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Das wäre ja auch zu schön, wenn der Menschheit etwas großes Vergnügen bereitet, ohne dass Wissenschaftler gleich nach dem tieferen Sinn fragen. Auch der Witz wurde - dem Hirn eines gefährlichen Täters gleich - von wissbegierigen Forschern auf den Seziertisch gelegt und zerlegt.
Wie wirkt ein Witz? Indem man über ihn lacht, lautet die einfache Antwort. Wissenschaftler machen es sich da nicht so leicht. Der kalifornische Neurologe Itzhak Fried fand durch Zufall das Lachzentrum eines an Epilepsie erkrankten Mädchens, als er bei der Reizung eines kleinen Areals im Gehirn ein Lachen vernahm. »Ein etwa vier Quadratzentimeter großer Bereich in der linken Gehirnhälfte, kurz vor dem Nervenareal, das die Bewegung von Armen und Beinen steuert, kann als Lachzentrum vermutet werden«, berichtete die Zeitschrift >Nature< über seine Erkenntnisse.
Ein Physikstudent, ein Mathematikstudent und ein Medizinstudent bekommen ein Telefonbuch. Was machen sie damit? Der Physikstudent sagt: »Diese Messreihen sind vollkommen zusammenhanglos.«
Der Mathematikstudent: »Da kein Zusammenhang zu erkennen ist, handelt es sich um Definitionen. Definitionen ohne Beschreibung, was es ist, sind wertlos.« Der Medizinstudent lächelt müde und fragt: »Bis wann?«
Ein Bus, der mit zehn Personen besetzt ist, hält an einer Haltestelle. Elf Personen steigen aus. Drei Wissenschaftler kommentieren das Geschehen.
Der Biologe sagt: »Die müssen sich unterwegs vermehrt haben.« Der Physiker: »Was soll's, 10 Prozent Messtoleranz müssen drin sein.«
Der Mathematiker: »Wenn jetzt einer einsteigt, ist keiner drin.«
Dean K. Shibata von der University of Rochester School of Medicine erzählte 13 Patienten Witze und untersuchte ihre Gehirnaktivitäten mittels einer Magnetresonanz-Tomographie. Seine Lehre: Die Hirnaktivität konzentriert sich auf einen kleinen Bereich der Unterseite des Gehirns, den nucleus accumbens.
Das Magazin >Ärztliche Praxis< berichtet im April 2002 von Versuchen, die belegen, dass Witze im Kopf unterschiedliche Regionen aktivieren: Ein Wortspiel, ein mehr auf den Klang aufgebauter Witz, beanspruche nur die linke Gehirnhälfte. Und zwar, wissenschaftlich ausgedrückt, den Gyrus praecentralis und die linke Insel. Das Beispiel:
Es klapperten die Klapperschlangen, bis ihre Klappern schlapper klangen.
Ein Witz, bei dem es auf den Inhalt und die Aussage ankommt, wird hingegen in beiden Gehirnhälften verarbeitet. Dieser semantische Witz aktiviert sowohl die linke als auch die rechte Hirnhälfte und sitzt beidseits im so genannten posterioren Temporalhirn, Wernicke-Zentrum inklusive.
Ein Zoologie-Student steht mitten im Examen. In der Prüfung deutet der Professor auf einen halb bedeckten Käfig, in dem nur die Beine eines Vogels zu sehen sind, und fragt:
»Welcher Vogel ist das?«
»Weiß ich nicht.»
»Ihren Namen bitte!«
Da zieht der Student seine Hosenbeine hoch und sagt: »Raten Sie mal!«
Die Studie führte auch zu der Erkenntnis, dass Menschen für das Verstehen von Witzen länger brauchen, als für das Verstehen klarer Zusammenhänge. Während nicht witzige Sätze in null Komma nichts kapiert werden, dauert es erheblich länger, einen Satz als witzig einzustufen - zuvor also zu verstehen. Und nicht immer ist das Ergebnis dieses komplizierten Prozesses eindeutig: Im Durchschnitt empfanden nur 62 Prozent der Versuchspersonen die Witze als lustig.
Was ist der Unterschied zwischen einer Hebamme und einem Chemiker? Der Chemiker sagt »H2O« und die Hebamme »Oha, zwei!«
Ein Mann geht mit seinem Hund an einem See spazieren. Plötzlich sieht er, wie eine Frau zu ertrinken droht. Er springt ins Wasser, packt sich die Bewusstlose und zieht sie ans Ufer. Er legt sie auf den Rücken und beginnt mit ihren Armen pumpende Bewegungen zu machen. Jedes Mal kommt ein dicker Wasserstrahl aus ihrem Mund geschossen. Ein Fahrradfahrer hat angehalten, schaut dem Treiben eine Zeit lang zu. Dann schüttelt er den Kopf und meint, dass das so nie etwas geben wird.
