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Im Jahr 1982, als sich Jung und Alt überall in der zivilisierten Welt mit großem Engagement der Friedensbewegung anschlossen, um gegen das dramatische Wettrüsten der Weltmächte zu protestieren, sang ein zartes blondes Mädchen aus der Bundesrepublik Deutschland zur Gitarre ihr Lied:
Ein bisschen Frieden, ein bisschen träumen, damit die Menschen nicht so oft weinen ...
Nicole gewann mit ihrem schlichten Wunschkonzert beim »Grand Prix d'Eurovision de la Chanson« den 1. Preis. Offenbar waren sich die zuständigen Jurys und Millionen Fernsehzuschauer darin einig, dass die Flucht in den Traum keine schlechte Medizin gegen zunehmende Ängste sei. Auch die Bettelei um Nächstenliebe oder die raunende Prophezeiung wurden vom Schlager angesprochen:
Hier ist ein Mensch, der will zu dir, du hast ein Haus, öffne die Tür.
Eine von Peter Maffay gesungene Voraussage nannte der Volksmund respektlos >Das Zahnarztlied<:
Uber sieben Brücken musst du gehn sieben dunkle Jahre überstehn.
Sobald Kriege ihre Erholungspausen beenden, schlüpfen die Akteure der Traumfabrik in Frauenkleider oder bewerfen sich mit Sahnetorten. Die Blödelei der Filmkomödie lenkt von der Notlage ab, von der bedrohlichen Lage in Afghanistan, Polen, Israel, Iran/Irak und von der Tatsache, dass die USA etwa 9 500 nukleare Sprengköpfe, die UdSSR etwa 6 500 bereithielten. Auch im eigenen Land wuchsen die Gefährdungen: 1981, als 250 000 Menschen in Bonn für Frieden und Abrüstung demonstrierten, verübten Terroristen in der Bundesrepublik mehr als 400 Brand- und Sprengstoffanschläge.
Wenn Gefahr droht, kneift der Witzbold. Die Beruhigung, die Beschwichtigung durch erbauliche Glückwünsche überließ er den Schlager- und Filmemachern. Oder dem Bundespräsidenten Karl Carstens, der - gleichfalls 1981 - mit seiner Frau in Etappen 1 129 km durch westdeutsche Lande wanderte. Vielleicht seine bedeutendste Leistung.
1982, als die Arbeitslosenzahl in der Bundesrepublik auf zwei Millionen angewachsen war, löste Helmut Kohl den tüchtigen Helmut Schmidt als Bundeskanzler ab. Schmidt hielt künftig weltweit Vorträge und verdiente damit mehr Geld als vorher. Erst jetzt holte ihn ein Witz ein, der seine Eitelkeit veralberte.
Helmut Schmidt muss als Zeuge vor Gericht erscheinen.
Er wird zur Person befragt.
»Name?«
»Schmidt.«
»Vorname?«
»Helmut.«
»Geboren in?«
»Hamburg.«
»Geburtsdatum?«
»23. Dezember 1918.«
»Beruf?«
»Größter Staatsmann des Jahrhunderts.«
Der Gerichtsschreiber zögert und blickt den Vorsitzenden fragend an. Der sieht seine Beisitzer an, überlegt eine Weile, nickt schließlich gönnerhaft und setzt die Zeugenbefragung fort. Zum Schluss der Verhandlung geht Helmut Schmidt mit Egon Bahr aus dem Saal und fragt: »Na, Egon, wie war ich?« »Hervorragend, Helmut«, sagt Bahr, »klare Worte, präzise Aussagen, ein blendendes Auftreten, nur...« »Was?«
»Das mit dem größten Staatsmann des Jahrhunderts, dass du es von dir selber sagst, das könnten einige falsch verstehen.« Da schüttelt Helmut Schmidt energisch den Kopf und antwortet: »Was sollte ich denn machen, Egon? Ich stand doch unter Eid...«
Mit Helmut Kohl fanden die Witzemacher so etwas wie eine weitere Zielscheibe für ihre Dummenwitze. Aber obwohl in der Bonner Szene ständig neue erzählt wurden, waren ihre Pointen ärmlich oder bereits bekannt, weil viele Heinrich-Lübke-Witze nun einfach Helmut Kohl zugeschrieben wurden. Es zeigte sich bald, dass der neue Kanzler nicht aus dem Holz geschnitzt war, aus dem man die Deppen der Nation macht.
Helmut Kohl fragt Heiner Geißler:
»Hast du gerade mal dreißig Pfennig klein, ich muss einen Freund anrufen?«
Sagt Geißler: »Hier hast du sechzig Pfennig, da kannst du alle deine Freunde anrufen!«
Über den Versuch, seine Bildung anzuzweifeln, soll Kohl selber gelacht haben.
Vor dem Start der Bayreuther Festspiele ruft der Kanzler das Büro für Vorbestellungen an und sagt: »Hier Helmut Kohl. Ich hätte gerne zwei Karten für morgen.« »Für Tristan und Isolde<?« »Nein. Für Hannelore und mich.«
Es kann durchaus sein, dass dieser Witz seinen Ursprung in der DDR hatte, wo man sich schon in den fünfziger Jahren über die First Lady des Staates, Lotte Ulbricht, lustig machte:
Die Frau von Otto Grotewohl ruft bei Lotte an:
»Du, Lotte, hast du nicht Lust mitzukommen, wir gehen heute Abend zu >Figaros Hochzeit<.«
»Ach«, sagt Lotte, »ich weiß nicht. Ich kenne die Leute doch gar nicht.«
Eine Zeitlang waren in der Bundesrepublik neben Kohl und den Ostfriesen die Manta-Fahrer die Dummen. Ein Beispiel:
Zwei Manta-Fahrer treffen sich. Sagt der eine: »Du, ich habe mir eben 'n neuen Duden gekauft.« »Schon eingebaut?«, fragt der andere.
Auf Autofahrer - zumal wenn sie betrunken waren und von der Polizei angehalten wurden - reagierten die Scherzkekse mit besonderem Vergnügen. Eine Statistik aus dem Jahr 1980 hatte gerade den Alkoholkonsum registriert: 12,7 Liter pro Kopf und pro Jahr. (1,5 Millionen Menschen galten damals in der Bundesrepublik als alkoholabhängig.)
