52064.fb2 Mary Poppins - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 28

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Sie schüttelten den Kopf. Mistreß Banks fuhr fort:

»Es ist empörend! Eben noch hier und schon fort! Nicht einmal eine Entschuldigung. Sagte nur >Ich gehe<, und weg war sie. Etwas

Unglaublicheres, Unhöflicheres — was ist denn, Michael?« brach sie ärgerlich ab, denn Michael hatte sie am Kleid gepackt und zog ungeduldig daran. »Was ist denn, Kind?«

»Hat sie gesagt, sie würde wiederkommen?« rief er und warf seine Mutter beinahe um. »Sag mir's schnell — bitte!«

»Führ dich nicht auf wie ein wilder Indianer, Michael!« rief Mistreß Banks, aus der Fassung gebracht. »Ich weiß nicht mehr genau, was sie gesagt hat. Nur, daß sie gehe. Aber ich will sie gar nicht mehr haben, auch wenn sie wiederkommen möchte. Mich Knall und Fall im Stich zu lassen, ohne jede Hilfe und ohne Kündigung!«

»Aber, Mutti!« sagte Jane vorwurfsvoll.

»Sag so etwas nicht!« rief Michael und ballte die Faust. Fast sah es aus, als wolle er sie schlagen.

»Kinder! Schämt ihr euch nicht? Was fällt euch ein! Jemand zurückzuwünschen, der an eurer Mutter so schlecht gehandelt hat! Ich bin ganz außer mir!«

»Der einzige Mensch in der Welt, an dem mir etwas liegt, ist Mary Poppins!« jammerte Michael und warf sich zu Boden.

»Aber Kinder! Wahrhaftig, ich versteh euch nicht! Seid doch vernünftig, ich bitt euch! Es ist doch keiner da, der heut nacht auf euch aufpassen kann. Ich bin zum Essen eingeladen, und Ellen hat Ausgang. Ich muß Mistreß Brill heraufschicken.« Sie gab ihnen zerstreut einen Kuß und ging, mit einer kleinen Sorgenfalte auf der Stirn.

»So etwas könnte ich nie tun. Einfach fortgehen und euch liebe, arme Kinder im Stich lassen«, sagte Mistreß Brill ein wenig später, als sie geschäftig eintrat und ihr Amt übernahm.

»Ein Herz von Stein hatte diese Person. Kein Zweifel, oder ich will nicht Klara Brill heißen. Immer für sich bleiben und nicht einmal ein Spitzentaschentuch zum Andenken oder eine Hutnadel! Bitt dich, steh auf, Master Michael!« Mistreß Brill schnappte nach Luft.

»Daß wir's so lang ausgehalten haben mit ihr, verstehe ich nicht! Dieses vornehme Getue und so! Was für eine Menge Knöpfe,

Miß Jane! Steh endlich still, damit ich dich ausziehen kann, Master Michael! Und häßlich war sie auch, nicht gerade ein verlockender Anblick. Wirklich, alles in allem sind wir jetzt doch viel besser dran. So, Miß Jane, wo hast du dein Nachthemd — was steckt denn da unter deinem Kissen?«

Mistreß Brill zog ein kleines, gut verschnürtes Päckchen hervor.

»Was ist das? Gib's mir — gib's mir!« Jane zitterte vor Erwartung. Fast riß sie Mistreß Brill das Päckchen aus der Hand.

Michael stand daneben und sah zu, wie sie die Schnur aufmachte und das braune Papier wegriß.

Mistreß Brill ging zu den Zwillingen hinein, ohne auch nur abzuwarten, was aus dem Päckchen zum Vorschein kam.

Das letzte Einwickelpapier flog auf den Boden, und Jane hielt den Inhalt des Päckchens in der Hand.

»Ihr Bild!« flüsterte sie atemlos und betrachtete es gründlich.

Das Porträt steckte in einem schmalen, gedrechselten Rahmen und trug die Unterschrift: >Mary Poppins von Bert<.

»Das ist der Streichholzmann — der hat es gemacht!« sagte Michael und nahm das Porträt in die Hand, um es genauer sehen zu können.

Auf einmal entdeckte Jane, daß an dem Porträt ein Briefchen befestigt war. Behutsam faltete sie es auseinander. Darin stand:

»Liebe Jane,

Michael hat den Kompaß bekommen, darum ist das Bild für Dich bestimmt. Au revoir. Mary Poppins«

Jane las es laut vor, bis sie an die Worte kam, die sie nicht verstand.

»Mistreß Brill!« rief sie. »Was heißt >au revoir<?«

»Au revoir, Liebling?« rief Mistreß Brill aus dem Nebenzimmer zurück. »Wart einmal, heißt das nicht — einen Augenblick, ich kenn mich nicht recht aus mit diesen Fremdwörtern — heißt es nicht >Gott segne dich<? Ach nein, das ist falsch. Ich glaub, Miß Jane, Liebling, es heißt >auf Wiedersehen!<«

Jane und Michael sahen einander an. Freudiges Verständnis leuchtete aus ihren Augen. Sie wußten, was Mary Poppins damit sagen wollte.

Erleichtert seufzte Michael auf. »Dann ist ja alles gut!« sagte er. »Sie hält immer, was sie verspricht!« Er drehte sich um.

»Michael, weinst du etwa?« fragte Jane.

Er bewegte nur den Kopf und versuchte zu lächeln.

»Nein, nein, ich nicht. Nur meine Augen«, sagte er.

Sie drängte ihn sacht ins Bett, und als er drin lag, schob sie ihm Mary Poppins' Porträt in die Hand — ganz rasch, bevor sie's bereute.

»Du darfst es heut nacht behalten, Michael«, flüsterte sie und deckte ihn gut zu. So hatte es Mary Poppins auch immer gemacht.