77756.fb2 Ganz Deutschland lacht!. 50 deutsche Jahre im Spiegel ihrer Witze - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 20

Ganz Deutschland lacht!. 50 deutsche Jahre im Spiegel ihrer Witze - читать онлайн бесплатно полную версию книги . Страница 20

Dieter Thoma.Der Dax im Käfig: Witz und Wirtschaft

Gibt es Witz in der Wirtschaft? An der Theke sicherlich. Aber das ist eine andere Art von Volkswirtschaft. Darf man also mit der Ökonomie Scherze treiben, über Wirtschaftsthemen Witze reißen? Kann Wirtschaft lustig sein? Ich will versuchen, das zu beweisen. Mit allem Unernst, zu dem ich fähig bin.

»Nationalökonomie ist, wenn die Leute sich wundern, warum sie kein Geld haben«, hat Kurt Tucholsky gesagt. Das leuchtet ein.

Ist es schon witzig, wenn ich lobend und ohne Einschränkung von einer Versicherung behaupte, sie sei ganz gewiss nicht schadenfroh?

Oder der Spruch: Geld macht Armut erträglich?

In der Bewertung des Witzes und in der Beschäftigung damit haben die Psychologen, die Philosophen und die Literaten einen größeren Anteil. Aber auch Witz und Wirtschaft, Ökonomen und Spaßmacher, vertragen sich gut. Beide neigen zu Sparsamkeit.

Der kürzeste aller Witze, ich muss ihn hier wiederholen, ist wohl immer noch dieser:

Zwei Jäger treffen sich. Beide tot.

Man könnte hinzufügen: »Es waren die letzten beiden, die den Dachs noch nicht Dax schrieben.« Damit ist man in der Ökonomie gelandet. Nur wenig länger ist dieser:

Zwei Geschäftsleute sitzen in New York nebeneinander beim Friseur. Da seufzt der eine tief: »Hmm!« Sagt der andere: »Wem erzählst du das?«

Grundlage jedes Witzes ist ein Paradoxon, das Aufeinandertreffen von zwei in sich jeweils stimmigen Bezugssystemen, die aber miteinander unvereinbar sind.

Ein Mann schreibt an das Landwirtschaftsministerium: »Ich habe gehört, dass man durch Nichtaufzucht von Schweinen Geld verdienen kann. Ich wäre bereit, mein Geschäft auf die Nichtaufzucht von tausend Schweinen auszuweiten.«

Die Arbeit muss ja eine böse Erblast tragen, fast eine Erbsünde. Sie hat nie ganz ihren schlechten Ruf verloren, seit Adam und Eva sie als Strafe für den ersten Sündenfall erlebt haben. Seither mussten sie »im Schweiße ihres Angesichts« ihr Brot essen.

Allerdings haben wir dabei alle eine Mentalität entwickelt, möglichst andere für uns sorgen zu lassen. Selbst das ist jedoch so neu nicht. Schon Montaigne schrieb im 16. Jahrhundert: »Wir alle sind reicher begabt, als wir denken; doch man bringt uns das Borgen und Betteln bei und leitet uns an, uns der Kraft der anderen mehr als der unseren zu bedienen.« Manche Wahrheiten halten Jahrhunderte lang.

»Manchmal tun mir die Aktionäre leid. Wir ziehen ihnen richtig das Geld aus der Tasche.«

»Na und? Woraus sollen wir es denn sonst ziehen?«

Das Geld in der Marktwirtschaft rollt und hat auch unsere Gesellschaft ins Rollen gebracht. Die Experten irren sich ständig und werden trotzdem gesucht wie nie zuvor. Im Journalismus sind Wirtschaftsredakteure die bestbezahlten Kollegen.

Ein Mann fragt im Geschäft: »Was kosten bei Ihnen zwei halbe Heringe?«

»2 Euro 80.«

»Das ist aber teuer. Bei Ihrer Konkurrenz drüben kosten sie nur 1 Euro 90.«

»Warum kaufen Sie die Heringe dann nicht da?«

»Der hat keine mehr.«

»Wenn ich keine mehr habe, kosten sie bei mir auch nur 1 Euro 90.«

Wir haben längst vergessen, wie sensationell und bedeutend in der Menschheitsgeschichte das Geld ist. Kein anderes Lebewesen tauscht etwas gegen Symbole. Denn mehr als symbolischen Wert hat Geld ja nicht. Manche Tiere tauschen Schutzfunktionen aus oder sorgen indirekt für die Nahrung des anderen. Aber kein Hecht tauscht Grasmücken gegen einen Hering.

