51925.fb2 Charlie und der gro?e gl?serne Fahrstuhl - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 17

Charlie und der gro?e gl?serne Fahrstuhl - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 17

Rettung im Minusland

«Hier gefällt es mir überhaupt nicht», flüsterte Charlie. «Ich kriege das kalte Grausen.»

«Ich auch», flüsterte Herr Wonka zurück. «Aber wir haben uns etwas vorgenommen, und das werden wir jetzt auch erledigen.»

Der Nebel beschlug nun die Glaswände des Fahrstuhls, sodass man nur noch durch die offene Tür nach draußen schauen konnte.

«Gibt's hier auch noch andere Lebewesen, Herr Wonka?»

«Jede Menge Gnulies.»

«Sind die gefährlich?»

«Ja, wenn sie einen beißen. Wer von einem Gnulie gebissen wird, mein Junge, der ist hin.»

Der Fahrstuhl fuhr unter sachtem Schaukeln weiter. Der grauschwarze, ölige Nebel quirlte um sie herum.

«Wie sieht ein Gnulie aus, Herr Wonka?»

«Die sehen überhaupt nicht aus, Charlie. Können sie nicht.»

«Wie meinen Sie das? Sie haben nie einen gesehen?»

«Man kann Gnulies nicht sehen, mein Junge. Man kann sie nicht einmal fühlen... bis sie einem die Haut durchbohren, und dann ist's zu spät. Dann haben sie einen.»

«Das heißt also... ganze Scharen von denen könnten im Augenblick hier um uns herum sein?», fragte Charlie.

«Möglich», sagte Herr Wonka.

Charlie überlief es kalt. «Stirbt man sofort?», fragte er.

«Zuerst wird man subtrahiert... etwas später wird man dann dividiert, geteilt... aber sehr langsam... es dauert sehr lange... und tut sehr weh. Wenn das vorbei ist, ist man einer von ihnen.»

«Können wir nicht die Tür zumachen?», fragte Charlie.

«Leider nicht, mein Junge. Durch die Scheiben können wir deine Großmutter nicht sehen. Das Glas ist zu sehr beschlagen. Sie wird sowieso nicht so leicht unter den anderen herauszufinden sein.»

Charlie stand an der offenen Tür des Fahrstuhls und schaute angestrengt in die brodelnden Dämpfe. So, dachte er, muss wohl die Hölle sein... Hölle ohne Hitze... es hatte alles etwas Unheiliges, etwas unglaublich Teuflisches... Alles war so totenstill, so trostlos und öde und leer... Gleichzeitig gab die beständige Bewegung, dieses Strudeln und Quirlen der Nebeldämpfe, einem das Gefühl, dass rundum eine mächtige Kraft, böse und übel wollend, am Werk war... Charlie spürte einen Stoß an seinem Arm! Er zuckte zusammen! Fast wäre er aus dem Fahrstuhl gekippt! «Entschuldige», sagte Herr Wonka. «Ich bin's nur.»

«Oh - oh!», japste Charlie. «Ich dachte schon, jetzt...»

«Ich weiß, was du gedacht hast, Charlie... Und übrigens bin ich heilfroh, dass du bei mir bist. Wie würd's dir gefallen, wenn du allein herkämst... wie ich schon oft, oft... weil es sein musste?»

«Es würde mir überhaupt nicht gefallen», sagte Charlie.

«Da ist sie!», sagte Herr Wonka und zeigte in den Nebel. «Nein, doch nicht!... Ach je! Ich hätte schwören können, dass ich sie ganz flüchtig da drüben am Rand dieses dunklen Flecks gesehen habe. Halt gut Ausschau, Charlie!»

«Da!», sagte Charlie. «Da drüben. Gucken Sie doch mal!»

«Wo?», fragte Herr Wonka. «Zeig drauf, Charlie!»

«Sie ist... sie ist schon wieder weg. Sie hat sich irgendwie aufgelöst», sagte Charlie.

Sie standen an der offenen Tür des Fahrstuhls und spähten angestrengt in die quirlenden, grauen Dämpfe.

«Da! Schnell! Genau da!», rief Charlie. «Sehen Sie sie nicht?»

«Ja, Charlie! Ich sehe sie! Ich fahre jetzt dicht heran!» Herr Wonka griff hinter sich und drückte nacheinander auf mehrere Knöpfe.

«Großmutter!», rief Charlie. «Wir sind gekommen, um dich zu holen, Großmutter!»

Sie konnten sie schwach im Dunst erkennen, aber wirklich nur ganz schwach. Und sie konnten auch den Dunst genau hinter ihr sehen, durch sie hindurch: Sie war durchsichtig. Sie war eigentlich kaum da, nicht mehr als ein Schatten. Sie sahen ihr Gesicht und nicht viel mehr als die verschwommenen Umrisse ihres Körpers im Nachthemd. Aber sie kam nicht aufrecht daher, sondern schwebte der Länge nach im quirlenden Dampf.

