musstet ihn allein bestreiten, aber mit Gottes Hilfe ist es Euch gelungen. Sehr außergewöhnlich ist Euer Leben, aber anständig. Sicherlich gibt es genügend Menschen, die Euch beargwöhnen, doch Ihr seid stark genug, diesen zu trotzen. Und so soll es doch auch bleiben, oder etwa nicht? Ich kann mir schlecht vorstellen, Margarethe, dass Ihr ein Opfer kopfloser Gefühle werden könntet, wie es unserem guten Herzog Erich widerfahren ist, der sicherlich bald seine eigene Geliebte verbrennen lassen muss.«

»Ihr sprecht noch immer in Rätseln, mein Guter.«

»Dann will ich meine Sorge deutlich machen: Ich fürchte, verehrte Frau, dass Ihr in der Festigkeit Eures gottgewollten Witwenstandes zu schwanken droht.«

»Habt Ihr etwa auch von meiner unglücklichen Verlobung mit dem jüngst verstorbenen Vinsebeck vernommen?«, fragte Margarethe in vorgetäuschter Verwunderung.

Vestiarius starrte sie an, als säße mit einem Male der Leibhaftige vor ihm. Er war sprachlos. Offenbar war diese Nachricht vollkommen neu für ihn.

»Habe ich richtig gehört?«, stotterte er schließlich.

»Aber nein doch«, beschwichtigte Margarethe. Sie bereute ihre unbedachten Worte bereits. »Es ist ein böses Gerücht, das über mich und den armen Toten gestreut wird. Und sein Urheber ist niemand Geringeres als mein treuer Feind Hasenstock.« Wohl war ihr nicht dabei, ihren Vertrauten Vestiarius anzulügen, doch noch weniger wohl wäre ihr gewesen, ihm die ganze verzwickte Wahrheit zu sagen. Zumal ihn das alles im Grunde nicht zu interessieren hatte.

»Nun, so leid es mir um den komischen Kauz tut – man munkelt ja, es sei Selbstmord gewesen –, bin ich dennoch erleichtert, dass Ihr nicht ernsthaft über eine Vermählung mit ihm nachgedacht habt. Schließt Ihr denn grundsätzlich aus, wenn ich mir diese Frage erlauben darf, Euch wieder zu vermählen?«

»Mit wem sollte ich mich vermählen?«, lachte Margarethe. »Ich habe doch schon sämtliche Kandidaten vergrault. Und Ihr, lieber Freund, kommt nun einmal ganz und gar nicht infrage.«

Vestiarius war mit dieser Antwort sehr zufrieden: »Das ist gut. Die wahre Witwe dient unserem Herrn Jesus allein, er ist ihr neuer Gemahl. Der Tod eines Gatten, Margarethe, kann durchaus als Erlösung gesehen werden, als Erlösung von den Lasten des Ehestandes. Denn dieser Stand bringt nicht nur Freude, da sind wir uns sicherlich einig. Weshalb also noch einmal verschlingen, was man gerade ausgespien hat?«

»Jetzt tut ihr meinem guten Reinold herzlich Unrecht.«

»Es geht nicht um den toten Kaufmann Gänslein, Gott hab ihn selig. Vielmehr wäre es gewiss in seinem Sinne, wenn Ihr die alleinige Verwalterin seines Vermögens bliebet. Nehmt Euch ein Beispiel an den Krähen, Margarethe: Sie bleiben nach dem Tode des Gefährten bis zu ihrem eigenen Ableben allein.«

»Wollt Ihr mich etwa mit einer Krähe vergleichen, Vestiarius?«

»Aber nein doch, liebe Frau. Eine Krähe seid Ihr gewiss nicht. Aber ein junges Reh seid Ihr auch nicht mehr.«

»Das ist das erste Mal, dass Ihr mich beleidigt.«

»Zu Eurer Warnung, Margarethe, allein zur Eurer Warnung. Schminke, Putz und ein praller Geldbeutel fesseln einen jungen Mann nur so lange, bis er erreicht hat, was er haben wollte. Ein Milchmund bleibt lange ein Milchmund, aber eine reife Frau wird schnell noch reifer.«

