51925.fb2 Charlie und der gro?e gl?serne Fahrstuhl - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 10

Charlie und der gro?e gl?serne Fahrstuhl - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 10

Transportkapsel in Not - erster Angriff

Während Shuckworth, Shanks und Showler von den Nilchen aus dem Raumhotel gejagt wurden, umkreiste Herrn Wonkas großer gläserner Fahrstuhl mit ungeheurer Geschwindigkeit die Erde. Herr Wonka hatte sämtliche Antriebsraketen gezündet, sodass der Fahrstuhl statt der normalen einunddreißigtausend Stundenkilometer zweiundsechzigtausend Stundenkilometer flog. Wie du weißt, versuchten sie dem riesigen, wütenden gewürmten Nilch mit dem lila Hinterteil zu entrinnen. Herr Wonka hatte keine Angst vor ihm, Großmutter Josefine aber war vor Entsetzen ganz außer sich. Jedes Mal wenn sie zu ihm hinguckte, stieß sie einen durchdringenden Schrei aus und schlug die Hände vors Gesicht. Aber natürlich sind zweiundsechzigtausend Stundenkilometer für einen Nilch reine Trödelei. Einen jungen gesunden Nilch kostet es nichts, zwischen Mittagessen und Abendbrot eine Million Kilometer zurückzulegen und dann noch einmal eine Million vorm Frühstück am nächsten Morgen. Wie sonst sollten sie zwischen dem Planeten Ürm und den anderen Sternen hin und her reisen? Herr Wonka hätte das wissen müssen und seine Raketenkraft aufsparen sollen, aber er raste immer weiter drauflos, und der Riesennilch glitt weiterhin mühelos neben ihnen her und glotzte mit seinem bösen roten Auge in den Fahrstuhl. «Ihr da drin seid schuld daran, dass ich eine Beule am Hinterteil habe», schien der Nilch zu sagen, «und wartet nur, dafür büßt ihr mir noch!»

Sie waren auf diese Weise ungefähr fünfundvierzig Minuten lang um die Erde gejagt, da sagte plötzlich Charlie, der gemütlich neben Großvater Josef unter der Decke schwebte: «Da ist etwas vor uns! Kannst du es sehen, Großvater? Genau vor uns!»

«Ja, Charlie, ja... du lieber Himmel, das ist das Raumhotel!»

«Unmöglich, Großvater! Das haben wir doch längst ganz weit hinter uns gelassen.»

«Hm-m», sagte Herr Wonka. «Wir sind so schnell gerast, dass wir schon einmal um die Erde herum sind und das Hotel wieder eingeholt haben! Eine großartige Leistung!»

«Und da ist die Transportkapsel! Siehst du sie, Großvater? Gleich hinter dem Raumhotel!»

«Da ist auch noch etwas anderes, Charlie, wenn ich mich nicht täusche!»

«Die kenne ich!», schrie Großmutter Josefine. «Das sind gewürmte Nilche! Machen Sie sofort kehrt!»

«Zurück», schrie Großmutter Georgine. «Fahren Sie in die entgegengesetzte Richtung!»

«Meine sehr verehrte Dame», sagte Herr Wonka. «Wir sind hier nicht in einem Auto auf der Straße. Auf einer Erdumlaufbahn kann man weder anhalten noch rückwärts fahren.»

«Das ist mir ganz egal!», rief Großmutter Josefine. «Treten Sie auf die Bremse! Halten Sie an! Rückwärtsgang einlegen! Die Nilche! Die Nilche!»

«Nun wollen wir doch endlich mal mit diesem haarsträubenden Unsinn aufhören», sagte Herr Wonka streng. «Sie wissen ganz genau, dass mein Fahrstuhl nilchsicher ist. Sie brauchen überhaupt keine Angst zu haben.»

Sie waren unterdessen näher herangekommen und konnten nun ganze Scharen von Nilchen sehen, die aus dem Schwanzende des Raumhotels quollen und wie Bienen die Transportkugel umschwärmten.

«Die greifen die Kapsel an!», rief Charlie. «Sie haben es auf die Transportkugel abgesehen!»

Es war ein Furcht erregender Anblick. Die riesigen grünen, eiförmigen Nilche gruppierten sich gerade zu Geschwadern von je etwa zwanzig. Dann bildete jedes Geschwader eine Kette mit ungefähr einem Meter Abstand von Nilch zu Nilch. Und dann griff ein Geschwader nach dem anderen die Transportkapsel an. Sie griffen rückwärts an, mit dem spitzen Ende nach vorn, und sie kamen in einem irren Tempo angesaust.

Wumm! Ein Geschwader griff an und prallte zurück.

Krach! Das nächste Geschwader krachte gegen die Seite der Transportkapsel.

«Schaffen Sie uns hier weg, Sie Wahnsinniger!», schrie Großmutter Josefine. «Worauf warten Sie denn noch?»

