51925.fb2 Charlie und der gro?e gl?serne Fahrstuhl - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 13

Charlie und der gro?e gl?serne Fahrstuhl - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 13

Wonka-Vit wird erfunden

«Ich habe dieses Bett seit zwanzig Jahren nicht verlassen und ich lasse mich auch jetzt von niemandem dazu bringen!», sagte Großmutter Josefine entschieden.

«Ich auch nicht», stimmte Großmutter Georgine ihr bei.

«Sie waren doch gerade erst raus», sagte Herr Wonka.

«Da sind wir geschwebt», antwortete Großvater Georg. «Dafür konnten wir nichts.»

«Wir haben keinen Fuß auf den Boden gesetzt», fügte Großmutter Josefine hinzu.

«Dann versuchen Sie's mal», sagte Herr Wonka. «Sie werden sich vielleicht wundern.»

«Mal los, Finchen», sagte Großvater Josef. «Versuch's mal. Ich hab's ja auch versucht. War ganz einfach.»

«Wir fühlen uns ganz wohl, wo wir sind, vielen Dank», entgegnete Großmutter Josefine.

Herr Wonka seufzte und schüttelte langsam und sehr traurig den Kopf. «Na ja», sagte er, «dann eben nicht.» Er legte den Kopf schräg und betrachtete nachdenklich die drei alten Leute im Bett, und Charlie, der ihn sehr genau beobachtete, sah, dass Herr Wonkas blanke kleine Augen wieder mal zu funkeln und zu zwinkern anfingen.

Aha!, dachte Charlie. Was kommt jetzt?

«Ich würde sagen», sagte Herr Wonka, während er mit der Spitze eines Fingers sachte auf seine Nasenspitze drückte, «ich würde sagen... da es ja ein ganz besonderer Fall ist... könnte ich Ihnen vielleicht ein winzig kleines bisschen... davon abgeben...» Er machte eine Pause und schüttelte den Kopf.

«Ein winzig kleines bisschen wovon?», fragte Großmutter Josefine barsch.

«Nein», sagte Herr Wonka. «Es hat keinen Zweck. Sie scheinen mir ja entschlossen zu sein, auf jeden Fall im Bett zu blei-ben. Und im Übrigen ist das Zeug viel zu kostbar, als dass man es vergeuden könnte. Es tut mir Leid, dass ich es erwähnt habe.» Er wandte sich zum Gehen.

«He!», rief Großmutter Georgine. «Sie können nicht einfach anfangen und dann nicht weiterreden! Was ist so kostbar, dass man es nicht vergeuden kann?»

Herr Wonka blieb stehen. Langsam drehte er sich um. Er sah die drei alten Leute im Bett lange und durchdringend an. Sie starrten zurück und warteten. Er schwieg noch eine Weile, sodass sie immer neugieriger wurden. Die Umpa-Lumpas standen vollkommen still hinter ihm und schauten zu.

«Was ist denn das, wovon Sie da reden?», fragte Großmutter Georgine.

«Nun rücken Sie schon raus damit!», sagte Großmutter Josefine.

«Gut», sagte Herr Wonka schließlich. «Ich will es Ihnen sagen. Und hören Sie aufmerksam zu, denn es könnte sehr wohl Ihr ganzes Leben verändern. Ja, es könnte sogar Sie verändern.»

«Ich will mich aber nicht verändern!», rief Großmutter Georgine.

«Darf ich fortfahren, meine Dame? Danke schön. Vor nicht allzu langer Zeit habe ich in meinem Erfindungsraum herumgespielt - allerhand Zeug zusammengerührt und dies und das miteinander vermischt, wie ich das jeden Nachmittag um vier mache. Da merkte ich plötzlich, dass ich etwas hergestellt hatte, das höchst ungewöhnlich aussah. Das, was ich da fabriziert hatte, wechselte dauernd vor meinen Augen die Farbe und dann und wann machte es einen kleinen Hopser, ja, es hopste tatsächlich in die Luft, als wäre es lebendig. <Was haben wir denn hier?>, rief ich und rannte flugs damit in den Prüfraum und gab ein wenig davon dem Dienst tuenden Umpa-Lumpa. Das Zeug wirkte sofort! Es war umwerfend! Unglaublich! Und auch ziemlich bedauerlich.»

«Was ist denn passiert?», fragte Großmutter Georgine und setzte sich auf.

«Ja, was!», sagte Herr Wonka.

«Beantworten Sie ihre Frage», befahl Großmutter Josefine. «Was ist mit dem Umpa-Lumpa passiert?»

«Hm», sagte Herr Wonka. «Ja... tja... was sich nicht mehr ändern lässt, lässt sich nicht mehr ändern, habe ich Recht? Mir wurde nämlich klar, dass ich durch Zufall auf ein neues und ungeheuer wirksames Vitamin gestoßen war, und ich wusste auch, wenn ich es nur verbessern könnte, wenn ich also verhindern könnte, dass es auch mit anderen dasselbe machte wie mit diesem Umpa-Lumpa...»

