77756.fb2 Ganz Deutschland lacht!. 50 deutsche Jahre im Spiegel ihrer Witze - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 13

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Lentz/Thoma.1990-1998

Das letzte Jahrzehnt dieser fünfzig Jahre Bundesrepublik lässt sich nicht ohne weiteres an den Zug der Zeit ankoppeln. Es fällt aus dem Rahmen. Das letzte Jahrzehnt des Jahrtausends wird durchweht von Endzeitstimmungen und geprägt vom internationalen Aufbruch in die Globalisierung. Die Zukunft erscheint ungewiss, vielen auch bedrohlich.

Wenn früher überschwänglich vom Wirtschaftswunder die Rede war, so ereigneten sich jetzt wirklich politische Veränderungen, die Wundern glichen. Die deutsche Vereinigung, der Ost und West zustimmten, gehörte dazu, und die Bankrotterklärung einer Weltmacht wie der Sowjetunion ohne militärischen Zwang erst recht.

Die Wiedervereinigung beendete die Idylle einer kleinen Republik ohne weltpolitischen Ehrgeiz. Deutschland wurde ein anderes Land. Der Schriftsteller Patrick Süskind schrieb dazu 1990 für ein Buch von Ulrich Wickert, aus dem der >Spiegel< zitierte: »Man lebt nicht jahrzehntelang in einem Provisorium - schon gar nicht in einem so prächtig gedeihenden, schon gar nicht als junger Mensch -, und wenn in den Sonntagsansprachen von >unseren Brüdern und Schwestern in der Zone< die Rede war oder man uns nach dem Bau der Berliner Mauer aufforderte, zum Zeichen der nationalen Solidarität nächtens ein Adventslichtlein ins Fenster zu stellen, so kam uns das ebenso lächerlich und verlogen vor, als würde man von uns Heranwachsenden im Ernst verlangen, einen Stiefel in den Kamin zu stellen, damit der Nikolaus uns Schokolade hineinwürfe. Nein, die Einheit der Nation, das Nationale überhaupt war unsere Sache nicht ... Ob die Deutschen in zwei, drei, vier oder einem Dutzend Staaten lebten, war uns schnuppe. ... Verdattert wie die Kühe, denen man ein lang verschlossenes Gatter aufsperrt, standen und stehen wir da und glotzen in die neue Richtung und scheuen uns, sie einzuschlagen. . »Moment!«, sagen wir, »Augenblick mal!«, und reiben uns verblüfft die Augen, »was ist hier eigentlich passiert? Wie geht es weiter? Deutsche Einheit? Wieso das? Wozu? Wollen wir das überhaupt?«

Dreißig Jahre vorher hatte der Schriftsteller Paul Sethe, alles andere als ein Nationalist, in der Zeitschrift >Magnum< geschrieben: »Aber was die Bundesrepublik als Machtstaat und Wirtschaftsorganisation gewinnt, muss das deutsche Volk als Nation teuer bezahlen. Die Frage wird noch kommende Geschlechter beschäftigen, ob der Preis nicht zu hoch gewesen ist, ob nicht die Einheit der Deutschen, ob nicht die Freiheit und das Glück von siebzehn Millionen Landsleuten für den Gewinn an Souveränität und Macht im westdeutschen Staat geopfert worden sind.«

Inzwischen reagierten die meisten Deutschen wie Patrick Süskind auf die nationale Einheit: aufgestört und beunruhigt. Sie wollten eigentlich »keine Experimente«, wie schon ein Wahlslogan bei Adenauer hieß.

Der Witz stellte sich eher indirekt auf die neue Situation ein. Zukunftssorgen drückten sich ungenauer und diffuser aus. Wie in dieser Geschichte aus den zwanziger Jahren, die plötzlich wieder aktuell wurde. Sie beschreibt die Hilflosigkeit eines Menschen, der gar nicht der ist, der er sein soll:

»Mensch, Ornstein, was ist denn mit dir los?«, ruft aufgeregt ein Spaziergänger, der auf der Hauptstraße einem alten Bekannten begegnet. »Früher warst du dick, jetzt bist du mager, früher warst du groß, heute bist du klein! Früher hattest du eine Glatze, jetzt hast du Haare .«

Sagt der andere: »Ich heiße gar nicht Ornstein.« »Was? Ornstein heißt du auch nicht mehr?«

Die Zahl der Arbeitslosen stieg schon 1991 auf über drei Millionen, und die Nationalstaaten starrten ziemlich hilflos auf eine mehr und mehr in andere Länder ausweichende Wirtschaft, die sich damit auch nationalen Gesetzen entzog.

Die hohe Arbeitslosigkeit konnte durch neue Aufschwünge der Wirtschaft kaum noch abgebaut werden. Die technische Revolution der Automatisierung kam fast ohne Arbeiter aus. Und bei solchen Massen Bedürftiger konnte auch das »soziale Netz« nicht halten.

Es war in Zeiten der Vollbeschäftigung geplant worden.

Bis 1990 wurde Außenpolitik in der Bundesrepublik nicht zuletzt mit Geld gemacht. Dafür reichten jetzt die Mittel nicht mehr, die Situation hatte sich nach der Wiedervereinigung gründlich geändert. Das neue Deutschland hätte neue Aufgaben definieren müssen, die es in der Welt und in Europa übernehmen konnte. Stattdessen entwickelte es Prestige-Gelüste wie die Forderung nach einem Sitz im Weltsicherheitsrat der UNO. Es versäumte auch, einleuchtende Konzepte für eine Rolle in der Europäischen Union zu erarbeiten. Auf der Weltbühne sahen viele deutsche Politiker plötzlich so aus, als seien sie eine Nummer zu klein, sie wirkten etwas provinziell.

Kohl will mit dem französischen Präsidenten Chirac Brüderschaft trinken. Er hebt das Glas und sagt: »Nous sommes perdu.«

Der Witz wurde vor dem Streit über den Chef der europäischen Zentralbank erfunden. Das Gefühl für Solidarität, ein wichtiges Element der Aufbaujahre, war in Deutschland längst abhandengekommen. Viele Deutsche waren nicht mehr ehrlich, sie betrogen die Steuer, ihre Versicherung, missbrauchten die sozialen Hilfen. Korruption wurde sogar den bisher Treuesten, den Beamten, vorgeworfen, und die Medien reduzierten im Quotenkampf auf gefährliche Weise ihr Niveau.

Viele Bürger und auch Politiker machten sich bereits ernste Sorgen um die Zukunft des Landes. Sie sahen plötzlich: Marktwirtschaft allein würde nicht reichen, um die Demokratie zu erhalten.

Es geht aufwärts, sagte der Fisch, als er an der Angel hing.

Der Witz reagierte wenig intelligent, und der DDR-Witz war mit dem Ende des ostdeutschen Staates ohnehin verblichen. Der »Besserwessi«, der von den »Ossis« mit den Mantafahrern und Ostfriesen auf eine Stufe gestellt wurde, war nicht sehr ergiebig. Von Ausnah-men abgesehen, die aber meistens schon bei anderen rivalisierenden Gruppen erprobt worden waren.

Ein Neunzehnjähriger aus Chemnitz kommt zur Bundeswehr und mit der Truppe nach Bosnien. Er schreibt nach Hause: »Es ist sogar richtig interessant hier. Das Essen ist fabelhaft, und wir sind auf der Stube mit sechs Ossis und vier Wessis und kommen gut miteinander aus .«

Die Mutter schreibt zurück: »Es beruhigt mich, dass es dir gutgeht und dass ihr ordentlich zu essen habt. Schön finde ich auch, dass ihr schon vier Gefangene gemacht habt .«

Aus Ostberlin hörte man in der Endphase der DDR eher resignierende Scherze. Faule Witze wurden aber immer noch über die Partei und den »großen russischen Bruder« gemacht, posthum sozusagen.

Nachwuchswerbung in der SED:

Wer ein neues Mitglied wirbt, wird drei Monate beitragsfrei gestellt.

Wer drei neue Mitglieder wirbt, darf austreten.

Wer fünf neue Mitglieder wirbt, bekommt eine Bescheinigung,

dass er nie in der Partei gewesen ist.

Ein Korrespondent der >Prawda< besucht die Tschuktschen-Halb-insel und trifft dort einen ganz alten Tschuktschen. »Guten Tag«, sagt der Journalist, »ich komme von der >Prawda<. Ich schreibe eine Reportage über das Leben der Tschuktschen. Können Sie mir sagen, wie alt Sie sind?« »Zweiundneunzig Jahre.«

»Dann haben Sie ja noch die Zeit vor der Revolution erlebt. Können Sie unseren Lesern sagen, wie es Ihnen in der Zarenzeit ergangen ist?«

»Wir kannten nur zwei Gefühle«, sagt der alte Tschuktsche, »Hunger und Kälte.«

»Ein sehr griffiges Bild«, lobt der Korrespondent, »ein sehr griffiges Bild! Vielleicht können Sie mit einem ähnlich großartigen Bild auch Ihr heutiges Leben beschreiben?« »Heute«, sagt der alte Tschuktsche, »kennen wir drei Gefühle: Hunger, Kälte und Dankbarkeit.«

Warum hat die neue First Lady als Doppelnamen »Schröder-Köpf« gewählt?

