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Wenn Musiker sich zusammenfanden und aufspielten, nannte man das früher eine Musikbande. Band, wenn es englisch gesprochen wird, ist eine Kapelle oder ein kleines Orchester. Band-Leader sind allerdings nicht Lieder dieser Musiker, das ist der Orchesterchef. Aber nicht alle haben einen. Böse Menschen haben bekanntlich keine Leader.
Eine legendäre Geschichte:
Herbert von Karajan steigt in Wien in ein Taxi.
Fragt der Fahrer: »Herr von Karajan, wohin darf ich Sie fahren?«
Sagt Karajan: »Irgendwohin. Ich werde überall gebraucht.«
Darf man in Berlin, in der Herbert-von-Karajan-Straße, bei den Berliner Philharmonikern, solch despektierliche Scherze machen? Man darf. Der Intendant, Franz Xaver Ohnesorg, ist selbst ein fröhlicher Mensch. Er wirkt schon vom Aussehen her heiter, giocoso, wie das Thema, über das wir sprechen.
»Dirigenten sind als Opfer von Witzen besonders beliebt«, sagt er.
»Es gibt diese berühmte Geschichte, in der ein Dirigent jeden Tag in die Probe kommt und seine Musiker begrüßt. Er holt aus einem kleinen Täschchen einen Zettel heraus, schaut auf den Zettel, legt ihn wieder zurück in das Täschchen. Dann fängt er an. Eines Tages bekommt er bei einer Probe einen Schlaganfall und fällt um. Er ist tot.
Der Konzertmeister geht hin, öffnet sofort das kleine Täschchen und schaut nach, was auf dem Zettel steht. Und er liest Erste Geige links, zweite Geige rechts, Bratschen links, Cello rechts<.«
Franz Xaver Ohnesorg war einst Gründungsintendant der Kölner Philharmonie. Er ging dann für zweieinhalb Jahre als Artistic and Executive Director zur Carnegie Hall nach New York. Bis zum 31. Dezember 2002 war er Intendant der Berliner Philharmoniker, um nach getaner Reformarbeit wieder ins geliebte Rheinland zurückzukehren. Von dort leitet er künstlerisch das von ihm inzwischen zu internationalem Renommee gebrachte Klavier-Festival Ruhr.
Ohnesorg ist fest davon überzeugt, »dass Musik und Humor sehr, sehr tief zusammenhängen. Ich glaube, dass Musik insbesondere geeignet ist, Menschen von seelischen Belastungen zu erlösen, sie fröhlich zu machen. Man kann genauso das Gegenteil behaupten, dass Musik auch geeignet ist, Menschen sehr ernst zu stimmen. Aber der primäre Ansatz der Musik ist eigentlich, die Menschen ein wenig zu erheitern.«
Bei den Wiener Philharmonikern hatte ein Gastdirigent seinen ersten Tag. Ein Besucher erkundigt sich bei den Musikern: »Wie war es denn?«
»Ach, wir haben zehn Takte gebraucht, dann hat er keinen nennenswerten Widerstand mehr geleistet.«
Der Intendant trägt zu Hause ein rotes Polohemd, das hat mich überrascht. Mir fällt auf, dass ich ihn zum ersten Mal ohne Jackett und die zum Erkennungszeichen gewordene Fliege am Hals sehe. »Unter den vielen Anekdoten ist eine, die ich sehr liebe:
An einem sehr schönen Frühlingstag geht der Dirigent Sir Thomas Beecham die Fleet Street entlang. Die Sonne kommt heraus, und er hat einen Mantel an. Es wird ihm zu warm, also ruft er ein Taxi, gibt dem Taxifahrer seinen Mantel, legt ihn in den Wagen und sagt: >Follow me!< Dann geht er weiter.«
Ohnesorgs Ehefrau Franziska ist Staatsanwältin, aber deswegen nicht weniger an Musik interessiert. Sie freut sich über das nächste Beispiel. Für weitere Späße fehlt ihr heute leider die Zeit.