Ein Mann fährt in den frühen Morgenstunden in Schlangenlinien über die Landstraße. Ein Polizist auf dem Motorrad überholt ihn und hält ihn an.
»Haben Sie Alkohol getrunken?«, fragt der Polizist. »Geringfügig!«
»Sie haben aber eine Fahne, die ist nicht von schlechten Eltern!« »Das issen Irrtum vom Amt.«
»Also gut. Ich müsste jetzt eigentlich mit Ihnen einen Alkoholtest machen, aber ich habe leider meine Tüte vergessen. Darum werde ich gleich mit Ihnen einen anderen Test machen. Ich nenne die Firmennamen von Autos, und Sie antworten darauf mit einem anderen Firmennamen. Sind Sie damit einverstanden?«
»Immer!«
»Also fangen wir an«, sagt der Polizist, »Jaguar.« »Februar«, antwortet der Mann.
Ein Wagen, der abends in Zickzackkurven über eine Landstraße fährt, wird von zwei Polizisten angehalten. Der eine beugt sich durch das Fenster, schnuppert und fragt den Fahrer: »Sagen Sie mal, haben Sie Alkohol getrunken?« »Nicht einen Tropfen«, sagt der Mann am Steuer, »wie kommen Sie darauf?«
»Na, dann blasen Sie mal hier in diese Tüte.«
Der Fahrer bläst, der Polizist betrachtet das Röhrchen und sperrt Mund und Nase auf.
»Donnerwetter«, sagt er, »das sieht man selten. Genau 2,1 Promille.«
»Das kann gar nicht stimmen«, reagiert der Autofahrer, »da muss etwas mit Ihrem Messgerät nicht in Ordnung sein.« »Na, das werden wir ja sehen«, wendet sich der Staatsdiener an die Beifahrerin, »blasen Sie doch mal in die Tüte, gnädige Frau.« Die Frau tut das in aller Ruhe; das Röhrchen zeigt 2,3 Promille an.
»Aber das ist ganz ausgeschlossen«, meint die Frau erstaunt, »ich habe heute Abend doch nur zwei Flaschen Mineralwasser und eine Tasse Kaffee getrunken. Ihr Messgerät ist nicht in Ordnung.«
»Also gut«, sagt der zweite Polizist, »ehe wir uns streiten, fahren wir jetzt zur Wache und machen eine Blutprobe.« Der Fahrer hat einen besseren Vorschlag: »Das können Sie doch einfacher haben. Hinten auf der Bank schläft unser Kind, das wecken wir jetzt und lassen es auch in Ihr Röhrchen pusten.« Das Kind wird geweckt, es bläst in die Tüte, das Röhrchen zeigt 2,0 Promille an.
»Teufel, Teufel«, sagt der erste Polizist, »da haben Sie ja doch recht gehabt, unser Gerät ist kaputt. Entschuldigen Sie vielmals, Sie können weiterfahren.«
Der Mann am Steuer bedankt sich, schaltet den Motor ein und fährt los. Nach einer Weile sagt er zu seiner Frau: »Eins muss ich dir ja lassen, Maria, es war eine phantastische Idee von dir, unserem kleinen Franz zum Abendessen Whisky in die Flasche zu füllen.«
Ganz ähnlich konstruiert ist ein Witz, über den man in der DDR lachte.
Ein »Trabi« wird auf der Autobahn von einem Streifenwagen überholt und gestoppt. Vier Polizisten steigen aus, gehen auf das Auto zu und grüßen freundlich.
»Deutsche Verkehrspolizei, Oberwachtmeister Hübner«, stellt sich der ranghöchste Polizist vor. »Wir fahren schon über 100 Kilometer hinter Ihnen her und dürfen Ihnen mitteilen, dass Sie wegen Ihrer rücksichtsvollen und verkehrsgerechten Fahrweise von uns mit der jährlich vergebenen Auszeichnung Bester Kraftfahrer< prämiert werden. Wenn Sie hier bitte unterschreiben würden. Die Auszeichnung ist mit einer Geldsumme von 800 Mark verbunden.«
»Na, toll!«, sagt der Fahrer, »mit dem Geld kann ich dann ja endlich meinen Führerschein machen.«
»Hören Sie bloß nicht auf meinen Mann«, meint die Beifahrerin, »der redet immer so 'n Quatsch, wenn er betrunken ist.« »Siehste!«, schreit das Kind von hinten. »Ich hab's euch ja gleich gesagt: Mit 'm geklauten Auto kommen wir nicht weit.« In diesem Moment geht hinten die Kofferraumhaube auf. Die Oma schaut heraus und fragt: »Was ist? Sind wir schon im Westen?«
Clement de Wroblewski, der diese Begebenheit in seinem Buch >Wo wir sind ist vorn ...< veröffentlicht hat, glaubt, die Urheber solcher Witze in der DDR ausfindig gemacht zu haben. Er schreibt:
»Vom Ende der siebziger Jahre war der Hauptproduzent (des Witzes) das intellektuelle Kleinbürgertum, war sein Entstehungsgebiet der Ballungsraum, die Großstadt, ging seine Verbreitung von Berlin (Hauptstadt) aus. Sicher, das Räsonieren, jene subtil-nörglige Art des Meckerns, ist seit jeher eine Spezialität der Berliner Volksseele, aber die DDR hatte im Laufe der Zeit auch einen großen Haufen vaga-bundierenden Intellekts freigesetzt, ob nun institutionell gebunden oder nicht. An Berlins berühmtester Kreuzung Friedrichstraße/Ecke Unter den Linden, im kleinen, eher unattraktiven Espresso vom Lindentorso, wurde dieser Haufen zur kritischen Masse . und die Filmemacher, Maler, Fotografen, Graphiker, Liedermacher, Jazzer, Rocker, all diese Cafehocker hatten unendlich viel Muße und Zeit, die Zeitläufte auf ihren Humorwert zu untersuchen und Sarkasmen, Sprüche, Verballhornungen und Witze zu produzieren .