Der Retter ist sauer und ruft: »Mensch, seien Sie still! Ich weiß, was ich tue. Ich bin Arzt.«
»Na ja«, meint der andere, »aber ich bin Ingenieur, und ich sage Ihnen, solange die Frau ihren Hintern im Wasser hat, pumpen Sie höchstens den See leer.«
Ein Mann muss Steuern bezahlen und lässt sich beraten.
Der Steuerfachgehilfe fragt: »Was haben Sie denn verdient?«
Der Jurist fragt: »Was hatten Sie an Sonderabschreibungen,
Ausgaben, Unterhaltszahlungen ...?«
Der Physiker meint: »Was sind Steuern?«
Der Betriebswirt erkundigt sich: »Wie viel wollen Sie denn zahlen?«
Ein Politiker, der in die USA fliegen muss, erkundigt sich bei einem Mathematiker, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass eine Bombe im Flugzeug ist. Der Mathematiker rechnet eine Woche lang und verkündet dann: »Die Wahrscheinlichkeit ist ein Zehntausendstel!«
Dem Politiker ist das noch zu hoch, und er fragt den Mathematiker, ob es nicht eine Methode gibt, die Wahrscheinlichkeit zu senken. Der Mathematiker verschwindet wieder für eine Woche und hat dann die Lösung. Er sagt: »Nehmen Sie selbst eine Bombe mit! Die Wahrscheinlichkeit, dass zwei Bomben an Bord sind, ist dann das Produkt (1/10000) (1/10000) = Eins zu Hundertmillionen. Damit können Sie beruhigt fliegen!«
Prüfungstag in Physik. Auf der Heizung liegt ein Ziegelstein. Der Prüfling betritt den Raum. Der Prüfer fragt: »Warum ist der Stein auf der der Heizung abgewandten Seite wärmer?« Der Prüfling stammelt: »V... v... vielleicht wegen Wärmeleitung und so?«
Der Prüfer: »Nein, weil ich ihn gerade umgedreht habe.«
Der amerikanische Psychologe Peter Derks vom William and Mary College in Virginia/USA ermittelte per EEG, dass ein Gehirn hintereinander zwei Aktivitätsspitzen aufweist, wenn die Pointe eines Witzes verarbeitet wird. An den Gehirnstromkurven ist festzustellen: Als Erstes sucht das Gehirn intensiv nach einer logischen Antwort - die es nicht findet. Wenn dann die Pointe kommt, löscht das Gehirn blitzschnell alle falschen Informationen.
Die Stiftung Kinderzentrum in Bochum stellte fest, dass Erwachsene 15-mal am Tag ihre Lachmuskeln strapazieren und Kinder 400mal - was allen Volljährigen zu denken geben sollte. Betrüblich auch: Ende der 50er Jahre lachten die Deutschen im Durchschnitt noch 18 Minuten am Tag, heute nur noch sechs Minuten. Ob die Ursache für den Humor-Schwund in den drastischen Sparprogrammen von der Regierung zu finden ist, sagt die Wissenschaft nicht.