Der nächste Schritt der Menschen war es, nicht direkt zu tauschen, sondern einen Gutschein für den Tausch zu nehmen. Geld war ein Sprung in eine wahrhaft grandiose Dimension. Zunächst beruhigte noch der Materialwert der Münzen den Besitzer. Wer in der Inflation Goldmünzen besaß, war reich. Weniges ist aber so erstaunlich, wie es die Einführung des Papiergeldes war. Denn das setzte den festen Glauben der Benutzer voraus, dass der, der es bedruckt hatte, auch dafür bürgen werde.

Nachträglich gesehen ist es ein Wunder, dass dieses Unternehmen gut gehen konnte, dass die Menschen solche Garantiescheine ernst nahmen. Deswegen steht auch auf dem ersten erhaltenen Geldschein von 1375 - er stammt aus China —, dass jeder mit dem Tode bestraft werde, der versuche, solch einen Gutschein zu fälschen.

Wir können froh sein, dass unser Geld schon erfunden war, bevor unsere heutige Wirtschaftsgesellschaft etabliert wurde. In unserer Zeit würde wahrscheinlich kaum noch jemand glauben, dass es wirklich stimmt, was da auf dem kleinen Stück Papier gedruckt steht. Wenn wir uns nicht so daran gewöhnt hätten.

Was tun Sie, wenn Ihnen jemand 1000 Mark schenkt? —

Nachzählen.

Der Versuch mit der »Volksaktie« Telekom enttäuschte die Käufer, die der Werbung geglaubt hatten und dachten, sie würden schon da-durch reich, dass möglichst viele mitmachen. Dadurch und durch den Absturz auch anderer Aktien sind sehr viele sehr viel ärmer geworden.

Nach der letzten Steuererklärung schrieb mir das Finanzamt: »Wir vermissen die Gewinne aus spekulativen Aktiengeschäften.«

Da habe ich zurückgeschrieben: »Ich auch!«

Ein Schweizer fragt leise in der Bank: »Kann ich hier Geld anlegen?«

»Wie viel?«, fragt der Bankbeamte. »Zwei Millionen Franken.«

Sagt der Bankbeamte: »Sie können ruhig lauter reden, Armut ist keine Schande!«

»Vati, was ist Mammon?« »Mammon ist das Geld anderer Leute.«

Der Witz lässt nichts aus, Heiliges nicht und Schmutziges, und kaum ein menschliches Laster. Aber er hält auch Trost bereit, das Lachen darüber gibt Entwarnung, entspannt, macht das Witzeln unangreifbar, erzeugt eine Art menschliche Verbundenheit. Ein Beispiel ungebrochener Geschäftstüchtigkeit:

Ein Schotte hat mit einer selbst gebastelten Destillier-Anlage Whisky gebraut und fragt einen Freund, ob der mal probieren will.

Der reagiert erschrocken. »Das kannst du nicht machen«, warnt er, »als Amateur kann dir da Methylalkohol reingeraten, davon wird man blind! Schütte das Zeug bloß weg!«

Als sie sich eine Woche später wieder begegnen, fragt er nach:

»Was hast du denn mit deinem Whisky gemacht?«

»Verkauft«, antwortet der andere.

»Um Gottes willen, an wen denn?«

»An einen Blinden.«

In meiner Jugend gab es einen berühmten Wetterpropheten. Gefragt, wie er so oft die richtigen Voraussagen machen konnte, gestand er im Alter: »Ich habe immer das Gegenteil dessen behauptet, was die Fachleute gesagt haben!« Mindestens für die Börse trifft das immer noch zu.

Was ist die Börse? Du kaufst dir eine Henne und einen Hahn. Die machen Eier. Aus diesen Eiern schlüpfen wieder Hennen und Hähne. Die machen alle auch Eier. Nach sechs Wochen hast du fünfzig Hennen und Hähne, nach vier Monaten vierhundert. Wenn ein Jahr vorbei ist, besitzt du über tausend Hennen und Hähne. Und immer neue Eier.

Und dann kommt eine Überschwemmung. Alle Hennen und Hähne ertrinken. — Das ist Börse. Enten hättest du nehmen sollen!