Egal, welche Milieus den politischen Witz der DDR hervorbrachten: Verbreitet von Mund zu Mund wurde er zur echten, sogar einzigen Volkskunst des Landes. Selektiert aber und letztendlich gefiltert wurden diese Witze im Cafehaus. Dort verfestigte sich ihre authentische Form.«
Wenn es also so war, dass das lustige Künstlervölkchen bei Kaffee und Wodka den Staat und seine Schwachstellen auf den Arm nahm, sind vermutlich auch die folgenden Beispiele Produkte seiner Phantasie.
Bei einem Internationalen Leichtathletik-Sportfest wirft ein amerikanischer Hüne den Hammer 83,23 Meter weit. Weltrekord! Die Reporter umringen den Mann und fragen ihn: »Sagen Sie mal, worauf führen Sie diesen Erfolg zurück?« »Auf mein College. Dort bin ich ausgebildet und trainiert worden. Ich liebe mein College und schenke ihm diesen Sieg.« Der Amerikaner hat nicht mit seinem russischen Konkurrenten gerechnet. Der wirft seinen Hammer beim dritten Versuch 83,26 Meter weit. Weltrekord! Wieder sind die Reporter da und fragen: »Wie haben Sie das geschafft?«
»Ich liebe die siegreiche Sowjetunion«, sagt der Russe. »Als ich meinen Hammer abwarf, hab ich nicht an die Universität, sondern nur an mein Land gedacht. Ihm verdanke ich alles.« Es tritt ein unbekannter Sportler aus der DDR in den Schutzkreis, er schleudert seinen Hammer 84 Meter weit. Neuer Weltrekord! Wieder eilen die Reporter herbei und sagen: »Weltrekord, Menschenskind, worauf führen Sie das zurück?« »Auf meinen Vater«, sagt der Sieger. »Wieso auf Ihren Vater?«
»Als ich noch ganz klein war, hat mein Vater zu mir gesagt: >Wenn dir jemals einer einen Hammer in die Hand drückt, mein Junge, wirf ihn so weit weg wie möglich.<«
Zwei Volkspolizisten wollen unbedingt zur Wasserschutzpolizei versetzt werden. Sie weihen ihren Vorgesetzten ein, und der gibt zu bedenken:
»Genossen, das ist aber nicht so ganz leicht. Die stellen hohe Anforderungen, als Erstes müsst ihr eine schwierige Aufnahmeprüfung bestehen.«
»Das werden wir schon schaffen«, sagen die beiden. Sie bewerben sich und werden von einer Kommission geprüft, deren Vorsitzender ihnen folgende Frage stellt: »Was passiert mit Wasser, wenn man es auf hundert Grad erhitzt?«
Die Kandidaten blicken sich fassungslos an, schütteln die Köpfe, schweigen.
»Na, gut«, sagt der Vorsitzende, »dann eine zweite Frage: Was passiert mit Wasser unter null Grad?« Schweigen, Ratlosigkeit, keine Antwort. Da entlässt die Kommission die beiden Bewerber mit dem Hinweis, sie kämen für die Wasserschutzpolizei der DDR leider nicht in Frage. Niedergeschlagen melden sie sich beim Offizier der Volkspolizei zurück und beichten ihm ihre Niederlage.
»Welche Fragen haben die euch denn gestellt?«, will der Vorgesetzte wissen.
»Was passiert mit Wasser unter null Grad?«
»Hm. Hätt ich auch nicht gewusst. Und was noch?«
»Was passiert mit Wasser über hundert Grad?«
»Uber hundert Grad? Seltsame Frage. Also wenn die gesagt hätten, was geschieht mit Wasser bei neunzig Grad, hätte ich ganz locker geantwortet: Da fließt es im rechten Winkel ab ...«
Ein hübsches Mädchen aus der DDR, vierzehn Jahre alt, ist bei einem Internationalen Sportwettbewerb in Ostberlin erste Siegerin im Bodenturnen. Staatschef Erich Honecker lässt die Kleine zu sich kommen, tätschelt ihr die Wangen und sagt: »Du hast dich um unser Land verdient gemacht. Gibt es einen
Wunsch, den ich dir erfüllen kann, Mädel?«
»Jawohl, Herr Staatsratsvorsitzender«, antwortet das Mädchen.
»Ich wünsche mir, dass Sie für einen Tag die Mauer öffnen lassen.«
Da droht Honecker schelmisch mit dem Zeigefinger und sagt: »Du, du, du ... du willst wohl mit mir allein sein.«
Nach dem 9. November 1989 konnten solche dem Oberhaupt der DDR zugeschriebenen Hirngespinste nicht mehr gesponnen werden. Die Mauer war weg, ganz Deutschland jubelte. Was »zusammengehört«, wie Willi Brandt meinte, wuchs allerdings doch nicht so leicht zusammen. Die Westdeutschen mussten zahlen, die Ostdeutschen für ihre neue D-Mark hart arbeiten. Sparen war angesagt; bei knappen Kassen hatten unter anderem Märkte für Waren zum »Selber-machen« Hochkonjunktur.
Das Ehepaar Zeindel hat sich im ersten Möbelgeschäft der Stadt die teuren Bauteile für einen hochmodernen Kleiderschrank gekauft und im Schlafzimmer nach Gebrauchsanweisung zusammengebaut.
Eines frühen Morgens — ihr Mann ist schon zur Arbeit — steht Eva Zeindel vor ihrem Schrank und bewundert seine makellose Schönheit. Da fährt draußen die Straßenbahn nach Stoppenberg vorbei. Das neue Möbelstück ächzt in allen Fugen und stürzt in sich zusammen.
Entsetzt eilt Frau Zeindel zum Telefon, ruft den Geschäftsführer des Möbelhauses an und berichtet ihm atemlos über den Zusammenbruch des Kleiderschranks.
»Lassen Sie alles so stehen und liegen, gnädige Frau«, beruhigt sie der Mann, »ich schicke Ihnen sofort unseren für solche Ausnahmefälle zuständigen Spezialisten.« Wenig später lässt Eva Zeindel den Spezialisten herein, einen gutaussehenden Herrn in den besten Jahren. Fachmännisch baut er den Schrank wieder auf, und als er seine Arbeit beendet hat, rattert draußen die Straßenbahn nach Stoppenberg vorbei. Der kostbare Einkauf zittert und bricht zusammen.
