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Und nun trat das erste, ziemlich eigentümliche Ereignis ein, das dann zu all den anderen fantastischen Dingen führte.
Plötzlich hörte James hinter sich das Blattwerk rascheln, und als er sich umdrehte, sah er, wie ein alter Mann in einem komischen dunkelgrünen Anzug zwischen den Zweigen auftauchte. Es war ein sehr kleiner alter Mann, aber er hatte einen großen kahlen Kopf und einen stachligen schwarzen Bart. Ungefähr drei Schritte vor James blieb er stehen, stützte sich auf seinen Stock und schaute den Jungen an.
Seine Stimme klang brüchig, und er sprach sehr langsam: «Komm etwas näher, mein Junge», sagte er und winkte James mit dem Finger zu sich heran. «Komm her, und ich zeige dir etwas Wundervolles.»
James konnte sich vor Angst nicht von der Stelle rühren.
Der alte Mann humpelte noch einen oder zwei Schritte näher, griff in die Jackentasche und zog eine kleine weiße Papiertüte hervor.
«Schau mal», flüsterte er und schwenkte die Tüte sanft vor James' Gesicht herum. «Weißt du, was in dieser kleinen Tüte ist, mein Lieber?»
Er trat näher und beugte sich so dicht zu James herunter, daß James seinen Atem auf der Wange fühlte. Der Atem des alten Mannes roch staubig und etwas modrig, wie die Luft in einem alten Keller.
«Schau dir das an, mein Junge», sagte der alte Mann und hielt James die offene Tüte hin. Winzigkleine grüne Dinger lagen darin, die Steinen oder Kristallen glichen, keines größer als ein Reiskorn. Sie waren wunderschön, und ein eigentümliches Leuchten ging von ihnen aus und ließ sie herrlich glitzern und funkeln.
«Hör mal, wie sie sich bewegen!» flüsterte der alte Mann.
James starrte in die Tüte und lauschte. Ein leises Rascheln war darin zu hören, und dann erkannte er auch, daß all die Tausende von winzigen grünen Dingern sich langsam, langsam bewegten und übereinander hinweg krabbelten, als ob sie lebendig seien. «In diesen kleinen grünen Dingern steckt mehr Macht und Zauber als in der ganzen Welt zusammen», sagte der alte Mann leise.
«Aber... aber was ist das?» murmelte James und fand endlich seine Stimme wieder. «Woher kommen sie?»
«Das errätst du niemals!» wisperte der alte Mann. Er duckte sich und reckte den Kopf so vor, daß seine Nasenspitze James' Stirn berührte. Dann wich er plötzlich zurück, fuchtelte wie verrückt mit dem Spazierstock in der Luft herum und schrie: «Krokodilzungen!
Eintausend lange schleimige Krokodilzungen, zwanzig Tage und zwanzig Nächte lang im Schädel einer toten Hexe gekocht, zusammen mit den Augäpfeln einer Eidechse! Dann die Finger eines jungen Affen, einen Schweinemagen, den Schnabel eines grünen Papageis, den Saft eines Stachelschweines und drei Löffel Zucker dazugeben und eine weitere Woche lang langsam ziehen lassen. Den Rest macht der Vollmond.»
Plötzlich drückte er James die weiße Papiertüte in die Hand und sagte: «Hier nimm! Ich schenke sie dir!»