52010.fb2 James und der Riesenpfirsich - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 23

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Kapitel 23

In Sekundenschnelle kletterten alle an Deck.

«Wundervoll!» riefen sie.

«Was für ein großartiges Gefühl!»

«Ade, Haifische!»

«Es geht nichts über Luftreisen!»

Spinne quietschte buchstäblich vor Aufregung und nahm Tausendfüßler um die Taille, und die beiden tanzten zusammen um den Pfirsichstengel herum.

Regenwurm richtete sich auf dem Schwanzende auf und wand sich vor Vergnügen ganz alleine.

Grashüpfer hüpfte immer höher und höher in die Luft.

Marienkäferchen stürzte sich auf James und schüttelte ihm die Hand.

Glühwürmchen, das immer still und schüchtern war, saß neben dem Tunneleingang und strahlte vor Freude.

Sogar Seidenraupe kam blaß und mager und völlig erschöpft aus dem Pfirsichstein herausgekrochen, um diese wunderbare Rettung aus Seenot mitzuerleben.

Immer höher und höher stieg der Riesenpfirsich, und bald schwebte er hoch wie ein Kirchturm über dem Meer.

«Ich mache mir etwas Sorgen um unseren Pfirsich», sagte James, als die Freudentänze und Jubelrufe vorbei waren. «Ich wollte, ich wüßte, wieviel Schaden die Haifische unten angerichtet haben. Aber es ist völlig unmöglich, das von hier oben aus festzustellen.»

«Ich brauche nur an der Seite hinunterzuklettern und nachzusehen. Das ist ganz einfach», sagte Spinne.

Ohne eine Antwort abzuwarten, spann sie schnell ein Stück Seidenschnur und band sie am Pfirsichstengel fest.

«Ich bin gleich wieder da», sagte sie noch. Dann spazierte sie in aller Gemütsruhe über die Pfirsichrundung hinab und ließ sich an ihrem eigenen Faden hinunterfallen.

Ihre Gefährten drängten sich besorgt auf Deck zusammen.

«Wenn die Schnur bloß nicht reißt!» sagte Marienkäferchen.

Langes Schweigen.

Dann schrie Grashüpfer hinunter: «Bist du noch da, Spinne? Fehlt dir auch nichts?»

«Ja, natürlich!... Ich meine, nein, es fehlt mir nichts. Ich komme schon wieder hinauf!» antwortete Spinne von unten. Und da kam sie schon, kletterte an ihrem eigenen Seidenfaden wieder hinauf und steckte ihn gleichzeitig wieder in ihren Körper zurück, falls sie ihn später noch einmal brauchte.

«Ist es sehr schlimm?» fragten alle. «Hat unser Pfirsich überall große Löcher? Oder haben die Haifische ihn etwa unten ganz weggefressen?»

Spinne machte ein sehr zufriedenes, aber auch sehr verwundertes Gesicht, als sie wieder auf Deck anlangte. «Ihr werdet's mir nicht glauben, aber unser Riesenpfirsich hat so gut wie gar keinen Schaden erlitten! Es sind nur hier und da ein paar kleine Löcher drin, das ist alles.»

«Du mußt dich irren», meinte James.

«Natürlich! Sie hat nicht richtig nachgeschaut», sagte Tausendfüßler.

«Ich bin über die ganze Unterseite gekrabbelt!» antwortete Spinne.

«Aber es waren doch Hunderte von Haifischen da!»

«Sie haben das Wasser mit den Flossen gepeitscht!»

«Wir haben genau gesehen, wie sie das Maul aufgerissen haben!»

«Ja, das stimmt, aber sie haben trotzdem unseren Pfirsich nicht angefressen», sagte Spinne.

«Warum sind wir dann langsam gesunken?» wandte Tausendfüßler ein.

«Vielleicht sind wir gar nicht gesunken», meinte Grashüpfer. «Vielleicht hatten wir nur alle solche Angst, daß wir uns das eingebildet haben.»

Genau diese Vermutung traf zu. Ein Haifisch hat nämlich eine ungewöhnlich lange spitze Nase, und sein Maul liegt sehr unpraktisch, sozusagen unter seinem Gesicht, ganz weit zurück. Deshalb ist es für einen Haifisch mehr oder weniger unmöglich, ein großes rundes Ding, wie zum Beispiel diesen Riesenpfirsich, mit den Zähnen zu packen.

Selbst wenn er sich auf den Rücken dreht, kann er nicht zuschnappen, weil ihm seine Nase dauernd im Weg ist.

Den Haifischen erging es mit dem Riesenpfirsich so ähnlich wie einem kleinen Hund mit einem großen Ball: seine Schnauze rutscht daran ab, und er kriegt die Zähne einfach nicht hinein.

«Es muß ein Zauber dahinterstecken», sagte Marienkäferchen. «Die Löcher haben sich von selbst wieder geschlossen.»

«Ein Schiff!» schrie James plötzlich.

Alle lugten über die Pfirsichseite hinunter. Keiner von ihnen hatte je zuvor im Leben ein Schiff gesehen.

«Es sieht groß aus.»

«Es hat drei Schornsteine.»

«Ich kann sogar die Menschen auf Deck erkennen!»

«Kommt, wir winken ihnen zu. Meint ihr, daß sie uns auch sehen können?»

James und seine Gefährten wußten nicht, daß das Schiff unter ihnen die «Queen Mary» war, die auf dem Weg von England nach Amerika gerade den Ärmelkanal verließ.

Und auf der Kommandobrücke der «Queen Mary» standen der Kapitän und seine Offiziere und starrten erstaunt zu dem großen goldenen Ball hinauf, der über ihnen schwebte.

«Die Sache gefällt mir nicht», sagte der Kapitän.

«Mir auch nicht», sagte der Erste Offizier.

«Meinen Sie, er folgt uns?» fragte der Zweite Offizier.

«Die Sache gefallt mir nicht» wiederholte der Kapitän.

«Vielleicht ist er gefährlich», sagte der Erste Offizier.

«Ich hab's!» rief der Kapitän. «Das ist eine Geheimwaffe! Wir müssen sofort ein Telegramm an die Königin schicken! Das Land muß gewarnt werden! Mein Fernrohr!»

Der Erste Offizier reichte dem Kapitän das Fernrohr, und der Kapitän kniff das rechte Auge zusammen und hielt das Fernrohr davor.

«Ein Möwenschwarm!» stieß er aus. «Der ganze Himmel wimmelt praktisch von Möwen! Was haben die denn hier verloren? Und... Moment mal... da oben sind Leute! Ich seh genau, wie sie sich bewegen. Es ist ein... habe ich dieses dämliche Ding richtig eingestellt?... Es ist ein kleiner Junge in kurzen Hosen! Ich seh ihn ganz genau. Und neben ihm steht ein... ein... ein... riesengroßer Marienkäfer

«Kapitän!» sagte der Erste Offizier.

«Und ein kolossaler grüner Grashüpfer

«Kapitän!» sagte der Erste Offizier scharf. «Kapitän, ich bitte Sie... »

«Und eine Mammut-Spinne

«Du liebe Zeit, er war schon wieder an der Whisky-Flasche», flüsterte der Zweite Offizier.

«Und ein enormer... ein einfach enormer Tausendfüßler!» schrie der Kapitän.

«Holen Sie den Schiffsarzt», sagte der Erste Offizier. «Unserem Kapitän ist nicht wohl.»

Einen Augenblick später verschwand der große Ball hinter einer Wolke, und die Leute auf dem Schiff sahen ihn nie wieder.