»Aha«, sagt der Spezialist, »die Sache ist klar wie Kloßbrühe. Die Straßenbahn bewirkt Erschütterungen, die unser schöner Schrank nicht vertragen kann. Wann kommt die nächste Bahn?«
»In einer halben Stunde etwa«, sagt Frau Zeindel. Der Spezialist lächelt gewinnend, baut den Schrank in zehn Minuten wieder auf und erklärt: »Ich werde gleich in den Kleiderschrank steigen, um mir einmal genau anzusehen, welche Einzelteile von den Erschütterungen besonders in Mitleidenschaft gezogen werden. Wir müssen dann einige Schrauben austauschen und die Verstrebungen verstärken — selbstverständlich kostenlos.«
Der Spezialist steigt in den Schrank, bittet Frau Zeindel, die Tür abzuschließen und kräftig dagegenzudrücken. Während sie das tut, kommt Herr Zeindel nach Haus, er hat einen Aktenordner vergessen. Pfeifend kommt er am Schlafzimmer vorbei, sieht, wie seine Frau — noch im Morgenrock — die Schranktür zuhält, und ist mit zwei Schritten bei ihr. Er stößt Eva beiseite, reißt die Tür auf und sieht drinnen einen Mann stehen, der in gekrümmter Haltung mit beiden Händen die Verstrebungen des Schrankdachs abtastet.
»Was machen Sie denn hier?«, fragt Herr Zeindel.
»Sie werden es nicht glauben: Ich warte auf die Straßenbahn nach Stoppenberg«, antwortet der Spezialist.
Garantiert Marktwirtschaft schon Demokratie? Die Diskussion darüber verstärkte sich nach dem »Sieg« des Kapitalismus über den Sozialismus im Wettstreit der Systeme. Eine weise, jiddische Geschichte wurde wieder aktuell:
Der Moische trifft den David und fragt: »Sag, was hast du da unter dem Arm?« »Ein Bild, ich will es verkaufen.«
»Zeig her«, sagt der Moische. »Es ist ja wirklich ein schönes Bild, was willst du dafür haben?« »Na, zwanzig Dollar.« »Gut, dafür nehme ich es.«
Eine Woche später treffen sich die beiden wieder, diesmal hat der Moische das Bild unter dem Arm.
»Was hast du denn da?«, fragt der David.
»Dein Bild, es passte doch nicht so recht in meine Wohnung. Ich werde es verkaufen.«
»Und was willst du dafür haben?«
»So fünfundzwanzig Dollar, dachte ich.«
»Es ist ein schönes Bild, ich nehme es«, sagt der David.
Es vergeht wieder eine Woche, die beiden treffen sich, diesmal hat der David wiederum das Bild unterm Arm.
»Das ist ja unser Bild«, sagt der Moische, »nenn mir einen Preis, wenn du es verkaufen willst.« »Dreißig Dollar will ich dafür haben.« »Gut, dafür nehme ich es.«
Die Woche darauf begegnen sie sich erneut, und das Feilschen um das Bild geht noch eine Weile hin und her. Bis der Tag kommt, an dem keiner von beiden mehr das Bild besitzt. Und der Moische fragt: »Wo ist denn unser Bild geblieben?« »Verkauft«, sagt der David.
Der Moische schüttelt entsetzt den Kopf: »Bist Du meschugge? Wovon sollen wir denn jetzt leben?«
Ende der achtziger Jahre veröffentlichten die Zeitungen unter der Rubrik »Vermischtes« viele kuriose Meldungen, über die sich die Witzemacher wieder einmal keine Gedanken machten.
In Russland wurde ein seit neunzig Jahren eingefrorener Salamander wiederbelebt. Ein Sandkorn, dem die Wissenschaftler ein Alter von 3 843 Milliarden Jahren (!) bescheinigten, wurde im Bayerischen Wald gefunden. In Mainz wurden einundsiebzig deutsche Weinpanscher mit Freiheitsstrafen bis zu zwei Jahren bestraft. Auf solche und ähnliche Versündigungen reagierten die gehobenen Weintrinker zwar nicht mit einem Witz, aber mit einer einleuchtenden Parole: »Das Leben ist zu kurz, um schlechte Weine zu trinken.« Zum Thema Wein hatte sich bereits vor fünfzig Jahren ein trinkfester ostpreußischer Gutsbesitzer geäußert: »Von allen leichten Landweinen ist mir der Kognak der liebste.«
Weil sie eine teure Flasche Kognak als Geschenk mitgebracht hat, wird die junge Bewunderin eines weltberühmten Bildhauers ins Atelier des Meisters vorgelassen. Sie verbeugt sich tief und sagt: »Ich bin eine große Verehrerin Ihrer Kunst und schätze mich glücklich, dass ich Sie bei der Arbeit beobachten kann. Wie ich sehe, arbeiten Sie gerade an einer Löwenplastik. Es ist ja faszinierend, wie der Stein unter Ihren Händen Konturen annimmt und die Löwen immer deutlicher Gestalt annehmen. Darf ich fragen, wie Sie das machen?«
»Ganz einfach«, sagt der Bildhauer, »alles weghauen, was nicht nach Löwen aussieht.«
Witze, die der gescheiten Schlussbemerkung des Bildhauers ebenbürtig waren, kursierten in den achtziger Jahren selten in Deutschland. Aber es gab - vor und nach der Wiedervereinigung - immer auch Scherzartikel über Ausländer, die so schlau konstruiert waren, dass man das Gefühl hatte, Türken oder Griechen hätten sie zu ihren Gunsten selbst erfunden.
Ein Autofahrer in Essen dreht die Scheibe herunter und fragt einen Türken, der am Straßenrand steht: »Wie komme ich denn hier nach Aldi?« »Zu Aldi!«, berichtigt der Türke.
Der Autofahrer blickt auf die Uhr und sagt: »Um sechs Uhr Aldi schon zu? Das glaube ich nicht.«
Zwei »Ossis« haben in einem Berliner Supermarkt eingekauft und stehen in der Kassenschlange.