Weil »Köpf-Schröder« ein gefährlicher Imperativ wäre.

Wort des Jahres hätte 1997 nach dem tödlichen Unfall von Lady Diana »Paparazzi« werden müssen, und nicht »Reformstau«. Dem nordrheinwestfälischen Ministerpräsidenten Johannes Rau wurde folgender Witz dazu zugeschrieben:

Auf der Autobahn von Münster nach Bonn rast eine schwarze Limousine mit Höchstgeschwindigkeit hinter zwei Motorradfahrern her.

Es sind zwei Paparazzi auf der Flucht vor Möllemann.

Wenn man sich über Frauen lustig machen wollte, mussten Ende der neunziger Jahre erneut die Blondinen einspringen. Bis der Elchtest kam. Der Mann, der den Elchtest erfand und damit eine Witzserie auslöste, hieß Robert Collins. Er war Schwede, 48 Jahre alt, ein kleiner Mann mit wuscheligen Haaren, der Autos für eine Zeitung testete. Und dabei fiel der neue Mercedes Kleinwagen der A-Klasse um. Er habe ein »Elch-Ausweich-Manöver« imitieren wollen, schrieb Collins, weil so ein Tier ja plötzlich auf der Straße stehen könne. Jedenfalls in Schweden. Daraus wurde in der deutschen Verkürzung der »Elchtest«. Kein Schwede wusste davon. Jetzt kennt man ihn auch dort.

Sagt ein Mercedes-Mitarbeiter zum anderen: »Komm, lass uns einen kippen gehen!«

Es treffen sich zwei alte Freunde. Sagt der eine:

»Mir brummt der Kopf, ich habe gestern Abend einen gekippt.«

Sagt der andere: »Ich wusste gar nicht, dass du A-Klasse fährst.«

Über Internet konnten 1997 mehr als zweihundert Witze zum Elchtest abgerufen werden. Dem Stuttgarter Konzern gelang es, in einer Art Geniestreich diese Anti-Werbung ins Positive zu wenden. Zum Beispiel mit Boris Becker, der erklärte, dass er aus Niederlagen immer mehr gelernt habe als aus Siegen. Der »Elchtest« wurde zwar nicht Wort des Jahres, aber doch in den deutschen Sprachschatz aufgenommen.

Blondinen und Elchtest verbanden sich kurzfristig:

Frage: Was ist der Unterschied zwischen einer Blondine und einem Wagen der A-Klasse?

Antwort: Die A-Klasse kann man leichter flachlegen.

Es gab auch bessere Beispiele:

Eine Blondine nimmt in einem Flugzeug nach Mallorca in der ersten Klasse Platz. Die Stewardess versucht vergeblich, die Passagierin zu ihrem gebuchten Sitz zu dirigieren. Energisch wird sie vom Chefsteward darauf hingewiesen, dass sie nur ein Ticket für die Economy-Klasse habe und dort auch sitzen müsse.

Die blonde Dame schüttelt immer nur den Kopf und versichert, der Platz gefiele ihr, sie bleibe dort sitzen. Der Pilot wird informiert.

Er redet eindringlich und ruhig auf die Blondine ein. Plötzlich springt sie auf, nimmt ihre Tasche und setzt sich brav nach hinten.

»Nun sag uns mal, wie du das geschafft hast«, fragen der Chefsteward und die Stewardess, »hast du ihr was versprochen?«

»Nicht das Geringste«, antwortet der Pilot, »ich habe lediglich gesagt: Die ersten fünf Reihen landen nicht in Mallorca.« Oder die Blondine, die ihre Thermoskanne bewundert: »Sie weiß immer genau, wann Sommer und wann Winter ist. Im Winter hält sie die Getränke warm und im Sommer kalt.«

Meinungsforscher sagten: Wenn ein Politiker erst Objekt von Witzen ist, hat er es geschafft, dann wird er wahrgenommen. So zeichnete sich in den späten neunziger Jahren die Herausforderung für die Regierenden auch im Witz ab.

Lafontaine und Schröder dürfen nicht mehr zusammen fliegen: Bei einem Absturz müssten gleich sieben Witwen versorgt werden.

Der rasante Fortschritt der Technik verwirrte den Durchschnittsbürger. Das fiel auch den Witzemachern auf. In Computerwitzen »wird das Menschliche technisch und das Technische menschlich aufgefasst«, schrieb Professor Röhrich. Es kamen die ersten Computer auf den Markt, die dolmetschen, in andere Sprachen übersetzen konnten. Dabei entstanden auch Missverständnisse, die dann als Witze verbreitet wurden.

»Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach«, soll ein Computer übersetzen.

Er liefert: »The Whisky is good, but the steaks cannot be recom-mended.« (Der Whisky ist gut, aber die Steaks kann man nicht empfehlen.)

Die technische Entwicklung verlief so schnell, dass vor allem ältere Mitbürger aufpassen mussten, nicht abgehängt zu werden. Die Staatssekretärin des Forschungsministeriums kommentierte dies in einer Rede so: »Wenn ich mir einen neuen Computer anschaffe und ihn installieren will, dann muss ich mir entweder drei Tage freinehmen oder meinen zehnjährigen Sohn fragen, ob er mal eine Viertelstunde Zeit hat.«

Ein Mann kommt eilig während der Mittagspause in den Supermarkt und sagt: »Ich will nur schnell vier Tomaten kaufen!« »Tut mir leid«, sagt die Kassiererin, »die Ware muss trotzdem in unserem neuen Computersystem registriert werden.« »Du lieber Himmel«, schimpft der Käufer, »na, dann machen Sie schon!«

Die Kassiererin drückt mehrere Knöpfe, der Computer brummt und piept und macht »ratata ratata«. Dann kommt ein Papier heraus. »Sechs Mark siebzig«, sagt die Kassiererin.

»Für vier Tomaten? Das ist doch nicht Ihr Ernst!«, schimpft der Kunde.

»Ich muss mich auf den Computer verlassen«, sagt die Kassiererin, »aber ich versuche es noch mal.« Sie drückt wieder mehrere Knöpfe, der Computer brummt und piept und macht »ratata ratata«. Das Papier kommt heraus, die Kassiererin blickt darauf und sagt: »Ich kann es nicht ändern, es bleibt bei sechs Mark siebzig.«

Der Kunde ärgert sich und meint: »Ich habe zwar überhaupt keine Zeit, aber jetzt lasse ich den Geschäftsführer kommen. Vier Tomaten für sechs Mark siebzig — wo gibt es denn so was?« Der Geschäftsführer erscheint beflissen und erklärt: »Das regelt alles der neue Computer!« Er drückt mehrere Knöpfe, der Computer brummt und piept und macht »ratata ratata« und wirft einen Zettel aus.

»Sechs Mark siebzig ist korrekt«, sagt der Geschäftsführer. Da schmeißt der Kunde die Tomaten auf den Tisch und ruft: »Mit mir nicht! Sie können sich Ihre Tomaten in den Hintern stecken!« »Das geht nicht«, erwidert der Geschäftsführer abwehrend. »Warum geht das denn nicht?«

»Da steckt schon eine Salatgurke für sieben Mark neunzig drin.«

Die Deutschen schienen in zwei unterschiedlichen Welten zu leben, die einen in der Computerwelt mit Internet und Multimedia, die anderen auf einer zuweilen schon verzweifelt wirkenden Flucht in gewohnte Zerstreuungen wie Fernsehen und Zeitung. Während Zig-tausende von Jugendlichen nach den hämmernden Rhythmen der Technomusik tanzten, wuchs der Kölner Sender »WDR 4« zur meistgehörten Welle der Bundesrepublik. Dort spielten die Programm-Macher alte deutsche Schnulzen ab, Musik für die Älteren, die so quotenstark geworden waren.