Noch etwas vom Federvieh: Brauchen wir Werbung?

Natürlich. Sehen Sie, wenn ein Huhn ein Ei legt, gackert es lauthals. Wenn eine Gans ein Ei legt, hält sie den Schnabel. Was ist die Folge? — Alle Menschen essen Hühnereier!

Da angeblich zwanzig Prozent der Bevölkerung ausreichen, um die Wirtschaft in Gang zu halten, müssen wir unsere Hoffnung auf die achtzig Prozent setzen, die dann kaum Geld, aber dafür viel Zeit haben Witze zu erzählen, und zu lachen kostet ja nichts.

Ein Taubstummer legt am Bankschalter ein Kondom und einen Tannenzweig hin.

Der Kassierer fragt verwundert den Filialleiter: »Was will der Mann wohl?«

»Das ist doch ganz klar«, erwidert der, »einen Überziehungskredit bis Weihnachten.«

»Auch eine stillstehende Uhr hat doch täglich zweimal richtig die Zeit gezeigt und darf nach Jahren auf eine lange Reihe von Erfolgen zurückblicken«, bemerkte einst die Schriftstellerin Marie von Ebner-Eschenbach.

Ein Handwerker beschwert sich, dass er so früh habe sterben müssen.

Sagt Petrus: »Aus Ihren Rechnungen ergeben sich so viele Arbeitsstunden, dass Sie mindestens achtzig Jahre alt sein müssen.«

In der Wirtschaft muss man zwar regelmäßig Bilanz ziehen, aber der Versuch, vorauszublicken, ist viel aufregender. »Nichts ist so schwierig wie Prognosen«, sagte mal ein Wirtschaftler. »Vor allem dann, wenn sie die Zukunft betreffen.«

Was steht uns bevor? Die Welt sei eine Pulverfabrik, in der das Rauchen nicht verboten ist, meinte Friedrich Dürrenmatt.

Unser Leben verändert sich radikal. Wir stecken mitten in einer technologischen Veränderung, wie es sie noch nie gegeben hat. Immer weniger Menschen müssen immer mehr tun, damit immer mehr Menschen immer weniger zu tun brauchen. Und immer mehr Mitbürger begreifen kaum noch, was sich da wandelt und entwickelt.

Die »feindliche Übernahme« der Firma Mannesmann in Düsseldorf hat viele Bürger mehr erschreckt, als die Verfechter der grenzenlosen Marktwirtschaft wahrhaben wollen. Da wurde Mannesmann einfach weggekauft und heißt seitdem »Vodafone«.

Wer kann sich danach noch sicher fühlen, morgen so zu heißen wie heute? Was würden wir sagen, wenn Volkswagen morgen »Juhu« hieße. Oder so ähnlich.

Den angeblich unfreiwilligen Witz finden wir auch hier:

In einer bayerischen Firma wird ein Angestellter verabschiedet. Der Chef hält eine Rede und sagt: »Und wieder müssen wir uns heute von einem verdienten Mitarbeiter verabschieden. Leider geschieht das nicht jeden Tag!«

Doch Mobilität war nicht immer etwas Positives. Sesshaft zu sein galt früher als die größere Tugend. Unsere Sprache verrät es noch: Mobilität vom lateinischen mobil, ist auch Mob! Die nicht Sesshaf-ten, die Mobilen waren Mob, unzuverlässig.

Damit war nicht das Auto gemeint, mit dem man heute zurück zur Natur fährt. Noch Kaiser Wilhelm II. war der Ansicht: »Das Auto hat keine Zukunft, ich setze aufs Pferd.«

Inzwischen sind vor allem die Manager mobil.

Der neue Chef berichtet: »Ich habe in jedem Betrieb hervorragende Mitarbeiter getroffen, engagiert, verlässlich und fleißig. Und immer auch zwei totale Arschlöcher: Meinen Vorgänger und meinen Nachfolger!«

Der Chef ist eine wichtige Figur im Witz. Wie ein Abteilungsleiter erzählt: »Wir haben in unserer Firma den perfekten Meinungsaustausch. Ich gehe morgens mit meiner Meinung ins Büro des Chefs und komme mit seiner wieder heraus.«

