51925.fb2 Charlie und der gro?e gl?serne Fahrstuhl - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 15

Charlie und der gro?e gl?serne Fahrstuhl - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 15

Georgine macht sich davon

Nachdem Herr Wonka das Rezept vorgelesen hatte, faltete er es sorgfältig zusammen und steckte es wieder ein. «Eine sehr, sehr komplizierte Mischung», sagte er. «Kein Wunder, nicht wahr, dass ich so lange gebraucht habe, bis sie genau richtig wurde!» Er hielt das Fläschchen hoch und schüttelte es leicht und die Pillen klirrten darin wie Glasperlen. «Hier, Sir», sagte er und hielt als Erstem Großvater Georg das Fläschchen hin. «Nehmen Sie eine Pille oder zwei?»

«Wenn Sie feierlich schwören», sagte Großvater Georg, «dass sie das bewirkt, was Sie behaupten, und sonst nichts!»

Herr Wonka legte die freie Hand auf sein Herz. «Ich schwöre es», sagte er.

Charlie kam näher heran, ebenso Großvater Josef. Die beiden blieben immer dicht zusammen. «Entschuldigen Sie bitte die Frage», sagte Charlie, «aber sind Sie auch ganz sicher, dass Sie die genau richtige Mischung haben?»

«Wie kommst du auf so eine komische Frage?», wollte Herr Wonka wissen.

«Ich musste gerade an den Kaugummi denken, den Sie Violetta Beauregarde gegeben haben», sagte Charlie.

«Ah, da liegt der Hase im Pfeffer!», rief Herr Wonka. «Aber begreifst du denn nicht, mein lieber Junge, dass ich Violetta den Kaugummi nie gegeben habe? Sie hat ihn sich ohne meine Erlaubnis einfach genommen. Und ich habe noch gerufen: <Halt! Nicht! Spuck ihn aus!> Aber das dumme Mädchen hat nicht auf mich gehört. Wonka-Vit, das ist ein gänzlich anderer Fall. Ich biete diese Pillen deinen Großeltern an. Ich empfehle sie ausdrücklich. Und wenn man sie nach meinen Anweisungen einnimmt, sind sie genauso ungefährlich wie Kandiszucker.»

«Selbstverständlich!», rief Herr Bucket. «Worauf wartet ihr denn überhaupt noch, ihr alle?» Herr Bucket war wie ausgewechselt, seit er den Schokoladenraum betreten hatte. Gewöhnlich war er ein ziemlich schüchterner Mensch. Sein Leben, das dem Aufschrauben von Zahnpastatubenverschlüssen auf Zahnpastatuben in einer Zahnpastafabrik gewidmet war, hatte einen sehr zurückhaltenden, stillen Mann aus ihm gemacht. Der Anblick der wunderbaren Schokoladenfabrik jedoch hatte seine Lebensgeister mit einem Schlag geweckt. Und die Sache mit den Pillen, die versetzte ihn in helle Aufregung. «Hört mal zu!», rief er und trat dicht an das Bett heran. «Herr Wonka will euch ein neues Leben schenken! Greift zu, solange ihr noch könnt!»

«Es ist ein köstliches Gefühl», sagte Herr Wonka. «Und es geht ganz schnell. Man verliert pro Sekunde ein Jahr. Genau ein Jahr fällt von einem ab mit jeder Sekunde, die verstreicht!» Er trat noch einen Schritt vor und stellte das Fläschchen mit den Pillen behutsam mitten ins Bett. «Also bitte, meine Lieben», sagte er. «Bedienen Sie sich!»

«Los!», riefen alle Umpa-Lumpas gleichzeitig.

«Los, alte Freunde, nehmt und schluckt!Schön blöd ist, wer sich jetzt nicht zuckt!Los, alte Freunde, greift nur zu und vertagt die ew'ge Ruh!Was macht Tattergreise fit?WONKA-VIT!»

Jetzt waren die alten Leute im Bett nicht mehr zu halten. Alle drei langten gleichzeitig nach dem Fläschchen - sechs knochige Hände schossen vor und grapschten gierig danach. Jeder wollte der Erste sein. Großmutter Georgine bekam das Fläschchen zu fassen. Sie grunzte triumphierend, schraubte den Verschluss ab und kippte die kleinen leuchtend gelben Pillen vor sich auf die Decke. Dann hielt sie schnell die Hände darum, damit die anderen sie ihr nicht wegschnappen konnten. «So!», rief sie aufgeregt, während sie die Pillen hastig zählte. «Zwölf im Ganzen. Macht sechs für mich und für jeden von euch drei!»