Auch der frivole Witz blieb zumeist in einem konservativen Muster:

Eine Expedition im afrikanischen Urwald wird von einem Wirbelsturm überrascht. Einige Teilnehmer müssen unter umgestürzten Bäumen ausgegraben werden, drei sind so schwer verletzt, dass sie eine stationäre Behandlung brauchen. »Aber wo?«, rätselt der Expeditionsarzt. »Es gibt in erreichbarer Nähe nur das Urwaldkrankenhaus des Dr. Johnson. Der Mann hat zwar einen etwas merkwürdigen Ruf, aber wir haben keine Wahl.«

Sie erreichen das Krankenhaus in einem Tagesmarsch, und der erwähnte Dr. Johnson begutachtet die Verletzten. »Sie flicken wir schon wieder zusammen«, beruhigt er den ersten, »das sieht zwar alles schlimm aus, ist aber zu beheben. Ihnen fehlt das rechte Ohr, aber wenn Sie einverstanden sind, setze ich Ihnen ein Löwenohr an. Ich stutze das auf die richtige Größe zurecht. Sie müssten nur etwas hierbleiben.« Der Verletzte stimmt natürlich zu.

Beim Anblick des zweiten Patienten pfeift Dr. Johnson erschrocken durch die Zähne: »Du meine Güte, Sie hat es aber böse erwischt! Aber wenn ich mir das genau ansehe, hier ist noch alles da, das und das richten wir wieder, das kann ich nähen ... nur, Ihr linkes Auge fehlt. Da könnte ich höchstens versuchen, Ihnen ein Tigerauge einzusetzen. Vielleicht klappt es, und Sie gewöhnen sich daran.«

Auch dieser Patient ist einverstanden.

»Oi joi joi joi!«, ruft Dr. Johnson, als er den dritten Verletzten betrachtet, »Ihnen hat es ja den halben Unterleib weggerissen!« Er ordnet mit geschickten Händen die restlichen Teile und sagt: »Das stopfen wir wieder hinein, da überbrücke ich künstlich etwas, ganz so arg, wie es auf den ersten Blick schien, dürfte es doch nicht sein. Es fehlt nur etwas sehr Wichtiges, und das lässt sich nicht so ohne weiteres ersetzen. Ich könnte lediglich versuchen, Ihnen den Rüssel eines jungen Elefanten anzunähen ...« »Was bleibt mir anderes übrig«, resigniert der Verletzte. Dr. Johnson verpflichtet die Patienten, wiederzukommen und von ihren Heilerfolgen zu berichten. »Ich muss ja auch noch meine Erfahrungen sammeln«, erklärt der Arzt. Nach etwa einem Jahr melden sich die Patienten wieder.

»Nun, wie ist es Ihnen mit dem Löwenohr ergangen?«, fragt Dr. Johnson.

»Fabelhaft, Doktor«, strahlt der erste, »natürlich hat sich meine Umgebung an den Anblick erst gewöhnen müssen, so kurz kann man das Ohr ja nicht rasieren. Aber wenn ich einen Hut trage, fällt es überhaupt nicht auf. Und dann höre ich jetzt, ich sage Ihnen, ich höre sagenhaft!«

»Das ist ja fein«, freut sich Dr. Johnson und wendet sich an den zweiten. »Und wie sind Sie mit dem Tigerauge zufrieden?« »Phantastisch, Doktor, ich habe mich natürlich etwas gewöhnen müssen. Es war zuerst ein bisschen sperrig, aber heute sehe ich damit so gut wie nie zuvor. Ich kann aus hundert Metern die Fliege auf dem Baum erkennen.«

»Das höre ich gern«, versichert Dr. Johnson, »und wie geht es Ihnen mit dem Rüssel?«

Der dritte wiegt unschlüssig den Kopf hin und her, ehe er antwortet: »Ach, wissen Sie, teils, teils.« »Erzählen Sie, nun mal heraus mit der Sprache!« »Nun gut, ich habe durchaus Erfolge, vielleicht sogar mehr als früher, da kann ich nicht klagen.«

Der dritte Patient macht eine verlegene Pause, dann fährt er fort: »Es ist nur so: Wenn ich morgens mit meiner Familie beim Frühstück sitze, nimmt er sich manchmal noch ein Stück Zucker vom Tisch.«

Der Moische hat Ärger zu Hause, weil seine Frau dahintergekommen ist, dass er eine Freundin hat.

Er versucht, seine Frau zu beruhigen, das dürfe sie nicht so ernst nehmen, das sei doch heutzutage fast ein Statussymbol. »Sieh nur«, versichert er, »auch mein Chef hat eine Freundin, der Bürgermeister hat eine, und unser Freund Levi auch!« Das alles kann seine Frau nicht beruhigen, wochenlang hängt der Haussegen schief. Eines Abends gehen sie ins Ballett. Als das Corps de ballet auf der Bühne tanzt, sagt der Levi zu seiner Frau: »Siehst du die lange Blonde ganz links?« Sie nickt.

»Das ist die Freundin von meinem Chef. Und die Brünette gleich daneben, das ist die von unserem Freund Levi. Und die dritte von rechts, die hell Gelockte, das ist die vom Bürgermeister.«

Die Frau wartet und sieht den Moische auffordernd an.

»Und die kleine Schwarze rechts davon, das ist meine.«

Seine Frau betrachtet die Mädchen eine Weile, dann stellt sie fest:

»Unsere ist die schönste!«

Nicht unterzukriegen waren weiterhin die »Antifrauenwitze«, wie wir sie spätestens seit der Emanzipation schon zitiert haben. Sie seien »gegenemanzipatorisch und patriarchalisch«, urteilte Professor Röhrich.

Frage: Was bestellt eine Feministin bei McDonald's? Antwort: Eine Cola und eine Hamburgerin.

Ein Paar feiert silberne Hochzeit, es geht erlesen essen und fühlt sich zufrieden, als es schließlich im Bett liegt.

»Das war ein richtig schöner Tag«, versichert der Mann. »Wenn du noch irgendeinen Wunsch hast, werde ich ihn dir gern erfüllen.«

»Wirklich jeden?«, fragt die Frau. »Und bist du auch nicht böse?« »Aber nein«, sagt er, »was wünschst du dir denn?« »Weißt du, wir sind jetzt 25 Jahre verheiratet, und seitdem hältst du die oberste Schublade deines Nachtschränkchens immer verschlossen. Ich würde ja zu gerne wissen, was darin ist!«

Der Mann zögert etwas, schließt aber dann die Schublade auf und öffnet sie. Darin liegen vier Eier und dreitausend Mark in Geldscheinen.

»Vier Eier«, fragt sie verwundert, »was sollen denn vier Eier in deinem Nachttisch?«

»Das ist so, Liebling«, erklärt er, »jedes Mal, wenn ich im Laufe unserer Ehejahre fremdgegangen bin, habe ich ein Ei in diese Schublade gelegt.«

»Was, viermal hast du das getan,« regt sie sich auf, »jetzt sag auch, mit wem und wann .«

Nach längerer Diskussion beruhigt sie sich wieder und meint:

»Nun gut, viermal in 25 Jahren, das will ich nicht so ernst nehmen. Aber was ist mit dem Geld? Warum liegen da dreitausend Mark?«

»Das ist so, Liebling«, sagt er, »jedes Mal, wenn die Schublade voll war, habe ich die Eier verkauft.«

Die Frauen setzten sich zur Wehr. Sie kicherten sich Witze über die Potenz der Männer zu, die Herren der Schöpfung sollten sich dabei in der Rolle der Blondinen wiederfinden.

Ein Mann geht wegen einiger Beschwerden an seinem besten Stück zum Arzt.

Der sieht sich das an und sagt: »Sie haben ein Gamsbartsyn-drom.«

»Ein Gamsbartsyndrom? Was ist denn das?« »Sie können ihn sich nur noch an den Hut stecken!«

Nach der Hochzeitsnacht sagt sie: »Dann koch mal Kaffee. Oder kannst du das auch nicht?«

»Wie war es denn im Urlaub?«, fragt die Nachbarin. »Ganz schön, ich habe nur die total falschen Sachen mitgenommen.«

»Was denn?«

»Meinen Mann und die Kinder!«

Frage: Was ist Mut, was Ubermut, was Schlagfertigkeit? Antwort: Mut ist, wenn ein Mann nur mit einer Badehose bekleidet in die Oper will. Ubermut ist, wenn er zur Garderobenfrau geht und fragt, ob er seine Hose abgeben kann. Schlagfertig ist die Garderobenfrau, die antwortet: »Wollen Sie Ihren Knirps nicht auch hierlassen?«

Rotkäppchen wird im Wald vom bösen Wolf angefallen. »Ich bitte nicht um mein Leben«, sagt es, »ich will nur nicht sterben, ohne noch etwas erlebt zu haben. Von dir heißt es ja, du seist ein ganz toller Liebhaber.«

Da vergisst der Wolf seinen Hunger und tut, was Rotkäppchen sich wünscht.

»Gleich noch einmal«, bittet Rotkäppchen. »Und noch ein letztes Mal«, fordert Rotkäppchen den erschöpften Wolf zur dritten Runde auf.