Sir Thomas Beecham dirigiert die Londoner Symphoniker. Die 9. von Bruckner steht auf dem Programm und soll geprobt werden. Der Dirigent klopft an das Pult und sagt: »Meine Damen und Herren! Ich habe die 9. von Bruckner sicher dreihundertmal dirigiert, ich nehme an, jeder von Ihnen hat sie bis zu zweihundertmal gespielt. Wir treffen uns morgen zur Aufführung.« Da meldet sich ein junger Geiger in der zweiten Reihe: »Sir, ich habe die 9. von Bruckner noch nie gespielt!« Sagt Sir Thomas: »Sie wird Ihnen gefallen!«
»Ich glaube, dass viele Musiker auch ganz besonders reiche und glückliche Persönlichkeiten sind, weil diese nichtverbale Tätigkeit des Musikmachens und des Sich-Mitteilens über das Erzeugen von Melodien und Rhythmen und alles das, was Musik ausmacht, ihre Erlebnisfähigkeit prägt. Das formt natürlich auch eine Persönlichkeit.« Apropos nichtverbale Tätigkeit:
Ein Konzertsaalvermieter sagt zu einem Musiker: »Ich habe sie alle erlebt, Rubinstein, Brendel, Serkin, Isaac Stern, Menuhin, Rostropowitsch — keiner hat so geschwitzt wie Sie!«
Musiker spielen nicht nur mit Instrumenten, sondern gelegentlich auch mit Worten. »Richard Strauss hat in seiner Alpensinfonie ein Hauptthema, das aus dem Bruch'schen Violinkonzert stammt. Das ist ein Zitat, aber er hat selbst immer gesagt, das sei die BruchStelle«, flachst mein Gastgeber und fährt fort:
»Da kommt der Komponist Hans Pfitzner zu Richard Strauss in die Garderobe, nachdem er die Alpensinfonie zum erstenmal gehört hat, Strauss hat sie selbst dirigiert. Und Pfitzner sagt: >Na, Herr Kollege, da ist Ihnen ein wunderbares Werk gelungen, aber Sie müssen nur aufpassen: Kurz vor Erstürmung des Gipfels hätten Sie sich fast noch einen Bruch geholt.<«
»Natürlich gibt es Lachen und Gelächter in der Musik. Es gibt auch komische Instrumente. Humor in der Musik hat damit zu tun, dass Menschen ungewöhnliche Klangfarben wahrnehmen. Da ist zum Beispiel das Fagott als eines dieser Instrumente, das einfach Schmunzeln hervorruft. Oder die Klarinette. Klarinette kommt vom lateinischen »clarus« und heißt »die hell Tönende«. Sie ist erhellend und besonders geeignet, um Fröhliches ertönen zu lassen, womöglich Gelächter wiederzugeben.
In Mozarts Oper >Cosi fan Tutte< ist sogar von überirdischer Heiterkeit die Rede: »Das war auch Mozarts Absicht. Er hat in dieser Oper auch ein Lehrstück gesehen: So sind sie halt, die Menschen, sprechen von ewiger Liebe und sind nicht in der Lage, auch nur zehn Minuten allein zu sein. Wir müssen alle mit unseren Unvollkommenheiten leben, und deshalb ist es gut, wenn wir dazu ein heiteres, von göttlicher Gelassenheit getragenes Verhältnis haben. Es heißt ja sogar beim >Don Giovanni< ausdrücklich >Drama giocoso<, auch wenn es um den Tod zweier Menschen geht.
Humor finden wir auch im Liedgesang, beim Klavierlied. Nehmen wir Hugo Wolf, >Der Rezensent<. Da hat Wolf ein Mörike-Gedicht vertont, und der Rezensent, den er vorher veräppelt hat, wird mit einem kleinen Tritt gegen das Gesäß die Treppe heruntergeworfen. Das ist musikalisch unglaublich eindrucksvoll illustriert. Und schließlich erklingt ein Walzer als Nachspiel zu diesem Lied. Das zeigt eben auch, wie sich Humor und Fröhlichkeit durch Dreiertakte sehr schön ausdrücken lassen.«
Gibt es auch in der modernen Musik eigentlich noch so etwas wie Fröhlichkeit?