»Uber die Apfelsinen kann man nicht meckern«, sagt der eine zum anderen, »aber haste mal die Tomaten angefühlt? Wie Gummi! So was gab's bei uns nicht.«
»Auch das Schweinefleisch taugt nichts«, meint der zweite, »viel zu hell und faserig. So was wäre bei uns erst gar nicht angeboten worden.«
»Genau! Und haste diese kleinen, schrumpligen Appel gesehen?
Die wären bei uns ans Vieh verfüttert worden.«
Ein Türke, der schon seit zwanzig Jahren in Westdeutschland arbeitet, steht hinter den beiden. Er hat sich ihre Bemerkungen in Ruhe angehört und legt nun zwei schwere Hände auf die Schultern der »Ossis«.
»Wir euch nicht gerufen«, sagt er.
Ein Grieche kommt in die Zentrale einer Bank, baut sich forsch vor einem Schalter auf und sagt zu dem Beamten: »Ich möchte gern 'n Gyros-Konto bei Ihnen eröffnen, aber 'n bisschen zaziki, zaziki.«
»Hörn Se mal«, antwortet der Angestellte, »ein solcher Ton ist bei uns nicht Ouzo.«
Ein Türke und ein Deutscher, Nachbarn in der Kölner Südstadt, haben sich ein neues Auto gekauft. An einem Samstagvormittag bringen die beiden ihre Fahrzeuge auf Hochglanz. Als der Deutsche einen Eimer Wasser über sein Wagendach schüttet, holt der Türke eine Säge aus dem Werkzeugkasten und sägt damit ein Stück vom Auspuff ab.
»Was ist denn mit dir los, Adnan«, fragt der Deutsche, »hast du nicht mehr alle Tassen im Schrank?«
»Wieso?«, sagt Adnan. »Wenn du deinen taufst, kann ich meinen ja wohl beschneiden .«
Zu Köln am Rhein, wo sich Tünnes und Schäl immer noch gute Nacht sagen, bedrohte 1988 Hochwasser die Altstadt. Dazu der passende Witz:
Die Familie Schmitz — Vater, Mutter und ein kleiner Sohn — sitzt auf dem Dach ihres Häuschens und starrt trübsinnig auf die steigenden Fluten. Da sehen sie plötzlich einen Hut auf dem Wasser, der mit der Strömung schwimmt, aber nach einer Weile wendet und — gegen die Strömung ankämpfend — zurückkommt.
»Das ist ja eigenartig«, sagt der Vater, »was kann das sein?« »Das ist sicher Großvater«, erwidert der Junge, »der hat gestern Abend zu mir gesagt: >Egal was passiert, morgen schneide ich den Rasen.<«
Zur selben Zeit, als Opa im Garten den Rasen schnitt, gingen in Düsseldorf drei Freunde am Rhein spazieren. Das zurückweichende Hochwasser spülte mit letzter Kraft eine Flasche an den Strand, die von einem der Freunde geöffnet wurde. Ihr entschwebte eine wunderschöne Fee; sie verkündete den Männern folgende Botschaft:
»Uber 1000 Jahre war ich in dieser Flasche eingesperrt, aber nun habt ihr mich befreit. Zum Dank dafür werde ich jedem von euch einen Wunsch erfüllen.«
Der erste zögert nicht lange. »Ich wünsche mir eine große Farm in Argentinien«, sagt er. »Eine mit Wäldern und Wiesen, auf denen über 1000 Rinder grasen.«
Die Fee klatscht in die bleichen Hände und — schwups! — sitzt der Mann im Schaukelstuhl auf der Terrasse einer argentinischen Hazienda. Und auf den Wiesen grasen über 1000 gutaussehende Rinder.
»Und was wünschst du dir?«, fragt die Fee den zweiten Freund. »Einen Harem in Saudiarabien mit goldenen Betten und 100 nackten Weibern.«
Wieder klatscht die Fee in die bleichen Hände und — schwups! — liegt der zweite im goldenen Bett eines Palastes, und 100 nackte Haremsdamen schlendern abwartend an ihm vorbei. »Undnun zu dir«, wendet sich die Fee an den dritten Freund. »Welchen Wunsch soll ich dir erfüllen?«
Der Mann wirft der Fee einen traurigen Blick zu und flüstert: »Ich möchte gern meine beiden Freunde wiederhaben.«
Kleine Stichproben aus dem Angebot der Statistiken und Nachrichten, die der deutschen Öffentlichkeit in den achtziger Jahren bekanntgegeben wurden.
• Die Kosten für die gesundheitlichen Schäden durch Rauchen werden in der Bundesrepublik auf jährlich 30 Milliarden DM geschätzt. (1981) Sieben Jahre später ermittelt die Statistik: In der Bundesrepublik Deutschland werden jährlich 120 Milliarden Zigaretten geraucht.
• Das erste Retortenbaby wird im Namen der Katholischen Kirche getauft. Aber die künstliche Befruchtung wird weiterhin von ihr abgelehnt. (1982)
• Die deutsche Bundesregierung registriert die mangelhafte Verwirklichung der vom Grundgesetz geforderten Gleichberechtigung der Frau.
• In Amerika wird in einer neuen Bibelausgabe mitgeteilt, dass Gott nicht unbedingt ein männliches Wesen sein muss.
• Die Fernseh-Serien >Schwarzwaldklinik<, >Traumschiff< und >Tat-ort< sind die Quotenrenner des Jahres 1986. Im selben Jahr wird der Weltkongress der Prostituierten in Brüssel erfolgreich abgeschlossen. Das am meisten gebrauchte Wort des Jahres heißt »Tschernobyl«.
• Die Katholische Kirche entzieht Uta Ranke-Heinemann den akademischen Lehrauftrag wegen ihrer öffentlich geäußerten Zweifel an der jungfräulichen Geburt Mariä. (1987)
• Der Politiker Uwe Barschel stirbt unter ungeklärten Umständen in einem Hotel in Genf. (1987)
• In der Bundesrepublik wird das schnurlose Telefon eingeführt. (1987)
• Die UNESCO schätzt die Zahl der Analphabeten in der Bundesrepublik Deutschland auf 3 Millionen. Die Wörter des Jahres heißen AIDS und Kondome. (1987)
• 1988 lautet der am meisten zitierte Satz des Jahres: »Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben.« (M. Gorbatschow)
Witze über den Massentourismus, Kondome, den Papst und den lieben Gott sind hier schon an anderer Stelle zitiert worden. Von den gesammelten Stichproben waren es fünf, welche die Phantasie der Witzbolde beflügelten.