Eine Gruppe österreichischer Wissenschaftler hat sich zum Ziel gesetzt, herauszufinden, was mit dem Licht passiert, wenn man es ausknipst. Zu diesem Zwecke treffen sie sich in einem abgedunkelten Keller. Einer der Wissenschaftler stellt sich an den Lichtschalter, die anderen verteilen sich in den Räumen. Kaum hat der Mann am Schalter diesen ausgeknipst, beginnt im Dunklen ein hektisches Treiben. Nach ein paar Minuten kommt plötzlich einer der Wissenschaftler ganz aufgeregt aus einem der Räume gelaufen: »Ich hab's! Ich hab's! Es hat sich im Kühlschrank versteckt!«
Amerikanische Wissenschaftler haben einen Supercomputer entwickelt, der angeblich alles wissen soll. Ein Kauf-Interessent möchte ihn natürlich vorher erproben und stellt eine Testfrage: »Wo ist mein Bruder zur Zeit?«
Die Wissenschaftler geben die Frage ein und der Computer rechnet. Dann druckt er aus: »Ihr Bruder sitzt in der Maschine LH474 nach Peking! Er will dort mit der Firma Osuhushi einen Vertrag in Höhe von 2 Mio. Dollar abschließen über die Lieferung von ...« (weitere diskrete Informationen folgen). Der Käufer ist begeistert, will aber noch einen weiteren Test: »Wo ist mein Vater zur Zeit?«
Wieder rechnet der Computer und druckt aus: »Ihr Vater sitzt am Mississippi und angelt!«
»Ha!« schreit der Käufer: »Wusste ich's doch, dass er nicht alles weiß! Mein Vater ist seit fünf Jahren tot!« Die Wissenschaftler sind entsetzt und geben die Frage noch einmal ein. Der Computer rechnet länger und druckt: »Tot ist der EHEMANN ihrer Mutter! Ihr VATER sitzt am Mississippi und angelt!«
Ein Mathematiker, ein Physiker, ein Soziologe und ein Informatiker sitzen im Zug und passieren die Landesgrenze. Sie sehen zwei schwarze Schafe. Da meint der Soziologe: »Ich schätze, alle Schafe in diesem Lande sind schwarz.«
Doch der Physiker antwortet: »Das können Sie nicht sagen. Man kann höchstens behaupten: Mindestens zwei Schafe in diesem Lande sind schwarz.«
Der Mathematiker schüttelt darauf den Kopf und meint: »Auch das können Sie nicht behaupten. Man kann lediglich sagen: Zwei Schafe in diesem Lande sind auf einer Seite schwarz.« Der entsetzte Informatiker: »Oh, nein, schon wieder ein Sonderfall!«
»Einen Witz zu verstehen und diesen lustig zu finden, bedarf einer nicht zu unterschätzenden Gehirnleistung«, sagt der britische Wissenschaftler Richard Wiseman von der University of Hertfordshire. Auf seiner Webseite »Laughter Lab« machte er eine Umfrage. Jeder Internet-Surfer durfte bei ihm seinen Lieblingswitz veröffentlichen. Er musste jedoch Angaben zu Alter, Geschlecht und Nationalität machen und einen psychologischen Fragebogen ausfüllen. Wisemans »Lach-Labor« ermittelte so, dass in verschiedenen Ländern verschiedene Arten von Witzen geschätzt werden. Briten, Iren und Neuseeländer bevorzugen der Studie nach Witze mit Wortspielen, während Amerikaner und Kanadier gerne über Scherze lachen, die auf Kosten anderer gehen und diese dumm aussehen lassen. Weniger wählerisch geben sich die Deutschen; sie finden demnach offenbar alles komisch.
Nur beim witzigsten Witz der Welt waren sich viele einig. In der Internet-Umfrage bewerteten zwei Millionen Menschen aus 70 Ländern rund 40000 Witze und kürten folgende Geschichte zum Sieger nach Punkten:
Einige Jäger gehen durch den Wald, als einer von ihnen plötzlich zusammenbricht. Er scheint nicht zu atmen, seine Augen sind glasig. Ein anderer Jäger greift zu seinem Mobiltelefon und betätigt den Notruf. »Mein Freund ist tot. Was soll ich tun?«, fragt er in Panik.
»Ganz ruhig«, bekommt er zur Antwort. »Uberzeugen Sie sich zunächst, dass er wirklich tot ist.«
Stille. Dann ist ein Schuss zu hören. Der Jäger fragt: »Gut, was jetzt?«
Für den Volkskundler und Germanisten Hermann Bausinger zählt Lachen zur »Grundausstattung menschlicher Äußerungsformen«. Ein solcher Lachanfall dauert statistisch betrachtet sechs Sekunden. »Der Puls steigt dabei auf 120 Schläge pro Minute«, registrierte der Tuttlinger Psychologe und Lachforscher Michael Titze. Der amerikanische Immunologe Lee Berk ermittelte im Blut von lachenden Menschen vermehrt Immunglobin A, das die Atemwege vor Viren und Bakterien schützt - wer sich kranklacht, lebt eben besonders gesund.
Die Sprachwissenschaftlerin Helga Kotthoff von der Universität Konstanz analysierte zwanzig mitgeschnittene Gespräche beim Abendessen unter Freunden - drei Viertel von ihnen Akademiker zwischen dreißig und vierzig. Dabei kam unter anderem heraus: Je unklarer bei dem Gesagten die Grenze zwischen Spaß und Ernst ist, desto größer ist der humoristische Effekt.
