52010.fb2 James und der Riesenpfirsich - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 13

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Kapitel 13

Ein paar Minuten später hatte Spinne schon das erste Bett gemacht. Es hing an Fäden von der Decke herunter und sah eigentlich mehr wie eine Hängematte aus. Aber es war ein wundervolles Bett und schimmerte wie Seide in dem schwachen Licht.

«Ich hoffe, es ist bequem», sagte Spinne zum alten Grashüpfer. «Ich habe es so weich und seidig gesponnen, wie ich nur konnte und Sommerfäden dazu verwandt. Der Faden hat eine viel bessere Qualität als der, den ich für mein eigenes Netz verwende.»

«Vielen Dank, meine Liebe», sagte Grashüpfer und kletterte in seine Hängematte. «Ah, was für ein gemütliches Bett! Gute Nacht, alle miteinander.»

Spinne spann die zweite Hängematte, und Marienkäferchen krabbelte hinein..

Dann spann sie eine besonders lange Hängematte für Tausendfüßler und eine noch längere für Regenwurm.

«Wie hast du dein Bett am liebsten, hart oder weich?» fragte sie James, als er an die Reihe kam.

«Weich, bitte, wenn es dir keine Umstände macht», antwortete James.

«Hör auf zu staunen und Löcher in die Luft zu gucken, und mach voran mit meinen Stiefeln!» sagte Tausendfüßler. «Wenn du so langsam bist, kommen wir beide heute nacht überhaupt nicht ins Bett. Und sei so gut und stell sie ordentlich paarweise auf, in der gleichen Reihenfolge, wie du sie ausziehst. Wirf sie nicht einfach in die Ecke.»

Es war wirklich eine Heidenarbeit, all die Stiefel auszuziehen. Obendrein waren es auch noch Schnürstiefel, und an jedem einzelnen mußten erst die Schnürsenkel aufgeknüpft und gelockert werden, ehe James den Stiefel herunterziehen konnte. Außerdem hatten die Schnürsenkel schrecklich komplizierte Knoten, die man mit den Fingernageln auseinanderziehen mußte. Es war einfach fürchterlich, und James brauchte zwei Stunden, bis er alle Stiefel ausgezogen und in Reih und Glied an der Wand entlang aufgestellt hatte, alle zweiundvierzig. Inzwischen war Tausendfüßler längst fest eingeschlafen.

«Wach auf, Tausendfüßler», flüsterte James und stupste ihn sanft in den Magen. «Es ist Zeit fürs Bett.»

«Vielen Dank, mein liebes Kind», sagte Tausendfüßler und schlug die Augen auf. Er kroch vom Sofa und in seine Hängematte.

Auch James kletterte in seine Hängematte. Wie schön weich und gemütlich war sie im Vergleich zu den harten Brettern, auf denen er bei seinen Tanten schlafen mußte.

«Licht aus», murmelte Tausendfüßler verschlafen. Nichts rührte sich.

«Mach das Licht aus!» wiederholte er etwas lauter. James schaute sich um und überlegte sich, mit wem Tausendfüßler wohl sprach, denn die anderen schliefen alle. Grashüpfer schnarchte laut durch die Nase. Marienkäferchen gab beim Atmen pfeifende Geräusche von sich. Regenwurm lag zusammengekringelt am Fußende seiner Hängematte und schnaufte mit offenem Mund. Spinne hatte sich in einer Ecke ein wunderschönes Netz gesponnen, saß genau in der Mitte und murmelte leise im Traum vor sich hin.

«Ich hab gesagt, du sollst das Licht ausmachen!» schrie Tausendfüßler erbost.

«Entschuldige bitte... sprichst du mit mir?» erkundigte sich James.

«Natürlich nicht, du Dummkopf!» antwortete Tausendfüßler. «Glühwürmchen hat vergessen, das Licht auszuschalten, als es schlafen ging.»

Zum erstenmal, seit er den Raum betreten hatte, schaute James zur Decke hinauf. Ein wirklich verwunderlicher Anblick bot sich ihm da. Etwas, das wie eine riesige Fliege ohne Flügel aussah und mindestens einen Meter lang war, hing an seinen sechs Beinen mit dem Kopf nach unten an der Decke, und das Schwanzende dieses Geschöpfes schien buchstäblich in Brand zu stehen. Ein grünliches Licht, so hell wie aus einer elektrischen Birne, strahlte aus seinem Schwanz und beleuchtete den ganzen Raum.

«Ist das ein Glühwürmchen?» fragte James erstaunt. «Ich finde, es sieht gar nicht wie ein Wurm aus.»

«Natürlich ist das ein Glühwürmchen», antwortete Tausendfüßler. «So nennt es sich wenigstens selbst. Aber du hast recht. Eigentlich ist es gar kein Wurm. Glühwürmchen sind nie richtige Würmer. Es sind bloß Leuchtkäfer-Damen ohne Flügel. He, du, wach auf!»

Glühwürmchen rührte sich nicht. Tausendfüßler lehnte sich aus seiner Hängematte, angelte sich einen Stiefel vom Fußboden und schleuderte ihn an die Decke.

«Mach endlich das elende Licht aus!» brüllte er.

Glühwürmchen öffnete langsam ein Auge und schaute auf Tausendfüßler herab. «Nur die Ruhe», sagte es eisig. «Alles zu seiner Zeit.»

«Es ist schon allerhöchste Zeit!» gab Tausendfüßler zurück. «Beeil dich ein bißchen, ja!»

«Oh, hallo James!» sagte Glühwürmchen und lächelte James zu. «Ich habe nicht gehört, wie du gekommen bist. Willkommen, mein Junge, und gute Nacht.»

Klick... ging das Licht aus.

James Henry Trotter lag mit weit offenen Augen in der Dunkelheit und lauschte auf die eigentümlichen leisen Laute, die die Geschöpfe im Schlaf von sich gaben, und fragte sich, was am nächsten Morgen geschehen würde.

Er hatte seine neuen Freunde schon sehr gern. Sie waren gar nicht so schrecklich, wie sie aussahen. Sie waren überhaupt nicht schrecklich, sondern ganz im Gegenteil sehr freundlich und nett und hilfsbereit, auch wenn sie sich manchmal anschrien und einander verspotteten.

«Gute Nacht, Grashüpfer», wisperte James. «Gute Nacht, Marienkäferchen, gute Nacht, Spinne...» Aber ehe er alle Namen genannt hatte, war James fest eingeschlafen.