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Und dann Holzgesplitter und Glasgeklirr und vollkommene Finsternis und das fürchterlichste Geknirsche, als der Fahrstuhl nun immer weiter raste und alles zerschmetterte, was ihm in den Weg kam.
Plötzlich jedoch hörte das Poltern und Krachen und Knirschen auf und die Fahrt wurde ruhiger. Der Fahrstuhl schien nun auf Schienen zu laufen - er kurvte und wendete wie ein Wagen auf der Achterbahn. Und als auf einmal das Licht anging, merkte Charlie erst, dass er die letzten paar Sekunden überhaupt nicht mehr geschwebt war. Er hatte ganz normal auf dem Fußboden gestanden, Herr Wonka stand ebenfalls auf dem Boden, auch Großvater Josef und Herr und Frau Bucket und das große Bett. Großmutter Josefine, Großmutter Georgine und Großvater Georg mussten wohl genau aufs Bett gefallen sein, denn sie lagen nun alle drei obenauf und strampelten sich ab, um unter die Decken zu kriechen.
«Wir sind durch!», schrie Herr Wonka. «Wir haben es geschafft! Wir sind drin!» Großvater Josef griff nach seiner Hand und sagte: «Bravo, Herr Wonka! Großartig! Eine ganz tolle Leistung!»
«Wo um alles in der Welt sind wir denn jetzt?», fragte Frau Bucket.
«Wieder da, wo wir abgefahren sind, Mutter!», rief Charlie. «Wir sind in der Schokoladenfabrik.»
«Freut mich sehr zu hören», sagte Frau Bucket. «Aber war das nicht ein ziemlicher Umweg?»
«Das musste sein», sagte Herr Wonka, «um dem Verkehr auszuweichen.»
«Ich kenne keinen anderen Mann», sagte Großmutter Georgine, «der so viel totalen Unfug redet.»
«Ein bisschen Unfug dann und wann schätzt gerade auch der klügste Mann», erwiderte Herr Wonka.
«Warum passen Sie nicht ein bisschen auf, wohin dieser verrückte Fahrstuhl fährt!», rief Großmutter Josefine. «Und hören Sie endlich mit Ihren Albernheiten auf!»
«Albernheiten hin und wieder sind die beste Medizin», sagte Herr Wonka.
«Was habe ich euch gesagt!», rief Großmutter Georgine. «Der ist getüdelt wie ein Toffee! Der ist bekloppt wie eine rostige Niete! Der ist plemplem wie ein Pickelhering! Der hat Mäuse im Hirn! Ich will nach Hause!»
«Zu spät», sagte Herr Wonka. «Wir sind da!» Der Fahrstuhl hielt. Die Türen öffneten sich und Charlie schaute abermals in den großen Schokoladenraum mit dem Schokoladenfluss und dem Schokoladenwasserfall, wo alles essbar war - die Bäume, die Blätter, das Gras, die Kiesel und sogar die Steine und Felsen. Und sie wurden schon erwartet von Hunderten und Aberhunderten winziger Umpa-Lumpas, die allesamt winkten und «Hurra!» schrien. Es war ein atemberaubender Anblick. Sogar Großmutter Georgine blieb ein paar Sekunden die Luft und damit auch die Sprache weg. Doch wirklich nur ein paar Sekunden. «Wer sind denn bloß diese merkwürdigen Männchen?», fragte sie.
«Umpa-Lumpas», erklärte Charlie ihr. «Die sind wunderbar. Du hast sie bestimmt auch gern.»
«Pssst!», sagte Großvater Josef. «Horch, Charlie! Die Trommeln werden gerührt! Sie wollen singen.»
«Halleluja!», sangen die Umpa-Lumpas.
«Ist gut, ist gut!», rief Herr Wonka und hob lachend beide Hände. «Schönen Dank für den freundlichen Empfang! Würden mir jetzt ein paar von euch bitte helfen, dieses Bett hier rauszuschaffen?»
Fünfzig Umpa-Lumpas rannten herbei und schoben das Bett mit den drei Leuten darin aus dem Fahrstuhl. Herr und Frau Bucket, die überhaupt nicht wussten, was sie zu alldem sagen sollten, folgten stumm dem Bett. Großvater Josef, Charlie und Herr Wonka schlossen sich an.
«So», sagte Herr Wonka zu Großvater Georg, Großmutter Georgine und Großmutter Josefine gewandt. «Und nun mal raus mit Ihnen aus dem Bett und an die Arbeit! Sie wollen doch bestimmt alle mithelfen, die Fabrik zu betreiben.»
«Wer, wir?», fragte Großmutter Josefine.
«Ja, Sie», antwortete Herr Wonka.
«Sie machen Witze», sagte Großmutter Georgine.
«Ich mache nie Witze», erwiderte Herr Wonka.
«Nun hören Sie mal zu, mein Herr!», begann der alte Großvater Georg und setzte sich kerzengerade im Bett auf. «Sie haben uns in gerade genug Platschen und Klemmen geritten für einen einzigen Tag!»
«Ich habe Sie aber auch wieder rausgeholt», sagte Herr Wonka stolz. «Und ich hole Sie auch noch aus diesem Bett raus, warten Sie mal ab!»