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Lied des Buckelwals
Ich wollt so gerne fliegen,
mich hindert mein Gewicht.
Gut zwanzig Tonnen Fleisch und Tran,
gut zwanzig Tonnen Wunsch und Wahn:
schwer nur in die Luft zu kriegen!
So bleibe ich hier liegen,
und ach, ich fliege nicht.
Wie oft bin ich gesprungen!
Doch hielt die Luft mich nie.
Ich kann nur mit den Flossen schlagen
und mein Leid den Meeren klagen.
Wie oft hab ich meinen Jungen
von den Träumen vorgesungen,
in denen ich entflieh.
Ich wandre tief unter dem Wind,
ich wandre Kontinente weit.
Ich seh vom Ozean aus die Sterne
in unerreichbar großer Ferne.
Und wo die Wasser wärmer sind,
gebäre ich mein Walfischkind.
Ach, hätt’s ein Federkleid …
Die Federn, die der Mensch sich macht,
sind neuerdings aus Blech und Stahl.
Doch fliegt er nicht, weil es vonnöten,
er fliegt, um aus der Luft zu töten.
Der Mensch, der es so weit gebracht,
ich seh ihn fallen in der Nacht,
viel schwerer als ein Wal.