«He! Das gilt nicht!», schrie Großmutter Josefine schrill. «Jedem von uns stehen vier zu!»

«Ja, vier für jeden, das kommt genau hin!», rief Großvater Georg. «Los, Georgine, her mit meinen vier!»

Herr Wonka zuckte die Achseln und kehrte ihnen den Rücken. Er verabscheute Zank und Streit. Er mochte es nicht, wenn Leute sich raffgierig und selbstsüchtig gebärdeten. Sollen sie's doch untereinander ausfechten, dachte er und ging weg. Er spazierte zum Schokoladenwasserfall hinunter. Traurig, aber wahr, dachte er bei sich, dass fast alle Leute auf der Welt sich so verhalten, wenn etwas wirklich Wichtiges auf dem Spiel steht. Zuallererst geraten sie sich wegen Geld in die Haare. Aber diese Pillen, die zählten mehr als Geld. Sie konnten einem etwas geben, was für kein Geld der Welt zu haben war. Jede einzelne musste mindestens eine Million Dollar wert sein. Er kannte mehr als genug sehr reiche Leute, die mit Vergnügen solch eine Summe zahlen würden, um zwanzig Jahre jünger zu werden.

Er kam am Flussufer unterhalb des Wasserfalls an und blieb dort stehen und betrachtete die gewaltige gurgelnde Flut der sich abwärts ergießenden Schmelzschokoladenmassen - in der Hoffnung, dass die streitenden Stimmen der Großeltern davon übertönt würden. Aber da wurde er enttäuscht. Auch mit dem Rücken zu ihnen musste er das meiste mit anhören.

«Ich habe sie zuerst gehabt!», rief Großmutter Georgine gerade. «Sie gehören mir und ich verteile sie!»

«Nein, nein, überhaupt nicht!», schrie Großmutter Josefine schrill. «Er hat sie nicht dir gegeben! Uns allen hat er sie gegeben!»

«Ich will die Pillen haben, die mir zustehen, die lass ich mir von keinem nehmen!», brüllte Großvater Georg. «Los, Alte, gib sie raus!» Da übertönte Großvater Josefs gestrenge Stimme den Lärm der Zankenden. «Hört endlich damit auf!», befahl er ihnen. «Alle drei! Ihr benehmt euch ja wie die Wilden!»

«Halt du dich raus, Josef, und kümmere dich um deine eigenen Angelegenheiten!», sagte Großmutter Josefine.

«Sei lieber vorsichtig, Finchen», fuhr Großvater Josef fort. «Vier Pillen sind sowieso schon zu viel für einen.»

«Das stimmt», sagte Charlie. «Bitte, Großmütter, nehmt doch jeder nur eine oder zwei ein, wie Herr Wonka es vorgeschlagen hat. Dann bleiben noch welche für Großvater Josef und Mutter und Vater übrig.»

«Ja!», rief Herr Bucket. «Ich hätte gern eine!»

«Ach, wäre das nicht wunderbar», sagte Frau Bucket, «zwanzig Jahre jünger zu sein, und die Füße täten einem nicht mehr weh! Könntest du nicht wenigstens eine für jeden von uns übrig lassen, Mutter?»

«Leider nicht», antwortete Großmutter Georgine. «Diese Pillen sind ausdrücklich für uns drei Bettlägerige reserviert. Das hat Herr Wonka gesagt.»

«Ich will meine Pillen haben!», rief Großvater Georg. «Los, Georgine, verteil sie!»

«He, lass mich los, du Grobian!», rief Großmutter Georgine. «Du tust mir weh! Au!... Ist gut. Ist ja gut! Ich verteile sie, sobald du aufhörst, mir den Arm umzudrehen... So ist's besser... Also hier: vier für Josefine... vier für Georg... und vier für mich.»

«Gut», sagte Großvater Georg. «Und wer hat jetzt einen Schluck Wasser?»