»O ja. Das beginnt schon bei Richard Strauss. Er hat die Tonsprache, die Klangsprache enorm ausgeweitet, zum Beispiel. Im >Till Eu-lenspiegel<. Es gab in der Musikgeschichte eigentlich zwei große Schritte fortschrittlicher Instrumentierung. Den einen setzt Berlioz, den anderen Strauss. Natürlich stehen da Oboen und Englisch Horn und vor allen Dingen Klarinette und Es-Klarinette stark im Vordergrund. Der >Till Eulenspiegel< strotzt geradezu von frechen Bemerkungen, die in Musik umgesetzt werden. Und wenn der Till schließlich aufgehängt wird, geht die Es-Klarinette in die obersten Regionen und verhaucht auf eine sehr witzige Weise. Selbst von seiner >Sa-lome< sagte Strauss bei einer Probe, sie sei ein Scherzo mit tödlichem Ausgang.«
Bei Otto Nicolai und seinen >Lustigen Weibern von Windsor< steht in der Partitur: »Elfen und Kobolde melden sich kichernd«. Hier gackern allerdings nicht Instrumente, sondern Stimmen. Damit kommen wir zu den Tenorwitzen. Tenöre und Bratscher sind bevorzugt Opfer von Witzen:
Ein neuer Tenor ist im Stadttheater zum Vorsingen bestellt. Nach zwei Zeilen der ersten Arie verhustet er sich und bricht ab Im zweiten Versuch kommt er auch nur eine Zeile weiter. Der Rest geht wieder im Husten unter.
Beim dritten Ansatz singt er die erste Strophe fast perfekt durch. Aber als er im zweiten Teil zum hohen C ansetzen will, verhustet er sich wieder.
Da schüttelt sich der Sänger, schaut böse in die Runde und ruft: »Scheiß Theater!«
Ein Tenor auf einem Schiff verlässt nach dem Aufstehen seine Kajüte und geht auf das Oberdeck. Er blickt über die Reling in den Nebel und ruft: »Was? Weiter sind wir noch nicht?!«
Ein Tenor kommt im Theater die Treppe hoch. Es begegnet ihm die Sekretärin des Intendanten. Er fragt: »Ist der Intendant da?« »Nein.«
Sagt er: »Weiß ich doch!«
Ein Tenor wird von einer Verehrerin angesprochen. »Ich habe Sie vorgestern in der Straßenbahn gesehen.« »War ich gut?«
Kennt und mag Ohnesorg ausschließlich Musikerwitze?
»O nein, da sind auch ganz andere, allgemeine. Einer meiner Lieblingswitze ist dieser:
Der kleine Moische wird vom Rabbi gefragt: »Moische, wie viel ist zweimal zwei?«
Moische springt auf, schaut den Rabbi ganz verzweifelt an, nimmt seine Finger zur Hilfe, wiegt seine beiden Hände und stammelt: »Sieben?!«
Darauf der Rabbi: »Moische, wie oft hab' ich dir schon erklärt: Zweimal zwei ist vier! OK — fünf! Aber nicht sieben!«
Das ist für mich einer der anrührendsten Witze, den ich kenne: Der Cellist Misha Maisky hat ihn mir mal erzählt, als wir über das >rich-tige< Tempo im letzten Satz von Haydns C-Dur Cello-Konzert diskutiert haben.«
Damit sind wir zurück in der Musik:
Max Reger wird nach einem Konzert, in dem besonders die Fagotte zur Geltung kamen, von einer musikinteressierten adeligen Dame gefragt: »Sagen Sie, Maestro, bringen die Musiker diese merkwürdigen Töne mit dem Mund hervor?« Sagt Reger: »Hoheit, das will ich doch sehr hoffen!«
»Der berühmte Liedbegleiter Gerald Moore, ein wunderbarer Erzähler, hat mich um eine schöne Anekdote über den russischen Bassisten Schaljapin bereichert«, erzählt Ohnesorg:
»Moore und Schaljapin haben ein Lied einstudiert, da fragt der Sänger: »Hm, können wir das nicht einen halben Ton höher spielen?«
»Ja, ja, muss ich halt transponieren, kann das schon machen.« Er fragt: »So ist es tief. Wie klingt es jetzt?« Sagt Schaljapin: »Too low, too low.« »Und einen halben Ton höher?«
»Too high, too high. Don't you have something in between?«
Der Gründungsintendant der Kölner Philharmonie hat die Beziehung nach Köln nie verloren. »Eine der Qualitäten des Rheinlands ist eben, dass die Bewohner wirklich Humor haben. Ich glaube, man kann den Anfang der Bundesrepublik viel besser verstehen, wenn man hier gelebt hat und Adenauer in den Kontext der rheinischen Menschen bringen kann, als wenn man ihn nur abstrakt als Staatsmann sieht. Humor zu haben bedeutet auch, nachsichtig und tolerant zu sein.«
Den Besuch beschließt eine Reihe von Instrumentenwitzen:
Ein Mann, der Kontrabass spielt, hat mit seinem Beruf Schluss gemacht. Es ist das erste Mal, dass er sein Instrument mit nach Hause bringt.