»Sie wollen mehr Geld haben?«, fragt der Chef. »Wissen Sie denn eigentlich, wie wenig Sie arbeiten? Ich rechne es Ihnen mal vor: Das Jahr hat 365 Tage, wie Sie hoffentlich wissen. Davon schlafen Sie täglich acht Stunden, das macht allein 122 Tage. Bleiben also noch 243 Tage. Sie haben dann täglich acht Stunden frei, das sind noch einmal 122 Tage. Da bleiben noch 121. Das Jahr hat 52 Sonntage, an denen Sie nichts tun, damit kommen wir auf einen Rest von 69 Tagen. Samstags arbeiten Sie nur halbtags, da müssen wir die Hälfte, 26 Tage, rechnen, die frei sind. Nun sind wir bei 43 Tagen. Wir haben täglich eine Stunde Mittagspause, Sie speisen demnach rund 16 Tage. Was ist übrig?27 Tage. 14 Tage sind Sie im Urlaub, es errechnet sich also noch ein Rest von 13 Tagen. Von denen müssen Sie noch durchschnittlich zwölf Feiertage abziehen. Es verbleibt ein Tag. Und das ist der 1. Mai! Und dafür wollen Sie mehr Geld haben?«

Wie man sich in den Erzählungen von Maus und Elefant immer mit der Maus identifiziert, verliert im Witz alles seine Größe, wird klein, kann ausgelacht werden, hat nichts Bedrohliches mehr. Das gilt für alle Witze über Berufe, Ärzte, Lehrer, Tenöre, Beamte.

Der Abteilungsleiter erklärt einem neuen Mitarbeiter: »Der Chef macht manchmal Witze. Lautes Lachen hält er für plumpe Vertraulichkeit, stilles Lächeln für Arroganz und völliges Ernstbleiben für ein Zeichen von Dummheit. Also richten Sie sich danach!«

Schön an solchen Gags ist, dass es zwar um menschliche Schwächen geht, dass sie aber selbstironisch dargestellt werden. Man könnte das die Sozialfunktion des Witzes nennen.

So ein Witz erfüllt eine wichtige Aufgabe: Er vermittelt zwischen Intellektuellen und Menschen, die nicht besonders gesprächsbegabt sind. Auf eine solche Geschichte können sich alle einigen.

Ein Verkaufsteam, vier Reisende der Firma Hellweg, treffen im Zug auf vier Vertreter der Konkurrenzfirma. Sie reden über die Firmenanweisung, sparen zu müssen. »Sie auch?«, fragen die Konkurrenten.

»Wir fahren inzwischen schon nur noch mit einer Fahrkarte«,

berichten die Vertreter der Firma Hellweg.

»Das ist ja toll. Wie macht ihr das denn?«

»Passt mal auf, wenn gleich der Schaffner kommt.«

Als sich der Kontrolleur nähert, gehen alle vier zusammen auf die Toilette und verschließen die Tür.

»Würden Sie bitte Ihre Fahrkarte unter der Tür durchschieben«, fordert der Kontrolleur von draußen.

Er bekommt die Fahrkarte, prüft sie, schiebt sie zurück, bedankt sich und geht weiter.

Eine Woche später treffen sich die konkurrierenden Teams wieder.

»Das ist doch klar, wir fahren inzwischen auch nur noch mit einer Fahrkarte«, erzählen die vier anderen.

Da versichern die Hellweg-Vertreter: »Wir sind schon wieder einen Schritt weiter. Wir fahren jetzt ganz ohne Karte!«

Die Konkurrenten staunen. »Wie geht denn das?«

»Zeigt ihr erst einmal, wie das bei euch läuft!«

Als der Schaffner naht, gehen die vier Konkurrenten wieder alle zur Toilette und versperren die Tür.

Kurz darauf macht sich das Hellweg-Team auf den Weg. Im Vorbeigehen an der Toilettentür ruft einer: »Fahrschein-Kontrolle! Würden Sie bitte Ihre Fahrkarte mal unten durchschieben?«

Wir stoßen da auch gleich auf die vielen Management-Definitionen, die Sie vermutlich kennen. Ich habe acht gefunden:

Management by Pingpong = So lange hin- und herspielen, bis es sich von selbst erledigt.

Management by Jeans = An den entscheidenden Stellen sitzen Nieten.