Ohne sich umzudrehen, wusste Herr Wonka, dass nun drei Umpa-Lumpas mit drei Gläsern Wasser zum Bett rennen würden. Umpa-Lumpas waren stets hilfsbereit. Es entstand eine kleine Pause, dann rief Großvater Georg: «Also runter damit!»

«Jung und schön will ich werden!», rief Großmutter Josefine.

«Lebewohl, Greisenalter!», rief Großmutter Georgine. «Jetzt alle zusammen! Runterschlucken!»

Nun wurde es still. Es juckte Herrn Wonka, sich umzudrehen und hinzuschauen, aber er zwang sich abzuwarten. Aus einem Augenwinkel konnte er eine Gruppe von Umpa-Lumpas sehen, die regungslos dastanden, die Augen gespannt auf das große Bett drüben beim Fahrstuhl gerichtet. Da unterbrach Charlies Stimme die Stille. «Mensch!», rief Charlie. «Guckt euch das an! Das ist ja phantastisch! Das ist... das ist unglaublich!»

«Ich kann's nicht glauben!», schrie auch Großvater Josef. «Sie werden immer jünger! Wirklich und wahrhaftig! Guck dir doch bloß mal Großvater Georgs Haar an!»

«Und seine Zähne!», rief Charlie. «He, Großvater! Du kriegst ja wieder überall schöne weiße Zähne!»

«Mutter!», rief Frau Bucket, zu Großmutter Georgine gewandt. «Ach, Mutter! Du bist schön! Du bist so jung! Und guck dir doch bloß mal Vater an!», fuhr sie fort und zeigte auf Großvater Georg. «Sieht er nicht richtig gut aus?»

«Wie fühlt man sich denn, Finchen?», fragte Großvater Josef aufgeregt. «Erzähl uns doch mal, wie man sich fühlt, wenn man wieder dreißig ist!...Moment. Du siehst ja noch jünger aus als dreißig! Du kannst jetzt keinen Tag älter als zwanzig sein!... Aber das ist doch wohl genug, meinst du nicht?... Ich würde jetzt Schluss machen an deiner Stelle! Zwanzig ist wirklich genug!...»

Herr Wonka schüttelte traurig den Kopf und fuhr sich mit der Hand über die Augen. Hättest du dicht neben ihm gestanden, hättest du ihn mit unterdrückter Stimme murmeln hören können: «Oje, oje, jetzt geht das wieder los...»

«Mutter!», rief Frau Bucket, und nun klang ihre Stimme schrill vor Schreck. «Hör doch jetzt auf, Mutter! Du gehst zu weit! Du bist schon weit unter zwanzig! Du kannst nicht älter als fünfzehn sein... Du bist... du bist... du bist zehn... jetzt wirst du kleiner, Mutter!»

«Finchen!», rief Großvater Josef. «He, Finchen! Tu's nicht, Finchen! Du schrumpfst ja! Du bist ein kleines Mädchen! Jemand soll sie anhalten! Schnell!»

«Alle drei gehen zu weit zurück!», rief Charlie.

«Sie haben zu viel eingenommen», sagte Herr Bucket.

«Mutter schrumpft am schnellsten von allen!», jammerte Frau Bucket. «Mutter! Hörst du mich nicht, Mutter? Kannst du nicht aufhören?»

«Du lieber Himmel, geht das schnell!», sagte Herr Bucket, der der Einzige zu sein schien, der sich daran freute. «Tatsächlich ein Jahr pro Sekunde!»

«Aber sie haben doch kaum noch Jahre übrig!», jammerte Großvater Josef.

«Mutter ist jetzt nur noch vier!», rief Frau Bucket laut. «Sie ist drei... zwei... eins... Du liebe Zeit! Was passiert denn jetzt mit ihr? Wo ist sie? Mutter? Georgine? Wo bist du? Herr Wonka! Kommen Sie, schnell! Kommen Sie her, Herr Wonka! Etwas Fürchterliches ist passiert! Irgendetwas ist nicht richtig verlaufen! Meine alte Mutter ist verschwunden!»

Herr Wonka seufzte und drehte sich um und ging langsam und vollkommen ruhig zum Bett zurück.

«Wo ist meine Mutter?», weinte Frau Bucket.