Seine Frau macht die Tür auf, als er klingelt, schaut ihn an und sagt: »Um Gottes willen, was ist denn das?«
Was ist der Unterschied zwischen einer Handgranate und einer Bratsche?
Keiner. Wenn man sie hört, ist es zu spät.
»Muss ein englischer Gentleman Bratsche spielen können?« »Natürlich! Aber er würde es nie tun.«
Es gibt auch eine Kombination von Bratschen- und Dirigentenwitz:
Ein Bratscher am letzten Pult spielt bereits seit vielen Jahrzehnten mit seinen Kollegen zusammen. Eines Tages wird unmittelbar vor der Vorstellung der Dirigent krank. Da nimmt sich der Bratscher ein Herz, geht zum Intendanten und sagt: »Also, Sie werden es nicht glauben, aber ich habe diese Oper >Aida< drauf, ich kann die dirigieren.«
Der Intendant glaubt ihm, macht die Ansage, der Bratscher dirigiert, es wird ein Riesenerfolg.
Am nächsten Tag kommt er — anderes Stück, anderer Dirigent — wieder zu seinem Kollegen am Pult zurück. Er erwartet von dem Pultkollegen ein nettes Wort.
Der sagt: »Sag mal, wo warst du gestern eigentlich?« Und noch ein alter Bekannter:
Ein Musiker geht mit seinem Instrument im Kasten über die Straße.
Ein Mann spricht ihn an und fragt: »Entschuldigen Sie, spielen Sie erste Geige oder zweite Geige?« »Bratsche«, antwortet der Musiker.
Sagt der Mann: »Warum müssen Sie mich denn gleich beleidigen?«
Dieter Thoma
Von Giraffen und Schuhplattlern: Musik und mehr Ein Musiker erzählt dem anderen, dass er eine CD mit seiner Musik produziert habe.
Fragt der andere: »Was hast du verkauft?«
»Nun, mein Haus, mein Auto . . .«
Wie es manchmal im Leben so zugeht: Die ersten Witze, die Paul Kuhn erzählt, schließen sich nahtlos an die von Franz Xaver Ohnesorg an. Paul Kuhn ist Pianist, Bandleader, Arrangeur, Komponist, Sänger, Entertainer. Er selbst sagt, er sei Musiker.
»Was ist das: Zehn Bratschen auf dem Meeresgrund?« »Das weiß ich nicht.« »Ein guter Anfang!«
Der Lehrer fragt den kleinen Fritz in der Schule: »Was macht denn dein Vater?«
Nach einigem Zögern antwortet Fritzchen: »Der ist StripteaseTänzer in einer Homobar.«
Der Lehrer ist erstaunt und erkundigt sich. Er sagt am nächsten Tag: »Da hast du mich ja ganz schön verkohlt gestern. Ich weiß jetzt, dass dein Vater Bratschist im Orchester ist. Warum hast du das denn nicht gesagt?« Fritzchen: »Ich habe mich nicht getraut.«
Die vier Musiker eines Streichquartetts hören eine Aufnahme ab, die sie im Studio gemacht haben. Da meldet sich der Bratscher zu Wort: »Ich höre meine Stimme gar nicht!« »Ja«, sagt der Tontechniker, »das sind diese modernen Geräte, da werden Nebengeräusche total weggefiltert.«
Warum ist die Bratsche so sehr Zielscheibe des Witzes? Paul Kuhn meint: »Die Bratscher sind so etwas wie die Ostfriesen unter den Musikern, wobei das völlig unbegründet ist. Vielleicht ist es dadurch entstanden, weil es so viel mehr Konzerte für Violinen als für Bratschen gibt. So mögen die Bratscher als Leute erscheinen, die es nicht bis zum Geiger geschafft haben.« Nun werden alle Negativscherze an ihnen aufgehängt.