Danach ist der Wolf total fertig, er wankt nur noch, fällt um und ist tot.

Rotkäppchen ordnet die Kleider, nimmt ihr Körbchen und geht. Nach einer Weile kommt ihr der Förster entgegen. »Rotkäppchen, Rotkäppchen«, droht er mit dem Finger, »das war in dieser Woche schon dein vierter Wolf!«

Witze über das Privatleben des amerikanischen Präsidenten Clinton ließen sich hier bequem einfügen.

In einem Kinsey-Report werden tausend Amerikanerinnen befragt: »Möchten Sie eine erotische Beziehung mit dem Präsidenten haben?«

82 Prozent antworten: »Nie wieder!«

Viele Witze suchten vertraute Gefilde und taten so, als hätte sich die Welt nicht verändert.

Zwei Mäuse treffen sich. Die eine Maus schwärmt unentwegt von ihrem neuen Freund, was das für ein toller Bursche sei. »Willst du mal ein Bild sehen?«, fragt sie und zieht es schon aus dem Täschchen.

Die zweite Maus sieht sich das Foto an und sagt: »Das ist ja eine Fledermaus.«

»Was du nicht sagst! Und mir hat er erzählt, er sei Pilot!«

Ein Tausendfüßler klagt: Eigentlich würde ich ja auch gern mal Ski fahren, aber bis ich mir alle Skier angeschnallt habe, ist der Winter vorbei.

Es gibt zeitlose Witze und witzlose Zeiten. Und manchmal erwartete man, auf ein bestimmtes Ereignis würden die Witzbolde mit Begeis-terung reagieren, um es sofort auszuwerten. Aber nichts geschah. Oder das Resultat hat uns nicht erreicht.

Doch dann, mit einem Mal, reagierte auch der Witz aktuell. Als sei er wirklich über Internet schon ein Bestandteil der neuen Medienwelt. Die Amerikaner landeten ihre Marssonde, und das war der Anlass, um eine alte Geschichte ganz schnell wie neu auf den Markt zu werfen.

Zwei Geschäftsleute sitzen abends in einem Restaurant bei Düsseldorf und unterhalten sich über die Marsexpedition der Amerikaner.

»Es ist unfassbar«, staunt der eine, »da steuern die von hier aus da oben auf dem Mars ein kleines Auto! Ist das nicht sowieso schon ungeheuerlich, wenn man nur in den Himmel sieht? Millionen, was sage ich, Milliarden von Sternen sehen wir da!« »Ja«, bestätigt der andere, »und das sind nur die aus dem Kreis Mettmann!«

Schon 1990 hatte die katholische Kirche dem kritischen Paderborner Theologie-Professor Eugen Drewermann die Lehrerlaubnis entzogen. Er blieb für die Kirche ein Ärgernis. Der Witz dazu:

Kardinal Meisner sitzt beim Friseur. Der unterhält sich mit ihm und sagt zwischendurch immer: »Ja, Herr Drewermann, natürlich, Herr Drewermann«. Der Kardinal fragt etwas ärgerlich: »Warum sagen Sie eigentlich immer >Herr Drewermann< zu mir, Sie wissen doch, wer ich bin?«

»Natürlich«, sagt der Friseur, »aber bei dem Namen Drewermann sträuben sich Ihre Haare so schön ...«

Auf der Frankfurter Buchmesse 1990 wurden über 380 000 Bücher angeboten. Das war Weltrekord. Wie viele wurden gelesen?

Eine Dame wünscht in der Buchhandlung ein Geschenk für einen Kranken.

»Etwas Religiöses?«, fragt der Buchhändler.

»Nein«, sagt die Dame »es geht ihm schon wieder besser.«

Ein Mann kommt in die Buchhandlung und sagt: »Ich hätte gern Goethes Werke.«

Fragt die Buchhändlerin: »Welche Ausgabe?«

»Da haben Sie eigentlich auch wieder recht«, meint der Kunde und geht wieder.

Anschläge auf Ausländerwohnungen wie in Mölln oder Solingen führten zu Großdemonstrationen für Ausländer in Berlin, München, Köln und anderen Städten. Trotzdem konnten wir hierzulande froh sein, dass ein Politiker wie Jörg Haider nur in Österreich aktiv war. Dort holte er mit fremdenfeindlichen Parolen mehr als 20 Prozent der Stimmen. Als die rechtsextreme DVU in Sachsen-Anhalt im April 1998 massiv Wahlkampf machte, kam sie auch auf 12,9 Prozent. Vor allem junge Menschen unter 30 Jahren hatten sie gewählt.

Gut hunderttausend der knappen Million Kölner waren aus der Türkei eingereist. Aber in der Domstadt kamen die unterschiedlichen Kulturen eigentlich sehr gut miteinander aus. Die Bürger fanden sogar Gefallen an den manchmal etwas orientalisch anmutenden Straßenbildern. Und die neuen Türkenwitze waren freundlich.

Ein Junge geht über den Kölner Eigelstein und sieht im ersten Stock eines Hauses einen Türken, der dort einen Teppich ausklopft.

»Was ist los?«, ruft der Junge hoch. »Springt er nicht an?«

Auf eine Pointe, die vermutlich gar nicht so wirklichkeitsfremd ist, lief die folgende Geschichte hinaus:

Der kleine Achmed ist in der Schule in Köln-Nippes seit langem der beste Schüler. Uber Jahre hinweg bescheinigt ihm der Lehrer: »Achmed, wenn du doch nur Deutscher wärest, alle deutschen Schüler könnten sich ein Beispiel an dir nehmen. Niemand beherrscht unsere Muttersprache so gut wie du!« Als Achmed wieder einmal den besten Aufsatz der Klasse geschrieben hat, sagt der Lehrer: »Achmed, ich bin es jetzt leid. Also, für mich bist du von heute an Deutscher. Und du heißt für mich auch nicht mehr Achmed, sondern Alfred.«

Als der kleine Achmed nach Hause kommt, erzählt er seinem Vater: »Du, der Lehrer hat gesagt, ich sei von heute an Deutscher und ich hieße auch nicht mehr Achmed, sondern Alfred.« Da ohrfeigt ihn sein Vater links und rechts. Weinend setzt sich Achmed auf den Bordstein.

Andere türkische Kinder kommen hinzu und fragen: »Achmed, was hast du denn?«

»Ach, Scheiße«, antwortet der, »ich bin erst drei Stunden Deutscher, und schon hab ich Krach mit Türken!«

1991 wurde »Ötzi« gefunden, ein Mann, der gut fünftausend Jahre im Eis gelegen hatte. Der Fund erregte auch die Diskussion über Umweltschäden. So tief war das Eis in den Alpen, das ihn versteckt hatte, seit Tausenden von Jahren nicht mehr abgeschmolzen. Erst das neue »Treibhausklima« legte ihn auf den Weg, »outete« ihn, wie wir auf gut Neudeutsch sagen.

Wiederbelebt soll Ötzis erste Frage gewesen sein: »Singt Maria Hellwig immer noch?«

Gesundheitsreformen der zuständigen Minister verunsicherten Ärzte und Patienten. Die »Lohnfortzahlung im Krankheitsfall«, von den Gewerkschaften als wichtige Errungenschaft gefeiert, wurde in Frage gestellt. Angeblich wurde sie zu oft missbraucht.

Jesus kehrt auf die Erde zurück und nimmt in einem Zugabteil Platz. Drei Männer sitzen schon darin und mustern ihn erstaunt.

»Sind Sie wirklich ...?«, fragt einer schließlich. Jesus nickt.

»Und können Sie auch noch wie damals Wunder vollbringen?« Jesus nickt wieder.

»Also«, sagt einer der Reisenden, »ich habe seit Jahren so stechende Kopfschmerzen. Keiner weiß, woher, und keiner kann mir helfen.«

Da legt Jesus die Hand auf den Kopf des Kranken, bewegt die Lippen, und schon sind die Kopfschmerzen wie weggeblasen.

Nun meldet sich der zweite Reisende. »Ich habe ein lahmes linkes Bein, können Sie da auch ...?«

Jesus legt die Hand auf das Bein, bewegt die Lippen, das Bein ist gesund. Freundlich sieht er jetzt den dritten Reisenden an. Der weicht zurück, duckt sich in die Polster und ruft: »Fass mich bloß nicht an! Ich bin noch vierzehn Tage krankgeschrieben!«

Ein neues Wundermittel, »Viagra« mit Namen, kam 1998 auf den Markt: Letzte Hilfe bei Potenzschwäche. Die Warnung, dass Männer über sechzig die Wunderdroge nicht nehmen dürfen, wurde natürlich nicht beachtet, Todesfälle machten Schlagzeilen. Aber viele »Viagra«-Schlucker halten den Herzschlag bei solcher Gelegenheit für einen »schönen Tod«. Potenzwitze, von jeher eine der beliebtesten Gattungen, wenn man nicht von Be-Gattungen reden will, wurden wieder aus der Versenkung geholt.