Management by Helikopter = Mit großem Getöse einfliegen, viel Staub aufwirbeln und dann wieder verschwinden. Management by Champignons = Mitarbeiter im Dunkeln lassen, gelegentlich mit Mist bewerfen und die Köpfe abschneiden, wenn sie groß werden.

Management by Känguru = Mit leerem Beutel große Sprünge machen.

Management by Nilpferd = Selber bis zum Halse im Dreck, das

Maul weit aufreißen und dann untertauchen.

Management bei Bonsai: Jede aufkeimende Initiative wird sofort beschnitten.

Und Management bei Moses = Er führte sein Volk in die Wüste und wartete auf ein Wunder.

In diesem Zusammenhang ist auch die Übersetzung von »Management-Development« erfunden worden: Flaschenzug. Entschieden wird oft schnell, präzise und falsch.

Der Frankfurter Wirtschaftsprofessor Eberhardt Scheffler meinte: »Das Wort Manager wird nicht nur für Herren angewendet. Es führt aber zu Missverständnissen, wenn man bei weiblichen Managern von >Miss-Management< redet.«

Der Literaturnobelpreisträger Henri Bergson, Philosophieprofessor in Paris, schrieb 1924: »Wir sehen, dass zwischen einem komischen und einem geistreichen Ausspruch tatsächlich kein wesentlicher Unterschied besteht.« Und er zitiert:

»Die Börse ist ein gefährliches Spiel. Man gewinnt heute und verliert morgen.«

»Nun, dann spiele ich eben nur jeden zweiten Tag.«

Aus unseren Tagen stammt dieser:

Zwei Telekom-Aktionäre begegnen sich vor der Bank. Fragt der eine: »Wie geht's?«

Sagt der andere: »Danke der Nachfrage. Besser als morgen.«

Es gibt gängige Aussprüche, die tief beunruhigen können. Zum Beispiel wenn jemand, dem man Geld geliehen hat, sagt: »Ich werde ewig in Ihrer Schuld stehen.«

Beunruhigen kann so auch der bayerische Dreisprung, wie ihn der Autor Oliver Hassenkamp beschrieben hat. Der geht so:

Phase 1: Dann warten wir erst mal ab. Phase 2: Dann schau'n wir mal. Phase 3: Dann werden wir schon sehen.

Wie kann man ein Unternehmen erfolgreich machen? Wenn man das immer so genau wüsste! Kurz: Man kann ja mit seiner Firma erfolgreich in die Geschichte eingehen oder schlicht eingehen. Für den Erfolg erhält niemand eine Garantie.

Karl Valentin sagte schon: »Wenn man es kann, ist es keine Kunst; wenn man es nicht kann, ist es erst recht keine.«

Ein Dorftrottel ist dafür bekannt, dass er, wenn ihm wahlweise 1 Euro oder 50 Cents angeboten werden, immer die 50 Cents wählt. Die Ferienbesucher versuchen es immer wieder und freuen sich darüber, dass der so blöd ist.

Eines Tages sagt ein Einheimischer zu ihm: »Du weißt doch auch, dass 1 Euro mehr ist als 50 Cents, oder?«

»Natürlich«, antwortet der Trottel. »Aber wenn ich einen Euro verlangen würde, bekäme ich gar nichts mehr.«

Ist es ein schlechter Witz, wenn ein Wirtschaftssystem Aktien dann steigen lässt, wenn Arbeitsplätze vernichtet werden? Mir fiel bei der historischen Spurensuche Willy Brandt wieder ein, der gesagt hat, eine Politik, die Menschen nicht besser leben lässt, solle sich zum Teufel scheren. Gilt das nicht auch, wenn man das Wort Politik gegen das Wort Wirtschaft austauscht?

Zwei Geschäftsleute haben sich durch besonders skrupellose Methoden ein Vermögen erworben. Als sie teure neue Geschäftsräume einweihen, haben sie sich bei einem bekannten Maler zwei Porträts bestellt, die nun protzig nebeneinander an der Wand hängen.

Zur Feier des Tages laden sie auch den Kunstkritiker der frankfurter Allgemeinen Zeitung< ein und fragen ihn erwartungsvoll nach seiner Meinung.

