52064.fb2 Mary Poppins - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 8

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»Halb vier Uhr. Teezeit!« sagte Mary Poppins und schwenkte den Kinderwagen herum. Dabei klappte sie den Mund zu wie ein Schnappschloß. Auf dem ganzen Heimweg sprach sie kein Wort mehr. Jane blieb mit Michael zurück.

»Das ist allein deine Schuld!« sagte sie. »Nun werden wir es nie erfahren!«

»Meinetwegen!« Und Michael stieß seinen Roller rasch vorwärts. »Ich will's gar nicht wissen.«

Aber in Wirklichkeit hätte er es sehr gern gewußt. Und es zeigte sich, daß er, Jane und die anderen noch vor dem Tee alles haargenau erfuhren.

Als sie die Straße überquerten, um zu ihrem Haus zu gelangen, hörten sie von nebenan lautes Geschrei, und es bot sich ihnen ein seltsamer Anblick. Die beiden Hausmädchen von Miß Lark rannten wild im Garten umher und schauten unter die Büsche und hinauf in die Bäume, wie Leute, die ihren kostbarsten Besitz verloren haben. Sogar Robertson Ay von Nummer 17 vertrieb sich eifrig damit die Zeit, mit einem Besenstiel in Miß Larks Kieswegen herumzustochern, als hoffte er, den vermißten Schatz unter einem Steinchen zu finden. Auch Miß Lark rannte im Garten umher, fuchtelte mit den Armen und rief immerzu: »Andy, Andy! Oh, er ist fort! Mein Liebling ist fort! Wir müssen die Polizei holen. Ich will aufs Ministerium. Andy ist fort! O Gott! O Gott!«

»Die arme Miß Lark«, rief Jane und lief über die Straße. Sie zerfloß vor Mitleid, weil Miß Lark so verstört aussah. Aber schließlich war es Michael, der Miß Lark etwas Trost brachte. Als er eben zum Tor von Nummer 17 hinein wollte, blickte er die Straße hinab, und da sah er —

»Was? Dort ist doch Andy, Miß Lark! Schauen Sie doch, dort unten — er kommt gerade um die Ecke, bei Admiral Boom!«

»Wo, wo? Zeig es mir«, rief Miß Lark ganz außer Atem und starrte in die von Michael bezeichnete Richtung.

Und richtig, dort war Andy. Er kam so langsam und gleichgültig daher, als wäre überhaupt nichts geschehen. Und neben ihm trottete ein riesiges Tier, halb Airedaler und halb Vorstehhund, von beiden Teilen jeweils die schlechtere Hälfte.

»Oh, bin ich froh!« seufzte Miß Lark laut. »Ein Stein fällt mir vom Herzen.«

Mary Poppins und die Kinder warteten auf der Straße vor Miß Larks Tor, Miß Lark und ihre beiden Hausmädchen lehnten sich über den Zaun, Robertson Ay, der sich von seiner Anstrengung ausruhte, stützte sich auf seinen Besenstiel, und alle warteten nur auf Andy.

Gelassen näherten sich die beiden Hunde der Gruppe. Sie wedelten keck mit dem Schwanz und hielten die Ohren steif, und Andys Augen verrieten, daß er nicht mit sich spaßen ließ, was er auch immer vorhaben mochte.

»Dieser fürchterliche Hund!« rief Miß Lark und schaute auf Andys Gefährten.

»Schsch! Schsch! Geh heim!« rief sie.

Aber der Hund legte sich nur aufs Pflaster, kratzte mit der linken Pfote das rechte Ohr und gähnte.

»Geh weg! Geh heim! Schsch! sage ich!« rief Miß Lark und drohte ihm voll Zorn.

»Und du, Andy, komm sofort herein«, rief sie wieder. »Einfach fortzulaufen — ganz allein und ohne deinen Mantel! Ich bin sehr böse auf dich.«

Andy bellte träge, aber er rührte sich nicht.

»Was fällt dir ein, Andy? Komm sofort herein!«

Andy bellte wieder.

»Er sagt, daß er nicht hereinkommen will«, mischte sich Mary Poppins ein.

Miß Lark wandte sich um und blickte sie hochmütig an. »Woher wollen Sie wissen, was mein Hund sagt, darf ich das fragen? Selbstverständlich wird er hereinkommen.«

Andy schüttelte jedoch nur den Kopf und knurrte leise.