Zwei ältere Schauspieler sitzen auf einer Parkbank.

Sagt der eine: »Ich bin ja jetzt schon seit zehn Jahren impotent.«

Sagt der andere: »Ich erst seit fünf Jahren. Toi, toi, toi!«

Zwei Freunde, die sich lange nicht gesehen haben, treffen sich und beschließen, das ausgiebig zu feiern.

»Gehen wir doch als Erstes mal schön Austern essen«, schlägt der eine vor.

»Ach, ich weiß nicht«, zögert der andere. »Was hast du gegen Austern?«

»Gar nichts, aber ich bezweifle ihre Wirkung. Ich habe vor drei Wochen in New York zwölf Austern gegessen — und nur sechs haben funktioniert!«

Den Forschungsergebnissen der medizinischen Wissenschaft ist es auch zu verdanken, dass die Menschen immer älter werden, selbst wenn das mit einem immensen Tablettenkonsum verbunden ist.

Alte Menschen wollten nun lange und fröhlich leben, sie brachten alle Statistiken aus dem Gleichgewicht. Die Renten- und Pensions-kassen waren darauf nicht vorbereitet, der sogenannte »Generationenvertrag«, nach dem die Jungen die Versorgung der Alten erwirtschaften sollten, hielt dem nicht stand. Doch das Altwerden bleibt weiterhin ein großes Thema für Witze:

Eine goldene Hochzeit wird gefeiert. Das Jubelpaar hat ein paar

Freunde eingeladen. Einer von ihnen hört, dass der Gastgeber seine Frau den ganzen Abend mit Kosenamen anredet. »Liebling, hast du wohl ein Stück Zucker? — Schatz, gefällt es dir auch? — Mein Engel, reich mir doch mal das Brot! — Mein Herzblatt, es ist ein wunderschöner Abend!«

Beim Abschied sagt der Freund zum Jubilar:

»Hör mal, das finde ich ja wirklich ganz toll, wie du noch mit deiner Frau redest. Nach 50 Jahren Ehe! Als wäret ihr im zweiten

Frühling.«

Der Jubilar zögert einen Moment und antwortet dann nachdenklich: »Ja, ja, aber weißt du, ganz so ist es nicht. Ich habe nur total vergessen, wie sie heißt.«

Vier Bullen stehen auf der Weide. Plötzlich ruft der jüngste, der vierjährige: »Hoi, guck mal, da unten kommen acht Kühe, jetzt aber nichts wie runter!«

Sagt der achtjährige Bulle: »Au ja, das sind dann für jeden zwei!« Der zwölfjährige Bulle in der Gruppe meint eher bedächtig: »Warum müssen wir denn da runterlaufen? Die können doch zu uns hochkommen!«

Sagt der 16 Jahre alte Bulle: »Und wenn wir uns ducken, sehen sie uns vielleicht gar nicht.«

In Kanada wehrten sich Indianer lange und medienträchtig, als auf ihrem Besitz ein Golfplatz angelegt werden sollte. Obwohl fast die ganze Welt Anteil nahm und Winnetous Erben zur Seite stand, unterlagen sie. Neue Golfwitze wurden erfunden.

Wir haben uns gefragt: Warum gibt es so viele Golfwitze, aber keine über Tennis? Nur über das Idol Boris Becker wurde gelegentlich gewitzelt, aber die Angebote kamen über die Imitation seiner Mundart kaum hinaus. Kann es sein, dass der Golfsport vor allem in angloamerikanischen Ländern trotz seiner Popularität mehr mit Angabe und Snobismus verbunden wird als andere Sportarten?

Ein Chirurg kommt in den Operationssaal, der Patient liegt schon auf dem Tisch. »Was hat der Mann?«, fragt er.

»Der hat einen Golf ball verschluckt«, erklärt der Assistenzarzt.

Der Chirurg zeigt auf einen anderen Mann, der an der Wand steht. »Und was will der hier?«

»Der wartet auf seinen Golfball.«

Jesus spielt mit Moses zusammen Golf. Am siebten Loch ist ein See zu überwinden, bevor der Ball auf das Grün fallen kann. Jesus schätzt die Entfernung ab.

»Ich würde für diesen Schlag nicht Eisen sieben nehmen«, rät Moses.

»Jack Niklas, lange Zeit Nummer eins der Weltrangliste, hat an dieser Stelle auch mit Eisen sieben geschlagen«, erwidert Jesus. Er holt aus, trifft, aber der Ball fällt in den See. »Lässt du mich einen zweiten Versuch machen?«, fragt er Moses. »Natürlich«, sagt Moses, »aber ich würde wirklich nicht Eisen sieben nehmen.«

»Jack Niklas hat auch Eisen sieben gewählt«, beharrt Jesus und schlägt auch den zweiten Ball in den See.

Danach wandelt er über das Wasser und sammelt die beiden Golfbälle wieder ein. Das beobachten andere Golfspieler. Einer ruft Moses zu: »Meint der, er wäre Jesus?«

»Schlimmer«, antwortet Moses, »er hält sich für Jack Niklas.«

Ein Ehepaar beim Golf. Während sie vor dem sechsten Grün über den Rasen gehen, fragt er: »Sag, wenn ich plötzlich tot umfiele, würdest du dann wieder heiraten?«

»Wie kommst du darauf?«, protestiert sie. »Es geht uns gut, wir spielen Golf, haben Spaß daran ...«

»Es kann doch jeden Tag passieren«, sagt der Ehemann, »du solltest mal darüber nachdenken.« »Dazu habe ich nicht die geringste Lust.« »Nun stell dich doch nicht so an!«

»Also gut«, gibt die Frau schließlich nach, »so alt bin ich ja noch nicht, und so schwer es mir auch fiele, aber vielleicht würde ich irgendwann doch wieder heiraten.«

Während sie vor dem achten Grün über den Rasen gehen, fragt er: »Würdest du mit dem neuen Mann denn auch in unser Haus ziehen?«

»Also, nun mach mal halblang«, wehrt sie ab, »was soll ich darauf schon antworten?« »Was du tun würdest.« »Ich weiß es nicht.«

»Sei doch nicht so schwerfällig«, beharrt er. »Also, wenn du mich so drängst«, sagt sie, »das Haus haben wir nach unseren Vorstellungen gebaut, das kriegt man ja beim Verkauf nie wieder zurück. Also vielleicht würde ich auch in unserem Haus bleiben.«

Vor dem zehnten Grün fragt der Mann: »Würdest du mit dem neuen Mann denn auch Golf spielen gehen?« »Also Liebling ...«, protestiert sie.

»Nun weich nicht wieder aus, das ist doch eine harmlose Frage.« »Na gut«, seufzt sie, »ich spiele gerne Golf, und falls er gerne Golf spielt, werde ich auch mit ihm auf den Golfplatz gehen.« Am elften Grün angekommen, fragt der Mann: »Würdest du meinen Nachfolger denn auch mit meinen Schlägern spielen lassen?«

»Nein«, sagt sie, »das nicht. Er ist Linkshänder!«

Ein Rabbi in Jerusalem ist ein fanatischer Golfspieler und bewohnt deshalb auch ein Haus gleich neben dem Platz. Drei Wochen hat es geregnet und gestürmt, und an Golfspielen war gar nicht zu denken. Aber eines Morgens scheint endlich die Sonne, die Wiesen dampfen und leuchten grün. Um zwölf müsste man spielen können, denkt der Rabbi. Doch dann fällt ihm ein: Es ist ja Sabbat. Kein Gedanke an Golf! Der Rabbi schaut auf die Wiesen, Jerusalem liegt wie tot, dann, um ein Uhr, hält er es nicht mehr aus. Er nimmt seine Schläger und beginnt zu spielen.

Oben im Himmel gibt es eine riesige Aufregung, alle kommen gelaufen zu Gott dem Herrn und rufen: »Gott der Gerechte, hast du gesehen? Der Rabbi, er spielt Golf am Sabbat!« »Ich weiß«, sagt Gott der Herr.

Der Rabbi geht bereits auf das dritte Loch zu, und im Himmel fragen die aufgeregten Zuschauer Gott den Herrn: »Er spielt einfach weiter, was wirst du tun? Wirst du ihn nicht strafen?« »Natürlich werde ich ihn strafen«, sagt Gott der Herr. Der Rabbi kommt an Loch 7, eines der schwierigsten auf dem Gelände, nur mit mindestens fünf Schlägen zu bewältigen. Der Rabbi schlägt ab, der Ball kommt in eine Windböe, nimmt eine elegante Kurve und rollt direkt ins Loch. Mit einem Schlag. Ein As.