«Guckt euch Josefine an!», rief Großvater Josef. «Guckt sie euch doch mal an! Ich bitte Sie, Herr Wonka!»

Herr Wonka sah sich zunächst Großmutter Josefine an. Sie saß mitten in dem Riesenbett und heulte ganz jämmerlich: «Wa! Wa! Wa! Hu - wa, wa!»

«Das reinste Heulbaby», rief Großvater Josef. «Ich habe ein schreiendes Baby zur Frau!»

«Der andere da ist Großvater Georg», sagte Herr Bucket und lächelte zufrieden. «Der ein bisschen Größere, der da herumkrabbelt. Er ist der Vater meiner Frau.»

«Ja, das stimmt! Er ist mein Vater!», weinte Frau Bucket. «Und wo ist Georgine, meine alte Mutter? Sie ist verschwunden! Sie ist nirgendwo, Herr Wonka! Ich habe sie immer kleiner werden sehen, und zum Schluss wurde sie so winzig, dass sie sich in Luft auflöste! Ich möchte nun wissen: Wohin ist sie verschwunden? Und wie um alles in der Welt können wir sie wieder zurückholen?»

«Meine Damen und Herren», sagte Herr Wonka, während er näher herantrat und mit erhobenen Händen um Ruhe bat. «Ich bitte Sie inständig, regen Sie sich nicht auf! Es gibt keinen Anlass zu irgendwelcher Beunruhigung...»

«Keinen Anlass!», rief die arme Frau Bucket. «Wenn meine alte Mutter verschwunden ist und mein Vater ein Heulbaby...»

«Ein ganz besonders hübsches Baby», meinte Herr Wonka. «Ganz meiner Meinung», sagte Herr Bucket. «Und mein Finchen?», rief Großvater Josef. «Was ist mit der?»

«Wie soll ich das verstehen?», fragte Herr Wonka. «Hm... »

«Sie hat sehr gewonnen, Sir», sagte Herr Wonka, «meinen Sie nicht auch?»

«O ja!», sagte Großvater Josef. «Ich meine NEIN! Was rede ich denn da? Sie ist ein Heulbaby!»

«Aber kerngesund», antwortete Herr Wonka. «Darf ich mal fragen, wie viele Pillen sie geschluckt hat?»

«Vier», sagte Großvater Josef verdrießlich. «Alle haben vier genommen.»

Herr Wonka schnaubte durch die Nase und machte ein sehr, sehr betrübtes Gesicht. «Warum, oh, warum können Menschen nicht vernünftiger sein?», sagte er traurig. «Warum hören sie denn nicht zu, wenn ich etwas erkläre? Ich habe doch vorher ganz genau erklärt, dass jede Pille um genau zwanzig Jahre jünger macht. Wenn Großmutter Josefine also vier davon genommen hat, wurde sie demnach genau um vier mal zwanzig Jahre jünger, macht zusammen... Augenblick mal... vier mal zwei ist acht, Null drangehängt... macht achtzig... sie wurde automatisch um achtzig Jahre jünger. Wie alt, Sir, war Ihre Frau, wenn ich mir die Frage erlauben darf, bevor dies passiert ist?»

«Sie ist achtzig geworden an ihrem letzten Geburtstag», antwortete Großvater Georg. «Sie war achtzig Jahre und drei Monate alt.»

«Na, da haben wir's ja!», rief Herr Wonka und strahlte Großvater Josef an. «Wonka-Vit hat mit phantastischer Genauigkeit gewirkt! Sie ist jetzt auf den Tag drei Monate alt! Und ein wohlgenährteres und rosigeres Baby ist mir noch nie unter die Augen gekommen!»

«Mir auch nicht», sagte Herr Bucket. «Sie würde einen Preis in jedem Babywettbewerb bekommen.»

«Den ersten Preis», meinte Herr Wonka.

«Kopf hoch, Großvater», sagte Charlie und nahm den alten Mann bei der Hand. «Sei nicht traurig. Sie ist ein schönes Baby.»

«Liebe Frau Bucket», sagte Herr Wonka. «Wie alt, wenn ich fragen darf, war Großvater Georg, Ihr Vater?»

«Einundachtzig», jammerte Frau Bucket. «Er war genau einundachtzig.»