Viele Anekdoten werden an kauzigen Figuren wie Fritz Kortner festgemacht. 1892 in Wien geboren, hat er als Schauspieler und vor allem als Regisseur das Berliner Theater der zwanziger und dreißiger Jahre mit geprägt. Viele Geschichten stammen aus seiner Regiearbeit nach dem Kriege. Kortner ist 1970 in München gestorben.
Fritz Kortner hat bei einer Probe einen Ischiasanfall. Der Theaterarzt wird geholt und gibt ihm eine Spritze: »Wenn's der Ischias ist, werden wir's gleich haben. Die kleine Spritze wirkt sofort. Gleich ist wieder alles in Ordnung.« Dabei schlägt er dem Patienten mit der rechten Hand beruhigend auf den Oberschenkel. Als der Arzt gegangen ist, brummt Kortner: »Das ist ja grauenhaft! Ich brauche einen Arzt, und man schickt mir einen Schuhplattler!«
Werden sie halten, die Geschichten, wenn keiner mehr lebt, der ihn gekannt hat? Der Schauspieler Klaus Maria Brandauer hat noch mit ihm gearbeitet. Er erzählte mir, Kortner habe mal zu ihm gesagt: »Denken Sie beim Sprechen! Sie verlieren deswegen nicht Ihre österreichische Staatsbürgerschaft!«
Kortner macht gerade Probenpause, als ein junger Autor mit seinem Stück kommt, das er geschrieben hat. »Bitte, Herr Professor, könnten Sie nur mal einen Blick hineinwerfen?« Kortner liest, blättert, liest wieder, schüttelt den Kopf. »Auf der Seite kommt natürlich noch ein Gag rein«, erklärt der Autor.
Das wiederholt sich, und jedes Mal, wenn Kortner zu lesen beginnt, sagt der Autor: »Da kommt auch noch ein Gag hin!« Da klappt Kortner das Manuskript zu und sagt: »Gagen Sie mich doch am Arsch!«
Tagelang hat Kortner die Temperatur auf der Probenbühne kritisiert: zu warm, zu kalt, zu muffig. Endlich scheint er zufrieden zu sein. Nach einiger Zeit klagte er wieder über die Wärme. Der Inspizient beschwert sich: »Als Sie vor zehn Minuten hereinkamen, haben Sie es noch gut gefunden!«
Erwidert Kortner: »Ja, aber ich kann doch nicht ununterbrochen hereinkommen!«
Zu den schönsten Anekdoten gehört nach meiner Meinung diese:
Fritz Kortner ärgert sich immer wieder über einen Schauspieler, der seine Haare sehr lang trägt. »Sie mit Ihren langen Haaren«, knurrt er, wenn er seine Kritik an schauspielerischen Leistungen des Mimen einleitet.
Eines Morgens hat sich der Schauspieler etwas überlegt. Als Kortner die Probenbühne betritt, sagt er wie beiläufig: »Übrigens, Einstein trug auch lange Haare ...« Kortner reagiert: »Ja, aber die trug er als Geiger, und als Geiger war er nicht gut!«
Mein Klavier gibt sich etwas verstimmt, weil Paul Kuhn es nicht gleich wiedererkennt. Schon vor 35 Jahren hat er darauf gespielt.
1936, im Alter von acht Jahren, hatte er als eine Art Wunderkind mit dem Akkordeon seinen ersten öffentlichen Auftritt in Berlin. Vier Wochen nach Kriegsschluss saß er in einem amerikanischen Club am Klavier, bekam dann eine eigene Combo beim Sender AFN.