Der Kritiker sieht sich die Bilder lange an und nickt mit dem Kopf. Dann deutet er auf die leere Mitte dazwischen und fragt: »Und wo ist der Heiland?«

Chris Howland DM ade: The United States of Euro

Mir war eigentlich nie klar, wie sehr ich an der Deutschen Mark hing — von den Pfennigstücken, die man uns in Supermärkten ständig im Überfluss gab, bis hin zum guten, soliden Fünfmarkstück. Ich war mit den Münzen so vertraut geworden, dass ich sie ohne hinzusehen in der Tasche zählen konnte. Dafür gibt es jetzt Viermarkstücke, auf denen 2 Euro als Wert gedruckt sind. Aber sie fühlen sich nach nichts an im Vergleich zum guten alten Fünfer.

Mein erstes Markstück erblickte ich 1948. Damals stellten noch Zigaretten und Kaffee die Hauptwährung dar. Dann änderte sich über Nacht alles, und von dem Tag an krempelte Deutschland die Ärmel hoch, um wieder eines der führenden Mitglieder Europas zu werden. Ein großer Teil dieses Erfolgs steckte in dieser kleinen silbrigen Metallscheibe. Selbstverständlich wünschen wir ihrem Nachfolger, dass er die gleiche Stabilität genießt (sonst gerieten wir alle in Schwierigkeiten), aber wir täten Unrecht, würden wir die gute alte Deutsche Mark vergessen. Es ist vielleicht merkwürdig, dass ein Engländer sich nach der deutschen Mark sehnt. Fast so merkwürdig, als wünsche eine deutsche Frau sich mehr englische Pfunde. Aber ich bin da nun mal nostalgisch.

Multiplizieren Sie die Euros immer noch mit zwei, um festzustellen, was etwas wirklich kostet? Ich tue es. Und wie oft haben Sie in der Umstellungsperiode festgestellt, dass Sie zu viel bezahlen? Einmal hat ein Hotel in Österreich meiner Frau für einen Salat 43,-Euro in Rechnung gestellt. Als sie diese beeindruckende Summe freundlich anzweifelte, erhielt sie schnell eine Entschuldigung: Sie hatten Schillinge gemeint. Sicher, jeder kann sich mal irren, aber kann mir jemand erklären, wieso die meisten dieser Irrtümer zu Gunsten des Verkäufers begangen werden?

Ein Mann und seine Frau sind nach 24 Stunden Autofahrt zu erschöpft, um weiterzufahren. Sie entschließen sich anzuhalten und eine Pause zu machen. Sie nehmen sich ein Zimmer in einem Hotel, wollen aber nur vier Stunden schlafen, um dann ihre Fahrt fortzusetzen. Als sie auschecken, überreicht man ihnen am Empfang eine Rechnung über350 Euro.

Der Mann explodiert. Die Zimmer seien recht nett, aber keine 350 Euro wert. Als der Angestellte ihm entgegnet, das sei der Standardtarif, besteht der Mann darauf, den Hotelmanager zu sprechen.

Der Manager erscheint kurz darauf, hört dem Mann zu und erklärt ihm, dass das Hotel einen Pool mit olympischen Maßen habe und ein großes Konferenzzentrum, das dem Mann und seiner Gattin zur Verfügung gestanden habe. »Aber das haben wir doch gar nicht genutzt«, sagt der Mann. »Aber sie hätten es nutzen können«, antwortet der Manager. Er erklärt dem Mann weiter, dass sie sich eine der Shows hätten anschauen können, für die das Hotel berühmt sei. »Die besten Entertainer, die beste Musik.« »Aber wir sind zu keiner dieser Shows gegangen«, beschwert sich der Mann wieder.

»Nun, wir bieten sie an, und sie hätten es tun können«, entgegnet der Manager. Es spielt keine Rolle, welches Angebot der Manager erwähnt, der Mann antwortet immer »Aber wir haben es doch gar nicht in Anspruch genommen!«

Der Manager bleibt ungerührt, und schließlich gibt der Mann auf und ist damit einverstanden, die Rechnung zu zahlen. Er stellt einen Scheck aus und überreicht ihn dem Manager. Als der Manager den Scheck sieht, ist er überrascht: »Aber dieser Scheck beläuft sich nur auf 100 Euro.«

»Das ist richtig«, antwortet der Mann. »Ich habe ihnen 250 Euro dafür in Rechnung gestellt, dass sie mit meiner Frau geschlafen haben.«

»Aber das habe ich nicht!«, erklärt der Manager.