«Also ist er jetzt ein großer, strammer einjähriger Knabe», sagte Herr Wonka glücklich und zufrieden.

«Ist ja herrlich», sagte Herr Bucket zu seiner Frau. «Du wirst der erste Mensch auf der Welt sein, der seinem Vater die Windeln wechselt!»

«Der soll sich seine blöden Windeln selber wechseln!», erwiderte Frau Bucket. «Ich will eins wissen: Wo ist meine Mutter? Wo ist Georgine?»

«Hm-m», sagte Herr Wonka. «Ja, ja... Wohin, ja, wohin ist Georgine verschwunden? Wie alt, bitte, war die Dame, von der die Rede ist?»

«Achtundsiebzig», antwortete Frau Bucket.

«Ja, natürlich!», lachte Herr Wonka. «Das ist die Erklärung!»

«Die Erklärung wofür?», fragte Frau Bucket ärgerlich.

«Meine liebe, verehrte Dame», sagte Herr Wonka. «Falls sie erst achtundsiebzig war und genügend Wonka-Vit für eine Verjüngung um achtzig Jahre geschluckt hat, dann ist sie natürlich verschwunden. Der Bissen war sozusagen zu groß für sie. Hat ihr mehr Jahre weggenommen, als sie hatte!»

«Das müssen Sie mir gefälligst genauer erklären», sagte Frau Bucket.

«Ein einfaches Rechenexempel», erwiderte Herr Wonka. «Subtrahieren Sie achtzig von achtundsiebzig, was erhalten Sie?»

«Minus zwei!», sagte Charlie.

«Hurra!», rief Herr Bucket. «Meine Schwiegermutter ist minus zwei Jahre alt!»

«Unmöglich!», sagte Frau Bucket.

«Stimmt aber», erklärte Herr Wonka.

«Und wo ist sie jetzt, wenn ich fragen darf?»

«Das ist eine gute Frage», entgegnete Herr Wonka. «Eine sehr gute Frage. Ja, eben. Wo ist sie jetzt?»

«Sie haben nicht die blasseste Ahnung, habe ich Recht?»

«Aber selbstverständlich», sagte Herr Wonka. «Ich weiß ganz genau, wo sie ist.»

«Dann sagen Sie mir's!»

«Also, passen Sie auf», sagte Herr Wonka, «wenn sie jetzt minus zwei ist, dann muss sie noch zwei Jahre dazutun, bis sie wieder bei Null anfangen kann. Sie muss so lange warten.»

«Und wo wartet sie?», fragte Frau Bucket.

«Im Wartezimmer natürlich», sagte Herr Wonka.

BUMM-BUMM machten die Trommeln der Umpa-Lumpa-Band im Schokoladenraum. BUMM-BUMM! BUMM-BUMM! Und Hunderte von Umpa-Lumpas, alle, alle begannen sich im Rhythmus zu wiegen und hopsten und tanzten zu ihrer Musik. «Achtung! Achtung! Aufgepasst!», sangen sie.