«Was hat es denn mit diesem Umpa-Lumpa gemacht?», fragte Großmutter Georgine streng.

«Je älter ich werde, desto schwerhöriger werde ich», sagte Herr Wonka. «Sprechen Sie doch bitte demnächst etwas lauter. Vielen Dank im Voraus. Also. Ich musste dringend eine Methode finden, um dieses Zeug ungefährlicher zu machen, damit man es einnehmen kann, ohne... wie soll ich sagen...»

«Ohne was?», fragte Großmutter Georgine schroff.

«Ohne Sinn und Verstand», sagte Herr Wonka. «Also krempelte ich die Ärmel auf und machte mich noch einmal an die Arbeit in meinem Erfindungsraum. Ich habe gemischt und gemischt und gemischt. Bestimmt habe ich so ziemlich jede Mischung unterm Mond ausprobiert. Übrigens ist in der einen Wand meines Erfindungsraums ein kleines Loch, das unmittelbar in den nebenan liegenden Prüfraum führt, also konnte ich dauernd Proben zur Prüfung an den tapferen Freiwilligen, der gerade Dienst tat, durchreichen. Nun, die ersten Wochen waren ziemlich enttäuschend und niederdrückend, davon reden wir mal lieber gar nicht. Stattdessen will ich Ihnen berichten, was sich am einhundertzweiunddreißigsten Tag meiner mühevollen Versuche zutrug. An dem Morgen hatte ich die Mischung gründlich verändert, und diesmal war die kleine Pille, die ich schließlich herstellte, nicht annähernd so aktiv und lebendig wie all die anderen zuvor. Sie wechselte zwar auch dauernd die Farbe, gewiss, aber nur von Zitronengelb zu Blau und dann wieder zurück zu Gelb. Und als ich sie auf meine Handfläche legte, hopste sie nicht herum wie ein Grashüpfer. Sie zitterte nur, und das auch nur ganz, ganz leicht.

Ich bin sofort zu dem Loch in der Wand gerannt, das in den Prüfraum führt. Ein sehr alter Umpa-Lumpa tat dort Dienst an diesem Morgen, ein kahlköpfiger, runzeliger, zahnloser alter Kerl. Er saß im Rollstuhl, saß schon seit mindestens fünfzehn Jahren in dem Rollstuhl.

<Das ist jetzt Test Nummer einhundertzweiunddreißig!>, sagte ich und notierte den Versuch mit Kreide auf der Tafel.

Ich gab ihm die Pille. Er guckte sie sich nervös an. Ich konnte gut verstehen, dass er ein bisschen zapplig war - er wusste ja, wie es den anderen einhunderteinunddreißig Freiwilligen ergangen war.»

«Was ist denen denn passiert?», rief Großmutter Georgine. «Können Sie nicht die Frage beantworten, statt auf zwei Rädern rundherum zu schlittern?»

«Wer kennt den Weg, der aus einer Rose herausführt?», sagte Herr Wonka. «Dieser tapfere alte Umpa-Lumpa nahm also die Pille und schluckte sie mit einem bisschen Wasser hinunter. Und da taten sich plötzlich erstaunliche Dinge. Vor meinen Augen veränderte sich Stückchen für Stückchen sein Äußeres. Noch vor einem Augenblick war er so gut wie kahl gewesen -nur ein schütterer Kranz von schneeweißem Haar an den Seiten und am Hinterkopf, sonst nichts als Glatze. Nun jedoch wurde der weiße Haarkranz goldblond und überall auf der Glatze fing goldblondes Haar wie Gras zu sprießen an. In weniger als einer halben Minute wuchs ihm ein voller Schopf goldblonder, langer Haare. Gleichzeitig verschwanden viele Runzeln aus seinem Gesicht, nicht alle, aber ungefähr die Hälfte, immerhin so viele also, dass er wesentlich jünger aussah. Und von alldem muss er wohl ein angenehmes Kitzeln verspürt haben, nämlich, er lachte mich an, zuerst ein bisschen zaghaft, dann aus vollem Halse, und sobald er den Mund aufmachte, bot sich mir der allerseltsamste Anblick. Zähne wuchsen aus dem alten, zahnlosen Gaumen, gesunde weiße Zähne, und sie kamen so schnell heraus, dass ich sehen konnte, wie sie immer größer wurden.

Ich war sprachlos. Ich stand da, den Kopf in dem Loch, und schaute nur immer den kleinen Umpa-Lumpa an. Ich sah, wie er sich langsam aus dem Rollstuhl hob. Er probierte seine Beine auf dem Boden aus, dann stand er ganz auf. Er ging ein paar Schritte und schaute dann zu mir auf und strahlte. Seine Augen waren groß und glänzend wie Sterne.

<Gucken Sie mal>, sagte er leise. <Ich gehe! Das ist ein Wunder!)

<Das ist Wonka-Vit!>, sagte ich. <Der große Verjüngerer. Wonka-Vit macht wieder jung. Wie alt fühlen Sie sich jetzt?)

Er dachte sehr genau darüber nach und sagte dann: <Ich fühle mich fast genau so, wie ich mich mit fünfzig gefühlt habe.)