»Und irgendwann ist sie faulig, das wollt Ihr mir doch sagen. Ich bin empört.« Margarethe war tatsächlich empört. Am liebsten hätte sie ihrem Gast die Türe gewiesen, aber etwas hielt sie davon ab. War es der Schock und die Tatsache, dass ihr Freund Vestiarius niemals zuvor so offen mit ihr geredet hatte? Oder war es, weil sie selber ahnte, dass er recht hatte und sie ihm die Möglichkeit einräumen wollte, sie weiter von der bitteren Wahrheit zu überzeugen? »Übrigens: Wie kommt Ihr auf den Gedanken, dass ich mich an einen jungen Mann binden will?«

»Missversteht mich nicht, Margarethe. Ich denke nicht an jemand Bestimmtes. Es ist nur allgemein gesprochen.«

Margarethe schaute ihren Gast schief an und bemerkte, dass er unter diesem Blick leicht errötete. Dann nahm sie sich ein Herz und sagte: »Um ehrlich zu sein, hat der Rat mich erneut gedrängt, eine Vormundschaft hinzunehmen oder aber möglichst bald zu heiraten.«

»Das dachte ich mir bereits.«

»Ersteres würde ich niemals dulden. Und für Letzteres kommt kaum mehr jemand in Frage. Es war vorhin kein Scherz von mir, als ich sagte, dass ich sämtliche Kandidaten bereits abgewiesen habe.«

»Und das befürworte ich. Ihr seid keine von den Witwen, denen man von geistlicher Seite eine Wiederheirat nahelegen müsste.«

»So? Bin ich das nicht?«

»Nein, das ist nur bei viererlei Frauen der Fall: Dann, wenn die Witwe noch sehr jung ist und gewiss viele weitere Kinderlein von ihr und einem neuen Gemahl zu erwarten wären. Dann, wenn sie zu arm ist, um sich und ihre Brut aus erster Ehe allein zu versorgen. Dann, wenn sie zu dumm ist, um selbstständig ihr Leben meistern zu können. Und schließlich dann, wenn es ihr nicht gelungen ist, ihre Lust mit dem ersten Manne zu begraben. In solchen Fällen ist es ebenfalls ratsam, sie heiratet erneut, als dass sie ihren Leumund ruiniert. Auf Euch, Margarethe, trifft keiner dieser Gründe zu. Zumindest will ich das nicht hoffen.«

»Auch wenn von geistlicher Seite eine Wiederheirat nicht ratsam für mich wäre, so wünscht der Bürgermeister als Vertreter der weltlichen Seite etwas anderes«, erwiderte Margarethe nüchtern.

»Das verwundert mich nicht.« Vestiarius legte nachdenklich seinen rechten Zeigefinger an die Oberlippe, dann fragte er: »Aber weshalb sträubt Ihr Euch so sehr gegen eine Vormundschaft? Es muss ja nicht zwingend Peter Hasenstock sein, der Euch berät und zur Seite steht.«

Margarethe lachte auf. »Ich weiß, worauf Ihr hinauswollt. Doch einen Vormund nehme ich noch weniger an als einen neuen Ehegemahl. Ganz gleich, ob es sich dabei um einen Feind wie Hasenstock oder um einen Freund wie Euch handeln würde. Denn wenn es ums Geld geht, das wissen wir doch beide, wird aus jeder Freundschaft eine Feindschaft.« Süffisant fügte sie an: »Dennoch danke ich Euch, lieber Vestiarius, für Euer uneigennütziges Angebot. Und erst recht möchte ich meinen Dank für Eure wertvollen, sittsamen Ratschläge aussprechen.«

Darauf erhob sie sich, um Vestiarius anzuzeigen, dass sie nunmehr wenig Lust verspürte, seiner Witwenpredigt weiter zu lauschen.

Wenige Augenblicke später verließ der Stiftsherr enttäuscht das Haus der bis dato verehrten Frau. Er war fest entschlossen, alles über diesen Menschen in Erfahrung zu bringen, den er unter Verdacht hatte, sich in das Leben der reichen Kaufmannswitwe einzuschleichen.