Als das Leben sich wieder in geregelten Bahnen zu bewegen begann, studierte er Musik.
Zwei Musiker treffen sich. Erzählt der eine: »Ich war neulich in den USA, hatte eine Menge zu tun. Davon hast du bestimmt gehört?« »Nein.«
»Ich habe auch in Hollywood Filmmusiken gemacht, das weißt du sicher.«
»Nein, davon habe ich auch nichts gehört. Und was machst du jetzt hier?«
»Nun ja, ich bin jetzt wieder hier, wollte mal sehen, was so läuft. Aber es ist nicht so gelaufen wie ich dachte.« »Ja, davon habe ich gehört!«
Hat Paul Kuhn einen Lieblingswitz? »Nein. Das ist wie mit der Musik. Es gibt so viele Möglichkeiten, dass ich mich nie entscheiden kann. Welchen Witz man gerne erzählt, hängt auch von der eigenen Tagesstimmung ab.«
Ist dieses gerade der Lieblingswitz?
Ein Posaunist geht zum Friseur, bei dem er schon jahrelang Kunde ist. Während ihm die Haare geschnitten werden, sagt er: »Du musst mir morgen Abend einen Gefallen tun.« »Gern, wenn ich kann.«
»Du kannst. Du musst nur mit meiner Posaune morgen im Orchester sitzen. Ich habe etwas wirklich Dringendes vor.« »Wie soll das gehen? Ich kann doch keinen Ton spielen!« Der Posaunist erklärt ihm, das sei auch nicht nötig. Er müsse nur im schwarzen Anzug da sitzen und immer optisch nachahmen, was die anderen beiden Posaunisten tun. »Das fällt gar nicht auf!«
Der Friseur lässt sich schließlich überreden und geht abends mit der Posaune zum Konzert.
Als der Posaunist am nächsten Tag sein Instrument abholen will, fragt er: »Nun, wie war es?« »Ein Desaster!«, stöhnt der Friseur.
»Warum das?«
»Wir waren drei Friseure!«
Oder dieser?
Eine Frau hat ihrer besten Freundin zum 70. Geburtstag einen
Festkuchen gebacken. Auf dem Weg zum Geburtstagsfest gerät sie in ein Unwetter. Als sie gerade am Friedhof vorbeigeht, reißt ihr eine Windböe den Kuchen aus der Hand, er fliegt über die
Mauer auf den Friedhof und rollt davon. Die Frau beginnt hemmungslos zu weinen. Ein vorüberkommender Mann versucht die Schluchzende zu trösten.
»Na, was ist denn los? Ist es denn so schlimm?«
»Es war alles umsonst«, schluchzt die Frau, »jetzt liegt er auf dem Friedhof!«
»Bedenken Sie doch mal, wie viele da liegen«, sagt der Mann. Klagt die Frau: »Aber keiner mit acht Eiern!«
Oder der?
Drei Mütter unterhalten sich über ihre Söhne. Die erste sagt: »Ich muss sagen, meiner war immer ein braver Junge, hat sehr fleißig gearbeitet. Er hat als Tankwart angefangen, hat Scheiben geputzt und Autos gewaschen, und heute gehören ihm vier Tankstellen in der Stadt.«
»Donnerwetter ja«, sagt die zweite, »aber ich bin mit meinem auch sehr zufrieden. Er war immer sauber, adrett und strebsam. Er hat mit einem kleinen Kurzwarengeschäft angefangen, hat Tischtücher und Handtücher verkauft, und heute gehören ihm drei große Kaufhäuser. Die gehören ihm wirklich!« Sagt die Dritte: »Also, mit so schönen Erfolgsmeldungen kann ich nicht aufwarten. Mein Sohn ist schwul, aber es geht ihm gut. Es fehlt ihm an nichts. Er fühlt sich prima, und er hat nette Freunde. Der eine hat vier Tankstellen, der andere drei Kaufhäuser.«
Ich sage: »Es gibt Tiere, die auf mich fliegen.« »Welche?«
»Wespen zum Beispiel.« Tierwitze kennt Paul Kuhn bessere.