Zwei Naturforscher wurden von einem Kannibalenstamm gefangen und stehen nun vor dem Häuptling: »Ihr könnt wählen — Kalumuh oder Tod?«
Der erste Forscher wählt Kalumuh. Sofort stürzen sich alle männlichen Dorfbewohner auf ihn und nehmen ihn von hinten. Der zweite Forscher wählt angewidert den Tod. »Tod?«, fragt der Häuptling. Der Wissenschaftler nickt. Der Häuptling: »Gut Tod, aber vorher Kalumuh.«
Stelle ein paar Personen die Frage »Was ist 2 x 2?«, und du wirst folgende Antworten erhalten:
Der Ingenieur zückt seinen Taschenrechner, rechnet eine Zeit lang und meint schließlich: »3,999999999.«
Der Physiker: »In der Größenordnung von 1 x 10 a 1.«
Der Mathematiker wird sich einen Tag in seine Stube verziehen und dann freudestrahlend mit einem dicken Bündel Papier ankommen und behaupten: »Das Problem ist lösbar!«
Der Logiker: »Bitte definiere 2 x 2 präziser.«
Der Hacker bricht in den NASA-Supercomputer ein und lässt den rechnen.
Der Psychiater: »Weiß ich nicht, aber gut, das wir darüber geredet haben ...«
Der Buchhalter wird zunächst alle Türen und Fenster schließen, sich vorsichtig umsehen und fragen: »Was für eine Antwort wollen Sie hören?«
Der Jurist: »4, aber ich weiß nicht, ob wir vor Gericht damit durchkommen.«
Der Politiker: »Ich verstehe Ihre Frage nicht...«
Ein Mathematiker will seine neueste Erkenntnis als Bild aufhängen — leider ist niemand da, der den Nagel reinhaut. Er nimmt eine Leiter, Nagel und Hammer und hält den Nagel mit dem Kopf zur Wand. Gerade als er zuschlagen will, schaut er noch mal genau hin — und stutzt. Er überlegt und überlegt und überlegt — nach 5 Minuten konzentrierten Hinschauens hat er die Lösung gefunden: »Das ist ein Nagel für die gegenüberliegende Wand!«
Eine Molkerei möchte ihre Produktion erhöhen. Sie setzt einen Biologen, einen Betriebswirt und einen Physiker auf das Problem an. Nach einem halben Jahr intensiven Campings auf den Viehweiden schlägt der Biologe eine Spezialdüngung des Grases vor, was in letzter Instanz die Milchausbeute um 30 Prozent steigern würde.
Die Molkerei beschließt, auf die Ergebnisse der anderen beiden zu warten. Ein weiteres halbes Jahr später verkündet der Betriebswirt stolz, dass aufgrund seiner umwerfend neuen Betriebsorganisation sich zwar leider, leider die Hälfte der Mitarbeiter einen neuen Job suchen müsste, aber dafür die Milchproduktion um 50 Prozent gesteigert werden könnte.
Inzwischen sind3 Jahre vergangen, und das Problem ist beinahe in Vergessenheit geraten. Der Biologe wurde gefeuert, weil die Milch plötzlich zu lachen anfing, und der Betriebswirt wurde vom wütenden Personal gelyncht. Plötzlich taucht der Physiker erhobenen Hauptes und schwer übernächtigt auf: »Wir können die Produktion vervierfachen ... unter der Voraussetzung einer punktförmigen Kuh im Vakuum.«
Rund 200 Lachforscher aus Disziplinen wie Sozialpsychologie, Immunologie, Hirn- und Stressforschung kümmern sich weltweit um den Witz und die Folgen. Trotzdem ist nicht viel dabei herausgekommen. Obwohl der Witz wieder und wieder unters Messer gelegt wurde, lachen die Menschen heute immer noch, ohne dass die Gelehrten genau sagen können, warum. Der Guru unter den Lachforschern, der amerikanische Professor William Fry, beklagte denn auch in einem Interview, dass er nach fast 40 Jahren Forschung »noch immer in den Windeln« liege. Der Forscher, der in den fünfziger Jahren an der Universität Stanford ein Institut für Lachforschung gründete, behauptet von sich, »einen Witz erfunden zu haben, über den fast alle Menschen lachen«. Das ist er:
Sagt ein Freund zum anderen: »Manchmal frage ich mich, was schlimmer ist: Ignoranz oder Apathie?«
Darauf der andere: »Das weiß ich nicht, und es interessiert mich auch nicht.«
Vielleicht ist es ja gut so, dass die Wissenschaft bei der Erforschung von Witz und Lachen nur schleppend vorankommt. Möglicherweise entstehen ja gerade bei dieser Arbeit viel bedeutendere Erkenntnisse -neue Witze wie dieser:
Amerikanische Forscher haben die Spezies Mann bis zur Perfektion weiterentwickelt. Heraus kam eine Kreditkarte, die den Müll runterträgt!