«Warum liegt sie denn so da?», flüsterte Charlie.

«Weil sie ein Minus ist, Charlie. Du weißt doch wohl, wie ein Minuszeichen aussieht... So...» Herr Wonka zog mit dem Finger einen waagerechten Strich in die Luft.

Der Fahrstuhl glitt dichter heran. Der geisterhafte Schatten von Großmutter Georgines Gesicht war nun nur noch knapp einen Meter entfernt. Charlie streckte die Hand aus, um sie zu berühren, aber da war nichts zu berühren. Die Hand fuhr geradewegs durch die Haut. «Großmutter!», sagte er erschrocken. Sie schwebte langsam davon.

«Zurücktreten!», kommandierte Herr Wonka, und aus einem Versteck in seinem Frack holte er plötzlich blitzschnell eine Flitspritze hervor. Das war eines dieser altmodischen Dinger, die man zum Versprühen von Insektenvertilgungsmitteln benutzte, bevor die Sprayflaschen aufkamen. Er zielte mit der Flitspritze genau auf Großmutter Georgines Schatten und pumpte drauflos... EINMAL... ZWEIMAL... DREIMAL! Jedes Mal schoss ein feiner schwarzer Strahl aus der Düse der Spritze. Großmutter Georgine verschwand auf der Stelle.

«Mitten ins Schwarze!», rief Herr Wonka und hopste vor Aufregung von einem Bein aufs andere. «Ich habe sie haargenau erwischt! Ich habe sie vollkommen und restlos geplust! Ja, das ist Vita-Wonk!»

«Wo ist sie denn jetzt?», fragte Charlie.

«Wieder da, wo sie hergekommen ist, natürlich! In der Fabrik! Sie ist jetzt kein Minus mehr, mein Junge! Sie ist jetzt ein richtiggehendes, hundertprozentiges Plus! Komm jetzt! Nichts wie weg hier, bevor die Gnulies uns entdecken!» Herr Wonka stieß den Finger gegen einen Knopf. Die Türen schlossen sich und der große gläserne Fahrstuhl schoss aufwärts - heimwärts.

«Setz dich hin und schnall dich wieder an, Charlie!», sagte Herr Wonka. «Jetzt gehen wir auf Höchstgeschwindigkeit!»

Der Fahrstuhl dröhnte und rauschte raketenschnell zur Erdoberfläche hinauf. Herr Wonka und Charlie saßen nebeneinander auf ihren kleinen Klappsitzen, fest angeschnallt. Herr Wonka machte sich daran, die Flitspritze wieder in dieser Riesentasche irgendwo in seinem Frack zu verstauen. «Schade, dass man so ein schwerfälliges, altmodisches Ding dazu benutzen muss», sagte er. «Aber anders geht's einfach nicht. Das Ideale wäre natürlich, man würde die genau richtige Anzahl Tropfen auf einen Teelöffel träufeln und sie dann mit dem Löffel sorgsam einflößen. Aber einem Minus kann man ja nichts einflößen. Das wäre so, als versuchte man, seinem Schatten etwas zu essen zu geben. Darum musste ich die Flitspritze nehmen. Von Kopf bis Fuß besprühen, mein Junge! Die einzige Möglichkeit!»

«Hat aber doch prima geklappt, oder nicht?», fragte Charlie.

«O doch, hat prima geklappt, Charlie! Primissima! Es ist nur so, dass auf diese Weise ein... äh, gewisses Übermaß nicht zu vermeiden ist... »

«Ich verstehe nicht ganz, was Sie meinen, Herr Wonka.»

«Mein lieber Junge, man braucht nur vier Tropfen Vita-Wonk, um einen jungen Umpa-Lumpa in einen alten Mann zu verwandeln...» Herr Wonka hob die Hände und ließ sie dann wieder schlaff in den Schoß sinken.

«Soll das heißen, dass Großmutter vielleicht zu viel abgekriegt hat?», fragte Charlie, der plötzlich ganz blass geworden war.

«Das ist wohl leider zu milde ausgedrückt», erklärte Herr Wonka.

«Aber... aber warum haben Sie ihr denn dann solch eine Menge gegeben?», fragte Charlie immer besorgter. «Warum haben Sie sie dreimal besprüht? Sie muss das Zeug doch literweise abgekriegt haben!»

«Hektoliterweise!», rief Herr Wonka ausgelassen und schlug sich auf die Schenkel. «Hekto-, hektoliterweise! Aber zerbrich dir wegen so einer Kleinigkeit mal nicht den Kopf, Charlie! Wichtig ist nur: Wir haben sie wieder! Sie ist jetzt kein Minus mehr, sondern ein wunderschönes Plus!

Sie ist jetzt so plussig, wie es nur geht!Viel flüssiger als wir zwei!Doch stellt sich die Frage in ihrer Lage:Ist sie älter als einhundertdrei?»