Zum Thema Gleichberechtigung:
Frage: Warum ist die Frau dem Manne untertan? Antwort: Weil es sich bewährt hat.
Zum Thema Uwe Barschel:
Dem Reporter und dem Fotografen einer großen Illustrierten gelingt es, zu später Stunde in das Schweizer Hotelzimmer eines prominenten Politikers einzudringen. Sie stellen fest, dass der
Mann tot auf einer Chaiselongue liegt. Der Fotograf hebt die
Kamera, aber sein Kollege verhindert ein erstes Bild.
»Tu mir einen Gefallen«, sagt er, »und hilf mir dabei, den Toten in die Badewanne zu legen.«
»Warum das denn?«, fragt der Bildreporter.
»Weißt du vielleicht, wie Chaiselongue geschrieben wird?«
Zum Thema drahtloses Telefon:
Eine Blondine kauft bei Aldi ein. Da klingelt ihr Handy. Sie meldet sich, ihr Freund ist am Apparat und sagt: »Ich wollte dir mal einen Kuss durchs Telefon geben, Schatz.« »Wie lieb von dir, Purzel«, antwortet die Blondine, »aber woher weißt du, dass ich bei Aldi bin?«
Zum Thema Fernsehen:
Die Fernsehlandschaft in Westdeutschland hatte sich gründlich verändert. Private, durch Werbung finanzierte Anstalten, machten den öffentlich-rechtlichen Sendern Konkurrenz. Der Kampf um Quoten zog das Niveau nach unten. »Fernsehen ist der einzige Bereich, der durch Wettbewerb schlechter geworden ist«, hieß es bei den »Mainzer Tagen der Fernsehkritik«.
Zwei kleine Jungen unterhalten sich in der Pause auf dem Schulhof. Sagt der eine: »Haste mal im Fernsehen bei RTL >Tutti-Frutti< gesehen? Supergeiles Programm, lauter halbnackte Weiber, irrsinnige Titten.«
»Kenn ich«, sagt der andere. »Aber die Scheiße daran ist:Immer wenn man gerade die Hose aufhat, kommt schon wieder Werbung.«
Ein Fernsehdirektor wird gefragt, warum das Fernsehen nicht mehr so erfolgreich sei wie vor 20 Jahren. »Ich weiß es auch nicht«, antwortet er. »Dabei bringen wir immer noch dieselben Filme wie damals.«
Frage: Was ist positiv an Vergesslichkeit aus Altersschwäche? Antwort:
1. Man lernt dauernd neue Menschen kennen.
2. Man kann die Ostereier suchen, die man selber versteckt hat.
3. Es gibt keine Wiederholungen im Fernsehen mehr.
Zum Thema Rauchen:
Ein Mann sitzt im Nichtraucherabteil eines D-Zugs und raucht. Kommt eine ältere Dame herein und sagt aufgebracht: »Machen Sie sofort die Zigarette aus. Wir befinden uns hier in einem Nichtraucherabteil.« Der Mann reagiert nicht.
»Hören Sie«, lamentiert die Frau, »wenn Sie nicht sofort aufhören zu rauchen, hole ich den Schaffner.« Der Mann raucht weiter und stößt genußvoll den Rauch aus. »Jetzt will ich Ihnen mal etwas sagen«, sagt er, »kurz vor Abfahrt des Zuges musste meine Frau dringend auf die Toilette. Sie kam nicht rechtzeitig zurück, und meine drei Kinder und ich sind ohne sie abgefahren. Meine Jüngste hat die Hosen vollgemacht, Karl-Heinz hat unsere Fahrkarten aus dem Fenster geworfen, und Dieter hat seine Nudeln auf den Tisch gekotzt. Jetzt sitzen alle drei im Speisewagen, und der Kellner wartet darauf, dass ich die Rechnung bezahle. Aber ich habe mein Geld vergessen, und wir sitzen im falschen Zug. Was soll mir da noch passieren?«
Ein Mann sitzt im Nichtraucherabteil eines Intercity und zieht eine Zigarre aus dem Etui. Ihm gegenüber sitzt eine Frau und meutert.
»Hier wird nicht geraucht«, empört sie sich und der Mann gibt klein bei.
Nach einer Weile zieht sie ihre Jacke aus.
Jetzt hat der Raucher seine große Stunde. »Hier wird nicht gebumst«, sagt er wütend.
Da ist es wieder, das am meisten gebrauchte Wort der letzten Jahrzehnte. Es sitzt zusammen mit anderen schmückenden Beiwörtern aus den Untiefen des Sexualjargons auf seinen sechs Buchstaben und wartet darauf, dass es auch in diesem Kapitel zur Kenntnis genommen wird. Vollkommen zu Recht. Denn viele Gazetten waren in den achtziger Jahren dazu übergegangen, die sogenannten Four Letter Words voll auszuschreiben, und im Kino und Theater gehörten die drastischen Ausdrücke längst zum Vokabular der Schauspieler. Frei nach dem Motto, das Spaßmacher aus der DDR kurz nach der »Machtübernahme« durch Erich Honecker erfunden hatten: »Alles ist schlechter geworden. Nur eins ist besser geworden: Die Moral ist schlechter geworden.« Fromme Zeitungen tarnten die schlimmen Wörter allerdings immer noch brav mit drei Punkten: f ..., b ..., v ...
Mit der allmählichen Abschaffung des schon lange hinfälligen Tabus lief eine eigenartige gesellschaftliche Veränderung parallel: Je freizügiger die Medien mit dem Sexualjargon umgingen, desto unaufdringlicher und weniger barbarisch entwickelten sich die Handlungsabläufe der Männerwitze. Das Angebot an direkten Sauereien, an unter der Gürtellinie ansetzenden Zoten ging langsam zurück. Woran lag das?