«Achtung! Achtung! Aufgepasst!Nicht schnarchen und nicht stören! Wem die Gesundheit heilig ist, der kriegt jetzt was zu hören!Haha, denkt ihr, was geht's uns an? Hehe, ihr werd's schon sehen! Der schauerliche Zwischenfall ist grade erst geschehen.Kennt jemand Goldi Zuckerschleck, ein Kind von sieben Jahren, das neulich mit der Eisenbahn zur Oma ist gefahren?Zur Mittagszeit am zweiten Tag sprach Oma zu dem Kinde: <Ich geh mal runter in die Stadt und kehre heim geschwinde.>(Wisst ihr, warum die Oma nicht Klein Goldi mitgenommen? Sie wollte heimlich, still und leis zur nächsten Kneipe kommen.Denn Oma musste unbedingt mal an 'nem Gläschen nippen und ungestört zwei Doppelkorn durch ihre Gurgel kippen.)Kaum war die Oma aus der Tür, rief Goldi: <Gott sei Dank!>, und machte sich mit wilder Gier an Omas Pillenschrank.Herrje - war das ein Angebot! Wie herrlich schillernd bunt! Mal braun, mal rosa, blau und grün, mal groß, mal klein, mal rund!Klein Goldi zögerte nicht lang.In allerbester Laune schlang sie 'ne Pille in sich rein. Es war 'ne kleine braune.<Hmmm>, schmatzt' sie, <Schokoladenguss! Da nehm ich gleich noch mehr!> und stopfte 1, 2, 3, 4, 5 -zehn braune hinterher.Erst als die Dinger alle war'n, hört' Goldi auf zu mampfen. Da! Plötzlich schien's in ihrem Bauch zu fauchen und zu dampfen.Verdammt noch eins, was war denn das? <Hicks>, machte unser Kleinchen und schwankte wie ein Segelschiff auf ihren dünnen Beinchen.Wie schwummerig war ihr, o Gott!Was war denn nur geschehen? In ihren Eingeweiden schien sich alles umzudrehen.Nun wohl, an dieser Stelle ist was Wichtiges zu sagen: Kein Wunder, dass der Pillenschmaus schlug Goldi auf den Magen.Die Pillen waren nämlich nicht erfunden zur Erbauung -sie dienten einzig und allein der Oma zur Verdauung.Denn leider - (das nur unter uns!) -litt Oma, diese Arme, an dem, was man Verstopfung nennt, und an 'nem trägen Darme.Weshalb sie vorm Zubettegehn stets eine Pille nahm. Ach, hätte Goldi das geahnt, bevor es so weit kam!In ihrem Bauch - welch Sturmgebraus! Welch Donnern und Rumoren! WUMM! KRACH! ZISCH! BUMM!, so dröhnte es Klein-Goldi in den Ohren.Und dann - 'ne wilde Explosion! Es wackelten die Wände! (Sogar der Nachbar nebenan rang angsterfüllt die Hände.)Die Fensterscheibe barst entzwei, die Glühbirne zersprang. Klein Goldi stöhnte: <Dann gut Nacht!>, und legt' sich erst mal lang.<Da stimmt doch irgendetwas nicht!>, rief sie. <Was geht hier vor?> Woran man deutlich merken kann: Klein Goldi hat Humor.Denn wer, bei Explosionsgefahr, stellt solche dummen Fragen, obwohl es doch ganz sonnenklar, was sich hier zugetragen?Um halb drei war es dann so weit. Die Oma kehrte heim, sah Goldi, sah den Pillenschrank und macht' sich ihren Reim.<Wo sind die teuren Pillen hin?>, schrie sie und wurde bleich.Dann schwankte sie zum Telefon: <Den Notarzt! Aber gleich!>Ja, ja, ihr hört's gewiss nicht gern, wie es jetzt weiterging im Krankenhaus mit Schlauch im Bauch bei unserm armen Ding.Wer hört schon gern so 'n Gruselzeug vom ausgepumpten Magen? Drum lasst euch zur Beruhigung hier nur das Eine sagen:Klein Goldi hat es überlebt, wenn auch mit knapper Not. Die Ärzteschar an ihrem Bett hielt sie bereits für tot.<Na? Packt sie's oder packt sie's nicht?>, so hörte man sie wetten. <Wer so viel Abführmittel frisst, den können wir nicht retten.>Bis Goldi einen Seufzer tat und öffnete die Lider:<Haut ab!>, rief sie. <Ich brauch euch nicht.Ich lebe nämlich wieder!>Ihr denkt, damit war es geschafft? Klein Goldi kam nach Haus, vergessen war der Unglücksfall und die Geschichte ist aus?Oje! So einfach war es nicht!Ganz anders ging es weiter! Denn was Klein Goldi dann erlebt, war ganz und gar nicht heiter.Das arme Kind muss heute noch für seinen Irrtum büßen: Das Gift, es lauert überall -vom Kopf bis zu den Füßen.Es sitzt im Bauch, es sitzt im Blut,es sitzt in Haut und Knochen, und wenn es mal verschwunden war, kommt's wieder angekrochen.Doch was das Allerschlimmste ist -fast sieben Stunden täglich verbringt Klein Goldi auf dem Klo und ärgert sich unsäglich!Na? Glaubt ihr etwa immer noch, der Fall geht euch nichts an? Oh, denkt an Goldis Schicksalsschlag und haltet euch daran!Und schwört, bevor's für euch zu spät, um Gottes Himmels willen euch niemals an 'nem Pillenschrank den Appetit zu stillen!»