52064.fb2 Mary Poppins - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 25

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Aber obwohl Mary Poppins das sehr gern hörte, ließ sie sich nicht erweichen.

»Nein!« Sie klappte hörbar den Mund zu und ging ohne Zögern zur Tür.

»Oje!« seufzte Michael, »wenn sie doch nur einmal >ja< sagen wollte!« Und er folgte ihr, ächzend unter der Last seiner Pakete.

Aber Mary Poppins eilte weiter, und sie mußten mit. Der Weihnachtsmann winkte ihnen nach, die Feenkönigin auf dem Christbaum und all die andern Puppen lächelten betrübt, als wollten sie sagen: »Nimmt mich denn niemand mit nach Hause?« Und die Flugzeuge schlugen mit den Flügeln und baten mit vogelähnlicher Stimme: »Laßt mich fliegen! Oh, laßt mich fliegen!«

Jane und Michael liefen davon, taub gegen alle die betörenden Stimmen. Sie konnten nicht verstehen, warum ihnen in der Spielzeugabteilung die Zeit so schrecklich rasch vergangen war.

Aber als sie zum Ausgang gelangten, geschah das Unerwartete.

Sie wollten sich gerade durch die Drehtüre schieben, als sie auf der Straße die flimmernde Gestalt eines Kindes dahinrennen sahen.

»Schau doch!« sagten Jane und Michael wie aus einem Munde.

»Du meine Güte! Lieber Himmel!« rief Mary Poppins und blieb stehen.

Das war kein Wunder, denn das Kind hatte kaum etwas an, nur ein leichtes Fähnchen aus lichtblauem Stoff, das so aussah, als habe das Kind es vom Himmel gerissen und rasch übergeworfen.

Jane und Michael merkten gleich, daß das Kind nicht viel von Drehtüren verstand. Es lief immer rundum, konnte nicht schnell genug gehen und lachte lustig, weil es sich gefangen sah und immer im Kreis laufen mußte. Doch plötzlich befreite es sich mit einer leichten, schnellen Bewegung, sprang heraus und stand mitten zwischen den Auslagen.

Auf den Fußspitzen blieb es stehen, wandte den Kopf hierhin und dorthin, so, als suche es jemand. Endlich entdeckte es voller Freude Jane, Michael und Mary Poppins, die halb versteckt hinter einem riesigen Tannenbaum standen. Vergnügt lief es auf sie zu.

»Ach, da seid ihr! Wie lieb, daß ihr gewartet habt! Ich fürchte, ich komme ein bißchen spät!« Das Kind streckte Jane und Michael seine schimmernden Ärmchen entgegen. »Nun?« — es legte den Kopf auf die Seite. »Seid ihr nicht froh, daß ich da bin? Sagt ja! Sagt doch ja!«

»Ja!« sagte Jane und lächelte. Sie fand, man konnte nur froh sein, wenn jemand so strahlend und glücklich war. »Wer bist du denn?« fragte sie neugierig.

»Wie heißt du?« erkundigte sich auch Michael und staunte das Kind an.

»Wer ich bin? Wie ich heiße? Ihr wollt doch nicht etwa behaupten, daß ihr mich nicht kennt? Besinnt euch doch...« Das Kind schien ein wenig erstaunt und enttäuscht. Es wandte sich plötzlich zu Mary Poppins und berührte sie leicht mit den Fingern.

»Sie kennt mich! Nicht wahr? Ich weiß bestimmt, daß du mich kennst!«

Auf Mary Poppins' Gesicht lag ein seltsamer Ausdruck. Jane und Michael entdeckten in ihren Augen ein blaues Licht. Es war, als spiegelte sich in ihnen das leuchtende Kleidchen des Kindes.

»Fängt es — fängt es mit einem >M< an?« flüsterte sie.

Das Kind tanzte vor Freude.

»Natürlich mit einem >M< — und du weißt es. MAJA! Ich bin Maja!« Sie wandte sich wieder an Jane und Michael.

»Jetzt erkennt ihr mich aber, gelt? Ich bin die zweite in den Plejaden. Elektra — das ist die Älteste — konnte nicht kommen, weil sie Merope hüten muß. Merope ist das Baby, und wir andern fünf dazwischen — lauter Mädchen. Unsere Mutter war zuerst sehr enttäuscht, daß sie keinen Jungen bekam, aber jetzt macht sie sich nichts mehr daraus.«

Das Kind tanzte ein paar Schritte und sprudelte dann wieder mit heller, aufgeregter Stimme hervor:

»Oh, Jane! Oh, Michael — ich habe euch oft vom Himmel aus zugeschaut, und nun kann ich wirklich mit euch sprechen! Ich weiß alles von euch! Michael läßt sich nicht gern die Haare bürsten, und Jane hat in der Marmeladenbüchse auf dem Kaminsims ein Drosselei stehen. Und euer Vater bekommt schon eine Glatze. Ich habe ihn so gern. Er hat uns zuerst miteinander bekannt gemacht — wißt ihr noch? Letzten Sommer sagte er eines Abends:

>Seht, das dort sind die Plejaden! Sieben Sterne im ganzen, die kleinsten am Himmel. Aber einen von ihnen könnt ihr nicht sehen.< Er meinte natürlich Merope. Sie ist noch zu klein, um jede Nacht aufzustehn. Sie ist noch so ein Baby, daß sie sehr früh zu Bett muß. Manche da oben nennen uns die kleinen Schwestern, und manchmal werden wir die sieben Täubchen genannt. Aber Orion sagt immer >Ihr Mädchen< und nimmt uns mit auf die Jagd.«

»Aber was machst du hier?« fragte Michael noch immer sehr erstaunt.