Im Himmel ringen alle die Hände und rufen: »Was für ein Schlag! Hast du nicht gesagt, du willst ihn bestrafen?« Da sagt Gott der Herr: »Habe ich ihn nicht bestraft? Wem soll er's erzählen?«

Um beim Sport zu bleiben: Im Fußball wurde Deutschland 1990 in Italien erneut Weltmeister. Mit viel Glück gewann unsere Mannschaft das Endspiel gegen Argentinien. Borussia Dortmund holte 1997 die Meisterschaft der Champions-League, wurde beste Vereinsmannschaft Europas. Daran musste der Witz kratzen:

Zur Belohnung für treue Fans will der Dortmunder Verein eine Reise nach Mallorca verlosen. Die Nummer der Eintrittskarte, deren Besitzer gewonnen hat, wird durch den Stadionsprecher bekanntgegeben. Es meldet sich eine üppige Blondine mit einem schwarz-gelben Fan-Schal. Die Fans sind begeistert. »Sie müssen aber zusätzlich ein paar Fragen beantworten«, sagt der Sprecher und bittet die Gewinnerin zu sich. »Nichts Schweres«, beruhigt er sie, »sagen Sie mir nur, wo Mallorca liegt. In welchem Meer?« Die Frau hat keine Ahnung.

»Schade«, sagt der Stadionsprecher, »aber das hätten Sie eigentlich wissen müssen.«

Da rufen die Fans auf den Zuschauertribünen im Chor: »Gib ihr noch 'ne Chance!«

»Gut«, sagt der Sprecher, »dann sagen Sie mir, wie die spanische Währung heißt. Es fängt mit P an.« Die Gewinnerin weiß es nicht.

Da rufen die Fans wieder: »Gib ihr noch 'ne Chance!«

»Nun gut«, sagt der Stadionsprecher, »dann frage ich: Wie viel ist drei mal drei?«

»Neun«, antwortet die Gewinnerin nach längerem Uberlegen. Bevor der Sprecher »richtig« sagen kann, rufen die Fans erneut: »Gib ihr noch 'ne Chance!«

Ein Vereinsvorsitzender sagt nach dem Match zum Schiedsrichter: »Es war ein schönes Spiel — schade, dass Sie es nicht gesehen haben!«

Der Trainer beauftragt einen Spieler: »Du spielst morgen gegen den Meier.«

»Der tritt doch nach allem, was sich bewegt.«

Sagt der Trainer: »Dann hast du ja nichts zu befürchten.«

Zum Ende eines Scheidungsprozesses verkündet der Richter: »Die Ehe wird geschieden, das Kind der Mutter zugesprochen.« Da fängt der kleine Junge fürchterlich an zu weinen und schreit: »Ich will nicht zu meiner Mutter!«

»Warum willst du denn nicht zu deiner Mutter?«, fragt der Richter.

»Die schlägt mich immer!«

Das Gericht berät erneut und verkündet, das Kind werde dem Vater zugesprochen.

Wieder weint und schreit der Junge: »Ich will auch nicht zu meinem Vater!«

»Und warum willst du nicht zu deinem Vater?«, fragt der Richter. »Der schlägt mich auch immer!«

Der Richter erkundigt sich gütig: »Aber Junge, wohin möchtest du denn?«

»Ich will zum Ersten FC Köln! Die schlagen keinen!«

Man konnte da natürlich jeden Verein einsetzen, dem der Abstieg drohte ...

In Köln spielte 1998 der Wiener Toni Polster Mittelstürmer, wurde zeitweise eine Art Lokalmatador und belebte den Fußballalltag mit ungewöhnlichem Humor. Als der 1. FC zweimal nacheinander gewonnen hatte, sagte er: »Die Serie wird mir langsam unheimlich.«

Im Spiel gegen die ebenfalls abstiegsbedrohten Mönchen-Gladba-cher kam es beinahe zu Handgreiflichkeiten zwischen dem Kölner Polster und dem Gladbacher Effenberg. Wütend schimpften die beiden aufeinander ein und bedrohten sich mit Fäusten, wie im Fernsehen gut zu beobachten war. Als Journalisten später fragten, was da los gewesen sei, meinte Polster: »Der Effenberg hat mich gefragt, ob ich noch eine Karte für das Weltmeisterschaftsspiel Österreich gegen Marokko hätte. Ich hatte aber keine bei mir.«

Das passte nahtlos zum Kölner Humor, der in Tünnes und Schäl von jeher seine Wortführer hatte.

Tünnes und Schäl treffen sich.

Fragt Schäl: »Wo warst du so lange?«

Tünnes: »Ich war auf der Löwenjagd.«

Schäl: »Auf der Löwenjagd? Wie viele Löwen hast du denn geschossen?«

Tünnes: »Geschossen habe ich keinen.«

Schäl: »Wieso warst du dann auf der Löwenjagd?«

Tünnes: »Weißt du — für Löwen ist keiner schon viel!«

Über den regionalen Witz ist viel geschrieben worden, nicht zuletzt von Heinrich Lützeler, dem Bonner Professor, der die »Philosophie des Kölner Humors« erfand. Der regionale Witz ist ja meistens so regionalbezogen gar nicht, er hält oft dieselben Pointen nur in jeweils anderer Mundart bereit.

Bei »Klein Erna«:

Die Lehrerin gibt Klein Erna ein Briefchen mit, in dem sie moniert: »Werte Frau Pumeier, Klein Erna riecht manchmal so streng, und so bitte ich Sie, Klein Erna regelmäßig zu waschen.«

Daraufhin schreibt die Mutter zurück: »Wertes Frollein, Klein Erna is' keine Rose. Sie solln ihr nich' riechen, Sie solln ihr lernen!«

Oder Antek und Frantek:

Antek: »Wo so lange gewesen?«

Frantek: »Gefängnis.«

»Wegen was?«

»Beamtenbestechung.«

»Wieso das, du hast doch gar kein Geld?«

»Geld? Bestechung mit Messer!«

Regionale Witze haben für unsere Sammlung keine wesentliche Bedeutung. Wir beschränken uns deshalb auf ein paar Beispiele aus der Region, die wir als einzige gut kennen, weil wir dort leben.

Fragt Tünnes: »Was macht eigentlich der Pitter?Ich habe ihn lange nicht mehr gesehen.« Schäl: »Der Pitter? Der arbeitet!« Tünnes: »Für Geld tut der ja auch alles!«

Tünnes und Schäl sitzen am Rheinufer und angeln.

Sagt der Schäl: »Jetzt ist mir doch meine Brille in die Mosel gefallen!«

Tünnes: »Du Jeck, das ist doch nicht die Mosel, das ist der Rhein!«

Schäl: »Da merkst du mal, wie schlecht ich ohne Brille sehen kann!«

Nach langer Zechtour spüren Tünnes und Schäl ein menschliches Bedürfnis und stellen sich an die dunkle Wand eines Schuppens.

Sagt Tünnes: »Schäl, wie kommt das?Ich pinkele so laut und du so leise?«

Schäl: »Tünn', das ist ganz einfach.

Du pinkelst an das Wellblech, und ich an deinen Mantel!«

Ein besonders typisches Beispiel für »rheinische Logik« bietet dieser Dialog an:

Schäl: »Tünn', wo willste hin — verreisen?« Tünnes: »Ich fahre in die Sahara.« Schäl: »In die Sahara? Ist das denn nicht gefährlich?« Tünnes: »Was soll denn daran gefährlich sein?« Schäl: »Na, du gehst nach dem Mittagessen ein bisschen spazieren, und dann kommt da so 'n Löwe an ...« Tünnes: »Dann nehme ich mein Gewehr und schieß den Löwen tot.«

Schäl: »Tünnes, nach dem Mittagessen, du denkst an nichts Böses, da hast du gar kein Gewehr bei dir.« Tünnes: »Dann nehme ich meinen Revolver und schieße den Löwen tot.«

Schäl: »Tünnes, nach dem Essen, ein Verdauungsspaziergang, da trägst du doch keinen Gürtel mit Revolver...« Tünnes: »Dann nehme ich eben einen Knüppel und schlage den Löwen tot.«

Schäl: »Tünnes! In der Sahara! Nix als Sand — wo willst du da einen Knüppel finden?«

»Schäl, hältst du nun mit dem Löwen oder mit mir?«

Das ausklingende fünfte Jahrzehnt der Bundesrepublik Deutschland auf dem Weg zum Jahre 2000 wurde auch von Notlagen belastet: Sinkende Einkommen, Abbau der Sozialleistungen, ein Staat, der wenig Geld hat. Die Renten waren plötzlich trotz aller Beteuerungen nicht mehr sicher, das Wohlstand schaffende Gleichgewicht zwischen Kapital und Arbeit war aufgehoben zugunsten des Kapitals, das neue Gesetze diktierte. Altersvorsorge wurde mit Steuern bedroht.

