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«Der Präsident der Vereinigten Staaten wird nun zu Ihnen sprechen!», verkündete die Lautsprecherstimme in der Eingangshalle des Raumhotels.
Großmutter Georgine linste vorsichtig unter der Bettdecke hervor.
Großmutter Josefine nahm die Finger aus den Ohren und Großvater Georg hob das Gesicht aus dem Kissen.
«Heißt das, dass er wirklich mit uns spricht?», flüsterte Charlie.
«Pssst!», sagte Herr Wonka. «Hör zu!»
«Liebe Freunde!», begann die wohl bekannte Präsidentenstimme aus dem Lautsprecher. «Liebe, liebe Freunde! Ich heiße Sie willkommen im Raumhotel <USA> und begrüße die tapferen Astronauten von Mars und Venus...»
«Mars und Venus!», flüsterte Charlie. «Dann glaubt er also, wir kommen vom... »
«Pssst, psssst!», machte Herr Wonka. Er krümmte sich vor Lachen, lautlosem Lachen natürlich, sein ganzer Körper zuckte und er hüpfte von einem Fuß auf den anderen.
«Sie haben schon einen weiten Weg hinter sich», fuhr der Präsident fort. «Wie wäre es also, wenn Sie noch ein winziges Stückchen weiter reisten und uns hier unten auf unserer bescheidenen kleinen Erde einen Besuch abstatteten? Sie können mit Ihrem wunderbaren gläsernen Raumfahrzeug auf dem Rasen hinterm Weißen Haus landen. Wir werden den roten Teppich für Sie ausrollen. Ich hoffe, Sie verstehen genügend von unserer Sprache, um mich zu verstehen. Ich warte sehr gespannt auf Ihre Antwort...» Es knackte und die Verbindung, über die der Präsident gesprochen hatte, war ausgeschaltet.
«Ist das nicht phantastisch!», flüsterte Großvater Josef. «Ins Weiße Haus, Charlie! Wir sind ins Weiße Haus eingeladen, als Ehrengäste!»
Charlie nahm Großvater Josef bei der Hand und die beiden tanzten mehrere Runden durch die Hotelhalle. Herr Wonka, der sich immer noch vor Lachen ausschütten wollte, ging zum Bett und ließ sich dort nieder. Durch Zeichen gab er allen zu verstehen, sie möchten sich dicht um ihn scharen, damit sie flüstern konnten, ohne von den versteckten Mikrofonen belauscht zu werden.
«Die haben eine Sterbensangst», wisperte er. «Jetzt lassen sie uns bestimmt in Frieden! Ich schlage also vor, wir halten nun unseren Schmaus, und danach gucken wir uns mal das Hotel an.»
«Wollen wir denn nicht ins Weiße Haus?», flüsterte Großmutter Josefine. «Ich will ins Weiße Haus und den Präsidenten besuchen.»
«Meine liebe alte Tüdelmaus», sagte Herr Wonka. «Sie sehen einem Marsmenschen ungefähr so ähnlich wie einer Wanze! Die würden doch sofort merken, dass wir sie getäuscht haben. Man würde uns verhaften, bevor wir noch guten Tag sagen könnten.»
Herr Wonka hatte Recht. Es war überhaupt nicht daran zu denken, dass sie die Einladung des Präsidenten annahmen, das war ihnen allen klar. «Aber wir müssen doch irgendetwas antworten», flüsterte Charlie. «Bestimmt sitzt er jetzt da unten in seinem Weißen Haus und wartet auf eine Antwort.» -«Entschuldigen Sie uns irgendwie», schlug Herr Bucket vor. «Sagen Sie ihm, wir haben schon eine andere Verabredung», sagte Frau Bucket.
«Fragen Sie ihn doch, ob wir später mal vorbeikommen können», meinte Großvater Josef.
«Sie haben Recht», flüsterte Herr Wonka. «Es ist unhöflich, auf eine Einladung nicht zu antworten.» Er stand auf und ging ein paar Schritte von der Gruppe weg. Einen Augenblick stand er vollkommen still da und sammelte sich. Dann sah Charlie wieder diese winzigen Zwinkerlächelfältchen um seine Augenwinkel, und als er diesmal zu sprechen anfing, klang seine Stimme wie die eines Riesen, tief und teuflisch, sehr laut und sehr langsam:
Der Präsident in seinem Arbeitszimmer, dreihundertfünfzig Kilometer tiefer, wurde so weiß wie das Weiße Haus. «Kreuzdonnerkarnickel!», rief er. «Ich glaube, die wollen uns an den Kragen!»
«Ach, bitte, darf ich sie nicht in die Luft jagen?», fragte der ehemalige Oberbefehlshaber des Heeres.
«Ruhe!», befahl Tante Tibbs. «Stellen Sie sich in die Ecke!»
Herr Wonka in der Eingangshalle des Raumhotels hatte nur eine Pause gemacht, um sich noch einen Vers auszudenken, und er wollte gerade von neuem anheben, da ließ ein fürchterlicher, durchdringender Schrei ihn erstarren. Er kam von Großmutter Josefine. Sie saß aufrecht im Bett und zeigte mit zitterndem Finger auf die Fahrstühle am anderen Ende der Halle. Sie schrie noch einmal, immer noch mit ausgestrecktem Finger, und alle Augen richteten sich auf die Fahrstühle. Die Tür des ersten von links glitt langsam zur Seite, und alle konnten deutlich erkennen, dass da etwas... etwas Dickes... etwas Braunes... nein, nicht richtig Braunes, sondern eher etwas Grünlichbraunes... etwas mit schleimiger Haut und großen Augen... im Fahrstuhl hockte!