Maja lachte. »Frag Mary Poppins! Sie weiß es bestimmt.«

»Sag's uns, Mary Poppins!« bat Jane.

»Nun, ich nehme an, ihr beide seid nicht die einzigen in der Welt, die zu Weihnachten einkaufen wollen...«, sagte Mary Poppins barsch.

»Das stimmt«, jubelte Maja entzückt. »Sie hat recht. Ich bin beauftragt, für uns Schwestern Spielzeug zu kaufen. Wir können nicht allzuoft fort, wißt ihr, wir sind viel zu sehr damit beschäftigt, den Frühlingsregen zu erzeugen und aufzuspeichern. Das ist nämlich die Aufgabe der Plejaden. Wir haben's unter uns ausgelost, und ich hab gewonnen. War das nicht ein Glück?«

Das Sternenkind rieb sich die Hände vor Freude.

»So, jetzt kommt. Ich hab nicht viel Zeit. Und ihr müßt mitkommen und mir aussuchen helfen.«

Es tanzte um sie herum, rannte von einem zum andern und führte sie zur Spielzeugabteilung zurück. Wo sie vorbeikamen, blieben die Leute, die beim Einkaufen waren, stehen, starrten sie an und ließen bestürzt ihre Pakete fallen.

»Viel zu kalt für das Kind! Was haben sich seine Eltern nur gedacht?« sagten die Mütter, und ihre Stimmen wurden ganz weich und sanft.

»Ich muß schon sagen ...«, erklärten die Väter. »So was dürfte gar nicht erlaubt sein. Das sollte man an die Zeitung schreiben.« Und ihre Stimmen klangen unnatürlich rauh und entschlossen.

Auch die aufsichtsführenden Damen und Herren benahmen sich ungewöhnlich. Sobald die kleine Gruppe vorbeikam, machten sie vor Maja eine Verbeugung wie vor einer Königin.

Aber keiner — weder Jane, Michael, Mary Poppins noch Maja — nahm von alldem Notiz. Sie waren zu sehr mit sich selbst und ihrem herrlichen Abenteuer beschäftigt.

»Da sind wir!« jubelte Maja und tänzelte in die Spielzeugabteilung hinein. »Was wollen wir aussuchen?«

Als einer der Verkäufer sie sah, verbeugte er sich sehr respektvoll.

»Ich brauche etwas für meine Schwestern — es sind sechs. Bitte, helfen Sie mir«, sagte Maja und lächelte ihn an.

»Aber gern, mein Fräulein«, sagte der Verkäufer bereitwillig.

»Zuerst meine älteste Schwester«, begann Maja. »Sie ist sehr häuslich. Wie wär's mit dem kleinen Herd mit den silbernen Kasserollen? Ja? Und mit diesem Kehrbesen. Uns macht der Sternenstaub so viel zu schaffen. Sie wird begeistert sein, wenn sie ihn damit zusammenfegen kann.«

Der Verkäufer machte sich gleich daran, die Sachen in buntes Papier einzupacken.

»Jetzt für Taygete. Sie tanzt so gern. Meinst du nicht, Jane, ein Springseil wäre für sie das Richtige? Nicht wahr, Sie packen alles sorgfältig ein, bitte?« sagte sie zu dem Verkäufer. »Ich habe einen weiten Weg.«

So flatterte Maja zwischen den Spielsachen umher und stand nicht einen Augenblick still. Sie trippelte mit leichten, quecksilbrigen Schrittchen, das sah aus, als funkele sie noch oben am Himmel.

Mary Poppins, Jane und Michael konnten die Augen nicht von ihr lassen, wie sie so von einem zum andern huschte und sie um Rat fragte.

»Jetzt kommt Alcyone. Für sie ist's schwierig. Sie ist so still und nachdenklich und hat nie einen besonderen Wunsch. Ein Buch, meinst du nicht, Mary Poppins? Wie wär's mit dieser Familie — den »Schweizer Robinsons<? Ich glaube, das würde ihr gefallen. Und wenn nicht, kann sie sich wenigstens die Bilder begucken. Packen Sie's bitte ein.«

Sie reichte dem Verkäufer das Buch.

»Was Celaeno sich wünscht, weiß ich«, plapperte sie weiter. »Einen Reifen. Bei Tag kann sie ihn über den Himmel rollen und bei Nacht im Kreis um sich herumwirbeln. Hier, der rot-blaue wird ihr gefallen.« Der Verkäufer verbeugte sich abermals und packte auch den Reifen ein.

»Jetzt sind nur noch die beiden Kleinen übrig. Michael, was meinst du, was paßt für Sterope?«