«Als Nächstes stürzen sie sich auf uns!», rief Großmutter Georgine gellend. «Ich beschwöre Sie, Mann, machen Sie kehrt!»

«Ich bezweifle sehr, dass die Kapsel, die sie da haben, nilchfest ist», sagte Herr Wonka.

«Dann müssen wir ihnen helfen!», rief Charlie. «Wir müssen unbedingt etwas unternehmen! In dem Ding sind einhundertfünfzig Menschen!»

Unten auf der Erde, im Arbeitszimmer des Weißen Hauses, lauschten der Präsident und seine Berater voller Entsetzen den Stimmen der Astronauten im Lautsprecher.

«Sie greifen in großen Schwärmen an!», rief Shuckworth gerade. «Die rammen uns kurz und klein!»

«Wer denn nur?», schrie der Präsident. «Sie haben uns noch nicht einmal erklärt, wer Sie angreift!»

«Diese abscheulichen grünlichbraunen Biester mit den roten Augen!», rief Shanks, sich einschaltend. «Sie sehen wie riesige Eier aus und sie greifen uns rückwärts an.»

«Rückwärts?», rief der Präsident. «Warum rückwärts?»

«Weil ihr Hinterteil noch spitzer ist als ihr Vorderteil!», rief Shuckworth. «Aufpassen! Da kommt die nächste Welle!» Rrumms! «Sehr lange halten wir das nicht mehr aus, Herr Präsident! Die Serviererinnen schreien und die Zimmermädchen sind allesamt durchgedreht und die Pagen müssen sich übergeben und die Portiers beten schon - was sollen wir also machen, Herr Präsident? Was sollen wir denn bloß machen?»

«Zünden Sie Ihre Raketen, Sie Dummkopf, und kommen Sie sofort zur Erde zurück!», rief der Präsident.

«Das geht nicht!», rief Showler. «Sie haben unsere Raketen zerschmettert! Sie haben sie in tausend Fetzen zerfetzt!»

«Uns hat's erwischt, Herr Präsident!», rief Shanks. «Wir sind verloren! Selbst wenn es ihnen nicht gelingt, die Kapsel zu vernichten, müssen wir bis an unser Lebensende hier oben auf der Umlaufbahn bleiben! Ohne Raketen können wir nicht zur Erde zurück!»

Der Präsident schwitzte und der Schweiß rann ihm am Nacken herunter in den Kragen.

«Jeden Augenblick, Herr Präsident», fuhr Shanks fort, «verlieren wir unsere Verbindung mit Ihnen! Eine neue Welle greift uns gerade von links an, und diesmal zielen sie genau auf die Antenne! Da kommen sie! Wir werden wohl nicht...» Die Stimme brach ab, der Lautsprecher verstummte.

«Shanks!», rief der Präsident. «Wo sind Sie, Shanks?... Shuckworth! Shanks! Showler!... Showlworth! Shucks! Shankler!... Shankworth! Showl! Shuckler! Warum antworten Sie mir nicht?!»

Oben im gläsernen Fahrstuhl, wo sie keine Funksprechanlage hatten und daher diese Unterhaltung nicht mithören konnten, sagte Charlie gerade: «Ihre einzige Rettung ist doch sicher, dass sie möglichst schnell zur Erde zurückkehren!»

«Ja», sagte Herr Wonka. «Aber um wieder in die Erdatmosphäre eintreten zu können, müssen sie erst einmal die Umlauf-bahn verlassen. Sie müssen ihren Kurs ändern und nach unten fliegen, und dazu brauchen sie Raketen! Aber ihre Raketenrohre sind allesamt verbeult und verbogen! Das ist von hier aus zu sehen! Sie sind lahm gelegt!»

«Können wir sie nicht ins Schlepptau nehmen - zur Erde runter?», fragte Charlie.

Herr Wonka sprang hoch. Obwohl er doch schwebte, sprang er irgendwie hoch. Er war so aufgeregt, dass er aufwärts schoss und sich den Kopf an der Decke stieß. Dann drehte er sich in der Luft dreimal schnell um sich selbst und rief: «Charlie! Du hast es erfasst! Das ist die Idee! Wir schleppen sie von der Umlaufbahn! An die Knöpfe, schnell!»

«Womit schleppen wir sie?», fragte Großvater Josef. «Mit unseren Schlipsen?»

«Machen Sie sich um so eine Kleinigkeit mal keine Sorgen!», rief Herr Wonka. «Mein großer gläserner Fahrstuhl ist für alles gerüstet! Ran, Leute! Jetzt springen wir in die Bresche, in die Bresche, meine lieben Freunde!»

«Nein!», schrie Großmutter Josefine schrill. «Nein!»

«Nun sei du mal still, Finchen», sagte Großvater Josef. «Da drüben brauchen sie Hilfe und es ist an uns, ihnen zu helfen. Falls du Angst hast, mach einfach die Augen zu und steck die Finger in die Ohren.»