»Tut mir leid«, sagt der Mann, »aber sie war vier Stunden hier,

und Sie hätten es tun können.«

Es gab da bei den Preisen einen kleinen Trick, der mich verärgert hat. Einige Geschäfte zeichneten die Preise in Euro und darunter in DM aus. Auf den ersten Blick schien das hilfreich zu sein, doch dann fiel mir auf, dass sie schlichtweg den ursprünglichen Preis in Euros aufgerundet und die Zahl in DM zurückgerechnet hatten. Rein mathematisch war alles korrekt, aber der Preis war dennoch gestiegen. All das hat meine Überzeugung bestärkt, dass einige Leute, ganz gleich, unter welchen Umständen, immer einen Weg finden, Kapital aus den jeweiligen Umständen zu schlagen.

Das erinnert mich an den Mathepauker, der zu seiner Klasse sagt:

»Wenn es mit rechten Dingen zuginge, müsste ich 75% von euch eine Fünf geben.«

Worauf ein Schüler nach kurzem Nachdenken meint: »Moment — so viele sind wir doch gar nicht!«

Nun macht mir Sorgen, was in Euroland als Nächstes kommt. Man hat die Grenzen entfernt und eine gemeinsame Währung eingeführt. Und bald, schätze ich, wird man eine gemeinsame Sprache ha-ben wollen. Das hat man schon einmal versucht. Aber niemand wollte Esperanto sprechen.

Eigentlich glaube ich nicht, dass irgend jemand eine gemeinsame Sprache will, aber: Hat man uns beim Euro gefragt? Mit der Einführung einer einheitlichen Sprache wird man es genauso machen. Man wird sagen, es müsse so geschehen, weil es zu spät sei, es aufzuhalten. Die Franzosen nennen das wohl einen »fait accompli«.

Dabei wäre es durchaus nützlich, eine gemeinsame Sprache in Europa zu haben. Stellen Sie sich nur vor, Sie wären in der Lage, Grenzen zu überqueren, ohne ein Wörterbuch mit sich herumzutragen! Das würde den Touristen das Leben sehr erleichtern. Aber auf welche Sprache fiele die europäische Wahl? Da Englisch eine Weltsprache ist, wäre es wahrscheinlich nicht gestattet, dass sie auch eine europäische wird. Die Franzosen würden sich wie verrückt ins Zeug legen, um den Wettbewerb zu gewinnen, beim Sieg eines anderen das Ergebnis jedoch ignorieren. Auch die Deutschen würden sich alle Mühe geben, weil Begriffe wie Biergarten, Realpolitik, Mercedes, Volkswagen, Kindergarten, Angst, gemütlich, Einstein, Beethoven sowie Donner und Blitz bereits international sind, so dass die Ausländer weniger Wörter zu lernen hätten. Holland, Dänemark oder Griechenland können wir getrost vergessen, weil wir sie immer vergessen. Aber was ist mit Spanien und Portugal? Spanisch und Portugiesisch sind weit verbreitete Sprachen, es könnte also eine nette Geste in Richtung Südamerika sein, eine von ihnen auszuwählen. Oder Italien? Es gibt in Europa genügend italienische Restaurants, um eine solche Entscheidung vernünftig erscheinen zu lassen - und sei es nur, um die Speisenkarten besser zu verstehen.

Neulich sah ich einen Werbespot zum Thema Europa im Fernsehen, der dem folgenden Witz recht nahe kommt. Dafür gibt es nur eine Erklärung: Der Autor hat ihn von uns oder wir haben ihn von ihm gestohlen.

In einem Zugabteil sitzen vier Menschen: ein Engländer, ein Franzose, eine atemberaubende Blondine aus Italien und eine grimmige Dame aus Deutschland. Nach einigen Minuten rattert der Zug durch einen dunklen Tunnel und man hört das unverkennbare Geräusch einer Backpfeife. Als sie den Tunnel wieder verlassen, hat der Franzose den Abdruck einer Hand auf seiner Wange.