Die Quellensteuer auf Zinsgewinne im Jahre 1992 hatte ohnehin schon dazu geführt, dass eine große Zahl wohlhabender Bürger ihr Geld illegal nach Luxemburg oder in die Schweiz schafften. Nach dem abgewandelten Dichterwort:

Was du ererbt von deinen Vätern hast, verbirg es, um es zu besitzen.

Der am 1. Januar 1999 geborene Euro wurde in der Öffentlichkeit kaum diskutiert, als sei es unanständig, darüber zu reden, und jemand, der davor warnt, schon ein Verräter an der gemeinsamen Sache. Das ging zu Lasten der Demokratie, die ohnehin bei den Brüsseler Behörden keine große Rolle spielte. Kein Parlament legitimierte mehr die Beschlüsse der Brüsseler Bürokratie, auch nicht das europäische, das mit so hohem Aufwand an mehreren Plätzen tagte.

Wenn es in Deutschland auch eine Abstimmung über den Euro gegeben hätte wie in anderen Ländern, wäre mit Sicherheit eine große Mehrheit gegen das europäische Abenteuer zustande gekommen. Hier fanden Ängste noch kein Ventil, der Euro hat es bis heute nicht zu einem Witz gebracht. Wenn man nicht auf einen Scherz zurückgreifen will, der von uns selber erfunden wurde, dass nämlich ein Euro aus zehn Neandertalern bestehen soll.

Eine gewisse Ratlosigkeit, Ausdruck von Irritation über die atemberaubende Vernetzung und Technisierung, steckt auch in Witzen, wie sie Ende der neunziger Jahre aufkamen:

Zwei Männer, die in der Nähe eines Indianerreservats wohnen, hacken im Herbst eine Woche lang Holz für den Winter. Danach fahren sie in die Stadt, um im Saloon einen Whisky zu trinken. Auf der Straße begegnet ihnen eine alte Indianerfrau, die immerzu murmelt: »Das wird ein ganz harter und kalter Winter!« Darauf beschließen die beiden, vorsichtshalber noch eine Woche Holz zu hacken.

Als sie nach Ablauf einer Woche in die Stadt kommen, treffen sie wieder die alte Indianerfrau. Sie murmelt: »Das wird ein ganz harter und langer Winter, oh, was werden wir frieren!« Die beiden Männer machen sich Sorgen und beschließen, lieber noch eine Woche länger Holz für den Winter zu hacken. Danach kommen sie in die Stadt, und wieder steht da die alte Indianerfrau und klagt: »Das wird ein ganz harter und schlimmer Winter!«

Da geht einer der beiden Männer zu ihr und fragt: »Kluge, alte Frau, woran siehst du das denn?«

Und sie antwortet: »Da oben in den Bergen sind zwei Weiße, die hacken schon seit drei Wochen ununterbrochen und wie besessen Holz!«

Witze über düstere Ahnungen und auch über das, was uns im Jenseits erwartet, haben Erzähler immer parat. Auch sie sollen Angst abbauen oder verdrängen. Sterben passiert dann grundsätzlich nur anderen, nicht einem selber. Himmel und Hölle werden so etwas wie Reiseziele.

Als Machiavelli, der als Schriftsteller ethische Normen für Regierende aufheben wollte, auf dem Sterbebett liegt, wird er von den Umstehenden bedrängt, doch endlich dem Teufel abzuschwören.

Er antwortet: »Werde ich mir denn in dieser Situation neue Feinde machen?«

Zwei englische Lords treffen sich. Der eine erinnert sich bedauernd: »Ach, ich habe gehört, Sie haben Ihre Frau Gemahlin beerdigen müssen?«

»Ja«, sagt der andere, »was sollte ich machen? Sie war tot!«

Letzter Wunsch eines Todeskandidaten: »Ich möchte auf dem elektrischen Stuhl die Hand meines Verteidigers halten!«

Ein Pastor lässt sich seine Heimatzeitung in den Urlaub nachschicken und findet darin eines Morgens seine eigene Todesanzeige. Da hat sich aber einer einen bösen Scherz erlaubt, sagt er sich, ruft aber trotzdem den Bischof an. »Haben Sie meine Todesanzeige gesehen?«, fragt er. »Natürlich«, bestätigt der Bischof.

Der Pastor setzt nach: »Aber Sie haben den Unsinn doch hoffentlich nicht geglaubt?«

»Natürlich nicht«, bestätigt der Bischof, »aber sagen Sie, von wo rufen Sie an?«

Drei Bestattungsunternehmer klagen bei einem Treffen über die schlechte Lage. Das Wetter ist zu gut, die Menschen sind zu gesund.

»Ich hatte im letzten Monat nur sieben Erd- und drei Feuerbestattungen«, sagt der erste, »und noch eine Seebestattung, das war alles.«

»Bei mir war es kaum besser«, sagt der zweite, »acht Erd-, drei Feuer- und zwei Seebestattungen.«

»Bei mir war es nicht ganz so schlimm«, meldet sich der dritte, »ich hatte zwar auch nur sieben Erd-, vier Feuer- und zwei Seebestattungen, aber dann sechs Kompostierungen ...« »Kompostierungen?«, fragen die beiden erstaunt. »Nun, die Grünen kommen ja jetzt auch in die Jahre!«

Zu dieser Sammlung gehörten auch Beichtwitze, die in katholischen Regionen von jeher beliebt waren. Allerdings mehr auf dem Land als in Großstädten.

Elisabeth hat gerade gebeichtet, als ein Verehrer versucht, Hand an sie zu legen.

»Warte bitte einen Moment«, sagt sie, »noch bin ich ja im Stande der heiligmachenden Gnade. Aber ich komme da auch wieder heraus!«

Samuel Weizenbaum, soeben erst Katholik geworden, kniet zum ersten Mal im Beichtstuhl.

»Ich habe mit der Frau meines Kompagnons geschlafen.« »Wie oft, mein Sohn?«

»Nu«, entgegnet Weizenbaum, »bin ich gekommen, mich zu zerknirschen, oder bin ich gekommen, mich zu berühmen?«

Die Deutschen warfen sich selber vor, den Mitbürgern ihr Geld und ihren Besitz nicht zu gönnen, eine Neidgesellschaft entwickelt zu haben. Die Gerichte stöhnten über die Unzahl von Verfahren, mit denen Nachbarn sich bedrohten, statt miteinander zu reden. So kamen auch Nachbarschaftswitze auf. In denen wurde allerdings geredet:

Sagt die Frau zu ihrer Nachbarin: »Wissen Sie, dass Ihre Katze heute Morgen meinen Wellensittich gefressen hat?« — »Ach, gut, dass Sie es sagen«, antwortet die, »dann kriegt sie heute nichts mehr.«

Eine Nachbarin beschwert sich: »Ihr Sohn hat gesagt, ich sähe aus wie eine Kuh!«

Antwortet die Mutter: »Dabei habe ich ihm immer gesagt, er soll nicht nur nach äußerlichen Eindrücken urteilen.«

Dass »Made in Germany« nicht mehr unbedingt eine Garantie für Qualität sein musste, scheint auch eine Folge der neuen wirtschaftlichen Entwicklung zu sein. Das betraf natürlich zuerst das Handwerk.

Der Friseur fragt einen Kunden nach seinen Wünschen. Der sagt:

»Ich möchte gern die linke Seite ganz glatt, rechts zehn bis elf Stufen, vorn ein paar Haare in die Stirn und hinten eine Strähne, die über die Anzugjacke fällt.«

Der Friseur schüttelt den Kopf: »Das kann ich nicht.«

»Wieso nicht?«, fragt der Kunde. »Vor drei Wochen haben Sie mir die Haare doch auch so geschnitten.«

Danach ist der Friseur vermutlich zu einem Psychotherapeuten gegangen.

Ein Mann, der zum Psychotherapeuten will, kommt in ein Wartezimmer mit zwei Türen. Über der einen steht »Mutter geliebt«, über der anderen »Mutter gehasst«. Er geht durch die Tür mit »Mutter geliebt« und steht erneut in einem Zimmer mit zwei Türen. Über der einen steht »Vatergeliebt«, über der anderen »Vater gehasst«. Na, denkt er, ein bisschen ÖdipusKomplex wird vielleicht sogar erwartet. Also geht er durch »Vater gehasst«.

Wiederum kommt er in ein Zimmer mit zwei Türen.

Über der einen steht »Über 100000 Mark Einkommen«, über der anderen »Unter 100000 Mark Einkommen«.

Er wählt die mit »Unter 100000 Mark Einkommen« und steht wieder auf der Straße.