Es klingelt. Der Wohnungsinhaber geht zur Tür. Es ist niemand da. Das ist ein dummer Jungenstreich«, denkt der Mann. Er guckt aber dann doch noch einmal nach. Und er entdeckt eine Schnecke auf der Klingel. Der Mann haut die Schnecke herunter und schließt die Tür.
Am nächsten Tag, auch wieder am Abend, klingelt es erneut. »Das kann doch nicht wahr sein«, schimpft er und geht nach draußen. Und tatsächlich sitzt da wieder die Schnecke. Und die sagt zu ihm: »Was war denn das eben?«
Antarktis: Tausende von Pinguinen watscheln über das Eis. Ein Pinguin sitzt am Rand und weint herzzerreißend. Da kommt ein älterer Pinguin und fragt: »Na, mein Kleiner, was ist denn los, warum weinst du denn so?«
»Ich habe meine Mutter verloren, ich finde meine Mutter nicht!« »Da mach' dir mal keine Sorgen, die finden wir schon. Wie sieht sie denn aus?«
Eine Giraffe und ein Kaninchen treffen sich. Sagt die Giraffe: »Sag mal, du musst ja kein sehr angenehmes Leben führen. Wenn du fressen willst, dann findest du schmutziges Gras, wo die Menschen mit ihren Schuhen drüber gelaufen sind, das kann ja nicht schmecken. Ich hingegen, mit meinem langen Hals, ich gehe an das frische Grün oben in den Bäumen, da ist alles sauber und schön. Oder wenn du Wasser trinken willst! Was kannst du machen? Du kannst auf Regenwasser warten. Das fließt dann dreckig zwischen Lehm und Schlamm. Ich dagegen mit meinem langen Hals gehe an den nächsten Bach und trinke aus seiner Mitte sauberes, wunderbares Wasser.« »Und?«, fragt das Kaninchen, »schon mal gekotzt?«
Oder Tierisches von Menschen:
Ein Mann trägt den Arm in Gips.
Fragt ein anderer: »Na, Unfall gehabt?«
»Nein«, sagt der, »Operation im Quiz gewonnen!«
Mit unserem Freund Michael Lentz zusammen hat Paul Kuhn für das Fernsehen eine Reihe über die >Geschichte des deutschen Schlagen gemacht. Von Peter Alexander hat er dabei diesen Witz gehört:
Der Vater geht mit seinem kleinen Sohn durch Wien. Als sie am
Opernhaus vorbeikommen, fragt der Kleine: »Papa, was ist denn das für ein großes Haus?«
»Das? Das weiß ich nicht.«
Sie gehen weiter und kommen zur Hofburg.
Fragt der Sohn: »Papa, was ist denn das für ein schönes Haus?«
»Das weiß ich nicht.«
Sie kommen an das Denkmal von Johann Strauss. Der Kleine fragt: »Wer ist denn der Herr mit der Geige?« »Das weiß ich nicht.«
»Papa, bist du jetzt böse, dass ich zu viel frage?« »Nein, frag nur! Du sollst ja etwas lernen.«
Das Schöne am Jazz sei, sagt Paul Kuhn: Man setzt sich zusammen, irgendjemand sagt >Honeysuckle Rose<, und schon geht es los. Bei Witzliebhabern ist es ähnlich.
Ein Mann kommt von einer Fotosafari aus Afrika zurück und sitzt abends mit verbittertem Gesicht am Stammtisch. Die Stammtischbrüder fragen: »Was ist los? Geht es dir nicht gut?«
»Die Reise«, antwortet der, »das war nicht in Ordnung.« »Was ist denn passiert?«
»Stellt euch vor, ich bin da auf der Safari etwas vom Weg abgekommen mit meinem Jeep. Plötzlich stehen mitten in der Wildnis acht riesige Massai-Krieger vor mir. Und der Anführer von denen hat mich viermal vergewaltigt.«
»Ach du lieber Gott«, sagen die Stammtischbrüder, »das ist ja fürchterlich, ein schlimmes Erlebnis!«
»Ja«, sagt der Reisende: »Und bis heute: kein Brief, kein Anruf, nicht mal eine Postkarte!«