<Wie alt waren Sie vorhin, bevor Sie das Wonka-Vit eingenommen haben?), fragte ich ihn.

<Siebzig an meinem letzten Geburtstag), antwortete er.

<Das bedeutet also), sagte ich, <dass Wonka-Vit Sie zwanzig Jahre jünger gemacht hat.)

<Stimmt! Stimmt!), rief er entzückt. <Ich fühle mich so munter wie eine Muntermonika!)

<Nicht munter genug), erklärte ich ihm. <Fünfzig ist immer noch ziemlich alt. Mal sehen, ob ich Ihnen nicht noch ein bisschen mehr helfen kann. Bleiben Sie hier. Ich bin sofort wieder da.)

Ich rannte an meinen Arbeitstisch und machte mich daran, mit genau derselben Mischung wie zuvor noch eine Wonka-Vit-Pille herzustellen.

< Schlucken Sie die), sagte ich, während ich ihm die zweite Pille durch die Luke reichte. Diesmal zögerte er keine Sekunde.

Gierig steckte er die Pille in den Mund und spülte sie mit einem ordentlichen Schluck Wasser hinunter. Und siehe da, in einer halben Minute waren weitere zwanzig Jahre von seinem Gesicht und seinem Körper abgefallen und er war nun ein schlanker und ranker junger Umpa-Lumpa von dreißig Jahren. Er juchzte laut vor Freude und tanzte im Raum herum, wobei er hohe Luftsprünge machte und wieder auf den Zehen landete. <Sind Sie glücklich?), fragte ich ihn.

<Ich bin außer mir vor Glück!), rief er, während er auf und ab hopste. <Ich bin so glücklich wie ein Pferd im Haferfeld!) Er rannte aus dem Prüfraum, um sich seiner Familie und seinen Freunden zu zeigen.

So wurde Wonka-Vit erfunden», schloss Herr Wonka. «Und so wurde die Mischung so gut abgestimmt, dass jedermann die Pillen gefahrlos schlucken kann!»

«Warum nehmen Sie sie dann selber nicht ein?», fragte Großmutter Georgine. «Sie haben Charlie erklärt, dass Sie zu alt würden, um die Fabrik selber zu leiten. Warum nehmen Sie nicht einfach zwei Pillen ein und machen sich vierzig Jahre jünger? Wollen Sie mir das mal erklären?»

«Fragen kann jeder», sagte Herr Wonka. «Was zählt, sind die Antworten. Nun denn, wenn Sie drei da im Bett gern einmal eine Dosis probieren möchten... »

«Moment mal!», sagte Großmutter Josefine und richtete sich kerzengerade im Bett auf. «Zuerst möchte ich mal diesen siebzigjährigen Umpa-Lumpa sehen, der jetzt wieder dreißig ist!»

Herr Wonka schnippte mit den Fingern. Ein winziger Umpa-Lumpa, jung und keck, rannte aus der Menge nach vorn und tanzte ein flottes Tänzchen vor den drei alten Leuten in dem großen Bett. «Vor zwei Wochen war er siebzig Jahre alt und saß im Rollstuhl!», sagte Herr Wonka stolz. «Und gucken Sie sich ihn jetzt mal an!»

«Die Trommeln, Charlie!», sagte Großvater Josef. «Horch! Sie fangen wieder an!»

Weit weg am Ufer des Schokoladenflusses konnte Charlie das Umpa-Lumpa-Orchester sehen, das nun wieder aufspielte. Zwanzig Umpa-Lumpas gehörten dazu, jeder hatte eine dicke Trommel, die zweimal so groß war wie er selber, und sie schlugen darauf in einem langsamen, geheimnisvollen Rhythmus, zu dem sich schon bald all die anderen, vielen hundert Umpa-Lumpas wie in Trance wiegten. Dann fingen sie an zu singen:

«Wenn du alt und klapprig bist, halb blind, mit lahmen Knochen, und kommst wie ein Tattergreis mühsam angekrochen -wenn das Leben dir vergällt weil so 'n alter Besen allen auf den Wecker fällt, kann dich nur eins erlösen: Was macht müde Mumien fit? WONKA-VIT!Deine Augen werden glänzen, deine Haut wird rosig jung! Deine Haare werden wachsen, deine Linien kriegen Schwung! Deine teuren dritten Zähne -weg damit -, sie wachsen neu! Ja, selbst deine Runzellippen kannst du zeigen ohne Scheu! Wart's nur ab: In hellen Scharen wird man nach dir Schlange stehen, und die Jungen werden flüstern:<Küss mich, Girl, du bist so schön!>Doch bedenke: Solche Sachen machen zwar von Herzen froh -Wonkas Pillen-Qualitäten aber liegen anderswo! Zwanzig Jahre mehr zu leben hat ein jeder, der sie schluckt! Zwanzig volle Lebensjahre! Blöd ist, wer sich jetzt nicht zuckt! Darum rufen wir: Greift zu und vertagt die ew'ge Ruh! Was macht Tattergreise fit? WONKA-VIT!»