Walter Dirks, der Schriftsteller und Publizist, hatte in den sechziger Jahren über die Bundesrepublik geurteilt: »Es bleibt viel anzuerkennen und zu loben, aber im Endergebnis dieser Jahre haben wir eine nur scheinbar stabile, in Wahrheit äußerst labile, ihrer selbst nur scheinbar sichere Gesellschaft, die in der Gefahr ist, in schweren Belastungsproben zu versagen.« Das bleibt vermutlich länger wahr.

Der Berliner Professor Arnulf Baring schrieb 1997 ein Buch mit dem Titel >Scheitert Deutschland?<. Der Autor bejahte diese Frage in fast allen Kapiteln. Das Buch wurde ein Bestseller.

Die Wiedervereinigung hatte finanzielle und soziologische Probleme zur Folge, die das Land noch nicht bewältigt hat.

Dazu passt eine Geschichte, die 1960 ein alter Jude in Israel erzählt hatte:

Ein Jude geht in Jerusalem an die Klagemauer. »Gott der Herr«, betet er, »zweitausend Jahre haben wir dich angefleht: Lass uns heimkehren in das Land unserer Väter. Und ausgerechnet uns muss es passieren!«

Professor Valentin Braitenberg, der ehemalige Direktor des MaxPlanck-Instituts für biologische Kybernetik in Tübingen, schrieb 1998 in der >Zeit<: »Die herrliche Perversion, die aus der Gehirnfunk-tion Lust bezieht, entschädigt uns für manche Schwäche auf animalischem Gebiet und macht uns schicksalhaft zu Wissenschaftlern. Und zu Erzählern von Witzen.«

Fällt uns noch ein Witz ein? Keiner mehr? - So ernst sind die Zeiten geworden!

Zugaben

Michael Lentz

Drei Riesen

Als Chris Howland, Dieter Thoma und ich zum ersten Mal in einer Kneipe über Witze nachdachten und unsere reichhaltige Bestandsaufnahme dem Tonband anvertrauten, erzählte ich einen meiner Lieblingswitze: den von den drei Riesen.

Als ich die Pointe servierte, war ich der Einzige, der schallend lachte. Später wurde ein Protokoll ausgefertigt, in dem alle Witze, die unbedingt berücksichtigt werden sollten, mit zwei oder drei Kreuzen markiert wurden. Meine »Drei Riesen« tauchten gar nicht erst auf.

Bei der nächsten Sitzung sagte ich: »Ihr habt meinen Lieblingswitz, den von den >Drei Riesen<, vergessen.« Und weil ich ihn so gut fand, erzählte ich ihn noch mal. Peter Jamin, der ebenfalls zur Runde gestoßen war, blickte mich zweifelnd an, als ich nach der Pointe in Gelächter ausbrach. Ich fand kein Echo. Chris Howland bestellte ein Mineralwasser und pfiff durch die Zähne, was er immer tut, wenn ihm etwas peinlich ist. Dieter Thoma strich mit dem Daumen seine Brauen zurecht und sagte in einem Tonfall, der eindeutig meinen Humor in Frage stellte: »Sag mal, findest du diesen Witz wirklich gut?«

»Ja«, sagte ich, »ja, ja, ja! Und ich lasse mir die >Drei Riesen< von euch auch nicht austreiben. Das ist ein Schmuckstück unserer Sammlung.« Betretenes Schweigen. Chris Howland pfiff. Jamin fixierte mich wie jemanden, dem ein Fauxpas unterlaufen ist, der aber von seinen Gesprächspartnern rücksichtsvoll überhört wird. Thoma wölbte die Lippen und sagte: »Also wenn du den Witz wirklich so gut findest, kannst du ihn ja unter deinem Namen in einer persönlichen Notiz unterbringen.«

Das tue ich hiermit:

Drei Riesen unterhalten sich darüber, wer von ihnen den größten Vater hatte. Sagt der eine:

»Wenn mein Vater morgens aufstand und die Füße voreinander-setzte, stand er mit einem Bein in Frankreich und mit dem anderen in Australien.«

»Das ist noch gar nichts«, sagt der zweite Riese. »Wenn mein Vater morgens aufstand und sich mal so richtig reckte, hatte er in jeder Hand einen Planeten.«

»Waren die Planeten warm?«, fragt der dritte Riese. »Ja, warum?«

»Dann waren das die Eier von meinem Alten.«

Dieter Thoma Die Tochter des Gastgebers

Lieblingswitze verraten viel über den Menschen, der sie preisgibt, sagen die Psychologen. Ich verknüpfe deswegen Witze untrennbar mit Menschen, die sie mir erzählt haben, als seien sie ihr geistiges Eigentum. Über vierzig Jahre hinweg konnte ich manchmal behalten, wer mir bei einer bestimmten Gelegenheit welchen Witz weitergab. Das gilt auch für Erlebnisse, in denen ein Witz anders wirkte als sonst, weil er auf eine besondere Situation traf.

Nur Musik vermittelt noch vergleichbare Erinnerungsbrücken; das erste Sinfoniekonzert, die erste Oper, die neue Freundin, die damals einen schrägen Schlager schätzte. Sobald ich die Musik höre, lebe ich in dieser Vergangenheit, werden alte Freunde wieder aktuelle Gesellschafter.

Auch wo man einen Witz erzählt, kann wichtig sein, die Stimmung, die Zuhörer, der Vorlauf, die Tageszeit. Und manchmal kommt dann noch eine Überraschung dazu.

Auf einer Reise hatte mich ein Gesprächspartner abends zum Essen an den Familientisch eingeladen. Seine Frau und zwei Töchter, 16 und 14 Jahre alt, saßen auch dabei. Nach dem Essen tischte der Gastgeber einen Witz auf. Ich fügte einen anderen hinzu, und so tauschten wir eine Zeitlang Pointen aus, streng darauf bedacht, sie nur aus der obersten Schublade zu nehmen, geeignet für jedes katholische Lyzeum.

Da meldete sich die vierzehnjährige Tochter und fragte, ob auch sie einen Witz erzählen dürfe.

»Natürlich«, erlaubte der Vater und lehnte sich nicht ohne väterlichen Stolz zurück. Und Tochter Ulrike begann:

Es gibt Anstandsunterricht bei der Bundeswehr. Der Spieß fragt die Rekruten, wie sie sich in folgender Situation verhalten würden: »Sie sitzen mit einer Dame in einem Lokal und müssen mal austreten. Was sagen Sie?«

Der erste antwortet: »Was soll ich schon groß erklären? Ich werde sagen: >Mädchen, ich muss mal zum Klo.<« »Unmöglich«, urteilt der Spieß, »und Sie?« Der zweite antwortet: »Ich würde sagen: >Meine Dame, jeder Mensch muss mal müssen, und das ist jetzt bei mir der Fall.<«

»Schon besser«, meint der Spieß, »aber noch nicht gut. Und Sie?«

Der dritte steht auf, verbeugt sich leicht und sagt: »Gnädiges Fräulein, ich muss leider mal eben vor die Tür und einem guten Freund die Hand geben, dessen Bekanntschaft Sie auch bald machen werden!«

Ich brauchte eine ganze Weile an diesem Abend, um den Vater davon zu überzeugen, dass seine Tochter noch nicht völlig missraten sei.

Eine andere Situation ... Wir hatten Modefotos für >twen< machen lassen und saßen bei mir zu Hause: Willy Fleckhaus als Chef der Zeitschrift, ein Modefotograf und vier Models oder Mannequins, wie man zu der Zeit noch sagte. Und wieder wurden irgendwann Witze erzählt. Auf ein passendes Stichwort hin gab ich die Geschichte vom Fuchs und dem Hasen zum Besten.

Ein Fuchs und ein Hase spielen zuweilen miteinander Karten. Es ist spät geworden an einem Abend, und da sagt der Fuchs: »Pass auf, ich bringe dich schnell nach Hause, setz dich nur auf meinen Schwanz!« Der Hase sitzt auf und kommt auch schnell und relativ bequem zurück.

Das nächste Mal besucht der Fuchs den Hasen. Wieder wird es spät, der Hase will sich revanchieren und sagt ebenfalls: »Jetzt bringe ich dich nach Hause, setz dich nur auf meinen Schwanz!« Dort aber findet der Fuchs keinen Halt, rutscht jedes Mal ab, wenn der Hase starten will. Da geht der Hase ärgerlich zur

Garage, fährt einen Cadillac heraus und bringt damit den Fuchs heim.

Moral: Wer einen zu kleinen Schwanz hat, braucht einen Cadillac!

Auf diese Pointe hin sprang eines der Models begeistert vom Sessel hoch und juchzte: »Ja, genauso ist es, genauso ist es!«