Die typische deutsche Kneipe als Wechselstube für vulgäre Pointen hatte Kundschaft verloren. Die alten Kameraden - Hüter der Männerkumpanei - ruhten in den ewigen Jagdgründen. Und ihre Söhne und Enkel verbrachten viel Freizeit da, wo sie andere Braten gerochen hatten als Frikadellen und kalte Koteletts. Jugoslawische, italienische, griechische und türkische Restaurants kamen in Mode, und die Jugend zog es in Bistros, Discos, Straßencafes. Dort fehlten die Stammtische und Theken; durch den Standortwechsel wurden die Ankerplätze der Zote kleiner.
Vier Beispiele aus dem Sex-Fundus der achtziger Jahre.
Ein Mann reitet auf einem gelben Pferd durch einen gepflegten Park. Ross und Reiter kommt ein Spaziergänger entgegen, der bleibt stehen, sperrt Mund und Nase auf und sagt: »Ein gelbes Pferd... so etwas habe ich ja noch nie gesehen.« »Na, wunderbar«, antwortet der Reiter, »ich kann nur hoffen, dass eine hinreißende junge Frau, die hier jeden Morgen vorbeikommt, genau dasselbe sagt wie Sie.« »Und wieso?«, fragt der Spaziergänger. »Nun, dann werde ich sagen: >Das ist eine lange Geschichte, meine Dame. Die kann ich Ihnen nur bei einem gemeinsamen Abendessen erzählen.< Da sie neugierig ist, wird sie die Einladung annehmen. Vorsichtshalber habe ich bereits im Waldhotel einen Tisch bestellt und alle wichtigen Angestellten über unser Kommen informiert. Der Chef des Nobelrestaurants wird uns persönlich begrüßen, und dem Oberkellner habe ich vorher ein gutes Trinkgeld gegeben, damit er den Satz sagt: >Ich habe für die Herrschaften unseren schönsten Tisch reserviert und mir erlaubt, Ihren Wein kalt zu stellen, Herr Doktor.< Schönster Tisch, Ihr Wein, Herr Doktor..., das imponiert den Damen. Wir werden vorzüglich speisen, und zum Abschluss des Menüs bestelle ich Mokka und Kognak. Natürlich habe ich mit dem Oberkellner vorher verabredet, dass er den Satz sagt: >Ich bedaure unendlich, Herr Doktor, aber der Mokka ist uns leider ausgegangen. Darf es Espresso sein?< Dezent, aber deutlich werde ich mich beschweren und mit Nachdruck erklären: >Sie wissen doch selbst, dass ein Espresso nach einer solchen Mahlzeit fehl am Platze ist.< Und ich werde mich an meinen reizenden Gast mit der Bemerkung wenden: >Bitte, entschuldigen Sie das Malheur. Dann müssen wir wohl oder übel den Mokka bei mir zu Hause trinken.< Ich bin sicher, die Dame wird meinen unverfänglichen Vorschlag nicht ablehnen. Bei mir zu Hause biete ich natürlich keinen Mokka an, sondern einen eisgekühlten Champagner. Während ich die zweite Flasche öffne, werde ich sagen: Wollen wir es uns auf der Couch nicht ein bisschen bequem machen?< Wenn die junge Frau ja sagt, und ich bin sicher, dass sie das tut, werde ich sie zur Couch führen. Auf dem Weg dorthin wird sie straucheln, weil ich unter dem Teppich eine Parkettbohle angesägt habe. Ich fange sie auf und ... na ja, dann muss die Sache eigentlich irgendwie laufen.« Der Spaziergänger hat dem Reiter aufmerksam zugehört. »Toll« sagt er, »einfach toll! In einer Zeit der flüchtigen Liebesbeziehungen und kurzfristigen Verhältnisse bauen Sie ja einen richtigen Generalstabsplan auf, um Ihr Ziel zu erreichen. Ich muss weiter, aber ich komme in der nächsten Woche wieder hier vorbei. Sie müssen mir dann erzählen, ob Ihr Plan erfolgreich war!« Die beiden trennen sich. Als sich der Mann auf dem gelben Pferd einem Waldsaum nähert, kommt ihm das Ziel seiner Wünsche entgegen. Die schöne junge Frau bleibt stehen, stutzt, schüttelt den Kopf und sagt: »Ein gelbes Pferd... das habe ich ja noch nie in meinem Leben gesehen.«
Da lüftet der Reiter den Hut, blickt die Frau an, errötet und fragt: »Wollen wir bumsen?«
Ein rüstiger Witwer, der schon längere Zeit mit einer lustigen Witwe liiert ist, aber noch nicht mit ihr geschlafen hat, will heiraten. Als sie abends in ihrem Stammlokal die üblichen Formalitäten besprechen, sagt die Frau:
»Bevor wir die Ringe tauschen, muss ich dich darüber informieren, dass ich im Zusammenhang mit der körperlichen Liebe gewisse Angewohnheiten habe. Und ich bitte dich herzlich, sie zu respektieren.«
»Schieß los, Häschen«, sagt der Mann.
»Also pass auf. Wenn ich abends ins Schlafzimmer komme und den Scheitel in der Mitte trage, bedeutet das, dass ich Migräne habe und nicht mal einen Kuss vertragen kann. Trage ich den Scheitel links, sind mir kleinere Zärtlichkeiten ganz willkommen. Aber wenn ich den Scheitel rechts trage, kannst du mit mir machen, was du willst.«
Der Mann betrachtet seine Zukünftige mit Nachsicht. »Ich danke dir für die Aufklärung«, sagt er dann. »Nun darf ich dich auf bestimmte Dinge aufmerksam machen, die ich mir im Lauf der Zeit angewöhnt habe.« »Schieß los«, sagt die Frau.
