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Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis die Möwen den Riesenpfirsich von dieser schrecklichen Regenbogenwolke fortgezogen hatten. Doch endlich war es soweit, und alle seine Passagiere versammelten sich um den armen Tausendfüßler und überlegten, wie sie ihn am besten von der Farbe befreien konnten.
Tausendfüßler war wirklich kaum noch wiederzuerkennen. Er war von oben bis unten purpurrot, und weil die Farbe schon hart wurde, war er gezwungen, ganz steif und aufrecht zu sitzen, als stecke er in einem Gipsverband. Alle seine zweiundvierzig Beine standen wie Stöcke von ihm ab. Er wollte etwas sagen, aber er konnte die Lippen nicht mehr bewegen. Er brachte nur noch ein paar gurgelnde Laute zustande. Grashüpfer tippte ihm vorsichtig auf den Bauch und fragte verwundert: «Wieso ist die Farbe bloß so schnell getrocknet?»
«Es ist Regenbogenfarbe», erklärte James. «Regenbogenfarbe trocknet sehr schnell und wird sehr hart.»
«Ich verabscheue Farbe», sagte Spinne. «Farbe macht mir angst und erinnert mich an Tante Zinke... ich meine, an die verflossene Tante Zinke... denn als sie das letzte Mal ihre Küchendecke anstreichen ließ, da ist meine arme liebe Großmutter aus Versehen in die Farbe getreten, als sie noch feucht war, und darin klebengeblieben. Sie hat die ganze Nacht lang um Hilfe gerufen, und es war wirklich herzzerreißend, sich das anzuhören. Denn wir konnten ihr erst am nächsten Tag helfen, als die Farbe trocken war.
Dann sind wir natürlich sofort alle zu ihr gelaufen und haben sie getröstet und ihr etwas zu essen gebracht. Ihr werdet es mir nicht glauben, aber meine liebe Großmutter hat sechs Monate lang so gelebt, mit dem Kopf nach unten an der Decke, die Beine für immer in der Farbe festgeklebt. Wir haben sie jeden Tag gefüttert und ihr frische Fliegen aus dem Netz gebracht.
Aber im letzten April, am sechsundzwanzigsten April, ich weiß es noch ganz genau, hat Tante Schwamm... ich meine, die verflossene Tante Schwamm... zufällig zur Decke geschaut und meine arme Großmutter entdeckt.
<Eine Spinne!) hat sie gekreischt. <Eine ekelhafte Spinne! Gib mir den Besen, Zinke!> Und dann... oh, es war so schrecklich, daß ich es einfach nicht wiederholen kann.»
Spinne wischte sich eine Träne ab und schaute Tausendfüßler voll Mitleid an.
«Du armer, armer Kerl», murmelte sie. «Du tust mir wirklich soooo leid.»
«Die Farbe geht nie wieder runter», verkündete Regenwurm vergnügt. «Unser Tausendfüßler wird nie wieder einen Schritt tun. Er verwandelt sich in eine Statue, und wir können ihn als Zierde im Vorgarten auf den Rasen stellen, mit einem Vogelbad auf dem Kopf.»
«Wir könnten versuchen, ihn wie eine Banane zu schälen», meinte Grashüpfer.
«Oder ihn mit Sandpapier abreiben», sagte Marienkäferchen.
«Wenn er die Zunge herausstreckt», begann Regenwurm und lächelte wahrscheinlich zum erstenmal im Leben. «Wenn er die Zunge ganz, ganz lang herausstreckt, dann könnten wir sie packen und alle miteinander so lange daran ziehen, bis wir Tausendfüßler von innen nach außen gewendet haben, und dann hätte er eine neue Haut!»
Alle dachten über diesen interessanten Vorschlag nach, und es entstand eine kurze Pause.
«Ich glaube, das beste ist...», sagte James langsam. Er unterbrach sich. «Was war das? Ich habe eine Stimme gehört! Da hat jemand gerufen!»