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Vielleicht wird manch einer meiner Leser nun viele Fragen auf dem Herzen haben. Aber ich fürchte, ich werde ihm da nicht helfen können. Ich muss nämlich gestehen, dass ich diese ganze Geschichte aus dem Gedächtnis so niedergeschrieben habe, wie sie mir selbst erzählt worden ist. Persönlich habe ich weder die kleine Momo noch einen ihrer Freunde je kennen gelernt. Ich weiß nicht, wie es ihnen weiterhin ergangen ist und wie es ihnen heute geht. Und auch was die große Stadt betrifft, bin ich selbst nur auf Vermutungen angewiesen.
Das Einzige, was ich noch dazu bemerken möchte, ist Folgendes: Ich war damals gerade auf einer großen Reise (und bin es immer noch), als ich eines Nachts mein Eisenbahnabteil mit einem merkwürdigen Passagier teilte. Merkwürdig insofern, als es mir völlig unmöglich war, sein Alter zu bestimmen. Anfangs glaubte ich, einem Greis gegenüberzusitzen, doch bald sah ich, dass ich mich getäuscht haben musste, denn mein Mitreisender erschien mir plötzlich sehr jung. Doch auch dieser Eindruck erwies sich bald wieder als Irrtum.
Jedenfalls erzählte er mir während der langen Nachtfahrt diese ganze Geschichte.
Nachdem er damit zu Ende war, schwiegen wir beide ein Weilchen. Dann fügte der rätselhafte Passagier noch einen Satz hinzu, den ich dem Leser nicht vorenthalten darf.
»Ich habe Ihnen das alles erzählt«, sagte er nämlich,»als sei es bereits geschehen. Ich hätte es auch so erzählen können, als geschehe es erst in der Zukunft. Für mich ist das kein so großer Unterschied.«Er muss dann wohl an der nächsten Station ausgestiegen sein, denn ich bemerkte nach einer Weile, dass ich allein im Abteil war. Leider bin ich dem Erzähler seither nicht wieder begegnet. Aber falls ich ihn zufällig noch einmal treffen sollte, dann möchte ich ihn vieles fragen.