Die Blondine denkt: Dieser französische Idiot wollte mich befummeln, und aus Versehen muss er seine Hand auf die grimmige Deutsche gelegt haben, die ihm wiederum eine gelangt hat.< Die grimmige Dame denkt: Dieser schmutzige alte Franzose legt seine Hand auf die italienische Blondine, und die scheuert ihm eine.<

Der Franzose denkt: Dieser dumme Engländer fasst die Blondine an, und aus Versehen schlägt sie mich.<

Der Engländer denkt: >Ich hoffe, wir fahren bald in den nächsten Tunnel, damit ich diesem blöden Franzosen noch mal eine schmieren kann.<

Und natürlich wird die Hauptstadtfrage anstehen. Bestimmt soll es Brüssel werden. Bis dahin hat sich die Stadt ohnehin so weit ausgebreitet, dass sie ganz Belgien einnimmt; somit wäre es eine ganz natürliche Entscheidung. Auch Den Haag wird wachsen. Der Internationale Gerichtshof für Menschenrechte wird schon bald den größten Teil Hollands bedecken, und dazu gehört dann auch die kleine Enklave, die für das Verfahren gegen Ex-Präsident Milosevic eingerichtet wurde, das sich gewiss bis ins nächste Jahrhundert hinziehen wird.

Natürlich wird die Musik standardisiert werden müssen, um Bürgerkriege in den Ländern zu verhindern, die am alljährlichen Schlager-Grand Prix Eurovision teilnehmen. Ursprünglich als musikalisches Bindeglied gegründet, wird der Wettbewerb mittlerweile zu einer zähnefletschenden Bedrohung der europäischen Einheit. Schon bald wird es notwendig sein, die Regeln derart zu ändern, dass jeder das Siegerlied liebt, das - natürlich - von Brüssel erkoren wird. Ein europäischer Fernsehsender?

Bei meinem letzten Spanienurlaub gab mein deutscher Decoder den Geist auf. Das bedeutete, dass ich nur BBC sehen konnte und mit Erstaunen feststellte, dass dieses Programm ebenso langweilig wie die deutschen Programme ist. Ich will nicht sagen, dass ich Verona vermisste, aber ganz bestimmt hatte ich rasch die Nase voll von Hitler, Churchill und Stalin, die immer noch auf dem Bildschirm er-scheinen und recht gute Quoten erzielen, obschon sie (Gott sei Dank) nur Wiederholungen sind. Aber die Politiker werden das Fernsehen kontrollieren müssen. Wie sollen sie sonst die Nachrichten manipulieren?

Wir werden auch einen Präsidenten brauchen und die Königshäuser abschaffen. Nur: Wer wird ihn wählen? Vielleicht im Rotationsverfahren: vier Jahre Deutschland, vier Jahre Belgien und so weiter. Wenn die Präsidentschaft dann an die osteuropäischen Länder fällt, wird sowieso keiner seinen Namen aussprechen können, aber wen kümmert das schon? Prince Charles wird glücklich sein, weil er Camilla heiraten darf, aber die Mädels werden wegen William traurig sein.

Nein, nein, nein! Ich glaube, wir machen einen gewaltigen Fehler. Seit Hunderten von Jahren ist Europa ein Mosaik aus Ländern, Sprachen und Währungen, wie man es nirgends sonst auf der Welt finden kann. An einem Tag kann man durch drei oder vier verschiedene Länder reisen, die jedes eine eigene Sprache, eine eigene Kultur, eine eigene Geschichte haben. Warum sollten wir damit aufhören? Für die Vereinigten Staaten war es einfacher, weil sie alle jung waren, als die Union gebildet wurde, aber Europa ist eine Institution. Jedes Land ist anders, weil es eine andere Vergangenheit hat. Könige und Königinnen, Diktatoren und Tyrannen sind gekommen und gegangen. Grenzen wurden hin- und herbewegt, Imperien wurden geschmiedet und wieder aufgelöst, und aus diesen ganzen Turbulenzen ist etwas in der Welt Einmaliges entstanden, die kreativste Kleinstaaterei der Weltgesellschaft — und wir versuchen nun, alles glatt zu bügeln und so langweilig wie ein Smokinghemd zu machen. Wo immer man hinreist, bald wird alles standardisiert sein: Essen, Kleider, Häuser, Städte, Autos, Verkehrsschilder, Reisepässe und was sonst noch alles! In Brüssel arbeiten sogar gut bezahlte Fachleute daran, eine standardisierte europäische Klobrille zu produzieren. Wenn Sie also über kein europäisches Standard-Hinterteil verfügen, müssen Sie möglicherweise einige Entfernung zurücklegen, bis Sie ein Örtchen finden, an dem Sie sich bequem niederlassen können. Ich hoffe, Sie werden es so lange aushalten können.