38261.fb2 Gott stirbt am Nil - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 11

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XI

Aber der Teufel wollte Zakeyas Körper nicht verlassen. Er blieb in ihr sitzen, ritt auf ihrem Rücken und sprang auf ihre Brust. Sie keuchte, war außer Atem, als sie sich aufrichtete und beobachtete, wie er sich an sie schmiegte und sie mit Galals Augen ansah. Sie holte eine Brust aus ihrem Gewand und versuchte, ihm die dunkle Brustwarze zwischen die Lippen zu stecken, aber da verwandelte sich das Gesicht plötzlich in Abdel Moneims Gesicht, das sie mit der Hand wegschob, und als er sie mit vorwurfsvollem Blick anschaute, hatte es bereits wieder andere Züge angenommen. Jetzt waren es Kafrawis Augen, die sie anstarrten und ihr Herz mit dunklem Entsetzen füllten. Gleich darauf verschwand er hinter einer Tür oder einem vergitterten Fenster und kam mit einem Handkarren zurück, auf dem blutige Kalbsfüße und Kalbsköpfe lagen. Sie fühlte, wie ihr Körper unter der galabeya zusammenschrumpfte und spuckte sich schnell in den Ausschnitt, um den Teufel zu vertreiben. Sie rief ihre Nichte Zeinab und schaute sich ängstlich nach allen Seiten um. Als das Mädchen kam, sagte sie: »Zeinab, mein Kind, laß mich nicht allein. Ich fürchte mich. Hinter dem vergitterten Fenster sind die Teufel und sehen mich an.«

Zeinab sah sich um, und als sie nichts entdeckte, antwortete sie: »Tante, das Fenster hat kein Gitter.«

Zakeya zeigte mit zitternden Händen auf das Eisentor und sagte: »Es ist ein Fenster!« Zeinabs Augen folgten den Fingern, die auf das Tor vor dem Haus des Bürgermeisters zeigten, und sie streichelte ihr über den Rücken. »Es ist das Tor des Bürgermeisters. Du brauchst dich nicht zu fürchten.

Versuche zu schlafen. Ich bringe den Büffel zum Feld und bin vor Sonnenuntergang zurück.«

Zakeya hielt sie an der galabeya fest. »Nein, Zeinab, laß mich nicht allein.«

»Und wer geht zum Feld? Wer ernährt uns, wenn ich bei dir bleibe?«

Zakeya antwortete: »Galal hat den Büffel zum Feld gebracht. Du bleibst hier bei mir. Laß mich nicht allein.«

Zeinab wischte sich hastig die Tränen aus dem Gesicht. »Galal ist nicht zum Feld gegangen. Ich muß das Getreide ernten, damit wir unsere Schulden bei der Regierung abzahlen können, sonst nehmen sie uns das Land weg und wir müssen betteln gehen.«

In diesem Augenblick war eine Stimme am Eingang der Hütte zu hören. »Wir werden auf keinen Fall zulassen, daß Zakeya und Zeinab an fremden Türen betteln müssen. So lange wir in Kafr El Teen leben, wird das nicht geschehen.«

Zeinab drehte sich um und sah Haj Ismail in der Tür stehen. Ein Auge blickte sie an, während das andere in eine andere Richtung abschweifte.

»Haj Ismail«, sagte sie, »ich muß zu unserem Feld gehen, und wie du siehst, ist Tante Zakeya krank. Sie will weder essen noch trinken und schläft nicht mehr. Die ganze Zeit hat sie Visionen und hört Stimmen, und das macht ihr große Angst.«

»Zakeya ist von einem Teufel besessen«, sagte Haj Ismail. »Er wird sie nicht eher verlassen, bis sie meinen Rat befolgt und tut, was ich ihr sage.«

»Ich will alles tun, damit meine Tante wieder gesund wird, Haj Ismail.«

Er öffnete seine alte Tasche und holte ein großes Blatt Papier hervor, das mit Versen aus dem Koran beschrieben war. Er sprach ein paar unverständliche Beschwörungsformeln, faltete das Papier zusammen und steckte es in einen kleinen schmutzigen Beutel aus grober weißer Baumwolle. Er hängte ihn Zakeya um den Hals, murmelte dabei weitere Verse und Beschwörungen, rief Gottes Namen an und pries seine grenzenlose Macht, dabei streichelte er ihren Kopf, ihr Gesicht und ihre Brust, zuerst mit den Innenflächen, dann mit dem Rücken seiner Hände.

Dann wischte er sich das Gesicht ab und sagte zu Zeinab, die neben ihrer Tante saß: »Dieses Amulett hat große Kräfte. Es kostet nur fünf Piaster. Jetzt hör mir gut zu, Zeinab, und tu, was ich dir sage. Am nächsten Donnerstag mußt du mit deiner Tante mit dem Bus nach Bab El Hadeed in Kairo fahren. Dort nehmt ihr eine Straßenbahn zur Sayeda Zeinab-Moschee, wo ihr viele heilige Männer und Menschen antreffen werdet, die mit Singen und Beten den Geburtstag von Zeinab, der Tochter des Propheten Mohammed, begehen. Ihr müßt zu ihr beten und in die Lobgesänge einstimmen. Ihr müßt zusammen mit den anderen im Chor viele Male Allahs Namen aussprechen und die Nacht in der Nähe der Heiligen in der Moschee verbringen. Am Freitagmorgen mußt du die Hände zum Himmel heben und das folgende Gebet sprechen: ›O Gott, hör mich an. Tante Zakeya bittet dich um Vergebung für ihre Sünden und wird nie wieder etwas tun, das dir mißfällt. Hab Erbarmen mit ihr, du Barmherziger!‹ Allah wird deinem Flehen Gehör schenken, und ein heiliger Mann wird sich deiner Tante nähern, ihr das Amulett vom Hals nehmen und es ihr gleich wieder umhängen. Hat er das getan, muß sie ihm eine silberne Zehn-PiasterMünze geben. Dann müßt ihr beide sofort umkehren und unverzüglich tun, was er euch aufgetragen hat. Erinnert euch genau an seine Worte, denn es sind Allahs Befehle. Wenn ihr nicht gehorcht, wird Allah deine Tante Zakeya mit seinem Zorn verfolgen, und der Teufel wird ihren Körper nicht verlassen.«

Zeinab sagte mit dankbarer Stimme: »Möge Allah dir ein langes Leben schenken, Haj Ismail. Ich werde meine Tante zur Sayeda Zeinab-Moschee bringen und alles tun, was Allah mir befiehlt.«

Am Mittwochabend kam Om Saber zu ihnen ins Haus und wusch Zakeyas Körper mit frischem Wasser. Zeinab legte ein paar Münzen in ihr Kopftuch und knotete die Enden zusammen. Das Geld hatten die Nachbarn für sie gesammelt, damit sie die Fahrkarten, die fünf Piaster für das Amulett und die silberne Zehn-Piaster-Münze an denjenigen bezahlen konnte, der ihr Allahs Befehle mitteilen würde. Zakeya schien mit sich selbst zu sprechen: »Sogar Gott will Geld von uns. Dabei weiß er doch, daß wir nichts besitzen, mein Kind.«

Und Zeinab antwortete ihr: »Mach dir keine Sorgen, das Gute, das Allah für die Menschen bereithält, kennt keine Grenzen, und freundliche Menschen findet man überall. Wichtig ist nur, daß Allah dir vergibt und den bösen Geist aus deinem Körper vertreibt.«