»Er will nicht«, sagte Mary Poppins. »Nicht, solange sein Freund nicht mitkommen darf.«

»Dummes Zeug«, sagte Miß Lark barsch. »Nicht möglich, daß er das sagt. Als ob ich solch einen großen, ungeschlachten Köter bei mir im Garten dulden könnte.«

Andy kläffte drei- oder viermal.

»Er sagt, gerade das will er«, sagte Mary Poppins. »Mehr noch, er will fortgehen und so lange bei seinem Freund bleiben, bis ihm erlaubt wird, mitzukommen und hierzubleiben.«

»Oh, Andy, das kannst du nicht — wirklich, das kannst du nicht —, nach allem, was ich für dich getan habe.« Miß Lark war dem Weinen nahe.

Andy bellte und wandte sich ab. Der andere Hund stand auf.

»Oh, er meint es wirklich«, schrie Miß Lark. »Ich sehe, daß er darauf besteht. Er will fortgehen.« Sie schluchzte einen Augenblick in ihr Taschentuch, dann putzte sie sich die Nase und sagte: »Also gut, Andy, ich gebe nach. Dieser — dieser ordinäre Hund mag bleiben. Unter der Bedingung natürlich, daß er im Kohlenkeller schläft.«

Erneutes Kläffen von Andy.

»Das lehnt er ab, Miß Lark. Ihr Vorschlag genügt ihm nicht. Sein Freund muß ebenso wie er ein seidenes Kissen bekommen und auch in Ihrem Zimmer schlafen dürfen. Sonst will er mit seinem Freund zusammen im Kohlenkeller schlafen«, sagte Mary Poppins.

»Andy, wie kannst du nur!« stöhnte Miß Lark. »Dazu werde ich nie meine Zustimmung geben.«

Andy sah drein, als ob er gleich weglaufen wollte. Ebenso der andere Hund.

»Oh, er verläßt mich!« jammerte Miß Lark. »Also gut, Andy. Ganz wie du willst. Soll er also mit in meinem Zimmer schlafen. Aber ich werde nie wieder ich selbst sein, nie mehr, nie mehr. Solch ein ordinärer Hund!«

Sie wischte sich über die nassen Augen und fuhr fort:

»Das hätte ich nie von dir gedacht, Andy. Aber ich werde nichts mehr sagen, ich behalte meine Gedanken für mich. Und dieses — hm — Tier werde ich Stromer oder Strupp nennen oder —«

Da blickte der andere Hund Miß Lark höchst entrüstet an, und Andy bellte laut.

»Sie sagen, daß Sie ihn Willibald nennen sollen und nicht anders«, sagte Mary Poppins. »Willibald sei sein Name.«

»Willibald! Was für ein Name! Das wird ja immer schöner!« rief Miß Lark verzweifelt. »Was will er denn jetzt?« Denn Andy bellte schon wieder.

»Er sagt, wenn er zurückkommen soll, dürfen Sie ihm nie wieder einen Mantel anziehen oder ihn zum Friseur bringen, das ist sein letztes Wort!«

Es entstand eine Pause.

»Einverstanden!« sagte Miß Lark schließlich. »Aber ich warne dich, Andy, mache mich nicht verantwortlich, wenn du dich erkältest und dir den Tod holst!«

Damit wandte sie sich um und schritt hoheitsvoll, die letzten Tränen verschluckend, die Treppe hinauf.

Andy nickte Willibald zu, als sagte er: Auf geht's, und dann trotteten sie Seite an Seite langsam den Gartenweg hinauf, den Schwanz wie eine Fahne schwingend. So folgten sie Miß Lark ins Haus.

»Siehst du, er ist gar kein Dummerjan«, sagte Jane, während sie die Treppe zum Kinderzimmer hinaufgingen, um Tee zu trinken.

»Nein«, gab Michael zu. »Aber woher, glaubst du, wußte das Mary Poppins?«

»Ich weiß es nicht«, sagte Jane. »Aber sie wird es uns nie und nimmer sagen. Das weiß ich ganz bestimmt.«

5. Kapitel. Die tanzende Kuh

Jane lag, den Kopf fest in Mary Poppins' großes, buntes Taschentuch eingewickelt, mit Ohrenschmerzen im Bett.

»Was für ein Gefühl ist es?« wollte Michael wissen.