»Also pass auf. Wenn ich morgens aufstehe, trinke ich zum Frühstück grundsätzlich eine Flasche Champagner. Mittags pflege ich fünf Flaschen Bier und achtzehn Klare zu trinken, und abends gehe ich zu Whisky über; eine Pulle, manchmal auch zwei, nehme ich locker zur Brust. So — und wenn ich dann ins Bett gehe, ist es mir vollkommen egal, wo du deinen Scheitel trägst.«
Im Zirkus tritt ein Dompteur auf, dem es als einzigem Artisten auf der Welt gelungen ist, ein Krokodil zu dressieren. Das Tier macht einen Kopfstand, balanciert Bälle auf der Nase, raucht Pfeife. Zum Schluss seines Programms öffnet der Dompteur seine Hose und legt dem Krokodil seinen Penis in den Rachen, den es vorsichtig schließt. Nach einer Weile schlägt der Meister dem Krokodil zwischen die Augen, und augenblicklich lässt es den wichtigen Körperteil unbeschädigt wieder frei. Stürmischer Applaus. Der Dompteur ordnet seine Garderobe und sagt: »Wer das nachmacht, kriegt von mir auf der Stelle 500 Mark bar auf die Hand.« Niemand meldet sich.
»Also gut«, meint der Artist, »ich erhöhe mein Angebot auf 1000 Mark.«
Wieder herrscht Schweigen im Publikum. Erst als der Dompteur auf 1 500 Mark erhöht, meldet sich in der vorletzten Reihe ein junger Mann. Er geht in die Manege, schüttelt dem Dompteur die Hand und sagt:
»Bevor wir anfangen, stelle ich eine Bedingung.« »Welche Bedingung?«
»Sie dürfen mir nicht so brutal zwischen die Augen schlagen ...«
Ein Stammtischbruder nervt seine Freunde damit, dass er ihre Erzählungen ständig mit Sätzen kommentiert wie: »Das hätte noch viel schlimmer kommen können«, oder »Das ist noch gar nichts«, oder »Das weiß ich aber besser.«
Eines Tages kommt ein Kumpel aufgeregt herein und sagt: »Jetzt pass mal auf, Karl. Ich erzähle dir jetzt eine Geschichte, zu der fällt dir überhaupt nichts mehr ein.« »Was ist denn passiert?«, erkundigt sich Karl.
»Unser Kegelbruder Erwin kommt vor ein paar Tagen nach Hause und findet einen anderen Mann bei seiner Frau. Er dreht völlig durch, geht an die Schublade, nimmt einen Revolver heraus, erschießt den Mann, erschießt seine Frau, und schließlich erschießt er sich selber. So.«
»Das hätte noch viel schlimmer kommen können«, sagt Karl. »Was hätte denn jetzt noch schlimmer kommen können?« »Zwei Tage früher, und ich wäre tot gewesen!«
Was erzählte man sich sonst noch in Deutschland, wenn der Tag lang war? Beschließen wir das Kapitel über die achtziger Jahre mit ein paar Scherzen, die sich mit Vergnügen über Alterskrankheiten lustig machten.
Ein älterer Herr fährt mit seiner Frau und einem Freund in die Oper.
»Ich hatte ja wie du Symptome der Alzheimer Krankheit«, wendet er sich an den Freund, »aber stell dir vor: Mein Arzt hat mir ein neues Medikament verschrieben, und seitdem ich das einnehme, habe ich keine Probleme mehr.« »Kannst du mir bitte den Namen des Arztes sagen?« »Ja, natürlich, einen Moment. Wie heißt noch die schöne Blume mit dem langen Stängel und den kleinen Dornen dran?« »Meinst du vielleicht eine Rose?«
Der Fahrer stößt seine Frau an und fragt: »Sag mal, Rosa, wie heißt noch der Arzt, der mich geheilt hat?«
Ein altes Ehepaar sitzt vor dem Fernsehapparat. Als die Werbung beginnt, steht die Frau auf.
»Gehst du in die Küche?«, fragt der Mann.
»Ja, warum?«
»Dann tu mir doch bitte den Gefallen und bring mir aus dem Kühlschrank ein Stück Torte mit. Du kannst zwei Bällchen Eis dazulegen und einen Schuss Himbeergeist darüberschütten. Aber schreib dir alles auf, sonst vergisst du es.« »Meinst du, ich hätte Alzheimer?«, sagt die Frau und verschwindet in der Küche.
Nach einer Weile kommt sie mit einem Teller zurück, auf dem zwei Spiegeleier liegen.
»Und wo ist der Schinken?«, fragt der Mann.
Es kommt ein sehr alter Mann in die Sprechstunde eines Arztes und sagt: »Ich habe ein Problem, Herr Doktor, vielleicht können Sie mir helfen.«
»Nur Mut«, sagt der Arzt, »was macht Ihnen denn zu schaffen?« »Ich kann nicht mehr pinkeln.«
»So, so, Sie können nicht mehr pinkeln. Wie alt sind Sie denn?« »Ich bin gerade 95 geworden.«
»95? Na, dann haben Sie ja auch genug gepinkelt...«
Das Letzte
Eine Frau kommt in die Bäckerei und bestellt »Ein B.B.Brot und z.zwei Brö ... Brö ... Brötchen.«
»Sie stottern ja ganz schön«, sagt die Verkäuferin.
»Och, d.d.das ist no.no.noch gar nichts«, meint die Kundin, »da.. .da.. .so.. .so.. .sollten Sie erst mama. mal meine Schwe. Schwester hören. Ehe die nein ge.. .gesagt hat, ist d.d.die im sechsten Mo.. .Monat.«
Die Deutschlehrerin fordert ihre Schüler auf, Sätze mit >der, die, das< zu bilden. Herbert meldet sich und sagt: »Meine Schwester kriegt ein Kind. Der die das gemacht hat, ist abgehauen.«
»Hamsam Samstag Schalke gesehn? Hattata geregnet.«
Ein Mann fährt in den frühen Morgenstunden in Schlangenlinien über die Landstraße. Zwei Polizisten halten ihn an und fragen: »Sagen Sie, haben Sie vielleicht Restalkohol?« »Immer diese Bettelei«, antwortet der betrunkene Fahrer.
Wohin fliegt der schwule Adler? Zu seinem Horst.
»Gott ist tot! — Nietzsche«, hat jemand an eine Wand des Bahnhofs Zoo in Berlin gesprayt.
»Nietzsche ist tot — Gott«, hat ein anderer daruntergeschrieben.