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Meine liebe Mutter, Mir geht es gut. Ich hoffe, Dir und meinen Brüdern geht es auch gut und Ihr müsst euch nicht allzugroße Sorgen machen. Dabei solltet Ihr Euch keinesfalls schuldig fühlen. Dass ich in diese verzwickte Lage gekommen bin, war ganz allein meine Schuld. Auch Leonard kann nichts dafür. Ich habe seinen Tod zu verantworten, und das macht die Sache noch weit schlimmer, als ich es mir je hätte vorstellen können. In Gedanken bin ich Tag und Nacht bei ihm, und er ist bei mir. Vor allem, weil ich sein Leben unter dem Herzen trage.
Wenn es ein Junge wird, werde ich ihn Leonard nennen, und wenn er die schönen blauen Augen seines Vaters bekommt, werde ich eines Tages zu ihm aufschauen und denken, dass er zu mir zurückgekehrt ist. Wenn es ein Mädchen wird, werde ich es Viktoria nennen, damit es eine Siegerin wird und keine Verliererin wie seine Mutter. Ach Mamutschka - bald wirst Du eine Babuschka sein und Deinen Enkel noch nicht einmal in den Armen halten können. Verzeih Deiner ungezogenen Tochter, die immer soviel besser sein wollte als Deine Söhne, und es doch nicht geschafft hat. Ich weiß, dass Du Dir ein besseres Leben für mich erträumt hast, in der Hoffnung, dass Leonard mich eines Tages zur Frau nimmt. Aber er war ein Nemez und ein hochgestellter dazu. Seine Eltern hätten niemals die Zustimmung zu unserer Hochzeit gegeben. Schließlich bin ich nur ein russisches Mädchen aus einfachen Verhältnissen und obendrein eine Kriminelle. Und doch bin ich seine Frau geworden, wenn auch nur mit dem Herzen, und dass ich sein Kind bekomme, bedeutet mir mehr, als Du Dir vorstellen kannst.
In Liebe Jekatherina